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Der 6. Kondratjew-Zyklus und das Zeitalter der Arbeitskräfte-Knappheit.

Kommentare Simon Betschinger 2.848 Leser

Liebe Leser,

die Angst, dass Roboter und Technologisierung zu sektorübergreifenden Arbeitsplatzverlusten führen, kann nur auf dem Nährboden historischer Unkenntnis heranreifen. Die Produktivitätssteigerungen, die heutzutage ein Industrieroboter bringt, erscheinen vollkommen bedeutungslos, wenn man sie mit dem Wandel vergleicht, den zu Beginn der Industrialisierung die ersten Maschinen mit sich brachten. Auf einmal konnten Spinnmaschinen und vollautomatische Webstühle die gleiche Arbeit verrichten wie zuvor mehr als 100 Menschen. Eine Massenarbeitslosigkeit ist aufgrund technologischen Fortschritts noch nie ausgebrochen. Findige Unternehmer haben neue Geschäftsmodelle entwickelt und Arbeitskräfte nachgefragt.

Ich muss meine Fantasie nicht sonderlich anstrengen, welchen Tätigkeiten Industriearbeiter in Zukunft nachgehen werden, wenn sie von Robotern ersetzt werden. Es gibt in Deutschland eine noch nie dagewesen Handwerker-Knappheit. Wenn ich einen Elektriker suche, finde ich keinen, der für vernünftige Preise arbeitet. Wenn ich einen Gärtner suche und den Kostenvoranschlag sehe, dann nehme ich die Schaufel lieber gleich selbst in die Hand. Und wenn ich im Fachgeschäft ein Sonnensegel kaufen möchte und frage, ob sie es für mich montieren, werde ich fast schon ausgelacht.

Meine Schlussfolgerung ist, dass wir viel mehr Automatisierung brauchen, um der Arbeitskräfteknappheit entgegen zu wirken. Und diese Automatisierung wird stattfinden. Im großen Bild stehen wir vor einem neuen Kondratjew-Zyklus. Ich verwende diesen Begriff für langfristige Wirtschaftszyklen, weil der aus meiner Sicht genialste Ökonom aller Zeiten, Joseph Schumpeter, die Zyklen-Theorie von Kondratjew in seinem eigenen Theoriemodell mit aufnahm.

Kondratjew-Zyklen beschreiben die großen Paradigmenwechsel der Wirtschaftsentwicklung. Seit 1800 gab es 5 Zyklen (Maschinen und Dampfmaschinen-Energie, Eisenbahn und Stahl, Chemie und Elektrifizierung, Pharmazie und Autos und Konsumwirtschaft, Informationstechnologie). Der sechste Kondratjew-Zyklus beginnt jetzt. Es ist das Zeitalter der situationsbedingten künstlichen Intelligenz und virtuellen Realität. Der siebte Kondratjew-Zyklus wird der Paradigmenwechsel von situationsbedingter künstlicher Intelligenz zu allgemeiner künstlicher Intelligenz sein, aber vermutlich erst in 30 bis 40 Jahren stattfinden.

Aktien von Unternehmen, die vom sechsten Kondratjew-Zyklus profitieren, sind für mich das Pflicht-Investment bis 2030. Ich erwarte zum Beispiel eine Kursverdopplung bei Intel in den nächsten drei bis vier Jahren. Das KGV18e von Intel beträgt 15. Künstliche Intelligenz wird die Nachfrage nach Rechenleistung exponentiell nach oben treiben. Ich gehe erstens davon aus, dass Intel bis 2020 stärker wachsen wird als derzeit von den Analysten im Konsens erwartet wird und zweitens rechne ich damit, dass anziehende Wachstumserwartungen die KGV-Bewertung wieder über 20 hieven werden.

Fazit: Wir stehen vor einem großen Boom. Treffen Sie im Depot jetzt die richtige Entscheidung. In unserem aktien Realgeld-Musterdepot hat sich wieder ein Cashbestand von fast 40.000 € angesammelt. Unsere nächsten Käufe werden Aktien sein, die vom sechsten Kondratjew-Zyklus profitieren.

Viele Grüße
Simon Betschinger

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