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Das sind die globalen Aktien-Profiteure des US-Infrastruktur-Pakets

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USA wollen Infrastruktur modernisieren und nachhaltiger gestalten. Präsident Joe Biden hat dazu unter dem Motto «Build Back Better» ein Infrastrukturpaket im Umfang von rund 2,3 Bio. USD vorgelegt. Manche sehen darin Parallelen zum «New Deal», dank dem die US-Wirtschaft die Große Depression hinter sich ließ. In einer Studie nennt die Credit Suisse Aktien von Unternehmen, die ein geschäftliches Engagement in den USA im Zusammenhang mit diesen US-Infrastruktur-Investitionsthemen haben.

Nur wenige Wochen nach der Verabschiedung des Konjunkturpakets in Höhe von 1,9 Billionen USD durch die US-Regierung hat die Biden-Administration jüngst einen Plan für Infrastrukturausgaben in Höhe von rund 2,3 Billionen USD vorgeschlagen. Dieser große "Build Back Better"-Infrastrukturplan wurde mit dem "New Deal" von Franklin D. Roosevelt verglichen, der die US-Wirtschaft aus der Großen Depression herausholte.

Der Infrastrukturplan ist ein Versuch, die US-Wirtschaft wieder auf einen mehrjährigen Wachstumspfad zu bringen, heißt es in einer Studie der Credit Suisse zu diesem Thema. Es ist das erste große US-Konjunkturprogramm seit 5 Jahrzehnten mit einem Schwerpunkt auf Investitionsausgaben. Während der New Deal in seiner absoluten Größe viel kleiner war (41,7 Mrd. USD, was 653 Mrd. USD in 2009 Dollar entspricht), war er im Verhältnis zur Größe der damaligen US-Wirtschaft viel größer (40% der US-Wirtschaftsleistung von 1929), verglichen mit dem vorgeschlagenen Infrastrukturplan in Höhe von 2,3 Mrd. USD, was etwa 11% des aktuellen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht.

US-Infrastrukturausgaben sind vergleichsweise niedrig


Nach Einschätzung des deutschen Vermögensverwalters DWS sind Infrastrukturprogramme ökonomisch so notwendig wie politisch heikel. Doch Biden könnte jetzt den richtigen Zeitpunkt und Ton – auch dank China – getroffen haben, so das Urteil der dortigen Analysten.

Wie es zur Begründung heißt, trägt Präsident Joe Bidens Infrastrukturprogramm bezeichnenderweise den Namen „The American Jobs Plan“. Arbeitsplätze überzeugten immer, während Infrastruktur schnell dröge klinge und das Zahlenmaterial selten selbsterklärend sei. Was etwa bedeute es wirklich, wenn die Investitionsquote der USA nur der Hälfte der von Europa entspricht? Und ist eine sinkende Investitionsquote, wie sie die nachfolgende Grafik zeigt, nicht zwingend für ein industrielles Land?

Überzeugender als Zahlen sind laut DWS plastische Beispiele. Eine Zugfahrt in Japan oder der Schweiz kann schnell zum prägenden Erlebnis werden. Oder die Erinnerung an den Dammbruch in New Orleans, die großen Stromausfälle in New York oder zuletzt in Texas. Und überhaupt der Zustand der Schulen und Krankenhäuser, des Breitbandnetzes oder der Trinkwasserversorgung – für viele Amerikaner Alltag.

Auch Biden beschwört einige dieser Bilder. Er dürfte wissen, dass Infrastrukturprojekte kurzfristig wenig politische Pluspunkte bringen, auch wenn das Land, wie nach den Investitionsinitiativen der 1950er und 60er, jahrzehntelang davon profitiert. Vielleicht führt er deswegen zusätzlich noch China ein, das es zu übertreffen gelte, was ihm nach Meinung der DWS in vielerlei Hinsicht hilft: Erstens der Verweis auf das Land mit der legendär hohen Investitionsquote verdeutlicht, wie diese das Potenzialwachstum eines Landes nachhaltig und deutlich erhöhen können.

Zweitens könnte es auch dazu dienen, den Wählern etwas Angst vor „mehr Staat“ zunehmen, das so ein Programm immer mit sich bringt, schließlich war China damit auch erfolgreich. Zudem dürfte der Verweis auf den „strategischen Gegner“ dazu dienen, die eigenen Reihen zu schließen und einige Republikaner für mehr Infrastrukturausgaben zu gewinnen. Zuletzt führt es die zeitliche Dringlichkeit vor Augen. Denn ein Problem solcher Großprojekte ist, dass sie im Kongress gern zerredet werden oder sich an den unterschiedlichen Begehrlichkeiten zerreiben. Biden dürfte also versuchen, das Paket möglichst schnell durch den Kongress zu bringen.

Auch wenn Bidens Infrastrukturprogramm noch ein steiniger Weg voller Kompromisse bedeuten könnte, stehen die Zeichen aus der Sicht der DWS jetzt nicht schlecht: Die Bürger dürften die Aufbruchsstimmung nach über einem Jahr Pandemie begrüßen, auf Schulden wird derzeit relativ wenig geachtet, die Notwendigkeit der Maßnahmen ist einleuchtend und nicht zuletzt dürften, anders als 2009/10, genügend Projekte fertig in den Schubladen liegen. Dass der Fokus bei diesem Paket sehr stark auf Nachhaltigkeit liegt, dürfte nicht nur dem progressiven Flügel seiner Partei gut gefallen, sondern könnte dem Thema auch global einen weiteren Schub verleihen. So gesehen dürften weltweit viele Freunde guten Klimas Biden mit seinem Programm viel Erfolg wünschen. Bei seinen strategischen Gegnern könnte sich das Klima hingegen verschlechtern.

