aktien Magazin

Das sind die 17 potenziellen Aktien-Profiteure des massiven deutschen Konjunkturpakets

Artikel, Kommentare aktien Magazin 5.437 Leser

Die Regierung in Deutschland hat sich in der Vorwoche auf ein großes Konjunkturpaket mit einem Volumen von 130 Mrd. EUR zur Ankurbelung der Nachfrage geeinigt. Weil dieser Umfang immerhin rund 3,8 % des Bruttoinlandsproduktes entspricht, stellt sich aus Anlegersicht natürlich die Frage, welche deutschen Aktien davon besonders stark profitieren dürften.

Dieser Frage sind in einer aktuellen Studie die Analysten der UBS nachgegangen. Darin schreibt die Schweizer Großbank, dass das beschlossene Paket größer ausgefallen ist als der im Vorfeld erwartete Betrag von unter 100 Mrd. EUR. Zudem sei es auch umfangreicher als das im Zuge der Finanzkrise geschnürte Konjunkturpaket, das sich auf rund 2,5 % gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Jahre 2008/09 belaufen habe. Insgesamt, einschließlich der Einkommensersatzmaßnahmen, die in den vergangenen Monaten ergriffen worden seien, ist der deutsche Stimulus als Reaktion auf Covid-19 nach Schätzungen der UBS nun einer der größten weltweit (siehe Grafik).

 

Fiskalische Stimulierung (Veränderung der zyklisch-bereinigten Salden 2020), in % des BIP

konjunkturpaket01

 

Die UBS-Projektionen zum Bruttoinlandsprodukt gehen von einem Nachfragestimulus in Höhe von 2 % des Bruttoinlandsproduktes aus. Die zuständigen Volkswirte gehen davon aus, dass insbesondere der Verbrauch der privaten Haushalte und die Unternehmensinvestitionen in diesem Jahr davon profitieren werden. Wenn das Fiskalpaket 2008 eine Richtschnur ist, werden die öffentlichen Investitionen (die einen Wachstumsmultiplikator von wahrscheinlich über 1 haben) das Wachstum erst ab dem nächsten Jahr unterstützen und sollten den Einbruch des Konsums ausgleichen, nachdem der Mehrwertsteuersatz wieder auf sein ursprüngliches Niveau angehoben wurde.

Zwar werde ein neuer Nachtragshaushalt erforderlich sein, doch werde sich nicht der gesamte Ausgabenrahmen dieses neuen Pakets in Höhe von 3,8 % des Bruttoinlandsprodukts in einer Neuverschuldung niederschlagen, da offenbar nicht alle im ersten Nachtragspaket enthaltenen Mittel (die sich auf insgesamt 3,5 % des Bruttoinlandsprodukts beliefen) verwendet wurden (rund 60 Mrd. EUR sollen übrig geblieben sein, was zum Teil darauf zurückzuführen sein soll, dass die Nachfrage nach Zuschüssen für Selbständige bisher geringer war als erwartet).

Das Paket untermauert die positive Sicht der UBS auf den deutschen Aktienmarkt

Aus der Sicht der UBS stellt das Konjunkturpaket eine weitere Unterstützung für die hausintern derzeit ohnehin positive Sicht auf Deutschland und dem lokalen Aktienmarkt (dieser rangiert auf der UBS-Länder-Börsen-Scorecard für Europa auf Platz 3 von 12 berücksichtigten Ländern) dar.

Die Länder-Scorekarte der UBS für 12 europäische Börsen

konjunkturpaket02

Angesichts der positiven Korrelation des lokalen Aktienmarktes mit den konjunkturellen Leitindikatoren sei Deutschland eine der von der UBS bevorzugten Möglichkeiten, an einer wirtschaftlichen Erholung teilzuhaben. Die deutsche Börse weise zudem auch die zweithöchste Exposition gegenüber Value-Titeln nach Italien aus, was angesichts der derzeitigen Rotation bei den Anlagestilen kurzfristig in Sachen Performance-Generierung hilfreich sein könnte.

