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Das sind die potenziellen Nutznießer der 5G-Revolution

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Der Investitionszyklus für die nächste Generation von Kommunikationsnetzwerken (5G) hat inzwischen begonnen. Nach Erachten der Credit Suisse können Anleger stark von einem Fokus auf Unternehmen profitieren, die zu den Nutznießern der ersten Welle an
Investitionen in die 5G-Infrastruktur gehören dürften – das heißt Telekomausrüster, Halbleiterhersteller mit Schwerpunkt auf Mobilfunkkommunikation, Betreiber von Sendetürmen und Netzwerkkonstrukteure.

Auch beim jüngsten Mobile World Congress in Barcelona beherrschte der Übergang der Kommunikationsnetzwerke zur 5. Generation laut Research Analyst Uwe Neumann die Schlagzeilen. Die wichtigste Erkenntnis dieser Veranstaltung sei gewesen, dass sich die 5G-Revolution inzwischen tatsächlich abzeichne und zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten für Virtual und Augmented Reality, künstliche Intelligenz und Automation (Internet der Dinge – Internet of Things, IoT) bereithalte.

Es zeichne sich immer mehr ab, dass der 5G-Standard die nächste Phase der Digitalisierung vorantreiben werde. Bei der Credit Suisse geht man jedenfalls davon aus, dass sich der nächste Schritt der Digitalisierung im Zuge der Einführung und des Aufbaus eines 5G-Netzwerkumfelds vollziehen wird, das die Datenübertragungskapazität steigern (70-mal schnellere Downloadrate als im 4G-Netzwerk) und gleichzeitig die Verzögerung verringern dürfte, die bei Datenübertragungen über ein Netzwerk auftreten (50-fach geringere Latenz im Vergleich zum 4G-Netzwerk). Neben mehreren technischen Vorteilen für Telekommunikationsbetreiber (höhere Skalierbarkeit, Effizienzsteigerung durch Priorisierung der Netzwerkverteilung sowie geringere Interferenz und Latenz) verringere 5G zudem die Kosten der Unternehmen für den Betrieb eines mobilen Netzwerks.

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Der Fokus liegt auf der ersten der drei Phasen des 5G-Investitionszyklus

Aus historischer Sicht dürften derart starke technologische Trends zunächst den Aufbau der Infrastruktur nach sich ziehen, gefolgt von einem sprunghaften Anstieg der Ausgaben für Geräte, Dienstleistungen und Inhalte. Die Credit Suisse erwartet somit 3 Investitionsphasen in Bezug auf den 5G-Standard und rechnet im Zuge der ersten Phase, auf die sich die Anleger zunächst konzentrieren sollten, im Verlauf der nächsten 1–3 Jahre mit einem Anstieg der Investitionen am Markt für Telekominfrastruktur. Die Unternehmen, denen diese Investitionen zugutekommen könnten, hat man in 4 breite Kategorien unterteilt: 1) Mobilfunknetzwerkausrüster, 2) 5G-Halbleitersteller, 3) Betreiber von Sendetürmen und 4) Netzwerkkonstrukteure.

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Netzwerkausrüster dürften wieder Wachstum verzeichnen

Telekommunikationsdienstleister dürften an der Spitze der 5G-Revolution stehen und einen Anstieg der Investitionsausgaben verzeichnen, so Neumann. Drahtlose Breitbanddienste für Privatkunden stellten eine der 5G-Dienstleistungen dar, die Telekombetreiber in den Anfangsjahren zur Verfügung stellen könnten, da dafür die vorhandenen 4G-Netzwerke genutzt werden können. Allerdings würden diese Unternehmen daraus erst im späteren Verlauf des Zyklus wesentliche Vorteile ziehen können, während in den Anfangsphasen vor allem jene Unternehmen profitieren dürften, welche das IoT-Ökosystem und die 5G-Infrastruktur aufbauen.

Für Telekombetreiber stellten Basisstationen einen wesentlichen Bestandteil des 5G-Netzwerks dar, da diese Funkfrequenzen empfangen und übertragen, um die Kommunikation zwischen Endgeräten zu ermöglichen. Neben einem umfangreichen Glasfasernetzwerk sei für den 5G-Standard vor allem auch ein dichteres Netzwerk an Basisstationen erforderlich – es werde allgemein angenommen, dass das 5G-Umfeld dreimal mehr Basisstationen benötigt als ein 4G-Netzwerk.

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Dies lasse auf einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach 5G-Basisstationen und damit verbundener Systeme in den kommenden Jahren schließen. Zudem geht man bei der Credit Suise davon aus, dass Mikro-/kleinen Funkzellen eine größere Aufmerksamkeit zukommen wird, da diese zwar einen im Vergleich kleineren Bereich abdecken, jedoch günstiger und einfacher zu installieren seien (möglicherweise an Straßenlaternen, Ampeln usw.). Vor diesem Hintergrund gehörten Netzwerkausrüster wie Ericsson, Nokia, Samsung und Huawei, die den Markt für Basisstationen quasi zwischen sich aufteilen, zu den Hauptnutznießern. Man rechnet damit, dass die neue Nachfrage seitens der Betreiber nach der vorgenannten 5G-Ausrüstung den potenziellen Auftragsrückgang bei 3G- und 4G-Ausrüstung mehr als aufwiegen wird und dass die Netzwerkausrüster nach 2–3 Jahren rückläufiger Umsatzzahlen wieder zu positivem Wachstum zurückkehren werden.

