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Portfoliocheck: Mit CoStar adressiert Chuck Akre erfolgreich den Digitalisierungstrend bei Immobilien

Portfoliocheck Michael C. Kissig 1.638 Leser

Charles T. Akre gründete vor 30 Jahren seine eigene Investmentfirma, die Akre Capital Management. Seit dem ersten Tag ist er CEO und CIO seines Unternehmens und wird dabei unterstützt von seinem „Core-Team“, das sich seit einigen Jahren aus den drei Partnern Tom Saberhagen, Chris Cerrone und John Neff zusammensetzt.

Und ihre Erfolge können sich sehen lassen. So können die Investoren seit der Gründung auf eine durchschnittliche Rendite in Höhe von 14,5 Prozent zurückblicken, ohne dass Akre etwa auf Technologiewerte gesetzt hätte, die machen nämlich nur einen verschwind geringen Teil seines Portfolios aus.

Chuck Akre ist ein Value Investor klassischer Prägung. Er investiert nach derselben Maxime wie Charlie Munger und hält nichts von hektischer Betriebsamkeit; er denkt lieber zweimal nach, bevor er nichts tut. Und wenn er kauft, dann auf lange Sicht und nur einige, wenige ausgesuchte Unternehmen.

„Du machst kein Geld, wenn du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn Du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn Du abwartest.“
(Charlie Munger)

Wenn Akre Aktien kauft, dann mit sehr langem Anlagehorizont. Entsprechend niedrig ist seine Turnover-Rate, was bedeutet, dass er nur wenige Aktien handelt. Darüber hinaus konzentriert er sich auf einige wenige Werte und auch diesen Focus Investing genannten Stil hat er mit Buffetts und Mungers Investmentphilosophie gemein.

„Warum sollte ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich auch die beste kaufen kann?“
(Warren Buffett)

Chuck Akres Käufe und Verkäufe im 4. Quartal 2019

Doch damit sind die Parallelen zu Buffett noch nicht ausgereizt, denn auch Akre setzt bevorzugt auf Finanzwerte. Diese machen zum Ende des vierten Quartals mit knapp 48 Prozent fast die Hälfte seines Portfolios von gut 11 Milliarden Dollar aus, gefolgt von Immobilienwerten mit 22 Prozent und zyklischen Konsumwerten mit 13 Prozent. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Industriewerte und defensive Konsumwerte.

Wie schon in den Vorquartelen zeichneten sich Akres Aktivitäten weiterhin eher durch Nichtstun aus und er nahm nur geringe Anpassungen an seinem stark fokussierten Portfolio vor. Seine Turnoverrate lag bei mageren 3 Prozent und unter seinen 25 Positionen finden sich lediglich zwei neue.

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Wie zu erwarten war, erfolgte nun der Verkauf der restlichen Anteil von Enstar; hier war Akre seit mehr als einem Jahr beständig auf der Verkäuferseite. Veräußert hat er weiterhin einen ganz kleinen Teil seiner Berkshire-Position.

Ansonsten war Akre im Schlussquartal eher in Shoppinglaune. Die größte Auswirkung hatte sein neueinstieg beim digitalen Immobiliendienstleister CoStar Group und auch bei Ansys ist er neu an Bord. Um mehr als 17 Prozent aufgestockt hat er weiter bei Brookfield Asset Management, wo er erst im Vorquartal eine erste Position aufgebaut hatte. Auch bei CarMax kaufte Akre weiter zu und zwar um mehr als sieben Prozent, bei Alarm.com stockte er um 17,5 Prozent auf, nachdem er im Vorquartal seinen Bestand bereits verdoppelt hatte, und bei Goosehead Insurance um knapp 70 Prozent und bei Primo Water Group um 5,4 Prozent.

Chuck Akres Portfolio zum Ende des 4. Quartals 2019

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Genau wie Warren Buffett und Charlie Munger bei Berkshire Hathaway legt Chuck Akre seinen Schwerpunkt auf den Finanzsektor. Allerdings hat er keine Bankwerte in seinem Depot, sondern Zahlungsabwickler wie MasterCard und VISA und die Ratingagentur Moody’s. Hinzu kommt die „Baby Berkshire“ Markel Corp., ein Versicherungskonzern, der seinen Flow an Versicherungsprämien in überwiegend börsennotierte Gesellschaften investiert und damit die ganz ähnliche Strategie verfolgt wie Buffett bei Berkshire.

Akres größte Position ist mit rund 15,4 Prozent Depotanteil ist weiterhin American Tower und auf den elften Platz liegt mit Verisk Analytics ein Spezialwert, der auf das Sammeln und Auswerten von Datenbeständen spezialisiert ist.

Aktie im Fokus: CoStar Group

CoStar ist in den USA der führende Anbieter von Daten-, Analyse- und Marketingdienstleistungen für gewerbliche Immobilienmakler und Mieter. Lange Zeit war der Immobilienmarkt relativ immun gegen den Digitalisierungstrend und setzte auf klassische Exposees und persönliche Besichtigungstermine. Doch die Zeiten haben sich geändert und der Digitalisierungszug hat auch in dieser Branche richtig Fahrt aufgenommen. Die Angebote werden digital erstellt, die Anzeigen online eingestellt und die Exposees samt Grundrissen stehen online zur Verfügung. Dazu gesellen sich inzwischen 3D-Ansichten und virtuelle Besichtigungen.

