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Investieren in Megatrends - Diese Aktien profitieren vom Supertrend „Werte der Millennials“

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Das Interesse an Megatrends ist groß. Auch Anleger sind daran sehr interessiert, weil man sich von den davon begünstigten Unternehmen gute Gewinne und damit steigende Aktienkurse erhofft.

Mit dem Thema beschäftigt sich regelmäßig schon seit geraumer Zeit auch die Credit Suisse. Den dazu verfassten Hauptbericht hat die Schweizer Großbank jüngst unter dem Titel „Supertrends. Wandel vorantreiben“ aktualisiert. Dieser Beitrag von aktien-mag.de ist der 5. von 6 Artikeln, der über die darin aufgestellten Thesen berichtet.

Konkret geht es dabei dieses Mal um die „Werte der Millennials“. Laut Julie Saussier Credit- Suisse Aktienanalystin für Konsumgüter gehört bei diesem Supertrend der Aspekt Nachhaltigkeit seit seiner Auflegung zu den wichtigsten Subthemen. So zum Beispiel bei der Ernährung: Obschon Veganer nach wie vor eine kleine Minderheit in den Industrieländern darstellten, sei die Generation Y und Z aus Umwelt- und Gesundheitserwägungen eher dazu bereit, sich pflanzenbasiert oder vegetarisch zu ernähren.

Die sich verändernden Lebensmittelpräferenzen dieser Generation wirkten sich auch auf die breitere Gesellschaft aus und beflügelten den Umsatz bei Fleisch- und Milchalternativen. Mittlerweile hätten selbst bekannte Fast-Food-Ketten pflanzenbasierte Alternativen und Hamburger in ihr Angebot aufgenommen. Millennials nähmen auch in anderen Bereichen eine Vorreiterrolle ein, so z.B. bei Abonnement-Dienstleistungen

Verantwortungsbewusste Konsumenten: Das Fundament der Kreislaufwirtschaft

Aufgrund der Sorgen der Generationen Y und Z hinsichtlich des Klimawandels und angesichts ihrer wachsenden Kaufkraft wird die Nachhaltigkeit für Unternehmen aus der Sicht von Saussier zunehmend zur Priorität. Zwar gebe es immer noch Kunden, die beim Einkauf Umweltbedenken außer Acht lassen würden, aber die Zahl der verantwortungsbewussten Konsumenten nehme stetig zu. Ob bei Lebensmitteln oder Kleidung, diesen Konsumenten sei es wichtig, ihren ökologischen Fussabdruck auch beim Einkauf so klein wie möglich zu halten – daher achteten sie auch auf das Thema Recycling. Sie wollten nicht, dass ihre leeren Shampooflaschen letztlich auf dem Meeresgrund entsorgt werden. Posts mit Schlagwörtern wie «Recycling» und «plastikfrei» erfreuten sich in den sozialen Medien zunehmenden Interesses.

Unternehmen reagierten auf diese Entwicklung mit innovativen Lösungen, wenn bisher auch nur in begrenztem Umfang. Ein führender Sportartikelhersteller biete zum Beispiel Schuhe an, die aus recyceltem Plastikmüll aus dem Meer gefertigt werden. Viele Bekleidungshersteller hätten nachhaltige Kollektionen eingeführt, für die unter anderem auch ethisch korrekt bezogene und wiederverwertete Materialien verwendet werden. In den Branchen Lebensmittel, Getränke und Pflegeprodukte werde vermehrt auf Verpackungsmaterial aus recycelten Kunststoffen gesetzt und darauf geachtet, dass Verpackungsmaterialien auch wiederverwertet werden könnten. Hersteller von Verbrauchsgütern böten in Zusammenarbeit mit dem Detailhandel die Rücknahme von abgetragenen Schuhen, Altkleidern oder leeren Shampooflaschen an, und Abfallwirtschaftsunternehmen arbeiteten an der Entwicklung automatischer Abfallsammler für solche Produkte, um sie dem Recycling zuzuführen. Es würden Wiederverkaufs- und Mietplattformen eingerichtet, welche die Lebenszeit von Bekleidung, darunter Designerkleider und -taschen, verlängerten.

