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Das sind die 17 europäischen Champions-Aktien der digitalen Transformation

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Die Analysten von Goldman Sachs haben sich in einer 154 Seiten langen Studie mit der Digitalisierung in Europa beschäftigt. Darin nennt die US-Investmentbank auch die aus ihrer Sicht 17 börsennotierten digitalen Transformations-Champions mit Sitz auf dem alten Kontinent. Wir berichten und verraten die Namen der Champions.

Die Digitalisierung der Gesellschaft ist weiterhin auf dem Vormarsch. COVID-19 hat die Verlagerung von offline zu online sogar noch einmal dramatisch beschleunigt. Die Pandemie trieb das Wachstum der Marktdurchdringung in den unausgereiften B2C-Kategorien wie dem Lebensmitteleinkauf und die massenhafte Einführung von Technologien für das Arbeiten und Lernen aus der Ferne in einem Ausmaß voran, das sich sonst normalerweise über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren erstrecken würde.

Noch wichtiger ist, dass laut Goldman Sachs angesichts der jüngsten positiven Nachrichten über Impfungen davon auszugehen ist, dass ein Großteil des neuen Online-Verhaltens nachhaltig sein wird. Darauf deute auch das erhöhte Niveau der Online-Nutzung hin, das selbst nach der Lockerung der Schließungsbeschränkungen im Sommer zu beobachten gewesen sei.

Die Analysten bei der US-Investmentbank sehen vor diesem Hintergrund einen beschleunigten Weg hin zur Erreichung von längerfristigen Gleichgewichtsraten bei der Online-Durchdringung (z.B. 50 % für den Non-Food-Einzelhandel und 25 % -30 % für den Lebensmitteleinzelhandel in den Schlüsselmärkten außerhalb Chinas).

Laut der COVID-19-Umfrage von McKinsey zur digitalen Stimmung planen 72 % der Europäer, die während der COVID-19-Umfrage zum ersten Mal digitale Dienste genutzt haben, diese auch weiterhin in gleichem Maße oder sogar mehr zu nutzen, darunter 66 % in Sektoren, die digital weniger ausgereift seien, wie z. B. der Lebensmitteleinzelhandel.

Soziale Medien, Unterhaltung, Banken und Lebensmittelgeschäfte haben während der COVID-19 in Europa den größten Anstieg der digitalen Nutzung erfahren.

Digitale Akzeptanzrate, nach Branche (% der digitalen Nutzer)


Quellen: McKinsey & Company COVID-19 digital sentiment insights survey, Goldman Sachs

Im Durchschnitt planen etwa 70 % der Nutzer, digitale Dienste auch nach COVID-19 in gleichem oder höherem Maße zu nutzen.

% der Befragten, die planen, digitale Dienste in gleichem oder höherem Maße weiter zu nutzen


Quellen: McKinsey & Company COVID-19 digital sentiment insights survey, Goldman Sachs

Europas digitale Wirtschaft an einem Wendepunkt


In einem aktuellen 154 Seiten umfassenden Report stellt Goldman Sachs vor diesem Hintergrund die These auf, dass Europas digitale Wirtschaft an einem Wendepunkt angelangt ist. Die Studienautoren sehen dabei mehrere Schlüsselfaktoren, welche die Digitalisierung der Wirtschaft weiter beschleunigen und das Entstehen europäischer digitaler Champions erleichtern dürften. Dazu gehören (1) eine schnellere Online-Akzeptanz inmitten von COVID-19, (2) die Verbreitung von Schlüsseltechnologien, (3) eine bessere Verfügbarkeit von Finanzmitteln und (4) ein unterstützender politischer Hintergrund.

Wie es in der Publikation weiter heißt, habe Europa ein reiches industrielles Erbe mit etablierten Weltmarktführern in einer Reihe von Sektoren von Öl und Gas bis hin zu Autos und Luxusgütern. Historisch gesehen sei die Region bei der Digitalisierung der Wirtschaft hinter Nordamerika und Asien zurückgeblieben. Es gebe keine Superplattformen, die mit den FAANGs in den USA und den BATs in China vergleichbar wären.

Goldman Sachs glaubt, dass dies zum Teil auf die fragmentierte Natur der lokalen Märkte in Europa zurückzuführen ist, mit Unterschieden in Kultur, Sprache und regulatorischen Rahmenbedingungen, die es für Online-Unternehmen schwieriger machten, eine signifikante Größe zu erreichen. Noch wichtiger sei zudem, dass die im Vergleich zu anderen Regionen geringeren F&E-Investitionen und Venture Capital-Finanzierungen ein Hauptgrund dafür seien, dass der europäische Technologiesektor hinterherhinke. Man glaubt jedoch, dass sich dies ändere, und sieht mehrere Schlüsselfaktoren, welche die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft weiter beschleunigen und das Entstehen europäischer digitaler Champions erleichtern dürfte

Die VC-Investitionen in europäische Tech-Unternehmen haben sich in den letzten drei Jahren verdoppelt und werden 2019 34 Mrd. US$ erreichen - ein schnelleres Wachstum als in den USA und Asien, wenn auch von einer niedrigen Basis aus.

