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Megatrend Cybersicherheit: Das sind die drei besten Aktien der Cybersecurity-Branche im TraderFox-Härtetest

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Mit Angst, wie etwa vor einem Hackerangriff, lassen sich gute Geschäfte machen. Das belegen jedenfalls Studien. Denn die sagen dem Cybersecurity-Markt für die kommenden Jahre ein anhaltendes Wachstum voraus. Dieser Ausblick macht aus Anlegersicht die Aktien der Branchenvertreter interessant. Basierend auf einer Studie der Credit Suisse analysieren wir das Segment. Zudem unterziehen wir die Aktien der Cybersicherheitsanbieter dem TraderFox-Härtetest und verraten die drei besten Titeln in punkto Qualität, Wachstum und Bilanz-Solidität.

Top-Manager und Politiker in Deutschland sehen die Bedrohungslage im Cyberraum auf einem Rekordniveau. Neben klassischen Hacker-Angriffen und Datendiebstählen fürchten sich die Entscheidungsträger vor allem vor einer Meinungsmanipulation durch gefälschte oder unrichtige Nachrichten.

Das geht aus dem "Cyber Security Report 2021" hervor, der am Dienstag von dem Meinungsforschungsinstitut Allensbach und dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte in Berlin veröffentlicht wurde. Danach sehen 77 % der Abgeordneten und Führungskräfte den Datenbetrug als höchstes Cyberrisiko für die Menschen in Deutschland an. Vor 2 Jahren lag dieser Wert bei 70 %, heißt es in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Steigende Reparaturkosten bei einer Ransomware-Attacke


Eine Reihe spektakulärer Cyberangriffe in der letzten Zeit erklärt, warum nicht nur Entscheidungsträger in dieser Hinsicht inzwischen sehr sensibel reagieren. Aus der Sicht der Credit Suisse haben die jüngsten Ereignisse an der Cybersecurity-Front dabei ein besonderes Schlaglicht auf Attacken durch Ransomware (Erpressungssoftware) geworfen.

Ransomware ist eine neue Form von Malware. Letztere deckt alle Arten von Schadsoftware wie Viren oder Trojaner ab, schreibt Analyst Reto Hess dazu in einer aktuellen Studie. Ransomware kann demnach entweder den Zugang eines Nutzers zu seinem Computer (Locker-Ransomware) oder Daten verschlüsseln und damit für den Nutzer unbrauchbar machen (Crypto-Ransomware). Die Angreifer behaupten zwar, dass die Opfer ihrer Attacke die Kontrolle über ihre Geräte oder Daten zurückerhalten, sobald das Lösegeld bezahlt wurde. In vielen Fällen tritt dies aber nicht ein.

Einer von Sophos im April 2021 veröffentlichten Umfrage unter 5.400 IT-Entscheidungsträgern ergab laut der Schweizer Großbank, dass 37 % der Befragten in den vorangegangenen 12 Monaten von einer Ransomware-Attacke betroffen waren, verglichen mit 51 % im Jahr 2020. Die durchschnittlichen Reparaturkosten nach einem Angriff – diese umfassen unter anderem Kosten für die Ausfallzeiten, Personal, entgangene Aufträge oder für das Lösegeld – beliefen sich 2021 jedoch auf 1,85 Mio. USD und haben sich damit gegenüber dem Vorjahresniveau mehr als verdoppelt.

Die Studie zeigt nach Angaben von Hess außerdem, dass größere Unternehmen stärker betroffen waren (42 %) als kleinere Betriebe (33 %), da Erstere finanziell gesehen natürlich attraktivere Ziele für Ransomware sind. Diese Feststellung hat McAfee in einem Bericht bestätigt, dem zufolge sich inzwischen eine größere Zahl von Angreifern auf weniger, dafür aber lukrativere Ziele konzentrieren. Dabei kommen bevorzugt individuell kreierte Ransomware-Variationen mit geringem Volumen zum Einsatz

Aufgrund der zunehmenden Bedrohung durch Ransomware-Attacken sind Politiker in diesem Bereich jetzt aktiver geworden, wie Hess weiter ausführt. Regierungen seien besorgt, dass kritische Infrastrukturen lahmgelegt werden könnten und was eine ohnehin bereits nervöse Bevölkerung wohl nicht gut aufnehmen würde. Im Juni hätten daher die G7-Staaten in einem Pressestatement Maßnahmen gefordert, die der wachsenden Gefahr durch Ransomware-Netzwerke entgegenwirken sollen. Wegen der hohen Kosten und möglicher Reputationsschäden seien auch die Unternehmen gefordert, in diesen Bereich zu investieren. Folglich geht die Credit Suisse davon aus, dass Investitionen in Anti-Ransomware-Software, sichere Web-Gateways, Technologien zur Gefahrenerkennung oder Anwendungskontrollen in den nächsten Jahren signifikant steigen werden.

Fortinet, ServiceNow und Qualys sind die Gewinner im TraderFox-Härtetest


Vor diesem ganz offensichtlich attraktiven geschäftlichen Umfeld vor Vertreter aus dem Bereich Cybersecurity unterziehen wir die Branchenmitglieder dem TraderFox-Härtetest. Wie üblich kommt es dabei zu Checks der Qualität, des Wachstums sowie zur Bilanz-Solidität (zur Methodik sind am Textende noch weiterführende Erläuterungen zu finden). Als Basis dient es dabei die nachfolgende Credit Suisse-Liste mit führenden Cybersicherheitsanbietern.

