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Der Revolutionär – Charles Dow

Artikel, Zitate und Personen Nick Thomas 823 Leser

Trotz schlechter Schulbildung, fehlender Ausbildung und ärmlicher Verhältnisse konnte Charles Dow Geschichte schreiben. Er revolutionierte die Börsenberichterstattung, erfand das Konzept eines Aktienindex und gilt als Vater der technischen Analyse. Lesen Sie hier die spannende Lebensgeschichte des Mannes aus Connecticut.

charles-dowCharles Henry Dow wurde am 06. November 1851 in Sterling im Bundesstaat Connecticut als Sohn einer Farmerfamilie geboren. Sein Vater starb tragischer Weise bereits 1857. Charles musste während seiner Kindes- und Jugendzeit viel auf der Farm helfen und hatte daher wenig schulische Bildung genossen und keine Ausbildung absolviert. Dennoch bekam er 1872 mit 21 Jahren einen Job beim Springfield Daily Republican in Massachusetts. Er arbeitete dort als Stadtreporter für Samuel Bowles, der seinen Reportern einen knackigen und dennoch detaillierten Schreibstil eintrichterte. Von 1875 bis 1877 heuerte Dow beim Providence Star in Rhode Island als Nachteditor an. Hier lernte er einen gewissen Edward Davis Jones kennen; einen sehr talentierten Journalisten, der für Dow noch immens wichtig werden würde.
1877 wechselte Charles Dow dann erneut den Arbeitgeber und begann als Journalist für das bekannte Providence Journal zu arbeiten. Dow startete hier mit dem Schreiben von Wirtschaftsstories. Er schrieb bspw. über das Entstehen einer Branche, deren Status Quo sowie deren Zukunftsaussichten. Aufgrund seiner großen Sorgfalt und seines guten Schreibstils hatte sich Dow schnell einen Namen gemacht. Er lernte allerhand Geschäftsleute kennen und brachte viel über deren Industrien in Erfahrung. Als Nebenprodukt lernte er auch permanent mehr über den Aktienmarkt sowie über die Faktoren, welche Aktienkurse beeinflussen.

Big Apple

Charles Dow erkannte 1880, dass ein ambitionierter Wirtschaftsjournalist nach New York gehörte. Dort saßen die Industrie, die Finanzbranche und die Spekulanten. Nach leichten Anfangsschwierigkeiten fand Dow einen Job beim Kiernan Wall Street Financial News Bureau. Diese Firma spezialisierte sich auf Finanznachrichten für Banken und Broker, welche handgeschriebene Nachrichten per Laufburschen an ihre Kunden auslieferte. Mir drängt sich der Vergleich zu einer Nachrichtenagentur auf.
Dows Vorgesetzter bat ihn darum, einen zweiten Journalisten zu engagieren, der Dow hilft und ihn entlastet. Charles Dow holte daraufhin Edward Jones mit ins Boot. Beide arbeiteten bis 1882 für Kiernan. 1881 heiratete Charles Dow Lucy M. Russel. Dow zog zusammen mit Lucy eine Tochter groß, welche Lucy bereits mit in die Ehe brachte.

Dow, Jones & Company

1882 gründeten Charles Dow, Edward Jones und Charles Bergstresser die Dow, Jones & Company, eine Agentur für Finanznachrichten. Charles Bergstresser fungierte dabei als Interviewspezialist und Finanzier, welcher allerdings die Rolle eines stillen Partners einnehmen wollte. Das Hauptquartier der Firma befand sich im Keller eines Süßwarenladens in der Wall Street 15, direkt neben der Börse.
1883 brachte die Agentur ihren ersten Börsenbrief hervor. Der Brief umfasste lediglich 2 Seiten und wurde dafür aber jeden Nachmittag an die Abonnenten ausgeliefert. Er war als wichtige Informationsquelle für Investoren bekannt. Der Kreis der zahlenden Kunden belief sich schnell auf über 1.000.
1884 entwickelte Dow den weltweit ersten Index: den Dow Jones Railroad Average. Dabei hatte Edward Jones keinen Anteil am Index und fungierte nur als Namensgeber. Wie der Name schon sagt waren nur Eisenbahngesellschaften in diesem Index enthalten.

