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Alpha-Chancen: Auf diese Aktien aus Europa setzt Goldman Sachs inmitten der Coronavirus-Krise

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Das Coronavirus hat den Weltbörsen in diesem Jahr eine extrem hohe Kursvolatilität beschert. Aber wie die vergangenen Wochen gezeigt haben, gehen mit der Pandemie aus Anlegersicht nicht nur Risiken sondern auch Chancen einher.

Das sehen auch die Analysten bei Goldman Sachs so. Die US-Investmentbank wittert mit Blick auf die Zukunft auch etliche Alpha-Gelegenheiten. Gemeint sind damit Aktien, denen man verglichen mit dem Gesamtmarkt eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zutraut.

Goldman Sachs hat dazu jüngst eine Studie mit dem Titel „Alpha-Chancen in Europa“ veröffentlicht. Darin erinnert man zwar zunächst daran, dass die hauseigenen Volkswirte weltweit einen starken Konjunkturrückgang erwarten. Nach einem schweren Einbruch im zweiten Quartal 2020 sei dann aber ab der zweiten Jahreshälfte auch wieder eine wirtschaftliche Erholung möglich.

Auch basierend auf dieser Annahme hat die US-Investmentbank unter verschiedenen Prämissen einige Listen mit Aktien aus Europa zusammengestellt, denen man zum Kaufen rät. Wir zeigen nachfolgend aus welchen Einzelaktien sich diese Empfehlungslisten zusammensetzen.

1. 4 Körbe mit kaufenswerten Aktien trotz Covid-19

Die erste Liste besteht aus Aktien, die sich basierend auf 4 verschiedenen Konstellationen rund um Covid-19 als Kauf qualifizieren. Im ersten Fall geht es dabei um Titel von Unternehmen, deren Geschäfte sich selbst dann relativ gut halten sollten, wenn die Coronavirus-bedingten Stilllegungen verlängert werden sollten. Im zweiten Fall geht es um Werte, bei denen sich die Geschäfte relativ rasch erholen dürften, sobald sich das Umfeld stabilisiert hat. Im dritten Fall handelt es sich um Aktien von Gesellschaften, bei denen sich die Geschäfte mittelfristig erholen sollten, sobald sich das Umfeld stabilisiert hat. Und im vierten Fall stellt man Titel vor, bei denen sich die Geschäfte ebenfalls erholen, sobald sich das Umfeld stabilisiert hat, aber bei denen sich Investoren auf einen längeren Zeithorizont einstellen müssen.

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Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research

2. Aktien von finanziell starken Unternehmen

Bei der Zusammensetzung der zweiten Empfehlungsliste hat Goldman Sachs unter Ausklammerung von Finanzwerten und Immobilientiteln nach Aktien im hausintern beobachteten Anlageuniversum gesucht, die mit einem Kaufvotum versehen sind. Zudem müssen diese Werte einen geringen Verschuldungsgrad, einen starken Cashflow und keine Schulden mit Fälligkeiten in den Jahren 2020, 2021 laut Bloomberg-Daten aufweisen.

Die Kriterien sehen im Detail beim Verhältnis von Nettoverschuldung zum geschätzten EBITDA in 2020 von unter dem 1,5-fachen vor, Barguthaben von über 500 Mio. USD und von mehr als 10 % des Gesamtvermögens, positive freie Cashflows in 2020 und 2021 sowie wie erwähnt keine Schulden mit Fälligkeiten in diesem und im kommenden Jahr.

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3. Gewinneraktien mit hohen Kapitalrenditen

Beim dritten Screening hat Goldman Sachs Aktien mit dem Kaufrating herausgefiltert, die seit 2017 jedes Jahr im Branchenvergleich einen konstant hohen CROCI aufweisen können und bei denen gemäß den Schätzungen der CROCI im Jahr 2021 höher ausfällt als im Jahr 2019. Im Detail geht es um CROCI-Renditen über dem 60. Perzentil relativ zum Sektor in den vergangenen drei Jahren und in 2021, einem Anstieg der Renditen von 2019 bis 2021 sowie um einen CROCI von mehr als 10 % in jedem Jahr. Zum Verständnis: CROCI steht für Cash Return On Capital Invested und ist eine Kennziffer, welche die von Unternehmen auf das gesamte investierte Kapital erwirtschaftete Rendite beschreibt.

