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3 US-Gewinner-Aktien für grüne Investments inmitten der blauen Welle

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Nachdem die Demokraten auch die Kontrolle über den US-Senat gewonnen haben, erwartet die Credit Suisse, dass Nachhaltigkeitsthemen, wie Klimawandel und Infrastrukturtechnologie, im Haushaltsplan der neuen Regierung eine zentrale Rolle spielen werden. Die mit dieser «blauen Welle» einhergehende starke Regulierungsdynamik legt nahe, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeitsfaktoren künftig auch für Anleger noch weiter zunimmt. Passend dazu stellt die Schweizer Großbank 3 US-Aktien für grüne Investments vor.

Nach der Stichwahl um die Sitze des US-Bundesstaates Georgias im Senat stellen die Demokraten bekanntlich nunmehr den Präsidenten und besitzen die Mehrheit in beiden Kongresskammern. Doch diese Mehrheiten sind knapp, wie die Credit Suisse in einer aktuellen Publikation ausführt. So liegen die Demokraten im Repräsentantenhaus um gerade mal elf Stimmen vorne (von 435), während im Senat eine Pattsituation eingetreten ist, in deren Rahmen Vizepräsidentin Kamala Harris das Zünglein an der Waage darstellt.

Diese knappen Mehrheitsverhältnisse machen laut der Schweizer Großbank ambitionierte Gesetzesvorhaben eher unwahrscheinlich. Insbesondere rechnet man nicht mit einer Änderung der Filibuster-Regeln im Senat – was die Fähigkeit der Mehrheit, ihre Gesetzesvorhaben ohne überparteiliche Unterstützung durchzusetzen, beschränken werde.

Die Tatsache, dass die Demokraten nun den Senat kontrollieren, werde ihnen jedoch gewisse gesetzgeberische Möglichkeiten eröffnen. In dieser Hinsicht sei von Bedeutung, dass der Mehrheitsführer im Senat den Debatten- und Abstimmungskalender festlege. Damit steig die Wahrscheinlichkeit, dass die Demokraten einige ihrer Initiativen, die überparteiliche Unterstützung erfahren könnten, tatsächlich durchbringen werden. Konkret dürften etwa zahlreiche gemäßigte Republikaner bereit sein, über ein Infrastrukturprogramm zu verhandeln.

Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass die Demokraten einen Teil ihrer politischen Vorhaben über die sogenannte Budget-Reconciliation umsetzen. Mit diesem Verfahren ließen sich die Filibuster-Regeln des Senats umgehen, sodass lediglich eine einfache Mehrheit von 51 Stimmen erforderlich sei. Es lasse sich indessen nur auf Steuer- und Ausgabenvorlagen anwenden (also nicht für regulatorische Änderungen), und ein betreffendes Gesetz müsse über einen Horizont von zehn Jahren hinaus zwingend defizitneutral sein.

Auf kurze Sicht dürften die Demokraten den Reconciliation-Prozess nutzen, um weitere Stimulus-Vorschläge zu unterbreiten, die nicht in das jüngste Konjunkturpaket eingeflossen seien. Tatsächlich habe der designierte Präsident Joe Biden vor kurzem ein weiteres 1,9 Bio. UDS schweres Stimulus-Paket zur Unterstützung der US-Wirtschaft vorgeschlagen. Indes hätten sich die Märkte an die veränderte politische Landschaft in den USA angepasst und erwarteten nunmehr höhere Staatsausgaben und folglich ein stärkeres Wachstum als bislang angenommen. Insbesondere hätten die Renditen lang laufender US-Staatsanleihen parallel zu Anstiegen der Inflationserwartungen zugelegt. Wenngleich Steuererhöhungen bei Amtsantritt des neuen Präsidenten möglicherweise nicht zu den politischen Prioritäten gehörten, würden sie letztlich über den Prozess der Budget-Reconciliation zur Debatte stehen.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Credit Suisse nun für 2021 ein Wachstum des US-BIP von 4,8 % und man hat die Wachstumsprognose für das globale BIP auf 5,1 % korrigiert. Bei der Inflation rechnet man weltweit mit 2,1 % sowie mit durchschnittlich 2,0 % in den USA, wobei die Aufwärtsrisiken überwiegen würden. Die 3- und 12-Monats-Prognosen für EUR/USD liegen bei 1,24 bzw. 1,25. Mit Blick auf den Rentenmarkt geht man im Wesentlichen von einer anhaltenden Versteilung der US-Renditekurve aus, und das insbesondere im 10- bis 30-jährigen Bereich, in dem die Fed weniger Möglichkeiten zur Kontrolle habe, sofern sie Renditeanstiegen über diese Schiene Einhalt gebieten wolle. Die Rendite 10-jähriger US-Treasurys sieht man in 12 Monaten bei 1,4 %.

