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ETFs bleiben eine sichere Anlagemethode: diese Märkte sollte man im Blick behalten!

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Nicht nur unter Hobbyinvestoren und Börsenneulingen sind Indexfonds beliebt. Auch in volatilen Zeiten, in denen es immer schwieriger ist, die geeigneten Top-Picks zu finden, bieten ETFs zusätzlich die Möglichkeit mit einem geringen Kapitaleinsatz breit gefächert anzulegen. Im Folgenden soll auf die Vor- und Nachteile von Investitionen in ETFs eingegangen werden und in welche Richtung man definitiv den Blick behalten sollte.

In den letzten zwei Monaten sind ETFsunter den nicht-professionellen Börsianern, sprich einfachen Nebenbei-Anlegern, ein wenig in Verruf gekommen. Denn lange Zeit kannten bekannte ETFs, wie der Vanguard FTSE All-World, nur eine Richtung und die ging steil nach oben. Auch wenn es hier und da ein paar kleine Schwankungen gab. Doch dann kam der Schock. Lag er noch im April bei etwas unter 115 USD, notierte er am 1. Juli unter 95 USD. Und auch anderen breit gefächerten ETFs geht es nicht anders.

ETFs bilden Indizes ab


Dabei sollte die Entwicklung keine Überraschung sein, denn ETFs bilden Indizes ab. Dabei zahlen viele Anleger in einen gemeinsamen Anlagetopf, wobei dann das Geld entsprechend der angepriesenen Anlagestrategie angelegt wird. Fallen die Aktien, die im Topf liegen, so fällt natürlich auch der Wert des ETFs. Natürlich kann man auch Short-ETFs kaufen, um von den fallenden Kursen zu profitieren. Das bedeutet, dass in der Regel Shortpapiere im Topf liegen und man bei fallenden Kursen daran mitverdient. Die meisten Anleger setzen jedoch auf steigende Kurse. Und da viele Anleger von ETFs sehr unerfahren sind und solche extremen Börsenschwankungen wie jene, die wir zurzeit erleben vergleichlich selten sind, geraten entsprechend viele Anleger in Panik. Sie gingen davon aus, dass sie immer mehr Gewinne machen und sich so ein kleines zusätzliches Vermögen aufbauen können.

Nichts im Leben gibt es ohne Risiko, Bärenmärkte als Vorteil nutzen


ETFs bergen also durchaus Risiken, je nachdem auf was man spekuliert sind diese höher oder niedriger. Aber zur Wahrheit gehört auch: ETFs sind äußerst sicher und nichts gibt es ohne Risiko im Leben. Dabei übersehen viele, welche Chancen so manches Risiko bietet. Gerade in Zeiten von Bärenmärkten gibt es auch ETFs wieder zu günstigeren Preisen. Anstatt vor Panik zu verkaufen, lohnt es sich, diese einfach liegen zu lassen. Tim Schäfer sprach einmal über die jetzige Wirtschaftslage: man sollte Papiere kaufen und einfach vergessen. Und er geht noch weiter: man sollte nicht allzu häufig ins Depot schauen. Dabei hat er nicht ganz unrecht, denn der häufige Blick zeigt nur kleine Momentaufnahmen.

Aber Bärenmärkte haben noch einen weiteren Vorteil: man kann günstig nachkaufen. Jeder kennt es sicher: man steigt sicherheitshalber vorsichtig in ein Papier ein und dann entwickelt es sich doch besser als gedacht und man bereut, dass man nicht mutiger war. Für einen Nachkauf ist es dann aber oftmals zu spät. Genau jetzt ist die Zeit, diesen Fehler wieder auszubügeln. ETFs, die in sicheren Zeiten gute Rendite bringen, können jetzt billig nachgekauft und ins Depot gelegt werden.

Während man in breitgefächerte ETFs investieren kann, mag sich der ein oder andere aber auch in gewisse Märkte vorwagen. Denn einige Märkte bieten hohe Potenziale und doch sind viele vorsichtig, ihren angebauten Cashbestand auf gewisse Stocks in diesen Märkten zu setzen. Und so greift man gerne auf ETFs zurück, um nicht in ein gewisses Unternehmen, sondern das ganze Marktsegment oder ganze Länder, zu investieren.

China schützt seine Wirtschaft in jedem Fall


Besonders beliebt sind dabei natürlich die ETFs von Industrieländern, Schwellenländern und aufstrebenden Entwicklungsländern, vor allem wenn der ETF in große und mittlere Unternehmen, mit einem beständigen Gewinnwachstum investiert.