Investiertes Risikokapital (Mrd. US$)


Quellen: Atomico, Dealroom, Data compiled by Goldman Sachs Global Investment Research

Man ist der Meinung, dass mehrere wichtige Enabler das Wachstum der europäischen digitalen Wirtschaft gefördert haben. Die verbesserte Verfügbarkeit von VC-Finanzierungen und der gestiegene Appetit des öffentlichen Marktes auf Aktien der digitalen Wirtschaft in Europa hätten außerdem einen fruchtbareren Boden für die Gründung und Skalierung von Online-Unternehmen geschaffen, wie die jüngsten Börsengänge von The Hut Group und Allegro sowie der deutliche Anstieg der Zahl der Einhörner in Europa zeigten.

Der digitale Wandel in Europa sei darüber hinaus zu einer Schlüsselpriorität für politische Entscheidungsträger geworden, wobei auf europäischer und nationaler Ebene verstärkt darauf hingearbeitet werde, gleiche Wettbewerbsbedingungen in der europäischen digitalen Landschaft gegenüber Big Tech zu schaffen und Investitionen in digitale Fähigkeiten und Infrastruktur zu fördern. Mindestens 20 % des 672,5 Mrd. Euro umfassenden EU-Wiederaufbaufonds seien für die Unterstützung des digitalen Wandels in Europa vorgesehen.

Außerdem finde eine Konsolidierung der Branche statt, wobei mehrere europäische Unternehmen durch groß angelegte, grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen eine globale Führungsposition erreicht hätten oder anstreben würden (z. B. in China).

Mindestens 20 % der 672,5 Mrd. Euro des EU-Wiederaufbaufonds werden für die Förderung des digitalen Wandels in Europa verwendet.

Überblick zum EU-Wiederaufbaufonds


Quellen: Europäische Union, Goldman Sachs

Schlüsselbereiche für Investitionen und Reformen im Rahmen des EU-Wiederaufbaufonds


Quellen: Europäische Union, Goldman Sachs

17 digitale Transformations-Champions


Besonders interessant an der Studie sind unter anderem jene Unternehmen, die Goldman Sachs als Champions der digitalen Transformation identifiziert hat. Gemeint sind damit etablierte Unternehmen, die bei der digitalen Transformation in ihren jeweiligen Sektoren am weitesten fortgeschritten sind und die wahrscheinlich von diesem Wandel durch beschleunigtes Umsatzwachstum oder Kosteneffizienz profitieren werden.

Die wichtigsten Werte in dieser Liste sind aus Sicht der Analysten Adidas, Inditex und Next (Bekleidung/Sportbekleidung), Ahold Delhaize und Morrisons (Lebensmittel), L'Oreal (Kosmetik), Kering, LVMH und Richemont (Luxus) sowie Schibsted und Vivendi (Medien).

Die beiden nachfolgenden Listen zeigen alle der so genannten Champions der digitalen Transformation in Europa. Unter anderem sind aus der ersten Tabelle jeweils Anlageurteile und Kursziele von Goldman Sachs zu entnehmen. Die zweite Tabelle beinhaltet Wachstumsdaten wie zum Umsatz und Bewertungsdaten wie das KGV. Die angegebenen Kurse basieren dabei auf dem Börsenschluss vom 5. Januar 2021, sofern nicht anders angegeben. Ratings und Kursziele entsprechen dem Stand vom 6. Januar intraday.

Intakte langfristige charttechnische Aufwärtstrends haben von diesen Werten Adidas, Ahold Delhaize, Kering. L´Oreal, LVMH, Puma, Schibsted A-Aktien sowie mit gewissen Abstrichen Nestlé und Next (nach einem mehrjährigen Seitwärtstrend aber dicht dran an einem neuen Rekordhoch zu bieten. Eventuell ist das auch der Tatsache zu verdanken, dass die Börsianer diese Titel auch unter Digitalisierungs-Aspekten als gut aufgestellt erachten.

Die europäischen Champions der digitalen Transformation im Überblick


Datastream, Goldman Sachs Global Investment Research, Angaben basierend auf den Daten vom 05./06.01.21

Wachstums- und Bewertungsdaten zu den europäischen Champions der digitalen Transformation im Überblick


Datastream, Goldman Sachs Global Investment Research, Angaben basierend auf den Daten vom 05./06.01.21


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