Was die «blaue Welle» für nachhaltige Investitionen bedeutet


Mit Blick auf den umfassenden fiskalischen Stimulus mittels Budget-Reconciliation-Verfahren dürfte der Hauptfokus nach Einschätzung der Credit Suisse auf unmittelbarer Hilfe zur Bewältigung des COVID-19-Schocks liegen. Ein Stimulus-Paket bietet aber auch Gelegenheit zur Erhöhung der Infrastrukturausgaben, insbesondere mit Blick auf grüne Investitionen. Diese Neuausgaben dürften mehrheitlich relativ früh beschlossen werden.

Die neuen Investitionen werden sich nach Erachten der Schweizer Großbank schwergewichtig auf die rasche Umsetzung verfügbarer Technologien und weniger auf langfristige Projekte konzentrieren. Wie es heißt, umfassen Bidens Pläne konkret Vorschläge zur Wiedereinführung von Steuervergünstigungen für Solarenergie, zu Investitionen in Infrastrukturanlagen, welche die Verbreitung von Elektrofahrzeugen fördern, zur Unterstützung des Baus von Hochgeschwindigkeitszügen und zur beschleunigten Entwicklung von Technologien zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. Wie sich im Übrigen die weltweite Stromerzeugung bis 2040 zusammensetzen dürfte, zeigt die nachfolgende Grafik.

Neben diesen neuen Gesetzesvorhaben werde es die demokratische Mehrheit im Senat Biden auch ermöglichen, seine Umweltziele mittels verschärfter Regulierungsvorschriften zu verfolgen. Der US-Präsident verfüge mit Blick auf Umweltvorschriften über eine beträchtliche Machtfülle und sei zudem befugt, die betreffenden Regierungsagenturen personalseitig so zu besetzen, dass sie seine Agenda an dieser Front mittragen.

Die USA verzeichneten eine starke regulatorische Dynamik zugunsten nachhaltiger Lösungen, beispielsweise in Hinblick auf den Klimawandel oder die Infrastrukturtechnologie. Zudem werde der breiten Bevölkerung zunehmend bewusst, dass eine nachhaltigere wirtschaftliche Entwicklung unabdingbar sei. Dies lege nahe, dass Nachhaltigkeitsfaktoren künftig auch in den Augen der Anleger noch stärker an Bedeutung gewinnen werden.

Erstens eröffneten Investitionen in die Nachhaltigkeit aus reiner Anlegerperspektive eine klar differenzierte Möglichkeit, um sich an wachstumsstarken Unternehmen zu beteiligen und an deren Wertzuwachs zu partizipieren. Derartige Firmen würden in Zukunft noch schneller expandieren, weil Innovationen tiefere Kapital- und Produktionskosten nach sich ziehen könnten. Die stärkere Governance dürfte darüber hinaus zur Reduktion unternehmensspezifischer Risiken beitragen, die zu Konkursen führen könnten.

Zweitens würden insbesondere Investments in die Klimaresistenz voraussichtlich weniger stark mit anderen Anlagen korrelieren. Das Wachstum von Unternehmen, die im Bereich Klimaresistenz aktiv seien, werde also stärker mit den zunehmenden Folgen des Klimawandels als etwa dem Kreditzyklus oder der Geldpolitik verknüpft sein.

Drittens vermittelten Anlagen im Bereich Klimaresistenz Investoren auch Erkenntnisse zu anderen Segmenten. Ein Unternehmen, das Naturkatastrophen analysiere, könne beispielsweise spezifische Risiken in Katastrophenanleihen sowie Anlagechancen entlang der Kapitalstrukturen verschiedener Versicherungsgesellschaften identifizieren.

