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Portfoliocheck: Brookfield Asset Management bewegt nun auch Chuck Akres Depot

Portfoliocheck Michael C. Kissig 2.157 Leser

Chuck Akre ist ein Value Investor klassischer Prägung. Er investiert nach derselben Maxime wie Charlie Munger und hält nichts von hektischer Betriebsamkeit; er denkt lieber zweimal nach, bevor er nichts tut. Und wenn er kauft, dann auf lange Sicht und nur einige, wenige ausgesuchte Unternehmen.

Charles T. Akre gründete vor 30 Jahren seine eigene Investmentfirma, die Akre Capital Management. Seit dem ersten Tag ist er CEO und CIO seines Unternehmens und wird dabei unterstützt von seinem „Core-Team“, das sich seit einigen Jahren aus den drei Partnern Tom Saberhagen, Chris Cerrone und John Neff zusammensetzt.

Und ihre Erfolge können sich sehen lassen. So können die Investoren seit der Gründung auf eine durchschnittliche Rendite in Höhe von 14,5 Prozent zurückblicken, wobei sie in den letzten drei Jahren sogar außergewöhnliche 24,3 Prozent betrug – ohne dass Akre etwa auf Technologiewerte gesetzt hätte, die machen nämlich nur einen verschwind geringen Teil seines Portfolios aus.

„Du machst kein Geld, wenn du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn Du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn Du abwartest.“
(Charlie Munger)

Wenn Akre Aktien kauft, dann mit sehr langem Anlagehorizont. Entsprechend niedrig ist seine Turnover-Rate, was bedeutet, dass er nur wenige Aktien handelt. Darüber hinaus konzentriert er sich auf einige wenige Werte und auch diesen Focus Investing genannten Stil hat er mit Buffetts und Mungers Investmentphilosophie gemein.

„Warum sollte ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich auch die beste kaufen kann?“
(Warren Buffett)

Chuck Akres Käufe und Verkäufe im dritten Quartal 2019

Doch damit sind die Parallelen zu Buffett noch nicht ausgereizt, denn auch Akre setzt bevorzugt auf Finanzwerte. Diese machen zum Ende des ersten Quartals mit knapp 47 Prozent fast die Hälfte seines Portfolios von gut 10 Milliarden Dollar aus, gefolgt von Immobilienwerten mit 21,5 Prozent und zyklischen Konsumwerten mit 12,9 Prozent. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Industriewerte mit 9,5 und defensive Konsumwerte mit 6,2 Prozent.

Wie schon in den Vorquartelen zeichneten sich Akres Aktivitäten im dritten Quartal eher durch durch Nichtstun aus und er nahm nur geringe Anpassungen an seinem sehr fokussierten Portfolio vor. Seine Turnoverrate lag bei mageren 3 Prozent und unter seinen 25 Positionen finden sich lediglich drei neue.

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Komplett ausgestiegen ist Chuck Akre bei Ubiquiti Networks, die er bereits im Vorquartal um fast ein Viertel reduziert hatte. Ebenfalls vollständig verkauft hat er den Broker TD Ameritrade, der sich in den USA im scharfen Wettbewerb befindet, nachdem dort Marktführer Charles Schwab die Ordergebühren gestrichen hatte und die Konkurrenten nachziehen mussten. Deren Geschäft aber zu erheblich höheren Teilen auf den Einnahmen aus den Ordergebühren basiert, was ihre Margen stärker unter Druck bringen dürfte.

Beinahe komplett raus ist Akre inzwischen bei der Enstar Group, wo er schon seit einem Jahr beständig auf der Verkäuferseite ist, und auch bei Boston Omaha Group hält er nun kaum noch Aktien.

Bei Alarm.com hat er seinen Aktienbestand mehr als verdoppelt und bei CarMax gönnte er sich weitere 3,4 Prozent, wohingegen er ganz frisch an Bord ist bei The Descartes Systems, Ollie’s Bargain Outlet und Brookfield Asset Management, deren Kauf mit 2,8 Prozent die stärkste Auswirkung auf Akres Portfolio hatte.

Chuck Akres Portfolio zum Ende des dritten Quartals 2019

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Genau wie Warren Buffett und Charlie Munger bei Berkshire Hathaway legt Chuck Akre seinen Schwerpunkt auf den Finanzsektor. Allerdings hat er keine Bankwerte in seinem Depot, sondern Zahlungsabwickler wie MasterCard und VISA, die Ratingagentur Moody’s sowie Beteiligungsgesellschaften wie Danaher und Buffetts Berkshire Hathaway. Hinzu kommt die „baby Berkshire“ Markel Corp., ein Versicherungskonzern, der seinen Flow an Versicherungsprämien in überwiegend börsennotierte Gesellschaften investiert und damit die ganz ähnliche Strategie verfolgt wie Buffett bei Berkshire.

Akres größte Position ist mit rund 15,7 Prozent Depotanteil ist jedoch American Tower und auf den elften Platz liegt mit Verisk Analytics ein Spezialwert, der auf das Sammeln und Auswerten von Datenbeständen spezialisiert ist.