Der länderspezifische Anteil von Value- und Wachstums-Aktien gemessen an der jeweiligen Marktkapitalisierungkonjunkturpaket03

Ein weiterer unterstützender Faktor für Deutschland sei zudem das relativ hohe Engagement gegenüber China und dem asiatischen Raum im weiteren Sinne - einer der ersten Regionen, in denen eine Erholung der Wirtschaft zu sehen sei. Die langfristigen Bewertungen hätten begonnen, sich zu erholen, aber Deutschland handele immer noch mit einem relativ attraktiven zyklisch angepassten KGV.

„Das jüngste Konjunkturpaket unterstützt unseren positiven Ausblick für den deutschen Aktienmarkt relativ zu anderen Ländern. Insbesondere die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer, die degressive Abschreibung und steigende Investitionsausgaben sollten positiv über die Sektoren hinweg wirken und einige Profiteure hervorbringen, erklärt ergänzend dazu Felix Hüfner, UBS Senior European Economist und Chief German Economist.

Positive Effekte für die Bereiche Automobile, Kapitalgüter, Medien, Immobilien, Technologie, Versorger und Telekom erwartet

Die Analysten der UBS haben sich vor dem skizzierten Hintergrund angesehen, welche der von ihnen abgedeckten deutschen Aktien am meisten von dem Konjunkturpaket profitieren dürften. Die nachfolgende Tabelle zeigt das Ergebnis dieser Überlegungen. Genannt werden mit Stand vom 03. Juni unter anderem die Namen der begünstigen Unternehmen, die jeweils Ratings und Kursziele der UBS zu diesen Werten sowie deren für 2021 geschätztes KGV und die Dividendenrenditen.

Die UBS-Liste mit den vom deutschen Konjunkturpaket potenziell begünstigten Unternehmen

konjunkturpaket04

Gemäß den zuständigen Branchenanalysten könnten dank der Anreize zugunsten von Elektrofahrzeuge im Auto-Sektor Unternehmen wie Volkswagen und Hella profitieren. Im Bereich der Kapitalgüter sollte Siemens gut positioniert sein, um von Energie- und Infrastrukturausgaben neben der Digitalisierung zu profitieren. Rheinmetall dürfte von den vorgeschlagenen Investitionen in Digitalisierung, Sicherheit und Verteidigung begünstigt werden. Beschleunigte Abschreibungsmöglichkeiten für deutsche Investitionsvorhaben sollten für KION hilfreich sein. In geringerem Maße gelte dies auch für Dürr, GEA und Krones. Im Fall von Krones sollte die Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge, das rund 70 % seiner Belegschaft in Deutschland beschäftigt, zusätzlich positiv sein, so das Urteil.

Im Mediensegment sollte eine breitere Ankurbelung der deutschen Wirtschaft der Werbung zu Gute kommen, was Unternehmen wie ProSiebenSat1. oder Stroeer stützen sollte. In der Immobilienbranche sollte Vonovia als größter deutscher Wohnungsvermieter von der Mehrwertsteuersenkung und den Investitionsmaßnahmen profitieren. Ähnliches sei auch für Alstria Office für den größten reinen deutsche Büro-REIT anzunehmen.

Im Technologiesektor sollten dem Halbleiter-Produzent Infineon die Anreize zugunsten von Elektrofahrzeugen helfen. SAP und Software AG könnten einen kleinen Nutzen aus den Investitionen in Digitalisierungsinitiativen ziehen. Im Bereich Telekommunikation sollten sich die Nachrichten zu Infrastrukturinvestitionen positiv auf die Stimmung der Investoren mit Blick auf die Deutsche Telekom auswirken. Unter den Versorgern wiederum sollte E.ON voraussichtlich von Investitionen in Klimaschutzprojekte profitieren.
Bildherkunft: WoGi - stock.adobe.com