Aus der Vielzahl dieser kleinen Maßnahmen entsteht schließlich eine größere Kreislaufwirtschaft, in der Unternehmen bereits bei der Entwicklung der Güter darauf achten, dass die einzelnen Komponenten entweder recycelt oder mehrfach verwendet werden können. Dies stehe im klaren Gegensatz zur aktuellen linearen Wegwerfwirtschaft, wie sie von der Ellen MacArthur Foundation beschrieben wird, einer Wohltätigkeitsorganisation, die gemeinsam mit Unternehmen, Politik und Wissenschaft daran arbeitet, den Übergang hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, in der sowohl die Abfallproduktion als auch die CO 2-Emissionen reduziert werden. Dies sei eine immense Herausforderung. Nach Angaben der Ellen MacArthur Foundation wird weltweit pro Sekunde ein Müllwagen voll Textilien verbrannt oder auf einer Deponie entsorgt, während die Produktion und die Verwendung von Waren und Lebensmitteln für etwa 45 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Die Konsumgüterindustrie sei eine der ersten Branchen, die sich dieser Revolution anschließen werde. Wichtig sei jedoch, dass auch andere Wirtschaftszweige wie der Bergbau und das Bauwesen auf den Zug aufsprängen.

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Digital Natives - Siegeszug der Abonnements

Neben ihrer regen Aktivität in den sozialen Medien zählen Musik hören, Video-Streaming und Gaming laut Saussier zu den Hauptbeschäftigungen der Generation Y sowie der Generation Z. Viele dieser Aktivitäten seien mit einem Abonnement verbunden. Darin spiegele sich ein langfristiger Wandel im Konsumentenverhalten hin zu gebührenpflichtigen Inhalten, Produkten und Dienstleistungen wider.

Der Konsum digitaler Inhalte habe am Anfang des Weges hin zu Abonnement-Modellen gestanden und habe von diesem Trend stark profitiert. Ein Beispiel sei der Erfolg der Musik-Streaming-Dienste, welche die Musikindustrie in den letzten Jahren komplett umgestaltet hätten. Nachdem bis 2014 über 15 Jahre hinweg ein ununterbrochener Rückgang verzeichnet worden sei, könne die weltweite Musikbranche nun wieder ein Wachstum vorweisen. Ein ähnlich starker Trend lasse sich in der Video-Streaming-Branche beobachten, wobei sich eine Verschiebung von klassischen Pay-TV-Services hin zu Direct-to-Consumer-Abonnements abzeichne. So ging laut Angaben des United States Census Bureau und nach Schätzungen der Credit Suisse die Anzahl der US-Haushalte mit Pay-TV-Abonnements von 84 % im Jahr 2014 auf 74 % im Jahr 2019 zurück. Der Wettbewerb nehme zu, denn führende Akteure aus der Technologiebranche drängten auf den Markt für gebührenpflichtiges Video-Streaming.

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Angesichts der zunehmend strengeren Vorschriften in Bezug auf personenbezogene Daten und des besseren Datenschutzes im Rahmen eines Abonnement-Modells (z.B. können die Nutzer nach erstmaliger Eingabe der Kreditkartendaten auswählen, wie mit ihren persönlichen Daten verfahren wird) dürfte sich die Einführung von Abonnement-Modellen weiterhin beschleunigen und könnte sogar über die Musik- und Videoindustrie hinausgehen. So hielten Abonnement-Modelle beispielsweise auch bei Produkt- und Dienstleistungsunternehmen Einzug: Ein großer Onlinehändler biete seinen Abonnenten beim Kauf von Waren Vorzugskonditionen an, was zu einem Anstieg der durchschnittlich gekauften Artikel geführt habe. Weitere Detailhändler folgen diesem Beispiel. Auch Anbieter von Dating-, Ride-Hailing- und anderen Services böten bevorzugte Konditionen oder Preisvorteile für Abonnenten.

Das Internet der Dinge (IdD) und die künstliche Intelligenz (KI) dürften die Verbindung zwischen Abonnement-Modellen und digitalen Ökosystemen weiter vertiefen und in der Folge eine Kreislaufwirtschaft für Dienstleistungsanwendungen etablieren. So könnten Konsumenten beispielsweise gegen eine Jahresgebühr ein Paar Schuhe erhalten und diese im folgenden Jahr gegen ein neues Paar eintauschen, oder Abonnenten erhalten ein Elektrogerät, das von einem Wartungsunternehmen instand gehalten und recycelt werde.

