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Kaum zu glauben, aber wahr: Der reguläre Börsenhandel brachte US-Aktien seit 1993 keine Kursgewinne

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Der US-Aktienmarkt ist von Anfang 1993 bis heute in der Form des S&P 500 Index von 435,38 auf 2.833,28 Punkte gestiegen. Aus Anlegersicht klingt das nach einer recht passablen Entwicklung.

Die Sache hat nur einen Haken, den kaum ein Marktteilnehmer so auf der Rechnung haben dürfte. Denn wie es scheint, war es mindestens in den vergangenen 25 Jahren schlicht und einfach so, dass im offiziellen Börsenhandel, der in den USA von 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr dauert, keine Kursgewinne drin waren, sondern es unter dem Strich sogar Verluste setzte.

Zumindest ist dies das Ergebnis einer von der Bespoke Investment Group durchgeführten Rückberechnung. Zurückgegriffen haben die dortigen Analysten dazu auf den S&P 500 SPY ETF – ein marktkapitalgewichteter ETF, der in die Unternehmen des S&P 500 Index investiert und 1993 bei seiner Einführung der erste börsennotierte Fonds in den USA war.

Laut Bespoke Investment ist es nun so, dass alle Kursgewinne des S&P 500 SPY ETF seit seiner Handelsaufnahme aus Bewegungen außerhalb der regulären Handelszeiten stammen. Hätte man den SPY an jedem Tag seit 1993 zur Handelsaufnahme gekauft und am Ende desselben Handelstages wieder verkauft, wäre die kumulierte Rendite über den gesamten Zeitraum hinweg mit -9,8% bis Ende Juli dieses Jahres negativ gewesen.

Hätten Anleger hingegen den SPY am Ende eines jeden Handelstages gekauft und am nächsten Morgen verkauft, hätte die kumulierte Rendite +608 % betragen. Wobei Dividenden bei dieser Berechnung nicht berücksichtigt wurden.

Die nachfolgende Grafik zeigt diese Entwicklung. Daraus ist zu ersehen, dass die Kursentwicklungen am Ende der 1990er Jahre zum Ende der Dot Com-Blase hin deutlich auseinandergingen. Von 1997 bis zum Höchststand im Jahr 2000 trieben die Anleger den S&P im außerbörslichen Handel laut Bespoke immer wieder nach oben, bevor diese Gewinne dann im regulären Handel wieder verloren gingen. Während der Baisse, die dem Dot Com-Peak folgte, sank die während der offiziellen Handelszeiten verbuchte Wertentwicklung sogar auf -50 % und bis heute ist es dem SPY noch nicht wieder gelungen, ausgehend von diesem Tief wieder bis in die Pluszone vorzustoßen.

Die Kursentwicklung des SPY seit 1993 während der offiziellen Handelsstunden und im außerbörslichen Handel

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Quelle: Bespoke Investment Group

Interessant ist nun auch ein zweiter Chart, der die vergleichbare Entwicklung für die jüngere Vergangenheit seit Juli 2017 zeigt. In diesem Zeitraum ist es so, dass bei einem Kauf zu Beginn des offiziellen Handels und einem Verkauf zum regulären Handelsende ein Minus von 0,2 % angefallen wäre. Bei einem Kauf zum Beginn des nachbörslichen Handels und einem Verkauf zum Ende dieses inoffiziellen Handels beträgt der Wertzuwachs dagegen 14,4 %. Dies bedeutet, dass auch an den vergangenen zwölf Monaten bis Ende Juli 2018 alle Gewinne des SPY außerhalb der regulären Handelszeiten erzielt wurden.

Von Juli 2017 bis zu den Höchstständen im Januar 2018 waren beide Strategien positiv, aber während der Korrektur von Januar bis April zeigte sich wieder, wie die Anleger den SPY während der regulären Handelszeiten verkauften, während die Strategie nach Feierabend relativ stabil blieb. Seit den April-Tiefs hat sich beim SPY aber ein anderes Muster herausgebildet. Außerhalb der regulären Handelszeiten zeigten sich die Kurse stabil, aber während der regulären Handelszeiten stiegen die Notierungen. Aus der Sicht von Bespoke ist das ein bullischeres Verhalten als im umgekehrten Fall. Jedenfalls bevorzugen die Bespoke-Analysten einen Markt, bei dem Investoren während des regulären Handelstages aktiv kaufen, im Vergleich zu einem Markt, der zunächst höher eröffnet, dann im weiteren Verlauf aber verkauft wird.

Die Kursentwicklung des SPY von Juli 2017 bis Juli 2018 während der offiziellen Handelsstunden und im außerbörslichen Handel

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Quelle: Bespoke Investment Group

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Bildherkunft: Bespoke Investment Group