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Berkshire Hathaway – Fünf Takeaways von der Jahreshauptversammlung

Aktienanalysen Marius Müllerhoff 1.136 Leser

Liebe Leser,

am vergangenen Samstag fand die Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway (BRK) statt. Es war zum zweiten Mal eine virtuelle Versammlung. Dieses Mal aus Los Angeles, um Warren Buffets (90) Partner Charlie Munger (97) die lange Anreise nach Omaha zu ersparen. Wie immer war es eine Veranstaltung, von der man als Investor und Trader viel lernen könnte. Ich möchte auf fünf Themen näher eingehen.

Die Welt kann sich sehr schnell verändern

Gleich zu Beginn der Versammlung hat Buffett uns eine Folie vorbereitet, die die weltweit 20 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung zeigt.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=gx-OzwHpM9k

Auf der darauf folgenden Folie zeigte er die gleiche Liste von vor 32 Jahren (1989).

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=gx-OzwHpM9k

Buffett wies darauf hin, dass nicht ein einziges Unternehmen in beide Listen vertreten sei. Dies unterstreicht, dass die beliebtesten Aktien auf lange Sicht im Allgemeinen vermutlich nicht die besten Investments darstellen. Er merkte auch an, dass im Jahr 1989 japanische Unternehmen 13 der Top-20-Plätze besetzten, heute ist es kein einziges. Wie viele von den heutigen „Stars“ werden in 30 Jahren noch auf der Liste der Top 20 stehen? Außerdem lohnt es sich, einen Blick auf die Marktkapitalisierung des jeweils Top-Unternehmens zu werfen. Heute ist es Apple mit 2.050 Mrd. USD, vor 32 Jahren war es Industrial Bank of Japan mit 104 Mrd. USD. Dies sagt einiges über die Inflation aus! Und die vergangenen 32 Jahren waren bei weitem keine Jahre der Hochinflation, sondern ganz im Gegenteil! Laut Buffett kann sich die Welt drastisch verändern, also könnte sich ein Investment in einen Indexfonds als lukrativer herauskristallisieren (auch wenn Munger sagte, er würde sein Geld eher in Berkshire Hathaway parken als in den S&P 500). Insgesamt zeigen die beiden Folien, dass der Kapitalismus unglaublich gut funktioniert hat, besonders für die Kapitalisten, so Buffett. Gleichzeitig kann die Welt sich auf sehr, sehr dramatische Weise verändern. Wo wir bei der Corona-Pandemie angekommen wären.

“Be fearful when others are greedy and be greedy when others are fearful”



Buffett wurde im vergangenen Frühling viel dafür kritisiert, warum er seinem eigenen Spruch „… be greedy when other are fearful“ nicht treu gewesen ist. Statt günstig auf Shoppingtour zu gehen im März und April 2020, hat er teilweise das Gegenteil gemacht. Er hat verkauft, insbesondere seine Airline-Aktien. Er gestand ein, dass der Verkauf sicherlich nicht „a great moment in Berkshire‘s history“ war. Gleichzeitig gab es und es gibt immer noch viele Unsicherheit für diese Branche, insbesondere ob der hoch profitable Business-Travel Bereich jemals auf das pre-Corona Niveau zurückkommen würde. Die Regierung half damals im Frühjahr 2020, die Folgen der Pandemie für die Fluggesellschaften abzumildern. Buffett sagte, er habe kein Problem mit diesem Schritt und die Tatsache, dass er kein großer Anteilseigner der Branche mehr gewesen war, hätte es für die Regierung möglicherweise schmackhafter gemacht, der Branche zu helfen. Er würde auch heute keine Airlines-Aktien kaufen, fügte er hinzu. Warum hat Buffett nicht in anderen Branchen zugeschlagen? Hierzu sagte Buffett, dass sowohl die FED als auch die US-Regierung mit ihren monetären und fiskalen Maßnahmen sehr schnell dem Markt zur Seite sprangen (im Unterschied zu September 2008). Er lobte beide ausdrücklich für ihr Committment. Auch erwähnte er, dass er nur zwei Anrufe für potenzielle Investments erhalte habe. Daher haben sie sich im Hause Berkshire letztlich auf Aktienrückkäufe konzentriert.