Für Anleger, die nach Anlagegelegenheiten suchen, seien neben börsenkotierten Aktien und Anleihen auch alternative Investments wie Private Equity eine besonders effektive Option. Privates Beteiligungskapital ermögliche ein aktives Investment und Engagement in entsprechenden Unternehmen über längere Zeithorizonte. Könne diesen Unternehmen dabei helfen, zu wachsen und ihre bestehenden Technologien und Lösungen aufzuskalieren, um Klimarisiken anzugehen und ihre Lösungen auf globaler Ebene einzusetzen

Da die Demokraten wie zuvor skizziert künftig auch die Mehrheit im Senat haben, wird der designierte US-Präsident Joe Biden seine Wahlversprechen mit höherer Wahrscheinlichkeit umsetzen können. Nachstehend stellen wir 3 Unternehmen vor, die laut Credit Suisse von den Maßnahmen der neuen US-Regierung profitieren sollten. Es handelt sich übrigens in allen 3 Fällen um Aktien, die ihre Kurse in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnt vervielfacht haben und deren Notierungen sich auch aktuell in intakten langfristigen charttechnischen Aufwärtstrends bewegen.

Favorit Nummer 1: Air Products & Chemicals


Air Products & Chemicals (APD, ISIN: US0091581068) besticht nach Einschätzung der Schweizer Großbank durch relativ solide Perspektiven für 2021, die von einer guten Projektumsetzung, zunehmenden Auftragsbeständen, einer Rationalisierung der Kostenstrukturen, steigenden Margen und einer robusten Bilanz getragen werden, wobei Letztere Möglichkeiten zur weiteren Allokation von Kapital eröffnet.

Die Nachfrage nach Wasserstoff sollte anziehen, zumal sie von Bidens Initiativen zur Förderung erneuerbarer Energien profitieren dürfte, und damit das Best-in-Class-Exposure von APD im Bereich Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Synthesegas (HyCO) begünstigen. In Verbindung mit den weiterhin verfolgten langfristigen Kostensenkungszielen sollte dies in den nächsten Jahren zu höheren Margen beitragen.

Darüber hinaus sei APD nach wie vor ein überzeugender defensiver Akteur, der einen guten Geschäftsgang verzeichnet, obwohl sich das Umfeld infolge der COVID-19-Pandemie schwierig gestalte.

Favorit Nummer 2: Aptiv


Aptiv ist laut Credit Suisse ein Autozulieferer, der sich mit seiner Hochspannungstechnologie auf die Elektrifizierung von Antrieben spezialisiert und zudem eine Palette aktiver Sicherheitslösungen anbietet. Das Unternehmen scheine gut positioniert zu sein, um in allen seinen Märkten von einem starken Wachstum der Umsätze mit Elektrofahrzeugen zu profitieren, was zu einer Veränderung seines Umsatzmix und zu einer Steigerung seiner Margen beitragen sollte.

Unter einer Regierung Biden dürften sich die Perspektiven für Elektrofahrzeuge in den USA voraussichtlich verbessern. Vor dem Hintergrund einer beschleunigten Expansion des Markts für Elektrofahrzeuge dürfte Aptiv nach Erachten der Credit Suisse ein attraktives, über dem Branchendurchschnitt liegendes Wachstum von 6 % bis 8 % generieren und auf kurze Sicht von einer Konjunkturerholung profitieren.

Favorit Nummer 3: NextEra


NextEra ist nach Angaben der Credit Suisse bei der Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energieträger in den USA führend und sollte folglich von den Plänen Bidens profitieren, die US-Stromproduktion bis 2035 kohlenstofffrei zu machen. Das Unternehmen dürfte zudem zu den Nutznießern der Steuervergünstigungen für Wind- und Solarenergie zählen, die der US-Kongress bereits verabschiedet habe.

Diese Steuervergünstigungen steigerten den Wert von NextEras Projekten auf Basis erneuerbarer Energieträger, zumal sie tiefere Kapitalkosten und höhere Projektrenditen nach sich ziehen würden. Das Unternehmen besteche durch einen Auftragsbestand an «grünen» Energieprojekten mit einer Leistung von insgesamt über 15 Gigawatt und plane Akquisitionen, um sein reguliertes Stromgeschäft weiter auszubauen. Man strebe zudem bis 2020 (ausgehend von der Basis 2017) ein Dividendenwachstum von 12 % bis 14 % und für den Zeitraum 2020 bis 2021 ein Wachstum von 10 % an.