Das wie skizziert ermittelte Ergebnis weist Fortinet als klaren Gewinner aus. Die 36 von maximal möglichen 39 Punkten, die dieses US-Unternehmen erzielt hat, das Software, Appliances und Dienste auf dem Gebiet der Informationssicherheit wie zum Beispiel Firewalls, Antivirenprogramme, Intrusion Detection und Endpunktsicherheit entwickelt und vertreibt, ist nicht nur im Branchenvergleich top, sondern kann sich auch ganz allgemein mit dem restlichen Anlageuniversum sehen lassen. Da zudem auch das Chartbild sehr gut aussieht, kommt dieser Titel als Anlagealternative in Frage, wenngleich die Bewertung anspruchsvoll aussieht, wobei das in der Branche aber nicht selten so ist.

Den zweiten Platz hat mit ebenfalls respektablen 34 Zählern mit ServiceNow ein US-Unternehmen inne, das Cloud-basierte Lösungen zur Definition, Strukturierung, Verwaltung und Automatisierung von Services für den Unternehmensbetrieb anbietet. Auch hier ist eine Kombination aus optischer hoher Bewertung mit einer starken Charttechnik zu konstatieren. Zusammengefasst ist der Wert als kaufenswert einzustufen.

Auf Rang 3 ist mit Qualys ein Anbieter für cloudbasierte IT-, Sicherheits- und Compliance-Lösungen zu finden. Die Bewertung ist ambitioniert, doch das langfristige Chartbild sieht konstruktiv aus, wobei sich zuletzt aber ein mittelfristiger Seitwärtstrend breit gemacht. So gesehen ist zwar auch dieser Titel grundsätzlich interessant, aber im Test nicht so gut wie die beiden anderen Werte.

Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass die Ergebnisse des TraderFox-Härtetest insgesamt eher ernüchternd ausfallen. Davon zeigt die Tatsache, dass die 18 Titel im Schnitt nur auf relativ magere 22,44 Punkte von maximal möglichen 39 Zählern kommen. Besonders dürftig sieht es dabei für Ping Identity, Verint Systems und Splunk aus, die mit 14, 13, 12 Punkten am Tabellenende rangieren.

Die Ergebnisse der 3 Erstplatzierten


Platz 01:

Fortinet (Gesamtpunktzahl: 36 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US34959E1091)

QUALITÄTS-CHECK 15/15

WACHSTUMS-CHECK 14/15

PIOTROSKI F-SCORE 07/09

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Platz 02:

ServiceNow (Gesamtpunktzahl: 34 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US81762P1021)

QUALITÄTS-CHECK 15/15

WACHSTUMS-CHECK 13/15

PIOTROSKI F-SCORE 06/09

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Platz 03:

Qualys (Gesamtpunktzahl: 31 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US74758T3032)

QUALITÄTS-CHECK 15/15

WACHSTUMS-CHECK 08/15

PIOTROSKI F-SCORE 08/09

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

 


Die Ergebnisse der 3 Letztplatzierten


Platz 16:

Ping Identity (Gesamtpunktzahl: 14 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US72341T1034)

QUALITÄTS-CHECK 04/15

WACHSTUMS-CHECK 06/15

PIOTROSKI F-SCORE 04/09

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Platz 17:

Verint Systems (Gesamtpunktzahl: 13 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US92343X1000)

QUALITÄTS-CHECK 08/15

WACHSTUMS-CHECK 01/15

PIOTROSKI F-SCORE 04/09

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Platz 18:

Splunk (Gesamtpunktzahl: 12 von maximal möglichen 39 Punkten, ISIN: US8486371045)

QUALITÄTS-CHECK 06/15

WACHSTUMS-CHECK 04/15

PIOTROSKI F-SCORE 02/09

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Zusatzinformationen zur angewandten Methodik beim TraderFox-Härtetest


Zur angewandten Methodik muss man wissen, dass der TraderFox Qualitäts-Check jeder Aktie bis zu 15 Punkte zuweist. Wir verwenden dabei Kennzahlen, die sich in der Finanzwissenschaft durchgesetzt haben, um Quality von Junk zu unterscheiden. Das Besondere an unserem Qualitätscheck ist, dass die 15 Kriterien immer im Kontext zu den restlichen Aktien des Marktes betrachtet werden. Nach dem Prinzip: Eine Kennzahl gilt als erfüllt, wenn die Firma darin besser abschneidet als z.B. 65 % aller anderen Firmen des jeweiligen Referenzmarktes. Der Qualitäts-Check soll Anlegern erstens helfen, das Risiko bei Investments zu reduzieren und ist zweitens dazu gedacht, um auf hervorragende Investment-Chancen aufmerksam zu werden.

Der Wachstums-Check prüft die Attraktivität von Wachstums-Aktien. Wachstums-Aktien sind keine Aktien zum sorgenfreien Kaufen und Liegenlassen. Wachstums-Aktien können auf Sicht von 2-3 Jahren außerordentliche hohe Gewinne abwerfen. Anleger müssen mit größeren Kursschwankungen und Fehlschlägen rechnen. Als drittes Benotungs-Kriterium kommt noch der Piotroski F-Score hinzu. Dabei handelt es sich um eine Zahl zwischen 0 bis 9 zur Bestimmung der finanziellen Stärke eines Unternehmens.


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