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IPO Radar - 386 % Zugewinn trotz Nasdaq-Rutsch

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Stand der März weitgehend im Zeichen des Russland-Ukraine-Krieges an den Börsen, hat zumindest in den USA das Thema Zinswende vor allem in der zweiten Aprilhälfte wieder die Oberhand gewonnen, zunächst kontraproduktiv. Dabei wird vor allem der Technologiemarkt Nasdaq von der verschärften Rhetorik hinsichtlich größerer und schnellerer Zinsschritte belastet. Das IPO-Volumen sank im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 94%, die Anzahl verringerte sich von 100 auf 25.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die IPO-Pipeline vollständig ausgetrocknet ist, denn immerhin 312 IPO stehen noch auf der genehmigten Zulassungsliste von NYSE und Nasdaq. Diese dürften ihre Zurückhaltung dann verstärkt aufgeben, wenn der zeitliche Fahrplan der US-Notenbank bezüglich der Straffung der Geldpolitik verlässlicher wird. Denn auch wenn weniger Risikokapital durch die Geldpolitik am Markt verfügbar sein wird, bleibt die Nachfrage nach qualitativen IPOs hoch.

Mit 10 Neuemissionen, wovon vier nochmals aus dem der Bereich SPACS (Börsenmäntel) stammten, blieb auch der April bisher ein mäßiger IPO-Monat. Von den restlichen sechs Unternehmen mussten drei deutlich Einbußen zwischen 35 % und 65 % in den ersten Börsenwochen hinnehmen, zwei hielten sich im neutralen Bereich. Als Primus präsentierte JE Cleantech (siehe nachfolgenden Bericht) mit einem überdurchschnittlichen Kurszuwachs von 386 % zum Börsenstart.

Excelerate Energy bietet die Energiequelle der Zeit


Die Diversifizierung der Energieversorgung gehört schon seit der Diskussion um die Auswirkungen des Klimawandels zum Aufgabenheft vieler Staaten. Mit dem Krieg in der Ukraine ist dieses Thema noch dringender geworden. Excelerate Energy gehört zu den Anbietern der gerade viel diskutierten Flüssiggas-Alternative.

Das in The Woodlands, Texas ansässige Unternehmen betreibt seit 2003 eine wachsende Flotte an mobilen LNG (Flüssiggas) -Terminals. Aktuell umfasst das Portfolio rund 13 schwimmenden Terminals, die für Energieversorgung mit Gas als auch direkt mit Strom sorgen. Die bedienten Kapazitäten reichen von 75 MW bis 650 MW. Hauptkunden sind vor allem Industrieunternehmen und staatliche Energieversorger.

Zentrale Operationsgebiete sind neben dem Heimatmarkt USA vor allem Brasilien und Argentinien sowie der asiatische Raum. Größte Kunden dort sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Bangladesch und Pakistan. In dieser Region will das Unternehmen noch stärker wachsen. Zudem hat man mit Albanien bereits eine konkrete Vereinbarung zur Lieferung einer mobilen LNG-Station getroffen.

Rebound der Weltwirtschaft sorgt für Wachstumsschub

Nach dem durch COVID-19 geprägten schwächeren Geschäftsjahr 2020, das einen Umsatzrückgang von 21% brachte, verzeichnete Excelerate 2021 ein Umsatzplus von 108,6% auf 888,6 Mio. USD. Der Rebound der Weltwirtschaft sorgte für ein Nettogewinnplus von 6% auf 41,1 Mio. USD.

Für 2022 erwartet das Management ein Umsatzzuwachs im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Durch den Börsengang wurden 384 Mio. USD erlöst, die Marktkapitalisierung beträgt 635,5 Mio. USD. Die Aktie liegt nach der ersten Börsenwoche 3,8% im Minus.

JE Cleantech versorgt die Recyclingbranche mit Maschinen


Im Zuge des Kampfes gegen die Plastikverschmutzung der Erde gewinnt das Thema international an Bedeutung. Auch wenn Deutschland sich dem Thema schon über zwei Jahrzehnte widmet, beginn erst seit Kurzem ein internationales Umdenken. JC Cleantech produziert die Maschinen, die die Recyclingbranche benötigt.