Andere Telekomausrüster wie F5 Networks dürften von einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Management-Lösungen für Internet-Traffic profitieren. Ein wesentlicher Aspekt sei, dass frühere Netzwerkinvestitionszyklen 3–5 Jahre andauerten. Neumann glaubt, dass sich dies in Bezug auf den 5G-Netzwerkausrüstungszyklus ändern und dieser aufgrund der umfassenden Verdichtung der Netzwerke beinahe 10 Jahre Bestand haben wird.

Halbleiterunternehmen mit 5G-Bezug dürften von Verdichtung der Netzwerke profitieren

In einem 5G-Netzwerk sei die Dichte entscheidend, da die verwendeten Bandbreiten und Frequenzen zwar eine höhere Kapazität, gleichzeitig aber eine geringere Reichweite aufwiesen. Es werde daher davon ausgegangen, dass die Anzahl der für eine gute 5G-Abdeckung und -Servicequalität erforderlichen großen und kleinen Basisstationen dreimal höher ausfalle als in einem 3G/4G-Netzwerk. Dies stelle einen der Hauptwachstumstreiber für Halbleiterunternehmen mit Bezug zu Mobilfunknetzwerkausrüstung dar. Darüber hinaus seien in 5G-Basisstationen drei- bis fünfmal mehr Halbleiter verbaut als in 4G-Basisstationen, da diese deutlich mehr Datenverkehr verwalten und diesen analysieren müssten (z.B. zur Priorisierung).

Xilinx biete zu diesem Zweck beispielsweise programmierbare Chips und erwirtschaftet 35% seines Umsatzes im Bereich Mobilfunknetzwerkausrüstung. Ein weiterer Nutznießer sei Marvell, das Chips für mobile Basisstationen entwickele und eine äußerst flexible und optimierte Ende-zu-Ende-5G-Plattform biete, mit der die Entwicklung neuer 5G-Radiosysteme vorangetrieben werde. Anbieter GPS-fähiger und für die Kommunikation zwischen Maschinen geeigneter Kommunikationschips wie das Schweizer Small-Cap-Unternehmen u-blox dürften ebenfalls von einem attraktiven Wachstumsmarkt profitieren.

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Betreiber von Sendetürmen können ihre Geschäftstätigkeit ausbauen

Verteilte Antennensysteme (Distributed Antenna Systems, DAS) für kleine Funkzellen in offenen und bebauten Gebieten gehörten zu den Haupttreibern der 5G-Telekominfrastrukturbranche. Ein DAS sei ein Netzwerk aus räumlich verteilten Antennen, die mit einer gemeinsamen Quelle verbunden sind und so Mobilfunkdienstleistungen innerhalb einer spezifischen geografischen Region zur Verfügung stellten. Die RF-Signale an und von der Basisstation des Mobilfunkbetreibers würden zusammengefasst und durch ein aus mehreren Antennen bestehendes System geleitet. Das System unterstütze eine Vielzahl von Technologien und Frequenzen, darunter 2G, 3G und 4G. Betreiber von Mobilfunktürmen wie China Tower, Cellnex und Inwit Telecom könnten für mehrere Betreiber Telefonnetzlösungen für offene und geschlossene Umgebungen wie Stadien, Wolkenkratzer, Einkaufszentren, dicht bebaute Außenbereiche, Flughäfen, U-Bahnen und Bahnhöfe mit hoher Nutzerdichte zur Verfügung stellen. Neben der zunehmenden Nutzung ihrer bestehenden Makrostandorte könnten sie zudem ihre Geschäftstätigkeit ausbauen.

Das US-Unternehmen Boingo Wireless, das sich selbst als einen der führenden Anbieter von Indoor-DAS bezeichne, sehe eine wesentliche Chance in einem Overlay der neuen Technologie in Stadien und anderen Veranstaltungsorten, an denen das Unternehmen Netzwerke bereitstelle. Angaben des Unternehmens zufolge sei beispielsweise für den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen an Orten, an denen es Drahtlosnetzwerke betreibe, ein Overlay-Netz erforderlich, was weiteres Monetarisierungspotenzial zur Folge hat.

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Netzwerkkonstrukteure könnten an Fahrt aufnehmen

Die umfangreichen Arbeiten in Bezug auf den Ausbau der 5G-Infrastruktur, die zur Verbindung des unterirdischen Glasfasernetzes mit Mikro- und kleinen Funkzellen sowie DAS-Umgebungen erforderlich seien, dürften Netzwerkkonstrukteuren wie Mastec zugutekommen, da die Verantwortlichkeiten für den Aufbau einer physischen 5G-Netzwerkumgebung aufgrund der Verdichtung der Netzwerke in kleinere Regionen aufgeteilt werden, als dies bislang der Fall gewesen sei. Zwar versuchten Netzwerkausrüster wie Ericsson ebenso ihr Angebot auszuweiten, um die gesamte Netzwerkumgebung (einschliesslich der Verknüpfung von Makro- und Mikro-/kleinen Funkzellen) selbst zu errichten. Netzwerkkonstrukteure könnten in diesem Bereich jedoch deutlich an Dynamik gewinnen, da sie in der Lage sein dürften, die Herausforderungen beim tatsächlichen Aufbau des 5G-Netzes zu meistern.

Nachfolgend die Liste der Credit Suisse mit den potenziellen Nutznießern.5g8 5g7 5g91 5g9




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