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Berkshire Hathaway – der Altmeister hat die Bücher geöffnet. Welche Investments könnte er in Q3 realisiert haben?

Artikel, Aktienanalysen Marius Müllerhoff 1.068 Leser

Liebe Leser,

vor ein paar Tagen hat Berkshire Hathaway die Geschäftszahlen des dritten Quartals veröffentlicht. Die Zahlen wurden stark getrieben durch die hervorragende Performance des Aktienportfolios, insbesondere dank Apple. Umsatz und bereinigter Gewinn lagen unter Vorjahresniveau. Es wurden 9 Mrd. USD für den Rückkauf der eigenen Aktien ausgegeben. Ein Rekordwert. Das Konglomerat mit seinen vielen privaten operativen Gesellschaften hat es in 2020 nicht einfach gehabt. Der heutige Aktienkurs steht dort, wo er Anfang 2020 stand (im Vergleich: der S&P 500 weist eine Performance von 7% in 2020 auf). Der Markt hat die Quartalszahlen positiv aufgenommen. Die Aktien schossen am Montag um über 5% nach oben. Was lässt sich aus den Q3-Zahlen ablesen? Welche möglichen Investments haben Buffet und sein Team im abgelaufenen Quartal getätigt?

Quelle: desk.traderfox.com

Die Q3-Zahlen im Überblick


Berkshire hat 9,25 Mrd. USD an Aktienrückkäufen (A & B Shares) getätigt. Damit wurden A- und B-Aktien im Wert von knapp 16 Mrd. USD in den ersten neun Monaten von 2020 zurückgekauft. Ein Rekordwert. Die Aktienbeteiligungen beliefen sich auf 245 Mrd. USD (davon entfallen ca. 112 Mrd. USD auf Apple); der Cashberg belief sich auf 145 Mrd. USD. Die Marktkapitalisierung liegt auf 518 Mrd. USD (per 10.11.2020). Somit machen die Beteiligungen und der Cashberg zusammen 75% der Marktkapitalisierung aus (!). Man bekommt also die gesamten operativen Geschäfte wie Eisenbahn (BNSF), Versicherungen (Geiko) etc. sowie natürlich vor allem ein Top-Management (Buffett und Munger) für „nur“ 128 Mrd. USD (bzw. 25%). Extrem günstig bei einem Free Cashflow von ca. 20 Mrd. USD. Die Umsätze des abgelaufenen Quartals lagen mit 63 Mrd. hinter denen des Vorjahres (64,9 Mrd. USD). Die Gewinne lagen mit 30,4 Mrd. USD sage und schreibe 83% über denen des Vorjahres (16,7 Mrd. USD). Dies ist allerdings auf die sehr gute Performance des Aktienportfolios zurückzuführen. Bei einer „stand alone“-Betrachtung gingen die Gewinne um 32% zurück, von 5,49 Mrd. USD auf 8,07 Mrd. USD. Dies lag leicht unterhalb der Analystenschätzungen. Der Gewinnrückgang ist vor allem auf BNSF und Precision Castparts (Flugzeugteilehersteller) zurückzuführen. Auch das Versicherungsgeschäft lief weniger erfreulich als im Vorjahr. Auf 9-Monatssicht liegt man im Umsatz ca. 4,2% unter Vorjahresniveau. Der Markt hatte vermutlich schlimmeres erwartet. Die Aktien schossen am nächsten Tag um über 5% nach oben.

Allein die Aktienrückkäufe könnten 4% Rendite generieren


Bei einer Marktkapitalisierung von 518 Mrd. USD entsprechen die knapp 16 Mrd. USD an Aktienrückkäufen einer Rendite von 3%. Und es stehen noch drei Monaten aus, um weitere Aktien aufzukaufen. Ggf. kommen wir Ende 2020 auf 4% Rendite. Recht ordentlich. Buffett sagte einmal, er würde seine Aktien bei einem Wert unter 1,2 des Buchwerts zurückkaufen. Grob gerechnet, bei einem Buchwert per 30.09.2020 von 420 Mrd. und ausstehenden Aktien von 2,4 Mrd. würde Buffett Rückkäufe tätigen, wenn der B-Aktienkurs unter 210 USD liegt (per 10.11.2020 werden die B-Shares von Berkshire mit 228 USD gehandelt). Zur Info: Der Buchwert liegt vermutlich deutlich höher, da aufgrund von vorgeschriebenen Bilanzierungsansätzen etliche Assets zu Anschaffungspreisen und nicht zu den aktuell deutlich höheren Ist-Preisen bilanziert werden.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

In Q3 wurden 17,6 Mrd. USD für weitere Aktienkäufe ausgegeben


Aus dem ersten Halbjahr 2020 wissen wir bereits, dass vor allem Fluggesellschaften und Finanztitel verkauft wurden. Laut dem 10-Q des zweiten Quartals gab Berkshire im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 4,8 Milliarden USD für den Kauf von Aktien aus und erhielt knapp 16 Milliarden USD aus dem Verkauf von Aktien. Zum Ende des dritten Quartals beliefen sich die Zahlen auf 22,4 Mrd. USD bzw. 29 Mrd. USD. Folglich: Berkshire hat im abgeschlossenen Quartal 17,6 Milliarden USD für den Kauf von Aktien ausgegeben und weitere 13 Milliarden USD an Aktien verkauft. Hierbei handelt es sich lediglich um eine grobe Darstellung. Wichtig bleibt anzumerken, dass 45 Tage nach dem Ende eines Quartals Berkshire sämtliche getätigte Käufe und Verkäufe veröffentlichen müssen. Es wird also spannend. Wo hat sich das Orakel von Omaha positioniert? In den letzten 12 Monaten hat sich die Welt dramatisch verändert. Ein Paradigma-Shift. Es scheint, dass Buffett sich für eine Welt nach Covid-19 positioniert. Dies lässt sich an seinen etlichen Käufen und Verkäufen der letzten Monate erkennen. Basierend auf den im 10-Q gemeldeten Anlagegewinnen und -verlusten hat Berkshire einen Gesamtverlust von 13,9 Milliarden USD für Aktien verbucht (Jan-Sep). Demgegenüber stehen nicht-realisierte Investitionsgewinne von 16,5 Mrd. USD (Jan-Sep). In den ersten drei Monaten 2019 wurden Gewinne in Höhe von lediglich 464 Mio. USD realisiert. Buffett war also beim Drücken des Kauf- und Verkaufsknopfes deutlich aktiver in 2020 als zum Beispiel in 2019.

Was lässt sich abschließend sagen?


Für Berkshire waren es harte Monate seit dem Ausbruch der Corona-Krise. In jeder Krise besteht auch eine Chance. Buffett hat Airlines und viele Banktitel verkauft. Dafür bei den eigenen Aktien, bei japanischen Handelsunternehmen sowie bei Gold in Q2 zugeschlagen. Es wird spannend zu sehen, welche weiteren Investments er in Q3 getätigt hat. Die F-13 Filings, die darüber Auskunft geben, sollten kurzfristig veröffentlicht werden. Weitere Investments in Edelmetalle und im Ausland sowie Aktienrückkaufe würden mich persönlich nicht überraschen. Auch im stark gebeutelten Energiebereich könnte ich mir eine Positionierung von Buffett vorstellen.

Disclaimer: Der Autor besitzt Aktien von Berkshire Hathaway.


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