Auf Platz 12 liegt der Asset Manager KKR & Co. und Chuck Akre hat nicht etwa diese Position aufgestockt, sondern sich bei einem anderen Manager alternativer Asset eingekauft, der kanadischen Brookfield Asset Management, die KKR nun im Nacken sitzt…

Aktie im Fokus: Brookfield Asset Management

In Europa herrscht Anlagenotstand, denn durch den Kurs der Europäischen Zentralbank liegen die Zinsen inzwischen im negativen Terrain. Das bedeutet, dass man Zinsen dafür zahlen muss, dass Banken von einem Geld annehmen. Verkehrte Welt! Denn Zinsen sind der Preis für das Risiko, das mit einer Anlage einhergeht. Und negative Zinsen implizieren, dass es keinerlei Risiko bei der Anlage gibt. Wer die letzten Jahre die Meldungen zu den deutschen Großbanken Deutsche und Commerzbank mitverfolgt hat oder das Drama um griechische und italienische Banken, der kann sich nur verwundert die Augen reiben, wenn hier vom Markt ein risikoloses Geschäft eingepreist wird.

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Aber es ist eben auch nicht „der Markt“, der hier den Ausschlag gibt, jedenfalls nicht mehr das freie Spiel der Marktkräfte. Denn die schier endlose Gelddruckerei der Notenbanken rund um den Globus führt dazu, dass Geld im Überfluss vorhanden ist und damit auch Hochrisikoanlagen mit ausreichend Mitteln ausgestattet werden. Das führt zu Zombieunternehmen, also Firmen, die eigentlich längst wegen Erfolglosigkeit hätten vom Markt verschwinden müssen, aber dank der Geldspritzen künstlich am Leben gehalten werden. Und so den Platz nicht frei machen für agile, innovative Unternehmen.

In den letzten Tagen mehren sich Meldungen, dass in Deutschland auch immer mehr Sparer von negativzinsen betroffen sind. Was für die Privatleute Neuland ist, ist für Unternehmen schon länger Realität. Denn die Banken geben den Negativzins, den sie für ihre Pflichteinlagen bei der EZB zahlen, an die Unternehmen weiter, die mittlerweile bis zu einem halben Prozent Strafzinsen für Bankguthaben zahlen müssen. Und auch vermögende Privatanleger trifft es schon länger in ähnlichem Maße.

In den USA ist das Zinsniveau höher als in der Eurozone, doch auch dort ist die Notenbank inzwischen wieder auf den Zinssenkungspfad eingeschwenkt. Auch in den USA ist es für Sparer kaum noch möglich, eine reale Verzinsung zu bekommen, also einen Renditeüberschuss aus Zinseinnahmen abzüglich der Inflationsrate. Denn diese Geldentwertung schmälert das Einkommen und das Vermögen ja zusätzlich.

Ideales Umfeld für Asset Manager!?

Wenn die Reichen ihr Geld nicht mehr auf dem Konto herumliegen lassen können, weil sie dafür Strafzinsen zahlen müssen, dann fließt ihr Geld woanders hin. In Aktien, in Immobilien. Aber nicht jeder traut sich diese Investitionsentscheidungen selbst zu und daher greifen immer mehr Vermögende auf Asset Manager zurück. Diese bieten sich als Dienstleister und Vermögensverwalter an und es steht das Versprechen im Raum, überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.

Diese alternativen Asset Manager, die früher auch Finanzinvestoren genannt wurden, unterliegen deutlich weniger regulatorischen Vorschriften als die Banken und haben gegenüber diesen somit geschäftliche Vorteile. Sie können mehr wagen als Banken und sich auch in Geschäftsfelder tummeln, bei denen Banken zurückschrecken (müssen). Das ist mit überdurchschnittlichen Chancen verbunden, birgt aber natürlich auch Risiken für die „Schattenbanken“.

Einerseits werden sie von Anlegern mit Geld geradezu überschüttet, weil diese sich dadurch die Strafzinsen bei der Bank sparen und gleichzeitig die Hoffnung auf eine angemessene Rendite hegen. Auf der anderen Seite befinden sich die Asset Manager natürlich selbst auch im Anlagenotstand, denn auch sie erhalten keine angemessene Verzinsung mehr für die von ihnen verwalteten Kundengelder, die sogenannten Assets under Management (AuM).

Die Branche wandelt sich, zwangsweise. Während vor der Finanzkrise noch fremdfinanzierte Firmenübernahmen im Fokus standen, sind die Finanzinvestoren heute nicht mehr die „Heuschrecken“, die Unternehmen übernehmen, ausbluten, filetieren und meistbietend verscherbeln, sondern sie haben sich zu mittel- und langfristig orientierten Investoren weiterentwickelt. Wie das Beispiel KKR & Co. zeigt, die gerade gemeinsam mit den bisherigen Großaktionären Axel Springer übernehmen und zum Medienpowerhouse weiterentwickeln wollen.

