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Die Tragödie des Aktienmarktes hat einen tieferen Grund!

Kommentare Simon Betschinger 1.814 Leser

Liebe Leser,

seit geraumer Zeit müssen wir Europäer mit ansehen wie unsere einheimischen Unternehmen von Firmen aus dem Rest der Welt überholt werden. Selbst wenn es um banale Dinge wie Kaffeezubereitung geht, vertrauen die Menschen in den Städten immer häufiger auf Starbucks. Beim Schlendern durch die Städte treffe ich gefühlt alle 100 Meter auf einen Starbucks, der meist mit Menschen überfüllt ist. In den letzten 30 Jahren hat es mit SAP nur ein einziger deutscher Konzern an die globale Weltspitze geschafft. Alle neuen Technologien seit der Computerchip-Revolution wurden von amerikanischen oder seit Neuestem auch chinesischen Konzern ausgerollt. Das ist kein Zufall, der Fehler liegt im System.

Der europäische Aktienmarkt ist ein Spiegelbild dieses wirtschaftlichen Bedeutungsverlustes. Wer vor 20 Jahren in den Euro Stoxx 50 investierte, sitzt heute auf Buchverlusten von etwa 30 %. Der DAX stagniert seit 2015 und konnte der globalen Rally nicht folgen. Nur mit Spezialstrategien wie unserem High-Quality Alpha Selection war viel Geld zu verdienen. Unser Index konnte in dreieinhalb Jahren um aktuell 72 % zulegen.

Warum verliert Europa den Anschluss? Weil die Politik immer mehr sozialstaatliche Absicherungs-Funktionen auf Unternehmen abwälzt. Ich nenne ein Beispiel: Der Kündigungsschutz ist so ein Instrument, das zwar gut gemeint und für den Einzelnen großartig ist, aber für die gesamte Gesellschaft schnell zum Sargnagel wird. In einer deregulierten Welt können Konzerne 3000 Mitarbeiter einstellen, um mit viel Risiko ein neues Produkt zu entwickeln und im Falle eines Misserfolgs, können einfach wieder alle 3000 Mitarbeiter entlassen werden. So machen es die Amerikaner. Als das Amazon Firephone floppte, wurde die zuständigen Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung einfach wieder entlassen.

Warum baut Bosch keine eigene Abteilung auf, um iRobot mit den besten Haushaltsrobotern vom Markt zu verdrängen? Warum haben die Autokonzerne nicht viel früher den Versuch unternommen, eine eigene Batterieproduktion zu starten? Warum hat kein deutscher Konzern das Projekt gestartet, das Apple iPhone nachzubauen sowie es die Asiaten tun? Ganz einfach, weil es im Falle eines Misserfolges ein riesen Drama mit Gewerkschaften, Presse und Politik gibt. Dieses Drama tut sich kein Konzernmanager freiwillig an und darum werden die Strukturen lieber so gelassen wie sie sind.

Die soziale Absicherungsfunktion ist Aufgabe des Staates. Aufgabe von Unternehmen ist es, mit neuen Produkten die Nachfragewünsche der Konsumenten gut zu treffen. Wenn der Staat Unternehmen die Flexibilität nimmt, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, beraubt er der Gesellschaft ihre Zukunftsperspektive. Genau das ist in Europa passiert.

Wenige Kluge wissen: Was kurzfristig als unsozial angesehen wird, kann langfristig ein Segen für die Gesellschaft sein. Wir müssen uns entscheiden, ob unser Wirtschaftssystem lieber Karstadt oder lieber Amazon hervorbringen soll.

Viele Grüße
Simon Betschinger