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Amazon, Alphabet & Co.: 7 US-Qualitätsaktien mit breiten Schutzgräben zu Ausverkaufspreisen

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„7 Aktien für Qualität-Suchende“ Mit dieser Überschrift hat der US-Finanzdienstleister Morningstar einen Beitrag versehen, in dem es um Aktien geht, die zu Anlegern passen, die nach Qualität als Kaufkriterium suchen. Die 7 Empfehlungen zeichnen sich allesamt durch eine kürzlich vollzogene Aufnahme in den Morningstar Wide Moat Focus Index aus.

Der Morningstar Wide Moat Focus Index, über den wir auf aktien-mag.de/ schon öfters berichtet haben, bildet Unternehmen ab, die Morningstar mit einem breiten Economic Moat Rating versehen hat und die im Vergleich mit dem beobachteten Anlageuniversum beim Verhältnis des aktuellen Kurses zu dem von den Morningstar-Analysten als fair ermittelten Wert am günstigsten sind. Das heißt, es geht um moderat bewertete Aktien, die mit einem breiten wirtschaftlichen Schutzgraben versehen sind, der auf Wettbewerbsvorteilen beruht.

Morningstar-Autorin Susan Dziubinski erinnert zudem ergänzend daran, dass sich der hauseigene Wide Moat Focus Index in Sachen Performance gut geschlagen hat. Den Angaben zufolge war das Abschneiden auf Sicht der vergangenen 3, 5 und 10 Jahre besser als das, was gleichzeitig der S&P 500 Index zustande gebracht hat. Basierend auf der erreichten Wertentwicklung sind die Wide Moat Focus Index-Mitglieder laut Dziubinski ein interessantes Jagdrevier für jene Investoren, die nach qualitativ hochwertigen Aktien suchen, die gleichzeitig mit vernünftigen Preisen daherkommen.

Beim Bemühen, den Index auf die am wenigsten teuren Qualitätsaktien zu fokussieren, setzt Morningstar den Index regelmäßig neu zusammen. Der Index besteht aus zwei Subportfolios mit jeweils 40 Aktien, von denen sich viele Positionen überschneiden. Die Teilportfolios werden halbjährlich in wechselnden Quartalen nach einem "gestaffelten" Zeitplan neu zusammengestellt.

Man bewertet dabei die Bestände des Index neu und fügt auf der Grundlage einer vorgegebenen Methodik Aktien hinzu oder entfernt sie. Da die Aktien innerhalb jedes Teilportfolios gleich gewichtet sind, beinhaltet der Rekonstitutionsprozess auch eine Anpassung der Positionen. Nach der letzten Rekonstitution am 18. Dezember 2020 wurden in der Hälfte des Portfolios sieben Positionen hinzugefügt und sieben eliminiert. Der Index hält nun 50 Positionen.

Die Neulinge im Morningstar Wide Moat Focus Index


Bemerkenswert ist nach Ansicht von Dziubinski, dass mit Alphabet und Amazon 2 der neu in den Index aufgenommenen Namen Mitglieder aus der so genannten FAANG-Gruppe sind, wie aus der Tabelle oben zu ersehen ist. Beide Aktien sind nach den Maßstäben von Morningstar unterbewertet, obwohl sie an der Börse als stark gefragt gelten.

Die Alphabet-Tochter Google dominiere den Online-Suchmarkt, was zu einer Zunahme der Kartellverfahren gegen Alphabet geführt habe. Dennoch stuft man den Marktführer dank seines Netzwerkeffekts und der immateriellen Vermögenswerte weiterhin als Aktie mit einem breiten wirtschaftlichen Schutzgraben ein und hält auch geschätzten fairen Wert von 1.980 USD fest, wie Senior-Analyst Ali Mogharabi bestätigt.

Derweil finde Amazon weiterhin Wege, sich weiterzuentwickeln, wie Analyst Zain Akbari feststellt. „Die operative Effizienz, der Netzwerkeffekt und der immaterielle Wert der Marke verleihen den Amazon-Marktplätzen nachhaltige Wettbewerbsvorteile, mit denen, wenn überhaupt, dann nur wenige traditionelle Einzelhändler mithalten können", erklärt er. „Die Kombination aus wettbewerbsfähiger Preisgestaltung, beispiellosen Logistikfähigkeiten und -geschwindigkeiten sowie einem Kundenservice auf hohem Niveau macht Amazon zu einem zunehmend wichtigen Vertriebskanal für Verbrauchermarken."

