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Der Kampf um das Wissen. Warum Technologie-Aktien wie Microsoft in jedes Depot gehören.

Kommentare Simon Betschinger 2.754 Leser

Liebe Leser,

vermutlich ist der strategische Plan „Made in China 2025“, den der chinesische Premierminister Li Keqiang im Jahr 2015 erstmals vorstellte, der eigentliche Auslöser für den heutigen Handelskonflikt, der zwischen den USA und China gerade tobt.

2015 wird somit als Zäsur in die Geschichtsbücher eingehen und zwar als das Jahr, in dem sich die Globalisierung grundlegend gewandelt hat. Die Philosophie der Amerikaner, die bis jetzt einen bedingungslosen Freihandel befürworteten, ist der Strategie gewichen, wichtiges Produktionswissen systematisch in den USA anzusiedeln. Der Kampf um die Technologie ist entbrannt.

Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz wie Max Tegmark sprechen ehrfurchtsvoll von der Singularität und meinen den Zeitpunkt, an dem die erste allgemeine künstliche Intelligenz entwickelt wurde, die in der Lage ist, sich selbst zu verbessern. Die Menschheit wird dann in ein neues Zeitalter des exponentiell wachsenden Erkenntnisgewinns eintreten. Was dann passieren wird, ist nicht vorhersagbar. Und genau deswegen haben die USA und China das Ziel, diesen Zeitpunkt, wenn möglich im eigenen Land und unter eigener Kontrolle stattfinden zu lassen.

Chinas Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie hat 2017 den konkreten Plan ausgegeben, bis 2025 den Markt für künstliche Intelligenz mit chinesischen Firmen dominieren zu wollen. Diese Plan wird nun mit staatlichen Mitteln forciert und der Zukauf der dazu notwendigen Technologien im Ausland ist ein häufig eingesetztes Instrument, um an Spitzentechnologien zu gelangen. Den Europäern war das lange Zeit egal. Die führende Firma für Industrierobotik, Kuka, ist bereits in chinesischer Hand. Deutsche Firmen werden die Roboter zukünftig in China einkaufen müssen. Die Amerikaner hingegen suchen die Konfrontation jetzt. Der Handelskrieg hat auch ganz bewusst das Ziel, das Aufstreben chinesischer Firmen im Bereich der modernen Informationstechnologien zu verlangsamen.

Für mich als Anleger ist eine der Schlussfolgerungen aus diesen ganzen Entwicklungen, dass ich US-Technologieaktien in meinem Depot weiter Übergewichten möchte. Das technologische Wettrüsten der USA und China im Wettlauf darum, als erstes die Singularität zu erreichen, wird Chipherstellern wie Intel, AMD und NVIDIA weiterhin ein blühendes Geschäft garantieren. Firmen wie Alphabet, Microsoft oder Facebook, die KI auf Softwareebene weiterentwickeln, werden vom amerikanischen Staat gehegt und gepflegt. Das äußerst sich vor allem dahingehend, dass regulatorische Hürden schnell beseitigt werden. In den USA dürfen autonom fahrende Autos im echten Verkehrsgeschehen erprobt werden, auch wenn sie vermutlich noch nicht ausgereift sind.

Sind US-Technologieaktien zu teuer? Nein, das finde ich nicht. Microsoft hat ein KGV19e von 25. Die Bewertungen für Burggraben-Firmen mit Wachstumsperspektive waren schon immer so hoch. In den 1980er Jahren musste man für Firmen wie Procter & Gamble diesen Bewertungsaufschlag zahlen. Ich halte die Microsoft-Aktie auch derzeit noch für absolut kaufenswert.

Viele Grüße
Simon Betschinger

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