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NIC - Weg mit dem Amtsschimmel

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Amerikas Börse eilt von Rekord zu Rekord. Der S&P 500 hat die magische Marke von 3.000 Punkten mehrmals in den vergangenen Monaten überwunden. Ähnliches gilt für den Dow Jones, der mehrmals die Latte bei 27.000 Zählern übersprungen hat. Die Euphorie hat viele zu der Überzeugung gebracht, dass der Bullenmarkt noch weiter laufen wird. Aber warum nicht nach kleineren Qualitätsfirmen schauen, die zwischen 1 und 20 Mrd. USD umsetzen? Diese Firmen haben mehr Potenzial größer zu werden als die Riesen, die jeder kennt. In diese Kategorie fällt NIC, ein Anbieter von E-Government-Lösungen.

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Bürgerdienste im Web

Der IT-Dienstleister aus Olathe in Kansas bringt 1,5 Mrd. USD auf die Börsenwaage. Er wurde 1991 gegründet und beschäftigt 920 Mitarbeiter. Die Öffentliche Hand ins Internet zu bringen hat Zukunft. Zahlreiche Bürgerdiensten lassen sich schon heute bequem über das Web erledigen. Es herrscht ein enormer Nachholbedarf. Es ist vergleichbar mit der Steinzeit. Von der Autozulassung über die Jagd- und Angellizenz bis hin zu Gerichtsdokumenten – es ist nahezu unerschöpflich, was sich modernisieren lässt. Das NIC-Portal beinhaltet ferner die Beantragung von vorläufigen Fahrzeug-Nummernschildern, Führerscheinen, polizeilichen Führungszeugnissen. Grundsteuern und andere Abgaben lassen sich bequem online bezahlen. Das spart Gewerbebetrieben und Bürgern Zeit und Ärger.

Umsatz und Ergebnis stetig rauf

Seit 2015 stieg der Umsatz wie folgt: 292 Mio., 317 Mio., 336 Mio., 344 Mio. USD. Der Trend lässt sich gut erkennen: Es geht kontinuierlich aufwärts. Analysten sehen 2019 und 2020 einen Anstieg auf rund 354 bzw. 383 Mio. USD. Der Gewinn kommt überproportional voran. Das Ergebnis je Aktie sehen Analysten in einigen Jahren Richtung 1 USD steigen. Allerdings ist die Aktie nicht gerade günstig. Das KGV für 2020 beträgt 26. Aber: Konkurrenten werden zuweilen mit KGVs von 40 und mehr gehandelt. Es gibt eine Dividende von 1,45 %. Die Perspektiven könnten kaum besser sein.

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Prominente Langfristanleger 

Die Aktie notiert mit 21,94 USD an der Nasdaq. Im Winter 2016 kostete die Aktie schon 25 USD. Uns gefällt die Aktionärsstruktur. Es sind viele Langfristanleger wie der angesehene norwegische Staatsfonds, der 2,9 % hält, darunter. Die beiden passiven Anleger BlackRock und Vanguard sind mit 15 und 10,5 % dabei.

Der aktive Fondsmanager Eddie Brown ist mit 5,8 % drittgrößter Aktionär. Er kauft am liebsten Wachstumsfirmen mit einem Umsatz von weniger als 250 Mio. USD. Sein Ansatz: Er sucht nach Vorständen, die die Fähigkeit haben, eine expansive Strategie umzusetzen. Er möchte, dass seine Unternehmen aggressiv mit ihren Produkten oder Technologien in neue Märkte vordrängen. Wenn diese Kriterien wie bei NIC erfüllt sind, sammelt Brown Aktien im großen Stil ein und wartet Dekaden in Ruhe ab. Stürzt einer seiner Lieblinge ab, behält er die Nerven und stockt seinen Bestand auf. Browns Flaggschiff Small Company Fund tütete in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 19 % ein. Das „Forbes“-Magazin beschreibt ihn als das „Orakle von Apopka“. Apopka ist eine Stadt in Orange County in Florida.

