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Investieren in Megatrends - Diese Aktien profitieren vom Supertrend „Besorgte Gesellschaften – integrativer Kapitalismus“

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Sobald das Schlagwort Megatrends fällt, werden viele Anleger hellhörig. Denn wenn ein Thema das Zeug dazu hat, über einen langen Zeitraum die Welt mitzuprägen, dann gehen damit zumeist auch gute Wachstumsaussichten einher. Und das wiederum verspricht Kursgewinne.

Auch praktisch alle Investmentbanken weltweit widmen sich diesen Megatrends. In Research-Publikationen versuchen sie die spannendsten Megatrends zu benennen, die damit verbundenen Perspektiven aufzuzeigen und Aktien von Unternehmen zu identifizieren, die davon besonders stark profitieren.

Jährliches Update veröffentlicht

Dieser Aufgabe widmen sich seit einigen Jahren auch die Credit Suisse. Die Schweizer Großbank hat ihre Gedanken zu dem Thema gerade in der zu diesem Thema gehörenden Jahrespublikation aktualisiert. Im Vorwort der Studie erinnert Daniel Rupli, Head of Single Security Research, Equity & Credit daran, dass man bei der Lancierung der hauseigenen Supertrends vor 3 Jahren ein Rahmenwerk verfasste, dass die hoher Überzeugung getragenen langfristigen thematischen Aktienanlagen beinhaltete. Dabei lag der Fokus auf mehrjährige gesellschaftliche Trends, von denen man annahm, dass sie eine rasch wachsende Zahl an Geschäftsgelegenheiten zur Folge haben würden.

Man habe dabei erwartet, dass sich die Aktien der entsprechenden Unternehmen in der Folge überdurchschnittlich entwickeln würden, was sich auch tatsächlich bewahrheitet habe. Nach Erachten der Credit Suisse weisen die ursprünglich identifizierten Supertrends nach wie vor eine hohe Relevanz auf. Gleichwohl sind seien die wesentlichen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Belange, denen sie gewidmet sind, in einem ständigen Wandel begriffen, der eine Neubewertung und entsprechende Anpassung der Supertrends erforderlich mache.

Laut Rupli ist man bei der Credit Suisse auch weiterhin davon überzeugt, dass die Supertrends neben der Verfolgung finanzieller Ziele eine solide Möglichkeit für Anleger darstellen, mittels Anlagen in börsennotierte Unternehmen auch positive gesellschaftliche Auswirkungen zu erzielen. Gelingen könne das anhand eines stark konzentrierten thematischen Ansatzes, bei dem die Bedürfnisse und Trends der Gesellschaft im Mittelpunkt stehen.

Supertrend „Besorgte Gesellschaften – integrativer Kapitalismus“

Aktien-mag.de stellt in einer Artikelserie die 6 Supertrends inklusive jener Aktien vor, die gemäß der Credit Suise als potenzielle Profiteure dieser Megatrends einzustufen sind. Den Auftakt machen wir in diesem Beitrag mit dem Supertrend „Besorgte Gesellschaften – integrativer Kapitalismus“. Wie Reto Hess, Head of Single Security Research, Equity & Industrials, hierzu erklärt, sorgte bei der Lancierung des Themas «Unzufriedene Gesellschaften» eine verärgerte Mittelschicht für politische Umwälzungen, was einen Anstieg des politischen Populismus und Protektionismus zur Folge hatte.

3 Jahre später sei aus Unzufriedenheit nun Besorgnis geworden. Angesichts der Coronavirus-Krise stünden Regierungen und Unternehmen einer beispiellosen sozialen Verantwortung gegenüber. Anleger können und werden laut Hess eine immer wichtigere Rolle bei der Lösung von Problemen spielen. Dazu gehörten Ungleichheit, ein sich rasant wandelndes Arbeitsumfeld, Altersvorsorge, Erschwinglichkeit von Wohnraum, Gesundheit und Bildung. Das Zeitalter des integrativen Kapitalismus sei angebrochen.

Angaben von Ipsos Public Affairs zufolge standen Armut und soziale Ungleichheit sowie Arbeitslosigkeit im Januar 2020 ganz oben auf der Sorgenliste der Bevölkerung, gefolgt von Verbrechen und Gewalt, finanzieller/politischer Korruption sowie Gesundheit. Die Corona-Krise habe die öffentliche Gesundheit und die Arbeitsplatzsicherheit zusätzlich in den Fokus gerückt, während die Welt mit der Eindämmung des Virus und den wirtschaftlichen Folgen kämpfe. Familien aus der Mittelschicht zeigten sich vor allem über steigende Lebenshaltungskosten besorgt. Im jüngsten Fortschrittsbarometer der Credit Suisse, für das über 16.000 Menschen in 16 Ländern befragt wurden, stimmten 71 % der Umfrageteilnehmer der Aussage zu, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung immer reicher werde, während der Großteil keinen Nutzen davontrage.