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Doch das Angebotsspektrum von CoStar geht weit darüber hinaus. Es bietet eine Reihe von Analysetools, mit denen Makler und Interessenten Objekte bewerten lassen können. Mit seinem Real-Estate-Manager bietet CoStar eine hochwertige Immobilien- und Vermögensverwaltungssoftware an, des Weiteren eine Leasingbuchhaltungssoftware, die Renditeberechnungen erleichtert. CoStar Risk Analytics ist ein Tool für das Risikomanagement, das bei der Investitionsplanung zum Einsatz kommt.

CoStar wächst nicht nur organisch, sondern setzt auch ganz gezielt auf Übernahmen, um seine Markstellung und sein Angebotsspektrum stetig weiter auszubauen. Mit Apartments.com, ApartmentFinder.com, Belbex, ForRent, CoStar, Lands of America, LoopNet und Realla hat das Unternehmen inzwischen mehrere Branchenportale unter seinem Dach vereint, die im ersten Quartal 2020 durchschnittlich 55 Millionen monatliche Besucher verzeichneten und damit sechs Millionen mehr als im ersten Quartal 2019. Kaum erwähnenswert, dass die Gesamtzahl, aber auch die Einzelwerte fast aller Plattformen neue Rekordwerte darstellen.

CoStar wächst aber auch immer mehr in Nischen hinein. Mit der Übernahme von Off Campus Partners richtet sich CoStar speziell an eher kapitalschwache Studenten, während der Marktplatz BizBuySell auf Investoren und Unternehmer abzielt, die ganze Unternehmen kaufen oder verkaufen möchten. Die Übernahme von STR brachte CoStar in die Hotelbranche, wo man nun eine Datenbank und umfassende Analysetools anbietet mit Daten zu weltweit 65.000 Hotels weltweit, die fast neun Millionen Gästezimmer in über 180 Ländern anbieten.

Zuletzt erfolgte der Kauf von RentPaths aus der Insolvenz heraus, einer digitalen Marketingplattform für Mietobjekte, die im letzten Jahr von monatlich rund neun Millionen Besuchern angesteuert wurde.

CoStar bedient einen Wachstumstrend, denn der Immobiliensektor erfreut sich großer Beliebtheit bei Investoren und über digitale Marktplätze wird eine viel größere Reichweite erzielt bei einem an sich ortsgebundenen Business. Gleichzeitig erweitert CoStar sein Angebotsspektrum und kann so vorhandenen Kunden mehr Dienstleistungen anbieten und weitere Kunden gewinnen.

Doch Corona hat natürlich auch auf CoStar einen erheblichen Einfluss. Der Lockdown samt Wirtschaftsabsturz könnte auch den Immobiliensektor treffen, denn die hochschnellenden Arbeitslosenzahlen führen zu geringerer Nachfrage nach Immobilien und zu erhöhten Mietausfällen. Das tangiert den Immobilienmarkt per se. Auf der anderen Seite führt Social Distancing jedoch zu einer sprunghaft angestiegenen Online-Aktivität, auch im Immobiliensektor, und CoStar als Marktführer spürt die deutlich steigende Nachfrage nach seinen Angeboten und Dienstleistungen. Hier kommt es also innerhalb des Immobilienmarktes zu einer signifikanten Verschiebung hin zu Onlinedienstleistungen. Das wird die Auswirkungen zwar nicht vollständig kompensieren können, aber es ist ein starkes Zeichen für die Zeit nach Corona.

Quartalszahlen und Ausblick

Das sieht man auch an den Zahlen für das erste Quartal 2020. Der Umsatz stieg um 19 Prozent auf 392 Millionen Dollar und der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 1,98 Dollar um 43 Cents über den Analystenerwartungen.

Aufgrund des sich schnell ändernden Umfelds und der anhaltenden Unsicherheit wegen der globalen Auswirkungen der Corona-Pandemie hat CoStar seine bisher angesetzten Prognosen für das Gesamtjahr 2020 zurückgezogen. Allerdings wagte man sich an einen angepassten Ausblick auf das zweite Quartal, weil der Großteil der Einnahmen CoStars wiederkehrender Natur sind, also aus Abonnements stammen.

Das Unternehmen erwartet für das zweite Quartal 2020 einen Umsatz zwischen 387 und 392 Millionen Dollar, und damit im Mittel ein Umsatzwachstum von 13 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2019. Das bereinigte EBITDA wird in einer Bandbreite zwischen 110 und 115 Millionen Dollar erwartet, was einem Wachstum von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr in der Mitte der Bandbreite entspricht. Der bereinigte Gewinn je Aktie wird zwischen 2,02 und 2,12 Dollar angepeilt bei einem Steuersatz von 25 Prozent.

Auf den ersten Blick betrachtet klingt ein zweiprozentiges Gewinnwachstum für ein Wachstumsunternehmen ziemlich mager. Allerdings relativiert sich das schnell, wenn man das Umfeld einbezieht, wo die Wirtschaft gerade den stärksten Einbruch aller Zeiten hinlegt und die Unsicherheit enorm ist. Insofern ist dieser Ausblick auf das zweite Quartal ein Zeichen der Stärke.

Wir sollten daher nicht überrascht sein, wenn CoStar die Schwächephase der US-Wirtschaft dazu nutzt, weitere Unternehmen und Dienste zu übernehmen, um seine führende Marktstellung noch weiter auszubauen.

Mit CoStar hat sich Chuck Akre einen Digital Leader ins Portfolio geholt, der seine Stärken auch in der gegenwärtigen herausfordernden Zeit ausspielen kann und der absehbar am Ende der Krisenzeit zu den großen Gewinnern zählen dürfte. Und, wir erinnern uns, Chuck Akre kauft nur wenige Unternehmen, nämlich die besten. Bei CoStar ist er richtig fündig geworden.

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