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Starke Bilanz, keine Schulden

NIC überzeugt in vielerlei Hinsicht. Die Bilanz ist stark. Es gibt keine Schulden. Mehr noch: Es schlummern 200 Mio. USD in der Kriegskasse. Es handelt sich um einen kleinen, aber feinen IT-Profi, dem so schnell nicht die Aufträge ausgehen werden. Die Öffentliche Hand nutzt veraltete Software und Hardware, die Systeme sind zum Teil Jahrzehnte alt. Selbst während einer Rezession oder Wirtschaftskrise dürfte wenig anbrennen. Der Umsatz dürfte allenfalls leicht korrigieren oder stagnieren – mehr dürfte kaum passieren. Ein zunehmender Anteil der Erlöse ist wiederkehrend. Das sichert das Geschäft ab. Das Risiko ist folglich minimal. Immer mehr digitale Applikationen entwickelt NIC für Landes- und Bundesbehörden. Einschließlich dem Consulting bringt das sicheres Geld.

Konkurrent siebenmal größer

Was für die Aktie spricht: Die Behörden müssen sich modernisieren. Die Bürger erwarten moderne Lösungen und schnellere Bearbeitung ihrer Anliegen. Software hilft die Personalkosten einzudämmen. Viele Arbeiten lassen sich automatisieren. Konkurrent Tyler Technologies, es ist das größte Software-Unternehmen für den öffentlichen Dienst, befindet sich auch im Höhenflug. Der Börsenwert von Tyler beläuft sich auf 11 Mrd. USD. Schafft es NIC in diese Größenordnung, entspräche dies einer Versiebenfachung.

Keine Papierberge mehr 

Kommunen, Behörden, Gerichte brauchen ein Managementsystem, um ihre Arbeitsprozesse verwalten zu können. Die Zeiten, in denen Aktenberge auf Rollwagen durch die Gänge im Rathaus gefahren werden, ist vorbei. Heute ist in einem modernen Rathaus alles digital. NIC verkauft zusätzliche Anwendungen. In punkto Datenanalyse lässt sich beispielsweise einiges lernen. NIC hat hin und wieder quartalsweise Rücksetzter im Ergebnis. Dann reagiert der Kurs nervös. Dabei verfolgt das Management eine langfristige Strategie. Es muss manchmal tief in die Tasche greifen für neue Projekte. Es baut die Forschung aus.

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Hohe Vorleistungen

Eine vorübergehende Ergebnisschwäche wegen erhöhter Entwicklungskosten sollte niemand zum Verkauf der Aktie drängen. Im Gegenteil. Es sollte für Zukäufe genutzt werden, so wie es Fondsmanager Brown macht. Solange der Umsatz langfristig in Fahrt bleibt, ist alles in Butter. Virtuelle Realität, Big Data, künstliche Intelligenz, Internet der Dinge … all das steckt noch in den Kinderschuhen. Fast jeder Erwachsene besitzt ein Smartphone. Bürger wollen sich damit Behördengänge ersparen. Seit geraumer Zeit wachsen Umsatz und Ergebnis je Aktie stetig. In der Regel unterzeichnet der Vorstand mit Städten, Landkreisen, Bundesstaaten sowie dem Bund langjährige Verträge. Das sichert wichtige Cashflows ab.

Ursprung 1992

Alles begann 1992, als sich ein paar Geschäftsleute in Kansas zusammen taten. Sie wollten staatliche Daten elektronisch verfügbar machen. Das Start-up wurde schnell zum Erfolg. Jeden Monat bringt das Unternehmen mehrere Verträge mit neuen Behörden in trockene Tücher.

6.000 Kunden

Über 6.000 Ämter, Landkreise, Behörden und Ministerien sind Kunde. Führend ist NIC für Angel- und Jagdscheine. Einer von sechs Scheinen in den USA läuft über die IT-Systeme des Unternehmens. Stark nachgefragt wird die mobile Plattform Gov2Go. Außerdem ist die Anwendung RxGov ein Renner, mit ihr können verschreibungspflichtige Medikamente datenbasiert analysiert werden. Das Modell, Softwaretools den Behörden zur Verfügung zu stellen, ist genial, weil es wenig Rivalen gibt. Die Bedürfnisse des öffentlichen Sektors nehmen zu. NIC nutzt seine Chance. Es investiert intelligent. Es nutzt die Skalierung. Es entwickelt großartige Produkte.

Fazit: 

Die Digitalisierung der Ämter gleicht einer Gelddruckmaschine. Die Aktie steht vor goldenen Zeiten. Sie eignet sich zum Kaufen und Liegenlassen.