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Laut dem Credit Suisse Anxiety Index der nachverfolgt, ob die Unzufriedenheit in der Gesellschaft zu- oder abnimmt, nimmt der Unmut der Bevölkerung in den 6 im Index vertretenen Ländern, darunter vor allem Deutschland und China sowie zuletzt Frankreich, im Schnitt weiter zu. Der Index berücksichtigt Veränderungen bei spezifischen sozioökonomischen gleichgewichteten Indikatoren, die oftmals das Ziel von Protesten und Ausschreitungen darstellen, wenn öffentliche Besorgnisse nicht adressiert werden. Darunter fallen die Kriminalitätsrate, Korruption, Häuserpreise, Gesundheitskosten, Ungleichheit (gemessen am Pro-Kopf-BIP [Bruttoinlandprodukt]) sowie der soziale Fortschritt (gemessen an der Lebenserwartung bei Geburt).

Die makroökonomische Politik dürfte laut Hess die Wirtschaft auch weiterhin mittels fiskal- und geldpolitischer Instrumente unterstützen. Er glaubt aber auch, dass die gewählten Regierungen den Fokus verstärkt darauf legen werden, Lösungen durch eine Mischung aus öffentlichen und privaten Bestrebungen zu schaffen. Da die hohe Staatsverschuldung möglicherweise den Ausgabenspielraum der Regierungen einschränke, dürfte Anlegern hierbei eine immer größere Rolle zuteilwerden. Zu den wesentlichen Bereichen zählten Lösungen, die Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung erschwinglicher machen, die eine individuelle Altersvorsorge sicherstellen und die Beschäftigungsmöglichkeiten angesichts eines sich schnell wandelnden Arbeitsmarktes bieten.

Gestiegene Wohn- und Gesundheitskosten

Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) muss eine Familie mit zwei Kindern das 10,2-fache ihres Jahreseinkommens bezahlen, um eine 60 m² große Wohnung in einer Hauptstadt oder einem Finanzzentrum zu kaufen. 1985 lag dieser Wert noch beim 6.8-fachen. Die steigenden Wohnkosten stellen eine zunehmende Belastung für viele Haushalte dar, so Hess. Ein jüngst vom Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlichter Insight Report mit dem Titel «Making Affordable Housing a Reality in Cities» skizziere verschiedene Ansätze zur Senkung der Wohnkosten, darunter Strategien zur Landnutzung wie transitorientierte Immobilienentwicklung oder Maßnahmen zur Finanzierung erschwinglichen Wohnraums wie Steuervorteile oder staatlich garantierte Anleihen. Auch Innovationen in der Bautechnik, wie z.B. 3D-gedruckte Häuser oder der Einsatz digitaler Werkzeuge wie Bauwerksdatenmodellierung (Building Information Modeling, BIM), könnten zur Kostensenkung beitragen.

Die Gesundheitsversorgung sei ein weiterer Bereich mit stark steigenden Kosten und werde weiter in den Fokus rücken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beziffert demnach die globalen Gesundheitsausgaben 2017 auf 10 % des BIP. Angesichts eines realen Wachstums von 3,9 % übersteigen diese das globale BIP-Wachstum. Eine Möglichkeit zur Senkung der Gesundheitskosten sei der Einsatz von Generika und Biosimilars als günstigere Alternativen zu innovativen Produkten. Laut der US Food & Drug Administration (FDA) liegen die Kosten für Generika in den USA im Schnitt um 80 % – 85 % niedriger. Auch die Technologie biete Möglichkeiten, Kosten zu senken. In einem Bericht aus dem Jahr 2019 habe McKinsey & Company dargelegt, dass technologische Innovationen bis 2025 jährliche Wertsteigerungen in Höhe von 350 – 450 Mrd. USD zur Folge haben könnten. Die Credit Suisse glaubt, dass dies durch die aktuelle Krise des Gesundheitswesens beschleunigt wird.

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Ein weiterer Sorgenpunkt sei das Risiko bei den künftigen Rentenzahlungen. Eine alternde Bevölkerung und die niedrigen Zinsen setzten viele Rentensysteme unter Druck. In ihrem Bericht «Fixing the Pensions Crisis» gingen die G30-Länder davon aus, dass sich die Finanzierungslücken bei den Renten weltweit von 1,1 Bio. USD im Jahr 2017 auf 15,8 Bio. USD im Jahr 2050 ausweiten werde. Das Rentenproblem bedürfe einer Lösung – und zwar so schnell wie möglich. Das dringlichste Problem sei die Finanzierung der derzeitigen Renten, ohne die jüngeren Generationen übermäßig zu belasten. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, seien eine Reihe von Maßnahmen erforderlich, die den Lebenszyklus, wie wir ihn kennen, komplett veränderten. Dazu gehörten die Verlängerung der Erwerbstätigkeit der Arbeitnehmer mittels individuellerer Work-Life-Modelle, die Reform des Rentensystems durch stärkeren Schwerpunkt auf die private Altersvorsorge und eine potenziell weiter verbreitete individuelle Verwaltung von Rentenfonds.

