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2 Top-Werte aus der Global Trend Following-Liste Finnland

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Wenn man an Finnland im Sinne von Aktienanlage denkt, kommt einem unweigerlich der Star der ersten Mobiltelefonära in den Sinn: Nokia. Auch wenn die Aktie nach einem dramatischen Absturz im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends nicht mehr die Bedeutung für die finnische Börse hat wie damals, so taucht der Wert noch immer häufig in Zusammenhang mit Besprechungen über Finnland als Anlageland auf. Das es mittlerweile durchaus einige andere, interessantere Titel im Hex-Index gibt lässt sich kaum bestreiten. Anders als der Nachbar Schweden sind die Finnen wirtschaftlich nicht allein nach Westen ausgerichtet, sondern unterhalten auch aus historischen Gründen gute Verbindungen nach Russland, in die baltischen Staaten und nach Polen. Zehn Jahre nach der Finanzkrise, die das Land stark gebeutelt hat, kann Finnland wieder Wachstumsraten zwischen 2,5 und 3% vorweisen. Zu verdanken ist dies auch einem neuen Bündnis zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, das insbesondere der Exportwirtschaft zugutekommt. In der Global Trend Following-Liste Finnland 50 liegen zwei Werte an der Spitze, die auch stark von dieser Entwicklung profitieren und die wir uns näher angeschaut haben.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Neste Corp (3-Jahres-Trendstabilität 19,20)


Weniger international bekannt als Shell oder BP, aber nicht weniger erfolgreich ist das 2004 in Espoo gegründete finnische Mineralölunternehmen Neste. Der Konzern produziert mit 5000 Mitarbeitern neben den Klassikern wie Benzin und Diesel auch Antriebsstoffe aus Bioanbau. Die Haupterträge kommen allerdings zu mehr als 80 % noch immer aus der herkömmlichen Erzeugung von Mineralöl. Deshalb unterteilt sich das Unternehmen auch in vier Hauptsparten Raffinerie, petrochemische Produkte, Vertrieb und Transport. Neste ist nach eigenen Angaben weltweit der größte Produzent von Biodiesel. Seit knapp 10 Jahren investiert der Konzern in Anlagen, die Rohstoffe wie Palmöl, Raps oder tierische Fette in Biodiesel umwandeln können. Neben einer Anlage im heimischen Epoo verfügt man über jeweils eine weitere in Rotterdam und Singapur. Das firmeneigne Tankstellennetz mit erstreckt sich mit etwas mehr als 2000 Stationen über Russland, die baltischen Staaten und Polen. Im Heimatmarkt ist Neste mit rund 900 Stationen vertretenen. Zudem exportiert man Kraftstoffe für spezielle klimatische Bedingungen In die USA und nach Kanada und Schweden. Bis 2020 soll der Anteil der vertriebenen Biokraftstoffe auf mehr als 20 % steigen.

Die positive Ölpreisentwicklung sowie die aktuelle Diskussion über die Reduktion von Emissionen in Europa spielen Neste derzeit in die Hände. Das lässt sich schon etwas Bericht für das 2. Quartal 2018, der Anfang August veröffentlicht wurde, ablesen. Der Umsatz legte um 14,2 % auf 3,75 Mrd. € zu, der Nettogewinn stieg um 27,4 Prozent auf 223 Mio. € zu. Einzig zu schaffen machte die etwas moderate Entwicklung des USD-Wechselkurs, der sich allerdings im 2. Halbjahr wieder zugunsten des Geschäfts der Finnen entwickelt. Wie bereits erwähnt, exportiert das Unternehmen einen Anteil seiner Biokraftstoffe nach Übersee. Da auch in den USA der Anteil der Biokraftstoffe am Gesamtverbrauch (gesetzlich geregelt) steigt, fährt Neste hier auch die stärksten Gewinne ein. Allein im jüngsten Quartal wurde ein Plus von 75% erzielt. Selbst ein leicht steigender Ölpreis dürfte für das Unternehmen nach Ansicht von Analysten auf der Nachfrageseite nicht stark negativ wirken, solange die Preise für die alternative Krafterzeugung wie Palmöl oder Sojabohnen moderat bleiben. Bis 2021 soll der Umsatz nach und nach um 10 % zulegen. Der Gewinn soll jährlich zwischen 6 und 8% wachsen. Die KGVs 2019/2020 liegen mit 18,2 und 17,2 in der oberen Skala der Branchenbewertung.

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UPM Kymmene (3-Jahres-Trendstabilität 16,41)


Das als Produzent von Papier - und Holzprodukten ist ein noch recht junges Unternehmen und entstand 1996 aus dem Zusammenschluss von Kymmene und Repola. Die damaligen Umwälzungen auf dem europäischen Markt und der starke Preisdruck führten zu einem nachhaltigen Umbau des Konzerns. Heute produziert UPM weit mehr als nur Sperrholz, Spezialpapier und Papiertücher. Der in Helsinki beheimatete Konzern ist zwar noch immer ein wichtiger Lieferant für die Medienbranche, insbesondere für Zeitungen und Magazine. Doch mittlerweile spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle, weshalb der Bereich Holz eine eigene Sparte bildet, in der es neben Holzbeschaffung auch um umweltbewusste Forstwirtschaft geht. Zudem beschäftigt sich UPM in einem weiteren Bereich mit der Entwicklung und Herstellung von Biobrennstoffen, wie Biochemikalien und Biobenzin. Neben der klassischen Papiersparte existiert zudem eine Sparte „Entwickelte Materialien“, die sich um die Produktion von herkömmlichen Etiketten, Strich- und Funkcodeetiketten und kombinierten Holz-Kunststoffmaterialen kümmert. Darüber hinaus ist UPM in kleinerem Umfang als Energieerzeuger tätig. Insgesamt beschäftigen die Finnen 19.100 Mitarbeiter in 12 Ländern, vertrieben werden die Produkte aber auf allen Kontinenten.

Hauptabsatzgebiete sind Europa und die USA, im kleineren Umfang auch China. Größere Forstgebiete befinden sich neben Finnland in Südamerika.
Dir Krise der gedruckten Medien ging auch nicht spurlos an UPM vorbei, zu Beginn des Jahrzehnts reduzierte der Konzern die Kapazitäten und strich Arbeitsplätze. Umsatz und Gewinn begaben sich zunächst auf Sinkflug, der gleichzeitige Aufbau alternativer Sparten wie die Herstellung von Biobrennstoffen und die Herstellung „intelligenter“ Labels haben aber die starke Abhängigkeit von der Papiersparte als Ertragsperle etwas verringert. Ziel des Managements ist den Konzern auf eine breitere Basis zu stellen und von stark zyklischen Papierbranche etwas zu entkoppeln. Im jüngsten Finanzbericht für das erste Halbjahr verzeichnet der Konzern das größte Absatzwachstum bei Biobrennstoffen und Holz. Der Gesamtumsatz stieg um 3 % auf 5,1 Mrd. €, beim Nettogewinn erzielte UPM ein Plus von 20 % auf 689 Mio. €. Neben höheren Absatzmengen bei Papier und Strom gelang es dem Konzern über alles Sektoren höhere Preise durchzusetzen. Für das Gesamtjahr 2017/2018 geht das Management von einem deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr, vor allem weil sich technisch bedingte Produktionsausfälle deutlich verringern sollen. Für die nächsten drei Jahre gehen Analysten allerdings kaum von einem nennenswerten Gewinnanstieg aus. Das 2019er KGV beträgt faire 14,6.

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