Aktienrückkäufe als Alternative


Anstelle des Aufkaufs von Unternehmen oder des Aktienkaufs von Unternehmen zu, hat sich Berkshire in 2020 auf den Rückkauf der eigenen Aktien konzentriert. Es wurde ein Rekordrückkauf in Höhe von 24,7 Mrd. USD gemacht. Im ersten Quartal 2021 kaufte das Unternehmen noch einmal weitere Berkshire-Aktien im Wert von 6,6 Mrd. USD zurück. Zum Teil dank dieser Rückkäufe haben die Aktien im Jahr 2021 knapp 20% zugelegt und befinden sich auf einem Rekordhoch.

Quelle: www.empirefinancialresearch.com

Zusätzlich zu den Rückkäufen wurden in 2020 auch andere Investments getätigt. So hat Berkshire Hathaway Energy zum Beispiel im Sommer 2020 die Erdgaspipeline sowie das Speichergeschäft von Dominion Energy für knapp 10 Mrd. USD gekauft hat. Und am Tag von Buffetts 90. Geburtstages (30.08.) verkündet er, dass Berkshire Hathaway sich für 6 Mrd. USD an den fünf größten japanischen Handelsunternehmen beteiligt habe.

 

Greg Abel als Nachfolger auserkoren


“Greg will keep the culture,” so der 97 Jahre alt Charlie Munger in einem Nebensatz. Die Buffett mit seinen 90 Jahre bestätigte dies im Laufe des Meetings. Er fügte hinzu, dass, falls Greg etwas passieren sollte, dann würde es Ajit Jain, 69, übernehmen. Zu Abels derzeitigem Aufgabenbereich gehören Eisenbahnbetriebe, Versorgungsunternehmen, Hersteller, Einzelhändler und Autohäuser. Die Nichtversicherungsgeschäfte beschäftigen mehr als 250.000 Mitarbeiter und sind für einen Umsatz von mehr als 150 Milliarden US-Dollar verantwortlich, sagte Buffett am Samstag. Abel absolvierte sein Studium der Wirtschaftsprüfung an der Universität von Alberta im Jahr 1984. Bevor er zu Berkshire kam, arbeitete Abel bei PricewaterhouseCoopers und CalEnergy, wo er dazu beitrug, das kleine Geothermieunternehmen zu einem diversifizierten Energieunternehmen zu machen. Das Unternehmen, das mit MidAmerican Energy Holdings Co. fusionierte, wurde im Jahr 2000 von Berkshire gekauft. Abel sitzt im Vorstand von Kraft Heinz Co., einigen Versicherungsgesellschaften und der Hockey Canada Foundation.

Anziehende Inflation


Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Covid-Pandemie zieht eine Preisspirale nach sich. Berkshire Hathaway als Holdinggesellschaft mit Investments in vielen Bereichen der Wirtschaft (u.a. Bau, Energy, Industrie, Railway, Versicherung, Versorger) sollte dies gut beurteilen können. "Wir sehen eine sehr erhebliche Inflation", so Buffett. „Wir erhöhen die Preise. Unsere Zulieferer erhöhen die Preise und es wird akzeptiert." Berkshire hat u.a. neun Eigenheimbauer im Portfolio. Man hat also einen guten Einblick in den Wohnungsbau. „Die Kosten sind einfach hoch, hoch, hoch“ so Buffett. „Stahlkosten steigen jeden Tag “.

Quelle: desk.traderfox.com

Was lässt sich abschließend sagen


Buffett und Munger sind noch auf weitere spannende Themen eingegangen u.a. SPACs, bitcoin, „die neuen Trader“ infolge der Corona-Pandemie. Insgesamt hat man wieder viel lernen können vom „Oracle of Omaha“. Zum 31. Dezember 2020 verfügte Berkshire über liquide Mittel und kurzfristige Anlagen in Höhe von knapp 140 Mrd. USD (das entspricht ca. 90 USD pro Aktie, also 1/3 des aktuellen Kurses der B-Aktie von Berkshire). Es wird spannend sein zu beobachten, ob und wo Berkshire in der aktuellen Situation etwas von diesem Cashberg investieren wird. Insgesamt wurde das Meeting und die präsentierten Zahlen zum ersten Quartal vom Markt positiv aufgenommen. Die Berkshire Hathaway-B Aktien stiegen um gut 1% auf ein Rekordhoch von 281 USD.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Aufklärung über Eigenpositionen: Der Autor hält Aktien an Berkshire Hathaway.


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