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Moats: 5 Aktien mit verbesserten wirtschaftlichen Schutzgräben

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Wirtschaftliche Schutzgräben, im Englischen Moats genannt, sind jene Vorteile, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Konkurrenten effektiv auf Distanz zu halten. Allerdings sind diese Vorteile nicht statisch, sondern sie können sich im Laufe der Zeit verändern.

So kann es etwa Unternehmen mit bisher fehlenden Moats gelingen, sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten und damit schützende Gräben um sich herum zu errichten. Gleichzeitig können Gesellschaften, die bislang über Schutzgräben verfügten, diese weiter ausbauen und aus einem schmalen Graben einen breiten Graben machen.

Allerdings kann es auch vorkommen, dass Gräben mit der Zeit erodieren. Angesichts neuer Wettbewerber, auslaufender Patente oder schnelllebiger Trends kann zum Beispiel bei Unternehmen mit einem bisher breiten Graben ein enger Graben werden. Oder Gesellschaften mit einem engen Gräben können diesen komplett verlieren.

Sehr intensiv mit Moats als Grundlage für Investmententscheidungen beschäftigt sich der US-Finanzdienstleister Morningstar. Die Analysten dort überlegen sich bei allen abgedeckten Firmen, inwieweit diese über Schutzgräben verfügen oder nicht. Mitarbeiterin Susan Dziubinski führt in einem aktuellen Bericht aus, dass es im September aus Sicht von Morningstar 5 Aktien geschafft haben, ihre Wassergräben zu verbreitern.

Bayer neuestes Mitglied im „Wide-Moat Club“


Beim DAX-Mitglied Bayer (ISIN: DE000BAY0017, aktueller Kurs: 86,25 USD, fairer Morningstar-Wert: 115,16 USD) ist es dabei sogar so, dass man nunmehr der Ansicht ist, dass der Chemie- und Agrarkonzern nunmehr über einen breiten statt über einen engen Schutzgraben verfügt. Allerdings dürften Marktteilnehmer dieses Urteil kontrovers diskutieren, weil viele Anleger derzeit die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto als Bürde sehen, weil sich dieser Konzern mit vielen Klagen herumschlagen muss.

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Bei Morningstar ist man aber folgender Meinung: „Die Veräußerung der Kunststoffsparte von Bayer in Verbindung mit einem starken Arzneimittelgeschäft und einem gut positionierten Crop-Science-Geschäft (unterstützt durch die Monsanto-Akquisition) hat uns dazu veranlasst, die Grabenbewertung auf breit anzuheben", erklärt Branchendirektor Damien Conover.

Der Gesundheitskonzern Bayer verfüge über ein starkes Angebot an neuen Medikamenten und eine solide Stellung bei Biologika, was jeweils stützen sollte beim Versuch, ein langfristiges und kontinuierliches Wachstum zu erzielen. Die Komplexität der Herstellung von Biologika können Generika-Anbieter von einem Markteintritt abhalten, heißt es weiter. Tatsächlich seien zwei der Top-Verkaufsschlager des Unternehmens - Betaferon gegen Multiple Sklerose und Kogenate gegen Hämophilie - Biologika.

Zudem dürften die solide Nachfrage nach dem Herz-Kreislauf-Medikament Xarelto und dem Augenheilmittel Eylea das Wachstum weiter vorantreiben. Und schließlich umfasse das Segment ein Consumer-Health-Geschäft mit den führenden Marken Aspirin und Aleve, die beide eine starke Markenbekanntheit aufwiesen.

Bayer besitze außerdem ein führendes Crop-Science-Segment mit Pflanzenschutzmitteln wie Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden sowie ein schnell wachsendes Biotechnologiegeschäft für Pflanzen und Saatgut. „Ähnlich wie das Arzneimittelgeschäft ist dieses Segment forschungs- und entwicklungsintensiv, und Bayer hat ein starkes Produktportfolio entwickelt", argumentiert Conover.