Das seit 1999 bestehende und in Singapur ansässige Unternehmen entwirft und entwickelt wasserbasierende Waschsysteme, Galvanisierungs- und Reinigungssysteme sowie zentralisierte Geschirrspül- und Zugreinigungssysteme. Hauptkunden sind neben internationalen Industrieunternehmen vor allen staatliche Dienstleister und das Gastronomiegewerbe.

Seit rund 10 Jahren wird auch verstärkt die Lebensmittel- und Getränkeindustrie mit Maschinen versorgt, wobei vor allem der Heimatmarkt Singapur hier im Fokus steht. Seit 2015 wurde das Angebot im allgemeinen Reinigungsservice zudem deutlich ausgebaut, das vor allem auch öffentliche Plätze wie Einkaufscenter sowie Alten- und Pflegeheime umfasst.

Umsatz und Gewinn wachsen deutlich

Der Bedarf an Recyclingtechnik und privaten Reinigungsdiensten hat das Wachstum in den vergangenen zwei Jahre deutlich belebt. Der Umsatz stieg im 2- Jahresvergleich zu 2020 von 18,2 Mio. USD auf 23,8 Mio. USD. Auch der Gewinn legte im selben Zeitraum von 0,3 Mio. USD auf 2,6 Mio. USD außerordentlich stark zu.

Durch den Börsengang nahm JE Cleantech 12 Mio. USD ein, die vor allem für den weiteren Aufbau der Dienstleistungssparte verwendet werden sollen. Der Aktienkurs schoss in der ersten Börsenwoche um 386% nach oben. Die Marktkapitalisierung beträgt 285I Mio. USD.

OUTLOOK


Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren stehen auf der Liste der geplanten IPOs für die kommende Woche keine SPACS mehr. Das schließt zwar nicht aus, dass kurzfristig doch noch einige den Schritt auf das Parkett wagen. Dennoch zeichnet sich hier angesichts des zu erwartenden Zins-Turbos der US-Notenbank ein Umdenken ab. Fünf konventionelle Börsengänge aus fünf verschiedenen Branchen wagen ihre Erstnotiz in der kommenden Woche, wobei die Emissionsgrößen eher klein gehalten sind. Insgesamt wird es sich auf knapp 100 Mio. USD belaufen. 

Innovative Eyewear möglicher Helfer für die Meta-World


Spätestens seit der Umbenennung der sozialen Plattform Facebook in Meta sind die 3D-Welten ein definitives Thema an der Börse. Ein wichtiges Element dieser sozialen Paralleluniversums sind digitale Brillen. Innovative Eyewear hat sich auf die Entwicklung solcher Produkte spezialisiert.

Das 2017 gegründete und in Miami beheimatete Unternehmen begann sein Portfolio aus der Herstellung klassischer Sonnenbrillen zu entwickeln. Erst seit 2021 werden neben den Sonnenschutzbrillen sogenannte Smart-Brillen hergestellt.

Das Premium-Produkt heißt Lucyd-Lite und kann zum Musik hören, zum Anrufe tätigen und annehmen und als Sprachassistent genutzt werden. Zudem lässt sich mit ihr der Einsatz des Smartphones lenken. Die Brille wird in zwölf unterschiedlichen Styles angeboten und soll zu virtuellen Anwendungen weite entwickelt werden.

2022 soll das Wachstumsjahr werden

Aufgrund der COVID-19 Pandemie verzeichnete das Unternehmen 2021 nur einen Umsatz von 0,6 Mio. USD. Zudem stieg der Verlust aufgrund der Kosten für die Markteinführung der Lucyd-Lite-Brille von 0,1 Mio. USD auf 0,8 Mio. USD. Für dieses Jahr erwartet das Management einen deutlich steigenden Umsatz im Volumen zwischen 1 und 1,5 Mio. USD.

Mit dem Börsengang will man rund 12 Mio. USD erlösen, der hauptsächlich in den Ausbau der Produktion und der Weiterentwicklung der Smart-Brillen fließen soll. Die außerbörsliche Bewertung liegt derzeit bei 50 Mio. USD.

