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2 Top Global Trend-Following Werte aus Österreich

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Österreich erlebt seit einem Jahr eine ganz neue (alte) Form des Regierens. Nach einem lähmenden Jahrzehnt großer Koalitionen, die sich mehr gestritten als regiert haben, ist nun eine rechtskonservative Regierung am Ruder, die sich in geräuschloser an das Umsetzen dringend notwendiger Reformen macht. Dem ATX hat dies innerhalb von einem knappen Jahr, insbesondere vor der Wahl im September 2017, eine Rallye von fast 100 % beschert. Kein Wunder das es in diesem Jahr erstmal etwas ruhiger zugeht und Gewinnmitnahmen auf der Tagesordnung stehen. Diese verlaufen aber in einem sehr moderaten Rahmen, denn aus fundamentalen Gründen gibt es derzeit keinen Anlass zur Sorge. Die österreichische Wirtschaft profitiert nicht nur vom robusten Aufschwung des Nachbarn Deutschland, sondern auch vom guten Wachstum Osteuropas. Zudem springt die Binnenwirtschaft verstärkt an. Prognostizierte Wachstumsraten von um die 3 Prozent über mehr als ein Jahr hatte das Land zuletzt Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Wir haben bei unserem Blick auf die Global Trend Following-Liste Österreich 100 zwei Werte gefunden, die deutlich vom Aufleben der Binnenwirtschaft und dem Wachstum in Deutschland profitieren.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

EVN (3-Jahres-Trendstabilität 18,23)


Der Energieversorger EVN wurde 1922 in Maria Enzersdorf (Niederösterreich) gegründet, wo das Unternehmen auch heute noch seinen Sitz hat. Mit seinen 6820 Mitarbeitern ist der Konzern der größte Energieversorger Niederösterreichs. Anders als beim Wettbewerber Verbund liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit nicht allein auf der Stromerzeugung aus Kraftwerken, sondern zudem auf der Wärmeversorgung mit Gas sowie bei den weiteren Geschäftsfeldern wie die Trinkwasser- und Abwasserentsorgung, die thermische Abfallentsorgung und im kleineren Umfang der Betrieb von Telekommunikations- und Kabel-TV-Netzen. Die Gesamtkundenzahl im Strombereich gibt EVN mit 4,6 Mio. Kunden an, über alle Geschäftsfelder hinweg nutzen 16,5 Mio. Kunden die Produkte des Konzerns. Ähnlich wie Wettbewerber Verbund hat man sich in Deutschland einen weiteren, großen Vertriebsmarkt erschlossen, konzentriert sich dabei eher auf das Entsorgungsgeschäft. Zudem ist EVN einer der größten Stromlieferanten in Mazedonien und Bulgarien, sowie ein großer Gasversorger für Endkunden in Kroatien. Das Unternehmen ist in insgesamt 11 Ländern tätig und erzielt bereits fast die Hälfte seiner Umsätze außerhalb Österreichs.

Auch für EVN war die erste Hälfte dieses Jahrzehnts von Umstrukturierungen gekennzeichnet, die den europäischen Umwälzungen auf dem Strom- und Energiemarkt geschuldet waren. Während 2016 eher ein weiteres Jahr der Konsolidierung war, ging es 2017 wieder deutlicher nach oben. Ende August veröffentlichte EVN die Ergebnisse für die ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2017/18. Dabei musste man nach eigenen Angaben aufgrund der warmen Witterung im Winter ein Umsatzminus von 6,5 % auf 1,65 Mrd. € hinnehmen. Es wurden beim Strom- und Gasabsatz Rückgänge von jeweils 13 und 9 % verzeichnet. Der Nettogewinn stieg allerdings deutlich um 28,6 % auf 387,2 Mio. €, was höheren Energiepreisen und niedrigeren Abschreibungen geschuldet war. Für das Gesamtjahr 2017/2018 geht das Management von einem Ergebnis auf Vorjahresniveau aus. Bis 2021 prognostizieren Analysten im Schnitt ein jährliches Plus beim Nettogewinn von 10 Prozent, vor allem weil dann die Erträge aus der thermischen Stromgewinnung zunehmen sollen. Die KGVs für 2019/2020 liegen auf einem für die Branche fairen Niveau von 13,5 und 12,4.

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Verbund (3-Jahres-Trendstabilität 27,76)


Was E.ON und RWE für Deutschland sind, das stellt der in Wien beheimatete Energieversorger Verbund für Österreich dar. Das Unternehmen wurde 1947 gegründet, ist der größte Stromproduzent Österreichs und stellt mit seinen 3000 Mitarbeitern zu rund 40 % die Energieversorgung Österreichs mit Strom aus rund 100 Wasserkraftwerken, deren Anteil an der Gesamtproduktion 95 % beträgt, sicher.1987 wurde der Konzern teil privatisiert, 51 % der Anteile hält nach wie vor der Bund, der Rest wurde am Aktienmarkt platziert. Neben der Stromerzeugung unterteilt sich der Verbund noch in den Stromhandel, den Strom- und Gasvertrieb, die Stromübertragung und Energiedienstleistungen. Hauptabnehmer des Stroms sind allerdings direkt nur 7% der Privatkunden in Österreich, dafür beträgt der Anteil der Großkunden mehr als 20 %. Hier liegt auch der Fokus des Unternehmens, das vor allem von der Energiewende in Deutschland stark profitiert. Dort ist der Verbund aufgrund der Engpässe des Nachbarn in der grünen Energieversorgung zum führenden Anbieter für Ökostrom bei Groß- und Industriekunden aufgestiegen. Auch in Osteuropa möchte der Verbund vom Trend zum Ökostrom in Zukunft stärker profitieren.

Die Energiewende führte auch bei den Wienern seit 2010 zu tiefgreifenden Umstrukturierungen. Das Unternehmen hat sich von vielen Randbereichen getrennt, dafür die Effizienz gesteigert und die Konzentration auf das Kerngeschäft gestärkt. Hohe Investitionen, vor allem bei Wasserkraftwerken die man 2013 von E.ON in Bayern erworben hat, haben dabei auch auf die Erträge gedrückt. Andererseits profitiert der Verbund von der Niedrigzinspolitik der EZB, so dass der hohe Schuldenstand seit 2010 um fast 30 % reduziert werden konnte. Der Umsatz legte im 1. Fiskalquartal 2018 um 1,5 % auf 11,42 Mrd. € zu, beim Nettogewinn wurde ein Plus von 43,7 Prozent auf 222,3 Mio. € erwirtschaftet. Die Nettoverschuldung sank um 13,7 % auf 2,65 Mrd. €. Vom Ökostromengagement in Deutschland und dem Stromhandel erwarten sich Management und Analysten in den kommenden Jahren einen Gewinnschub. Bis 2021 soll sich der Umsatz jährlich um knapp 10 % zulegen. Beim Gewinn wird 2020 ein Plus von mehr als 20 % erwartet, 2021 sieht die Prognose noch einen Zuwachs von mehr als 10% vor. Die KGVs 2019/2020 betragen günstige 15,3 und 12,6.

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