Bayer hat dieses Segment mit dem jüngsten Kauf von Monsanto gestärkt, bemerkt er ergänzend. Conover glaubt, dass der Markt überreagiert hat auf die Bedrohung, welche die zunehmende Zahl an Klagefällen zum Monsanto-Glyphosat-Unkrautvernichter sowie verwandter Produkte darstellten.

„Mit Blick auf diese Produktlinie erwarten wir keinen wesentlichen Rückgang der Nutzung und ihr Beitrag zum Gesamtergebnis ist relativ gering", sagt Conover. „Wir schätzen, dass Glyphosat weniger als 10 % des Gesamtumsatzes von Bayer und noch weniger des Gewinns ausmachen würde."

Basierend auf der Anzahl der anhängigen Verfahren und der voraussichtlichen Beilegung in bestimmten Fällen hat man die Schätzungen für prozessuale Aufwendungen um 2 Mrd. EUR erhöht, die in den nächsten 3 Jahren ausgezahlt werden. Trotz dieser Kosten, welche in die Fair-Value-Schätzung eingeflossen sind, sei Bayer als neues Mitglied unter den Firmen mit einem breiten Schutzgraben ein Schnäppchen. Weil der Titel gemessen an dem von Morningstar als fair ermittelten Wert 33,5 % Luft nach oben besitzt, hat man der Aktie die Bestnote von 5 Sternen verliehen.

Affiliated Managers Group neuerdings mit einem „Narrow-Moat“


Morningstar billigt außerdem 4 weiteren Aktien erstmals einen engen wirtschaftlichen Schutzgraben zu. Der erste davon ist der Vermögensverwalter Affiliated Managers Group (ISIN: US0082521081, aktueller Kurs: 127,25 USD, fairer Morningstar-Wert: 200 USD). „Aus unserer Sicht ist das Asset-Management-Geschäft für die Schaffung von Wirtschaftsgräben förderlich, wobei Wechselkosten und immaterielle Vermögenswerte die dauerhaftesten Quellen für Wettbewerbsvorteile für Unternehmen der Branche sind", erklärt Sektor-Stratege Greggory Warren.

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„Obwohl die Wechselkosten nicht gerade hoch sein mögen, führen Trägheit und die Unsicherheit darüber, inwieweit durch einen Wechsel von einem Vermögensverwalter zum anderen bessere Ergebnisse zu erzielen sind, dazu bei, dass viele Anleger über einen längeren Zeitraum mit den gleichen Mitteln investiert bleiben", heißt es erläuternd.

Mit einem verwalteten Kapital von mehr als 824 Mrd. USD Ende Juni verfüge die Gesellschaft sicherlich über die Größe die benötigt werde, um sich vor Wettbewerb schützen zu können, sagt Warren. Darüber hinaus sei das Unternehmen nicht übermäßig den Auswirkungen ausgesetzt, die sich aus der Hinwendung vieler Anleger zu passiven gegenüber aktiven Anlagestrategien ergeben. 39 % des verwalteten Kapitals seien für alternative Strategien bestimmt und weitere 12 % für Multiasset- und andere Produkte.

Darüber hinaus sei der Produktvertrieb bei der Affiliated Managers Group stärker auf institutionelle (58 % des verwalteten Kapitals) Investoren und vermögende (14 %) Kunden ausgerichtet, die tendenziell mehr Treue zeigten als Privatanleger. Schließlich stellt Warren noch fest, dass die Umbenennung der Managers Investment Group in AMG Funds durch das Unternehmen nicht nur die Identität der AMG Funds erhöht, sondern auch dazu beigetragen hat, die Positionierung sowohl der AMG Funds als auch der Tochtergesellschaften der Affiliated Managers Group auf dem US-Markt zu stärken. Morningstar hat der Aktie derzeit mit der Top-Note von 5 Sternen versehen.