Saver One 2014 will das Autofahren sicherer machen


Autofahren ist dank moderner Technik in den vergangenen 50 Jahren erheblich sicherer geworden, die Zahl der tödlichen Unfälle deutlich gesunken. Mit der Verbreitung des mobilen Telefonierens hat sich allerdings eine neue Gefahrenquelle ergeben, die zu schweren Unfällen führt. Das israelische Unternehmen Saver One 2014 hat sich diesem Thema angenommen.

Das 2014 gegründete und in Petah Tikvar ansässige Unternehmen bietet Transport- und Sicherheitstechnik, die Leben retten soll, in dem sie die Autounfälle verhindert, die durch die Nutzung von Mobiltelefonen während der Fahrt verursacht werden könnten.

Das Saver-One-System identifiziert und überwacht Mobiltelefone in der Nähe des Fahrers und blockiert selektiv automatisch Anwendungen, die eine lebensbedrohliche Ablenkung darstellen könnten. Im Portfolio befinden sich Systeme für PKWs, LKWs und eine spezielle Variante für Firmen- und Leasingflotten.

Vielversprechende Nachfrage in 2021

Bereits im COVID-19-Jahr 2020 erzielten die Israelis einen kleinen Umsatz in Höhe von 0,32 Mio. USD. Die Einführung neuer Systeme im vergangenen Jahr führte zu einem Umsatzsprung um 42,4% auf 0,45 Mio. USD. Der Verlust kletterte von 13,6 Mio. USD auf 26,5 Mio. USD.

Das Management rechnet für dieses Jahr mit Wachstumsraten beim Umsatz von 10% bis 15%, auch wenn die Fahrzeugproduktion wegen der Lieferkettenprobleme niedriger ausfällt. Mit dem Börsengang sollen weitere Entwicklungskosten finanziert und ein Teil Schuldenlast abgebaut werden. Das IPO ist mit einem Erlös von 10 Mio. USD eingeplant, die derzeitige Marktbewertung liegt bei rund 118 Mio. USD.

Belite Bio setzt auf neuartige Behandlung bei Augenerkrankungen


Auch wenn im vergangenen Börsenjahr viele Biotech-IPOs deutliche Verluste hinnehmen mussten, hält das nicht andere Wettbewerber von einem Börsengang. Allerdings achten die Anleger darauf, dass wie bei Belite Bio, auch Präparate in der Pipeline sind, deren Markteinführung in nicht mehr allzu weiter Ferne liegt.

Das 2018 in San Diego, Kalifornien gegründete und auch dort beheimatete Unternehmen entwickelt und produziert Medikamente gegen Augenerkrankungen wie den “grauen Star” (trockene AMD) Stargardt, die beide zu einer langsamen Erblindung der Patienten führen. Das hierfür entwickelte Präparat LBS-008 befindet sich in der dritten von drei Testphasen und hat bereits den Status für eine Exklusivzulassung mit einer Dauer für 7 bis 10 Jahren erhalten, wenn die Wirksamkeit nachgewiesen wird.

Mit einem weiteren Medikament, LBS-009, will man eine erfolgreiche Behandlung von Fettleber und Diabetes ermöglichen. Hier befindet sich die Entwicklung und Forschung aber noch in Phase I, so dass eine Marktreife nicht vor 2025/26 zu erwarten ist.

Großes Marktpotential für Augenheilungspräparat

Wie bei fast allen Biotechnologieunternehmen im Entwicklungsstadium hat auch Belite derzeit nur einen Kosten- und keinen Ertragsblock. Die Forschungsausgaben legten in Form des Verlusts 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 5,75 Mio. USD auf 9,67 Mio. USD zu.

Das Management rechnet bei weltweit 11 Mio. potentiellen Patienten und einem Marktvolumen von 20 Mrd. USD bei erfolgreicher Markteinführung mit hohen Wachstumsraten. Analysten gehen bis 2028 von einem jährlichen Umsatzplus von 31,8 % aus. Durch den Börsengang sollen 36 Mio. USD erlöst werden, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 145 Mio. USD.


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