5 große Ausgabenposten


Was die Details des von Biden geschnürten Infrastrukturpakets angeht, betrifft nach Angaben von Credit Suisse Aktienanalyst Jens Zimmermann der größte Ausgabenposten die Verkehrsinfrastruktur, also die Modernisierung und den Ausbau der Straßen, Brücken, Flughäfen und Eisenbahnen. Zudem sei auch die Entwicklung einer landesweiten Elektrofahrzeug-Ladeinfrastruktur vorgesehen. Der zweitgrößte Ausgabenposten widme sich der Revitalisierung der US-Industrie und der Kleinunternehmen, indem in Forschung und Entwicklung sowie in die Ausbildung der Arbeitskräfte investiert werde.

Die dritthöchste Priorität haben laut Zimmermann Ausgaben für erschwingliche Pflegeinrichtungen für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, gefolgt von der Nachrüstung und Modernisierung von Wohnhäusern, Geschäfts- und Regierungsgebäuden sowie Schulen. Die letzte Ausgabenkategorie betrifft die Modernisierung der Infrastruktur für die Wasser- und Stromversorgung sowie Hochgeschwindigkeit-Breitbandanschlüsse. Jeder der fünf genannten Ausgabenpunkte umfasst Elemente grüner Infrastrukturinvestitionen, die sich (je nach Definition) auf über 700 Mrd. USD belaufen.

Die Finanzierung des Plans würde hauptsächlich über die Unternehmenssteuern erfolgen, die während 15 Jahren schrittweise angehoben werden sollen. Biden beabsichtigt, den US-Unternehmenssteuersatz von 21 % auf 28 % zu erhöhen; dies läge immer noch unter dem Steuersatz von 35 %, der unter der Regierung von Barack Obama in Kraft war. Biden plant des Weiteren, den globalen Mindeststeuersatz auf im Ausland erzielten Gewinnen anzuheben und Steuervergünstigungen für Produzenten fossiler Brennstoffe abzuschaffen.

US-Infrastrukturplan (in USD Mrd.)




Quellen: Whitehouse.gov., Credit Suisse

Angesichts der hauchdünnen demokratischen Mehrheit im Senat benötigt Biden die Zustimmung aller demokratischen Senatoren, um sein Infrastrukturprogramm – wie schon sein COVID-19-Hilfspaket in Höhe von 1,9 Bio. USD – im Reconciliation-Verfahren verabschieden zu können. Er wird seinen Infrastrukturplan daher höchstwahrscheinlich noch anpassen und bezüglich Inhalt und/oder Umfang Kompromisse eingehen müssen, um für die abschließende Gesetzesversion alle demokratischen Senatoren an Bord zu bringen, so Zimmermann.

Die vorgeschlagenen 2,3 Bio. USD sollten daher als Bidens «Eröffnungsgebot» gesehen werden. Andererseits handelte es sich auch bei den 1,9 Bio. USD seines COVID-19-Hilfspakets um sein Eröffnungsgebot, und er bekam dieses im vollen Umfang zugestanden, weil er den Entwurf im Reconciliation-Verfahren verabschiedete. Sofern Biden also sämtliche Demokraten im Senat überzeugen kann, für die endgültige Fassung seines Gesetzes zu stimmen, könnte er einen ehrgeizigen Infrastrukturplan durchsetzen, ohne dabei auf eine einzige Stimme aus dem republikanischen Lager angewiesen zu sein. Somit würde das seit Langem erwartete US-Infrastrukturprogramm endlich Realität, erklärt die Credit Suisse.

Unternehmen, die von dem US-Infrastrukturplan profitieren


Aus Anlegersicht stellt sich bei einem umfangreichen Maßnahmenpaket wie dem US-Infrastrukturprogramm wie immer die Frage, welche börsennotierten Unternehmen davon profitieren. Die Credit Suisse hat dazu in ihrer Studie 6 sechs Anlagethemen im vorgeschlagenen Infrastrukturplan identifiziert, zu denen Investoren Zugang erhalten können, indem sie in Unternehmen investieren, die von ihrem Engagement in diesen Themen profitieren sollten:

Erstens, der Bau von Backsteinprojekten im US-Verkehrssektor; zweitens, die Modernisierung von Schulen und Gebäuden; drittens, der Ausbau von Breitband- und digitaler Infrastruktur; viertens, der Aufbau einer kohlenstofffreien Stromerzeugungsinfrastruktur; fünftens, die Aufrüstung von Stromnetzen; und sechstens, das Wachstum des Anteils von EVs im US-Straßenverkehr.

Die nachfolgende Tabelle zeigt Aktien von Unternehmen, die laut Credit Suisse ein geschäftliches Engagement in den USA im Zusammenhang mit diesen US-Infrastruktur-Investitionsthemen haben.

Diese Aktien dürfte laut Credit Suisse das US-Infrastrukturgesetzvorhaben begünstigen




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