3 Neulinge aus dem Energie-Sektor im „Narrow-Moat Club“


Bei den anderen 3 Narrow-Moat-Aktien handelt es sich um die beiden integrierten Öl-Konzerne BP (ISIN: GB0007980591, aktueller Kurs: 7,50 USD, fairer Morningstar-Wert: 8,20 USD) und Royal Dutch Shell A (ISIN: GB00B03MLX29, aktueller Kurs: 66,93 USD, fairer Morningstar-Wert: 83 USD) sowie um das Öl-Explorations- und Produktionsunternehmen ConocoPhillips (ISIN: US20825C1045, aktueller Kurs: 75,09 USD, fairer Morningstar-Wert: 76 USD) und somit um Vertreter aus dem Energiesektor.

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„Bei den integrierte Öl-Konzerne dürfte es nach Jahren mit wenig oder gar keinem freien Cashflow trotz deutlich niedrigerer Öl- und Gaspreise gemessen an den Höchstständen zu einer Trendumkehr zum Besseren kommen, weil die früher hohen Investitionen durch Wachstum und Zurückhaltung auf Ausgabenebene abgelöst werden", argumentiert Sektor-Stratege Allen Good.

„Wir erwarten einen höheren freien Cashflow sowohl aus dem vor- als auch aus dem nachgelagerten Segment. In den vorgelagerten Segmenten werden verbesserte Kostenstrukturen und die Aufnahme von Produktion mit höheren Margen die Cash-Margen erhöhen und die Auswirkungen der niedrigeren Ölpreise weitgehend ausgleichen. In der Zwischenzeit reduzieren die in dem Bereich vorherrschende Deflation, Standardisierung und Vereinfachung der Betriebskosten die Kapitalintensität wichtiger Projektbereiche wie Tiefwasser, Shale und Onshore und schaffen so die Möglichkeit, mit weniger mehr zu erreichen.“

In den nachgelagerten Segmenten führten die anhaltend starken Marktbedingungen in Verbindung mit dem Ergebniswachstum zu einem starken freien Cashflow. Dies führe zu finanziell stärkeren und gesünderen Unternehmen, die Dividenden erhöhen und Aktien zurückkaufen können. Wichtig dabei sei, dass sich diese Verbesserung bereits bei dem von Morningstar für den laufenden Zyklus unterstellten Ölpreis von 60 USD/Barrel einstellen dürften. Das dafür erforderliche Preisniveau liege deutlich unter dem derzeitigen Preisniveau und zudem werde in vielen Fällen die Verbesserung am Markt noch unterschätzt.

Angesichts dieser vorgelagerten Kostenverbesserungen sieht Morningstar neuerdings bei Shell und bei BP enge wirtschaftliche Schutzgräben, weil man nunmehr davon ausgeht, dass es basierend auf der unterstellten Ölpreis-Prognose gelingen wird, Überrenditen zu erwirtschaften. Die im FTSE 100-Index gehandelten BP-Anteilsscheine haben 3 Sterne inne, während Shell mit 4 von 5 möglichen Morningstar-Sternen versehen ist.

Beim US-Öl-Explorations- und Produktionsunternehmen ConocoPhillips führt Morningstar die Erhöhung des Graben-Ratings aus unternehmensspezifische Verbesserungen zurück. „Wir glauben, dass ConocoPhillips sein Portfolio durch Kostensenkungen und Veräußerungen ausreichend verbessert hat, was in Kombination mit dem Hinzufügen von kostengünstigem, unkonventionellem Produktionswachstum eine enge Grabenbewertung rechtfertigt. Denn wir erwarten nun, dass das Unternehmen bei unserer Annahme eines durchschnittlichen Ölpreises von 60 USD pro Barrel in laufenden Zyklus Überrenditen gemessen am eingesetzten Kapital erzielen kann", sagt Good. Er fügt außerdem hinzu, dass das Unternehmen für eine Vielzahl von potenziellen Ölpreis-Ständen gut positioniert sei. Die Aktien werden aber dennoch nur als fair bewertet eingestuft.
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