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Europa ist das neue Japan. Warnungen sind zu spät, es hat bereits stattgefunden.

Kommentare Simon Betschinger 2.457 Leser

Liebe Leser,

die Aktienkurse signalisieren uns, dass wir schon längst in die Rezession abgedriftet sind. Die Statistiker werden das irgendwann im zweiten Quartal 2019 offiziell feststellen. Die Warnung auf den Titelseiten der Zeitungen vor einer heftigen Abkühlung, sind zu spät. Es ist bereits eine Kommentierung des Geschehenen. Die Kurshalbierungen am deutschen Aktienmarkt haben die Eintrübung der Wirtschaftsperspektiven bereits eingepreist.

Es gibt für die wirtschaftliche Abkühlung einen maßgeblichen Grund: Der Handelskrieg zwischen USA und China. Ich möchte in dieser Sache die Haltung der USA vehement unterstützen und Europa dazu auffordern, sich der Sache anzuschließen, die Chinesen zu einer Öffnung der eigenen Märkte zu bewegen. Ein China, das ausländische Investitionen genauso zulässt, wie es wir Europäer tun, könnte eine goldene Dekade der Weltwirtschaft einleiten.

Der Euro Stoxx 50 ist ein Index, der bei mir auf der Prioritätenliste ehrlich gesagt nicht ganz oben steht. Aber trotzdem war ich schockiert als ich neulich mal wieder das langfristige Chartbild betrachtete. Vom Hoch bei über 5000 Punkten im Jahr 2000 ging es in den 18 folgenden Jahren langsam auf 3000 Punkte bergab. Das sind japanische Verhältnisse.

eurostoxx50

Japan ging mit einen einem 20-jährigen Bärenmarkt in die Börsengeschichtsbücher ein. Von 1988 bis 2008 dauerte die übergeordnete Baisse-Bewegung. Der Grund dafür ist heute unter Ökonomen unstrittig. Die Politik intervenierte bei wirtschaftlicher Schieflage, hinderte Unternehmen mit Notkrediten daran pleite zu gehen und das Ergebnis waren tausende von Zombie-Firmen, die vor sich dahinvegetierten und nicht mehr konkurrenzfähig waren. Eine ungeheuerliche Verschwendung von Ressourcen und Humankapital.

In Europa sorgt die Politik auch dafür, dass die Konzerne lediglich mit selbst beschäftigt sind, anstatt sich um weiteres Wachstum zu kümmern. Die Bankenlandschaft wurde zu Tode reguliert. Eine Deutsche Bank wirkt mit 16 Mrd. Euro Börsenwert gegenüber JP Morgan Chase mit 344 Mrd. USD Börsenwert wie ein kleiner Zwerg. Die Autobranche ist weiter mit der Dieseltechnologie beschäftigt, die in 20 Jahren obsolet sein wird, anstatt alle Ressourcen auf neue Antriebstechnologien zu setzen.

Im Silicon Valley wollen sie das machen, was technisch möglich ist, auch wenn es zunächst kaum realisierbar erscheint. Elon Musk wollte schon 2003 wiederverwendbare Raketen bauen, die wieder landen können und Elektroautos, die 1.000 Kilometer Reichweite haben und autonom fahren können. Die europäische Autobranche hatte diesen Anspruch, als Erster das zu bauen, was technisch möglich ist, schon vor langer Zeit aufgegeben. Die Ingenieure waren da, sie hätten loslegen können, aber es fehlte auf Vorstandsebene der Wille und die visionäre Kraft, der Welt zu zeigen, dass Elektromobilität funktionieren kann. Nun machen es andere. Auch das ist eine ungeheuerliche Verschwendung von Ressourcen und Humankapital.

Eine Rezession hat eine bereinigende Wirkung, auch auf die Einstellung und auf die Geisteshaltung. Diese Krise wird in Europa hoffentlich zu einem Umdenken führen. Ein starker Sozialstaat setzt starkes Unternehmertum voraus.

Viele Grüße
Simon Betschinger

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