Die Arbeitswelt sei in einem rasanten Wandel begriffen. Der technologische Fortschritt und der Klimawandel würden Millionen von Arbeitsplätzen überflüssig machen, gleichzeitig aber auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten hervorbringen, die jedoch ganz andere Qualifikationen als bisher erfordern würden, während Pandemien eine erhöhte Arbeitsflexibilität verlange. Einem Bericht von McKinsey & Company aus dem Jahr 2017 zufolge könnte die Automatisierung bis 2030 zwischen 400 und 800 Millionen Arbeitnehmern den Arbeitsplatz kosten, die sich dann nach einer neuen Beschäftigung umsehen müssten. Ebenso gehe die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) davon aus, dass die Bestrebungen im Hinblick auf eine nachhaltige Energieversorgung zwar zum Verlust von 6 Mio. Arbeitsplätzen führen, im Gegenzug aber weitere 24 Millionen Stellen schaffen werden. Laut Aussage der IAO stellen Investitionen in die Fähigkeiten der Arbeitnehmer einen von drei Stützpfeilern dar, die zusammengenommen Wachstum, Gleichheit und Nachhaltigkeit für künftige Generationen fördern dürften. Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung sei die Förderung lebenslangen Lernens, wobei der Fokus auf Kompetenzerwerb, Umschulung und Weiterbildung im Zuge der sogenannten vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0) liege.

Internetsicherheit ein wichtiger Teilbereich

Die geopolitische Landschaft gestalte sich nach wie vor instabil. Konflikte sowie politisch und wirtschaftlich bedingte Unruhen haben nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen etwa 70.8 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Obschon geopolitische Risiken nicht unterschätzt werden sollten, stellten alltägliche Herausforderungen größere Sorgen für die Menschen dar. So habe das Risiko einer Pandemie bis zum jüngsten Ausbruch des neuartigen Coronavirus in China beispielsweise nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden. Laut eines Berichts des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) von 2019 hätten Krankheitsverstärker wie das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung oder der zunehmende internationale Reiseverkehr zum globalen Risiko beigetragen. Das GPMB schlage verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Vorsorge vor, so z.B. Investitionen in innovative Impftechnologien und Therapeutika.

Innerhalb des Subthemas «Persönliche Sicherheit» stelle Internetsicherheit weiterhin das Hauptthema dar. Infolge der öffentlichen Empörung über Datenschutzverletzungen sowie den Missbrauch von Daten würden die Regierungen allmählich beginnen, Maßnahmen zu ergreifen. Anfang dieses Jahres sei der California Consumer Privacy Act (CCPA) in Kraft getreten, der neue Konsumentenrechte in Bezug auf den Zugang, die Löschung und den Aus - tausch persönlicher Daten formuliert habe. Trotz derartiger regulatorischer Bemühungen nehme die Zahl der Datenschutzverletzungen weiter zu, sogar während der Pandemie. Daher erkennt man bei der Credit Suisse großes Potenzial bei Unternehmen, die Lösungen mit End-to-End-Verschlüsselung bieten, sowie bei Anbietern spezialisierter Sicherheitssoftware der nächsten Generation.

Diese Aktien zählt die Credit Suisse zu den Profiteuren des Supertrends „Besorgte Gesellschaften – integrativer Kapitalismus“

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Zusammenfassung der Kernideen

Zu den Kernideen bei diesem Megatrend zählen laut der Credit Suisse Unternehmen, die Lösungen zur Reduzierung der Kosten grundlegender Bedürfnisse wie Gesundheit und Wohnraum bieten. Dazu zählten innovative und individualisierte Produkte/Dienstleistungen, die besser auf persönliche Anforderungen zugeschnitten seien, sowie der Einsatz neuer Technologien oder Materialien.

Ähnliches gelte für Unternehmen, die Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme anbieten, da sich die Qualifikationsanforderungen deutlich wandelten. Überdies wiesen Unternehmen, die ihre Belegschaft kontinuierlich weiterbilden eine verbesserte Talentgewinnung sowie -bindung und eine gesteigerte Produktivität auf. Positiv einzustufen seien in diesem Zusammenhang auch Gesellschaft, die zur Minderung der Sorgen der Bürger in Bezug auf Sicherheit und Schutz beitragen. Angesichts der kontinuierlich zunehmenden Datenerfassung stelle die Internetsicherheit weiterhin ein wesentliches Risiko dar.
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