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2 Top-Werte der Global Trend Following-Liste Europa 500

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Nach dem Geschmack der internationalen Investoren entwickelte sich Europa, zumindest was die Kursentwicklung an den Börsen angeht, 2018 wieder zu einer Risikoregion. Neben dem Hin und Her beim Brexit trägt hierzu die Unruhe über die wirtschaftlichen Aussichten Italiens bei. Das Verhalten der Südeuropäer bei der Aufstellung ihres Staatshaushaltes 2019 und die schwache Reaktion der EU auf offensichtliche Verstöße gegen aufgestellte Finanzregeln stärken nicht gerade das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik des Kontinents. Hinzu kommen Zweifel an den Wachstumssichten, die OECD hat ihre Erwartungen für das 2019er-EU-BIP gerade um 2 Basispunkte auf 1,6 % gesenkt (2020: 1,4 %). Hinzu kommen mit der Wahl zum Europaparlament auch noch zusätzliche, politische Unsicherheiten für nächstes Jahr. Alles in allem dürfte das die Volatilität an den Märkten nicht gerade lange niedrig halten, so dass bei der Aktienauswahl weiterhin Fingerspitzengefühl gefragt bleibt. In der aktuellen Global Trend Following-Liste Europa 500 finden sich im vorderen Ranking einige Titel, deren Trendstärke auch mit ihrem Mix aus weltweiten Engagement und europäischen Wurzeln zu tun hat.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Salmar ASA (3-Jahres-Trendstabilität 19,91)

Das die norwegische Wirtschaft stark auf ihren Ölreichtum setzt, ist aufgrund der geologischen Gegebenheiten in der Nordsee logisch. Darüber hinaus war diese Region auch lange für ihren Fischreichtum bekannt. Der Überfischung der Meere setzten die Norweger schon vor Jahren die künstliche Aufzucht verschiedener Fischarten entgegen, allem voran den Lachs. Aus der Konkursmasse eines Fischereiunternehmens ging auch die 1991 gegründete Salmar hervor, die in diesem Jahr besonders gut an der Börse performen konnte. Das Unternehmen mit Sitz in Froya hat sich von einem normalen Lachszüchter zu einem größeren Fischerei- und Landwirtschaftskonzern entwickelt, aus den anfangs knapp 20 Mitarbeitern wurden mittlerweile 1000. Lag in den Neunziger Jahren der Fokus hauptsächlich auf der Verarbeitung von gefrorenem Fisch, so begann Anfang des Jahrhunderts der strategische Aufbau der eigenen Fischzucht und der Ausbau eigner Verarbeitungsfabriken. Im Zuge dieser Expansion erfolgte 2007 der Börsengang. Als drittgrößer Lachsproduzent der Welt verarbeitet man heute jährlich über 140.000 Tonnen Fisch und nennt zudem auch in Großbritannien bereits einige Produktionsstätten sein Eigen. Darüber hinaus versucht sich das Unternehmen auch in der Holzproduktion, mit der man vor allem eine eigene ökologische Energieerzeugung für die Produktionsstätten in Norwegen aufbauen möchte.

Nicht nur die Überfischung der Meere, sondern auch die steigende Nachfrage aufgrund geänderter Ernährungsbedingungen in den Industriestaaten sorgten bei den Norwegern in den vergangen 5 Jahren für ein durchschnittliches, jährliches Umsatzwachstum von 21 %. Die operative Marge lag dabei im Schnitt bei 34 %. Im 3. Quartal des Geschäftsjahres 2018 erhielt das dynamische Wachstum aber einen Dämpfer. Während der Konzernumsatz um 3,3 % auf 2,77 Mrd. NOK zulegte, sank der Nettogewinn um 5,5 % auf 936 Mio. NOK. Grund dafür waren sinkende Lachspreise und höhere Kosten beim Ausbau in die eigenen Produktionsstätten. Mit schwimmenden Lachsfarmen, sogenannten Offshore-Farmen, will man die Produktionskosten senken. Darüber hinaus erwarten die Norweger höhere Absatzmengen durch neue Vereinbarungen mit China. Bis 2022 rechnet der Durchschnitt der Analysten mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 6-8 % und einen Gewinnzuwachs von 10-12 %. Die 2019/20er KGVs von 16,5 und 15 bedeuten eine faire, noch nicht überzogene Bewertung.

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Sofina (3-Jahres-Trendstabilität 19,75)

Das in Brüssel ansässige Unternehmen wurde 1898 dort gegründet und fungierte zunächst schwerpunktmäßig als Beteiligungsgesellschaft. Gemeinsam mit US-Investoren konzentrierte man sich hierzu in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die Branchen Energie und Transport. Ab 1960 wandelte sich Sofina zu einer reinen Holding. Der Fokus hat sich von bestimmten Branchen auf die allgemeinen Erfolgsaussichten der Investments verlagert. Sofina bevorzugt daher sowohl langfristige als auch alternative Investments. Im ersten Segment strebt man eine dominierende Minderheitsposition an, die Investmentgrößen liegen zwischen 75 und 200 Mio. €. Investiert wird vor allem in europäische Unternehmen, deren Bewertung zwischen 250 Mio. € und 3 Mrd. € liegt. Aktuell hat man z.B. Unternehmen wie den Satellitenbetreiber SES, den Logistiker JF Hillebrand oder den Labordienstleister Merieux NutriSciences im Portfolio. Bei den alternativen Investments liegt die Latte hingegen etwas niedriger, der Minderheitsanteil liegt unter 27 %, es können bis zu 60 andere Investoren mit im Boot sein. Bevorzugte Investmentregionen sind aus Liquiditätsgründen Asien und die USA, das Volumen der Investition liegt in der Regel zwischen 10 und 20 Mio. €.

Das Wachstum, vor allem bei den Gewinnen, verlief bei den Belgiern in den vergangenen 10 Jahren nicht unbedingt linear. Allerdings hat man angesichts des einen oder anderen Risikos im Portfolio auch im selben Zeitraum keine Verluste einfahren müssen. Während der Portfoliowert von 2011 bis 2015 in einer engeren Spanne zwischen 2,7 und 4 Mrd. € pendelte, schoss er danach bis auf 6 Mrd. € nach oben. Der Nettogewinn konnte von 2011 bis 2017 mehr als verdreifacht werden. Dieser dynamische Trend hielt auch im ersten Halbjahr 2018 an, denn das Portfolio wuchs um 6,6 % auf einen neuen Rekordwert von 6,1 Mrd. €, der Nettogewinn legte von 191 auf 480 Mio. € zu. Für das Gesamtjahr 2018 geht das Management von einer Fortsetzung des Trends in der Größenordnung des Ergebnisses des ersten Halbjahres aus. Zudem agiert man in der aktuellen Marktphase etwas vorsichtiger, weshalb Aktien im Wert von rund 4 Mio. € zurückgekauft wurden. Die aktuellen durchschnittlichen Schätzungen der Analysten erwarten daher auch deutlichere Schwankungen bis 2022. Der Umsatzzuwachs soll bei 3 bis 4 % liegen, das Plus beim Nettoergebnis zwischen 5 bis 7 %. Mit KGVs für 2019/20 von 11 und 10 ist die Aktie eher ein günstigeres Investment.

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Bildherkunft: Salmar