The Wall Street Journal

1889 hatte die Nachrichtenagentur bereits 50 Mitarbeiter, das Produkt war aber nahezu identisch. Noch immer veröffentlichte man einen 2-seitigen Börsenbrief, welcher am Nachmittag an die Kunden ausgeliefert wurde. Dazu gab es eine Morgenedition.
Die 3 Partner Dow, Jones und Bergstresser beschlossen letzten Endes, dass die Zeit für eine richtige Zeitung reif wäre. Das war die Geburtsstunde des The Wall Street Journal, welches noch heute mit einer täglichen Auflage von 2,1 Mio. Exemplaren zu den wichtigsten und bekanntesten Wirtschaftszeitungen der USA zählt.
Die erste Ausgabe erschien am 01. August 1889 und kostete $0,02. Ein Jahresabo kostete $5,00. Die drei Gründer schrieben sich und der Zeitung auf die Fahnen, dass man stets ehrlich und vollumfänglich über die täglichen Preisbewegungen von Wertpapieren berichtet. Es sollten Nachrichten und keine Meinungen verbreitet werden.
Im Wall Street Journal erschien auch 1896 das erste Mal ein Index mit dem Namen Dow Jones Industrial Average, welcher noch heute einer der wichtigsten und bekanntesten Aktienindizes der Welt ist. Charles Dow entwickelte den Index vor dem Hintergrund, dass der aufstrebende Bullenmarkt zum Ende des 19. Jahrhunderts und die damit einhergehenden Übernahmen dazu führten, dass neue und große Konglomerate entstanden, welche Investoren suchten und wiederum potenzielle Investoren Informationen brauchten, um Anlageentscheidungen zu treffen. Der Index bestand aus 12 Unternehmen, von denen einzig General Electric bis heute im Index zu finden ist. Zur damaligen Berechnung des Indexwertes addierte Charles Dow einfach die Kurse aller Unternehmen und teilte die Summe durch 12.

Dow Theory

Charles Dow entwickelte außerdem die sogenannte Dow Theorie, welche heute als Basis der technischen Analyse gilt. Dow erkannte nach der Kreation seiner Indizes, dass diese verschiedene Phasen durchlaufen und Trends zu erkennen geben. Dow hoffte, dass diese Art der Analyse die fundamentale Aktienanalyse unterstützen könnte. Charles Dow selbst war aber Zeit seines Börsenlebens Fundamentalist und wollte vor Investitionen stets den inneren Wert einer Aktie bestimmen.

Charles Henry Dow hatte Anfang 1902 bereits mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Edward Jones ging schon 1899 in Rente und Dow und Bergstresser verkauften 1902 ihre Anteile am Unternehmen. Dow schrieb im April des Jahres sein letztes Editorial. Er starb 8 Monate später am 04. Dezember 1902 in New York.

Zitate

– "Der eine Punkt, der auf alle Bedingungen zutrifft: sie werden sich ändern."
– „Niemand, der Getreide anbaut, gräbt die Saat nach einem oder zwei Tagen wieder aus, um zu sehen, ob sie aufgegangen ist. Bei Aktien aber wollen die meisten mittags ein Konto eröffnen und abends den Gewinn kassieren.“
– „Der Mann, der mit der Spekulation in Aktien beginnt um reich zu werden, geht normalerweise pleite. Aber der Mann, die unter dem Gesichtspunkt tradet, gute Zinsen für sein Kapital zu erhalten, wird manchmal reich.“
– „Der Stolz der eigenen Meinung war für den Untergang von mehr Männern als andere an der Wall Street verantwortlich.“
– „Im Verlauf der Zeit wird sich Wert immer durchsetzen.“
– „Die Gesellschaft im Ganzen kauft zur falschen Zeit und verkauft zur falschen Zeit.“
– „Werte werden im Groben von den Gewinnen bestimmt, welche für Dividenden zur Verfügung stehen.“
– „Viele Leute scheinen zu glauben, dass jemand, der Makler an der Wall Street ist, die Zukunft des Marktes vorhersagen kann. Nichts ist weiter davon entfernt.“
– „Die Geschäftswelt tendiert dazu, von einem Extremen zum nächsten zu gehen.“
– „Die Maxime ‚billig kaufen, teuer verkaufen‘ ist so alt wie die Spekulation selbst, aber sie lässt die Frage ungelöst, wann ein Wertpapier oder ein Rohstoff billig oder teuer ist, und genau das ist der wesentliche Punkt.“
– „Wenn der Preis einer Aktie erheblich fällt, hat der kleine Anleger immer Angst, etwas Wesentliches übersehen zu haben, und daher ist er versucht zu verkaufen anstatt den Einstandspreis runterzumischen.“
– „Geld wird mit konservativem Trading verdient und nicht mit dem Versuch große Gewinne zu erzielen, indem man große Risiken in Kauf nimmt.“
– „In einem Bullenmarkt solltest man stets auf der Bullenseite arbeiten; in einem Bärenmarkt auf der Bärenseite.“
– „Die großen Vermögen im Aktienhandel wurden normalerweise nicht von Leuten gemacht, die Stop Loss Orders aufgeben.“
– „Große Möglichkeiten kommen nicht jedes Jahr.“
– „Entweder begrenzt du deine Verluste oder du wirst Investor.“
– „Es ist eine Sache spekulieren zu wollen und eine ganz andere Sache es zu machen.“
– „Umso mehr jemand über Spekulation weiß, desto unsicherer wird er hinsichtlich jedweder Marktbewegung.“
– „Über einen ausreichenden Zeitraum betrachtet tendieren Aktienpreise immer zu ihrem Wert.“