Ein Business im Wandel

Die Kunden haben heute niedrigere Renditeerwartungen als noch vor 10 Jahren. Es geht weniger um zweistellige und schnelle Renditen, als vielmehr um eine Bewahrung und stetige Vermehrung des Vermögens. Aus diesem Grund haben sich die Asset Manager auch neuen Geschäftsfeldern zugewandt, wie Immobilien und Infrastrukturinvestments. Der größte Immobilienbesitzer New Yorks ist inzwischen der Finanzinvestor Blackstone Group.

Und auch die kanadische Brookfield Asset Management ist gut im Geschäft. Das Unternehmen wurde bereits 1899 als São Paulo Railway, Light and Power Company gegründet und kann auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken. 1979 wurden die brasilianischen Vermögenswerte an das brasilianische Tochterunternehmen, Eletropaulo and Light S.A. transferiert und das Unternehmen weitete sich in andere Geschäftsbereiche aus. 2005 erfolgte die Umfirmierung in Brookfield Asset Management.

Brookfield investiert für seine Kunden über verschiedene Fonds in alternative Vermögensgegenstände, insbesondere in den Segmenten Immobilien und Infrastruktur. Brookfield beschäftigt weltweit rund 23.000 Mitarbeiter und ist in zwanzig Ländern, darunter in Südamerika, Asien, Australien und Europa aktiv. Die Beteiligungen im Portfolio des Unternehmens belaufen sich auf rund 150 Milliarden kanadische Dollar.

Die wohl am meisten beachtete Einheit ist die Brookfield Infrastructure Partners LP, die bis zu ihrer Abspaltung im Jahr 2008 als operative Abteilung von Brookfield Asset Management tätig war. Die Gesellschaftsform Limited Partnership bietet steuerliche Vorteile für die vermögenden Privatinvestoren, während das separate Börsenlisting den Wert für Anleger noch interessanter machte. BAM ist mit 30 Prozent an BIP beteiligt und übernimmt die Funktion des General Managers, wodurch BAM stetige Provisionseinnahmen zufließen.

Wie der Name schon suggeriert, ist Brookfield Infrastructure Partners im Bereich der Infrastruktur aktiv und tummelt sich auch in den Sektoren Transport und Erneuerbare Energien. Hier sind seit jeher keine überbordenden Renditen zu erzielen, aber stetige. Und angesichts der weltweit niedrigen Zinsen sind auf Renditen im mittleren einstelligen Prozentbereich heute durchaus attraktiv. Und so verwundert es nicht, dass sich Infrastrukturinvestments weltweit zunehmender Beliebtheit erfreuen.

Auch in Deutschland, wo vor einigen Jahren Allianz Global Investors dem börsennotierten Windparkentwickler PNE ein großes Windparkportfolio abgekauft hat. Und kurz bevor ein zweites über mehrere Jahre angehäuftes Portfolio auf den Markt kommen sollte, hat AIG-Wettbewerber Morgan Stanley Infrastructure Partners sich an die Komplettübernehme der PNE gemacht, um sich auf diese Art deren Expertise, Projektpipeline und den großen Windparkbestand auf einen Schlag einzuverleiben – und den Konkurrenten einen interessanten Anbieter regenerativer Infrastrukturprojekte ganz wegzuschnappen.

Morgan Stanley Infrastructure Partners ist übrigens auch jenes Unternehmen, das Europas größten Wagonvermieter VTG übernommen und von der Börse genommen hat. Die haben immerhin 94.000 Wagons unter Management, während die Deutsche Bahn lediglich auf 60.000 kommt.

Infrastruktur ist das Rückgrat wirtschaftlicher Entwicklung und umso unverständlicher ist, dass viele Länder ihre Infrastruktur massiv vernachlässigt haben. Ob es die Telekommunikationsnetze in den USA sind oder deren Wasserversorgungsnetze, oder die Straßen und Brücken in Deutschland oder die Energienetze in Südeuropa, überall besteht großer Investitionsrückstau und –bedarf. Und damit die Aussicht auf gute Geschäfte und stetige sowie steigende Erträge. In Zeiten sinkender Zinsen billigen Geldes sind das genau die Aussichten, die Investoren suchen. Und Asset Manager verdienen prächtig daran, die richtigen Projekte zu finden, auszuwählen und später dann zu managen.

Das sind die Argumente, die Chuck Akre schon von KKR & Co. überzeugt haben, einem Profiteur der Deregulierungstendenzen in den USA, einem Profiteur des weltweit anhaltenden Immobilienbooms, einem Profiteur der einen oder anderen Überhitzungsphase oder Schieflage (Schiffsfinanzierungen in Deutschland, Schattenbanken in Indien) und einem Profiteur anhaltend hoher Bewertungen von Assets. Und Brookfield Asset Management stellt mit seinem Schwerpunkt im Bereich der Infrastruktur eine hervorragende Ergänzung zu KKR dar und eine Bereicherung für Akres Portfolio.

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