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Hohe Firmenwerte in den Bilanzen: Wie sich das Übernahmefieber für Dax-Konzerne noch rächen kann

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Der Dax hat in den vergangenen 12 Monaten gut elf Prozent an Wert verloren – ein Bullenmarkt sieht sicherlich anders aus. Als Gründe für die schwache Vorstellung müssen typischerweise der Handelskrieg, die Probleme der Autobranche, die Italien-Krise oder eine schwache Politik in Deutschland etc. herhalten.

Ein anderes Problem ist derzeit noch nicht auf dem Radarschirm aller Marktteilnehmer, könnte aber unter bestimmten Umständen noch zu einem wichtigen Thema für den deutschen Leitindex werden. Zumindest weist darauf die Commerzbank in einer aktuellen Research-Publikation hin.

Darin heißt es, dass aufgrund zahlreicher Übernahmen und geänderter Unternehmensstrukturen die DAX-Unternehmen bis Ende 2018 mehr als 260 Mrd. EUR an Goodwill in ihren Bilanzen angesammelt haben. Bei einzelnen Unternehmen übersteige der Goodwill mittlerweile sogar das Eigenkapital.

Konjunkturschwäche könnte zu Abschreibungen führen


Zu einem echten Problem könnte das laut den Commerzbank-Analysten bei folgender Konstellation werden: In einem schlechteren wirtschaftlichen Umfeld könnten massive Abschreibungen notwendig werden, die das Eigenkapital einiger Unternehmen empfindlich herabsetzen würden.

Wie weiter ausgeführt wird, haben in den vergangenen Jahren viele deutsche Unternehmen andere Unternehmen übernommen oder ihre Strukturen neu geordnet. Bei manchen wie zum Beispiel Linde stehen solche Transaktionen kurz vor dem Abschluss. Ein Treiber hierbei seien die niedrigen Finanzierungskosten, die gegenwärtig auch relativ teure Übernahmen mit hohen Prämien noch als lohnend erscheinen lassen.

Im Zuge dieser Aktivitäten sei der Goodwill (ein Firmenwert ist laut dem Gabler Wirtschaftslexikon der Betrag, den ein Käufer bei Übernahme einer Unternehmung als Ganzes unter Berücksichtigung künftiger Ertragserwartungen (Unternehmenswert, Ertragswert) über den Wert der einzelnen Vermögensgegenstände nach Abzug der Schulden (Substanzwert) hinaus zu zahlen bereit ist (Unternehmungsmehrwert)) in den Bilanzen der DAX-Unternehmen spürbar gestiegen.

DAX-Unternehmen – Goodwill entspricht häufig großem Teil des Eigenkapitals Goodwill relativ zum Eigenkapital 2018E, in Prozent; * einschließlich Monsanto

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Quellen: Bloomberg, Unternehmen, Commerzbank Research

Goodwill bei DAX-Konzernen auf Rekordhoch


Am Ende des Geschäftsjahrs 2018 sollten sie sich nach Angaben der Commerzbank auf einen neuen Rekordwert von über 260 Mrd. EUR belaufen. Gleichzeitig werde das Eigenkapital in einigen Fällen zum Beispiel durch höhere Pensionsrückstellungen belastet. Aufgrund dieser Effekte übertreffe bei einigen deutschen Unternehmen, wie etwa Fresenius Medical Care (FME), mittlerweile der vorhandene Goodwill das Eigenkapital.

Einmal im Jahr müssten die Unternehmen aber die Werthaltigkeit dieses Goodwills durch einen sogenannten Impairment-Test überprüfen und notfalls berichtigen. Zwar seien die Freiheiten bei dieser Bewertungsüberprüfung relativ groß. Bei einem deutlich schlechteren wirtschaftlichen Umfeld könnten sie aber zu höheren Abschreibungen (insbesondere im Bereich von übernommenen Internet Start Ups) führen, durch die das Eigenkapital einiger Unternehmen empfindlich verringert werden könnte. Der Stimmung unter den Anlegern mit Blick auf die betroffenen Gesellschaften wäre das dann bestimmt nicht zuträglich.
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