Mit Lockheed Martin und Northrop Grumman schafften auch 2 Rüstungsunternehmen den Aufstieg in den Index. Morningstar glaubt, dass breite wirtschaftliche Schutzgräben in dieser Branche üblich sind, wie Analyst Burkett Huey argumentiert. „Die wirtschaftlichen Schutzgräben bestehen aufgrund von immateriellen Werten: Produktkomplexität, die neue Marktteilnehmer ausbremst, Vertragsstrukturen, die das Risiko für den Auftragnehmer reduzieren, jahrzehntelange Produktzyklen, ein Mangel an alternativen Lieferanten und die Umstellungskosten eines risikoscheuen Kunden, der einen erheblichen Zeitaufwand für die Produktumstellung auf sich nimmt", erklärt er.

Der Index erhielt zudem im Dezember mit Bank of New York Mellon und Western Union auch Verstärkung durch 2 Namen aus dem Finanzdienstleistungssektor. Zu BNY Mellon, dem größten Custodian (als Verwahrstelle bezeichnet man Kreditinstitute, bei denen die Investmentvermögen oder Sondervermögen von Investmentfonds in Wertpapierdepots verwahrt werden) der Welt, erklärt Senior Analyst Eric Compton folgendes: „Während das Kern-Custody ein undifferenziertes Angebot sein kann, haben die Größe und die Treue der Kunden dem Unternehmen geholfen, zweistellige Renditen auf das materielle Eigenkapital zu erzielen." Die Aktien werden von Morningstar mit einem fairen Wert von 48 USD bewertet.

Zu Western Union merkt Senior-Analyst Brett Horn folgendes an: "Das Unternehmen ist der klare Marktführer in einer Branche, in der die Größe erhebliche Vorteile mit sich bringt." Gleichzeitig warnt er zwar, dass eine Branchenverschiebung hin zu elektronischen Methoden des Geldtransfers das Wachstum wahrscheinlich begrenzen wird. Aber der Kostenvorteil des Unternehmens bleibe dennoch signifikant.

McDonald's rundet die Liste der Neuzugänge im Index ab. Morningstar denkt, dass die Fast-Food-Kette gut positioniert ist, um sowohl während der laufenden Pandemie als auch längerfristig zu bestehen, sagt Analystin Rebecca Scheuneman. „Wir glauben, dass McDonald's dank seiner Technologie-, Wert-, Marketing- und Franchisenehmer-Vorteile in der Lage sein wird, ein normalisiertes Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich und ein Wachstum des Betriebsergebnisses im hohen einstelligen Bereich über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, was bedeutet, dass sich die operativen Margen in den nächsten 5 Jahren auf einen Wert im mittleren 40er-Bereich verbessern werden", erklärt sie.

Die Absteiger aus dem Morningstar Wide Moat Focus Index


Was die oben abgebildeten Absteiger aus dem Wide Moat Focus Index angeht, erklärt Dziubinski, dass Aktien primär aus 2 Gründen aus dem Index entfernt werden können. Beispielsweise wenn man den wirtschaftlichen Schutzgraben herabstuft oder wenn das Verhältnis von Börsenkurs zum fairen Wert signifikant gestiegen ist.

Bei der jüngsten Neukonstituierung seien dabei alle aus dem Index entfernten Titel durch Aktien verdrängt worden, die zum Zeitpunkt der Neukonstituierung zu einem attraktiveren Kurs/Fair-Value-Verhältnis handelten.

Zum Ende ihres Artikels zeigt Dziubinski auch noch eine Liste mit den Namen jener US-Aktien, die zum Stand per 08. Januar im Wide Moat Focus Index am günstigsten bewertet waren (siehe unten). Sie spricht mit Blick auf diese Werte von qualitativ hochwertigen Aktien, die in der Schnäppchenkiste zu finden sind.

Die 10 günstigsten Aktien im Wide Moat Focus Index



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