Und ist vielen der Blick innerhalb Europas und den USA zurzeit ein wenig bange, so rückt Asien immer wieder gerne in den Fokus. Ein enormes Potenzial sehe ich vor allem in der Volksrepublik China. Auch wenn Anleger immer wieder Angst vor staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft haben, sind diese bei China eine enorme Chance. Denn die Regierung möchte, dass das Land wächst und hält daher die Hand über die heimische Wirtschaft. Was westlichen Marktteilnehmern immer wieder ein Frust bei dem Einstieg in Geschäfte in der Volksrepublik in anderer Hinsicht darstellt, sollte den ETF-Anleger freuen. Denn es ist unwahrscheinlich, dass in der volldigitalisierten Gesellschaft, gerade wie China sie ist, ein Technologieunternehmen komplett pleitegeht oder von ausländischer Konkurrenz zu massiv bedroht wird.

Geheimtipp Vietnam


Aber auch andere asiatische Länder sollte man nicht aus dem Blick verlieren. Während Indien den Nachteil bietet, dass es stark regionale Entwicklungsschwankungen gibt, sodass einige Bundesstaaten extrem fortschrittlich entwickelt sind, während andere sich auf dem Stand eines abgehängten Entwicklungslandes befinden und damit ein sehr ausgeprägtes Ungleichgewicht der Binnenwirtschaft herrscht, bieten einige andere südasiatische, aber eher wenig beachtete, Nationen ein Potenzial, welches gerade ETF-Anleger in Emerging Markets freuen dürfte. So sollte man Vietnam nicht aus dem Blick verlieren. Das Land hat 97 Mio. Einwohner und damit mehr als Deutschland, das BIP dagegen schafft es noch nur auf 3.100 Euro pro Kopf. Damit liegt es aber noch auf Platz 39 der großen Volkswirtschaften. Der Xtrackers FTSE Vietnam lag dieses Jahr zwischenzeitlich bei 48 USD und dümpelte am 1. Juli um 32 USD herum. Doch das Land ist ambitioniert und der Index bietet eine breite Abdeckung des vietnamesischen Aktienmarktes. Unter den sozialistischen Einparteiensystemen gilt Vietnam als das Kapitalistischste. Tatsächlich pflegt das Land gute Beziehungen zu Ländern verschiedenster Staatsmodelle und ist somit ein wichtiges Bindeglied. Dabei hat es ideale Beziehungen zu den USA, aber auch nach Nordkorea. Größer könnten die Extreme wohl kaum sein. Schließlich setzt Vietnam auf Internationalisierung. Das Land hat keine Berührungsängste mit dem Westen und bleibt trotzdem seinen konservativen Werten treu, welche die Gesellschaft zusammenhalten.

Thailand sollte auf die Watchlist


Auch Thailand ist einen Blick wert. Zwar gibt es dort nur einen sehr zaghaften Aufschwung, aber es gibt ihn. Laut GTAI habe sich das thailändische Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 mit einem realen Wachstum von 1,6 % nur leicht vom Pandemieschock erholt. Aber Thailand ist nicht nur ein Tourismusland, sondern die zweitgrößte Wirtschaftsnation Südostasiens. Daher wäre der Xtrackers MSCI Thailand UCITS ETF eine gute Option. Tatsächlich sollte man mit einem Einstieg noch warten, aber den ETF auf jeden Fall auf die Watchlist setzen. Denn sollte sich die thailändische Wirtschaft diesen Sommer kräftig erholen, könnte sich ein Einstieg lohnen.

Indonesien bleibt ungebremst Südostasiens Wirtschaftswunder


Die größte Wirtschaftsnation Südostasiens bleibt aber weiterhin ungeschlagen der Inselstaat Indonesien. Mit seinen über 270 Mio. Einwohnern ist die Pancasila-Nation nicht nur eines der größten Länder der Erde, sondern extrem divers: Während in Aceh ganz strikt die Scharia gilt, Auspeitschungen inklusive, besitzt West-Papua einen ausgeprägten “Oben-Ohne”-Kult. Und von der extrem liberalen hinduistischen Touristeninsel Bali können viele ein in Erinnerungen schwelgendes Lied singen. Hier empfiehlt sich der Lyxor MSCI Indonesia UCITS ETF. Der akkumulierte ETF notierte am 1. April 2022 bei etwa 150 Euro. Inzwischen ging es auch hier wieder bergab. Doch am 1. Juli hat sich ein Boden gebildet. Freilich die indonesische Wirtschaft boomt und Anleger mit Geduld könnten belohnt werden.

Fazit


ETFs sind sehr sicher, aber auch nicht völlig ohne Risiko. Hobbyinvestoren, die sich für später ein wenig zur Seite legen möchten, investieren oft in breitgefächerte ETFs. In Krisenzeiten lohnt es sich aber auch, einzelne Wirtschaftsnationen im Blick zu behalten und in diese zu investieren. Dabei gibt es einige Goldgruben, die oft unentdeckt bleiben. Wir empfehlen neben etablierten ETFs in die chinesische Wirtschaft auch Vietnam und Indonesien nicht zu vernachlässigen. Beides sind wichtige regionale Wirtschaftsnationen, welche enorme Potenziale bieten. Aber auch Thailand gehört auf die Watchlist. Hier erholt sich die Wirtschaft zwar nur sehr langsam, aber sie erholt sich.

 

Gastautor: Timo Schmitz


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