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4. Nachhaltige Wachstumsfirmen

Die vierte Auswahlliste hat Goldman Sachs mit Aktien mit einem Kaufvotum und einer Marktkapitalisierung von mehr als 7 Mrd. Euro bestückt, die nachhaltige Wachstumschancen bieten. Festgemacht wird letzteres an einem historischen und zukünftigen Umsatzwachstum von im Schnitt über 4,5 Prozent p.a. von 2016-2019 sowie von 2019-2022, wobei auch auf Umsatzwachstum im Jahr 2020 Wert gelegt wurde. Ausgeklammert wurden dabei Titel mit einem Umsatz von unter 500 Mio. Euro in 2019.

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5. Sprungfedern

Die fünfte Empfehlungsliste bezeichnet Goldman Sachs als Sprungfedern. Gemeint sind damit Aktien mit einer Kaufempfehlung im beobachteten Anlageuniversum, die eine angemessene Bewertung aufweisen, bei denen aber in 2020 eine negative Umsatzentwicklung droht, die dann aber in 2021 wieder anzuspringen verspricht. Zudem geht es dabei um Gesellschaften, bei denen sich das EBIT in diesem Jahr schlechter als der Umsatz entwickelt, die in dieser Hinsicht aber im kommenden Jahr wieder besser abschneiden dürfte und dabei Margen über dem Niveau des laufenden Jahres erzielen.

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6. Dividendenaktien mit finanziellem Rückhalt

Beim sechsten Screening hat Goldman Sachs Aktien mit einem Kaufvotum herausgepickt, die sich durch eine starke Erfolgsbilanz bei den jährlich gezahlten Dividenden auszeichnen. Die Ausschüttungen müssen in den vergangenen 10 Jahren entweder unverändert geblieben oder jedes Jahr gestiegen sein. Außerdem muss sich die Ausschüttungsquote im Durchschnitt bei unter 80 % bewegt haben und zudem hat man auf ein starkes Bilanzprofil geachtet. Beim letztgenannten Punkt ist bei Nicht-Finanzaktien ein Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA vom unter 1,5-fachen gemeint und bei Finanz-Aktien ein Verhältnis von Gesamtvermögen zum Eigenkapital von mehr als dem Zweifachen.

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7. Aktien mit einem hohen internen Zinsfuß

Bei der Erstellung der 7. Auswahlliste hat Goldman Sachs nach Aktien mit einem Kauf-Rating gesucht, die beim unterstellten Basisfall einen hohen Internal-Rate-of-Return (IRR - finanzmathematisches Verfahren zur Wertermittlung von Unternehmen, das auf dem Konzept der Abzinsung beruht) von mehr als 20 % dank einer starken Cashflow-Generierung über die nächsten 5 Jahre hinweg versprechen. Die Suche erfolgte dabei in einem Universum mit einem Börsenwert zwischen 1,0 und 15,0 Mrd. Euro, wobei Vertreter aus den Bereichen Biotech, Öl, Fluglinien und Minenbetreiber keine Berücksichtigung fanden. Ausgeschlossen wurden außerdem auch Aktien mit einem mehr als 2,5-fachen Verhältnis von Nettoverschuldung zum geschätzten EBITDA des Jahres 2021.

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8. ESG-Gewinner-Aktien

Beim achten und letzten Screening setzt Goldman Sachs auf ESG-Kriterien. Der GS SUSTAIN-Ansatz zur Messung von ESG bietet einen konzentrierten Blick auf die wichtigsten Kennzahlen innerhalb einer Branche, wobei durchschnittlich 19 E&S-Kennzahlen pro Unternehmen verwendet werden. Die ermittelten Titel stammen aus einem Universum von Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung (>10 Mrd. Euro), die bei der E&S- sowie Global-Governance-Bewertung von Goldman Sachs zu den besten 20 Prozent innerhalb der Branche gehören. ESG steht dabei für Environment Social Governance und es geht somit um Nachhaltigkeitskriterien zu Umwelt, Soziales & Unternehmensführung.

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