Spaß, Gesundheit und Freizeit Wachsendes Potenzial für pflanzliche Proteine

Die Millennials sind sich des Problems der Treibhausgasemissionen und ihrer Auswirkung auf unseren Planeten bewusst, so Saussier. Da auch die Gesundheit zu den Prioritäten dieser Gruppe zähle, lasse sich ein Anstieg bei gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln beobachten.

Dabei gerieten Fleischwaren zunehmend in den Fokus der Kritiker, denn sie gälten nicht nur als umweltbelastend, sondern auch als gesundheitsgefährdend. Die Fleischproduktion sei für 58 % der Treibhausgasemissionen in der Nahrungsmittelherstellung verantwortlich (vgl. Abbildung). Abgesehen davon hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verarbeitetes Fleisch als für den Menschen krebserregend eingestuft. Eine 2020 veröffentliche Studie der Zeitschrift Jama Internal Medicine kam zum Ergebnis, dass der Verzehr von verarbeitetem und unverarbeitetem rotem Fleisch und Geflügel in erheblichem Masse mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung steht.

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In einem 2019 veröffentlichten, vom führenden medizinischen Fachjournal The Lancet in Auftrag gegebenen Bericht wurde eine «planetarische Gesundheitsdiät» (Planetary Health Diet) vorgestellt, die eine Verbesserung der menschlichen Gesundheit bei gleichzeitiger Gewährleistung einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Lebensmittelproduktion für die Ernährung einer künftigen Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen anstrebt. Der Bericht – das Ergebnis einer dreijährigen Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus den Bereichen Umweltverträglichkeit, Landwirtschaft, Politikwissenschaften und Gesundheit – empfehle, den Verzehr von Fleisch und Zucker zu senken, mehr Obst, Gemüse und Nüsse zu essen und die Ernährung um pflanzliche Proteine zu ergänzen.

Die Empfehlungen umfassten auch einen Wechsel hin zu einer verstärkten Biodiversität in Bezug auf Ernten, den nachhaltigen Ausbau der Landwirtschaft, die Reduktion von Lebensmittelabfällen bei der Produktion und beim Konsum und strengere Vorschriften zum Schutz der Weltmeere. „Lebensmittel bilden den stärksten Hebel, um die Gesundheit der Menschen sowie die Umweltverträglichkeit auf der Erde zu verbessern“, so der Bericht der EAT-Lancet Commission.

Entsprechend wachse das Angebot an Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten. Der Markt für pflanzliche Proteine berge ein hohes Potenzial, zumal die Produkte geschmacklich deutlich besser werden. So machen laut einem 2019 veröffentlichten Bericht der Plant Based Foods Association in den USA pflanzenbasierte Milchprodukte 13 % der Kategorie Milchprodukte insgesamt aus.

Während Konsumenten in den USA und Europa mit diesen Produkten bereits vertraut seien, müssen die asiatischen Märkte noch erobert werden, wodurch sich weiteres starkes Wachstum ergeben dürfte. In jüngster Zeit habe sich die Aufmerksamkeit der Medien auf pflanzlichen Fleischersatz gerichtet, wie z.B. Hamburger oder Würstchen. Sollte die Entwicklung ähnlich ausfallen wie bei pflanzlichen Milchprodukten, könnte dieses Segment etwa 10 % der Größe des Marktes für Fleischprodukte erreichen. Die Konsumenten verlangten auch nach Lebensmitteln mit weniger Zucker und Zusätzen. Traditionelle Lebensmittelhersteller reagierten darauf mit Investitionen in Innovationen, um Marktanteilsverluste aufzufangen. Zutatenhersteller, die Lebensmittelproduzenten neue Lösungen anbieten könnten, seien daher gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren.

Zusammenfassung der Kernideen

Zu den Kernideen bei diesem Supertrend zählen aus der Sicht der Credit Suisse Unternehmen mit hohem Score in Bezug auf Umwelt-, soziale und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien), die Nachhaltigkeit in ihre Strategie integriert haben. Die Credit Suisse wendet ein ESG-Overlay auf die gesamte Titelauswahl an.

Hinzu kommen Gesellschaften mit Bezug zu Digital-Native-Plattformen (Social-Media-Webseiten, Onlinehandel, Internetdienstleistungen, Streaming-Plattformen). Außerdem gehören zu den Kernideen Firmen mit Exposure gegenüber Spaß, Gesundheit und Freizeit (Videospiele, eSports, Millennials-Konsummarken).

Diese Aktien zählt die Credit Suisse zu den Profiteuren des Supertrends „Werte der Millennials“

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