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Portfoliocheck: Stanley Druckenmiller verkauft die Emerging Markets-E-Commerce-Stars

Portfoliocheck Michael C. Kissig 2.834 Leser

Stanley Druckenmiller ist ein absoluter Ausnahme-Investor. Er kann mit einer durchschnittlichen Rendite von mehr als 30 Prozent pro Jahr glänzen und musste seit 30 Jahren in fast keinem Jahr mit einem Verlust abschließen. Solch eine atemberaubende Erfolgsrendite hat kaum ein anderer Investor vorzuweisen, schon gar nicht über so einen langen Zeitraum hinweg. Dass Druckenmiller Anlageentscheidungen mehr als einen Blick wert sind, liegt auch daran, dass es der Uni-Abbrecher geschafft hat, aus ärmlichsten Verhältnissen heraus ein enormes Vermögen anzuhäufen, das Forbes auf mehr als 4,5 Milliarden Dollar schätzt.

Seine Karriere an den Finanzmärkten startete Stanley Druckenmiller ganz klassisch bei der Pittsburgh National Bank, wo er 1977 als Öl-Analyst anheuerte. Sein makroökonomisches Talent fiel dort schnell positiv auf und binnen eines Jahres stieg er vom Trainee zum Chef der Research-Abteilung auf. Bereits 1981 gründete der damals 28-jährige seinen eigenen Hedge Funds Duquesne Capital, den er neben seinen Tätigkeiten bei der Pittsburgh National Bank leitete.

Besondere Aufmerksamkeit erlangte Druckenmiller als rechte Hand von Wall Street-Legende George Soros, mit dem er gemeinsam gegen das britische Pfund wettete und am Ende die britische Notenbank in die Knie zwang. Soros verdiente hierbei Milliarden, was dessen Ruf als Star-Investor begründete.

Wie Soros auch, verfolgt Stanley Druckenmiller einen sehr fokussierten Investmentansatz. Er platziert nur einige wenige Wetten, aber wenn er sich sicher ist, dann setzt er in großem Stil.

Druckenmiller verließ Soros Team 2010 und managt seitdem ausschließlich sein eigenes Kapital; er schloss seinen Hedgefonds für Außenstehende. Zu unserem Vorteil ist er nach den Regeln der amerikanischen Börse dennoch weiterhin dazu verpflichtet, vierteljährlich über die 13-F-Formulare seinen Bestand an amerikanischen Wertpapieren offenzulegen.

Top Transaktionen im 2. Quartal 2021


Stanley Druckenmiller war wieder sehr aktiv und kommt auf eine Turnoverrate von 22 Prozent. Unter seinen nun 49 Positionen finden sich gleich 16 Neuaufnahmen. Allerdings hatte er das 2021er Auftaktquartal noch mit 61 Depotwerten abgeschlossen; er hat also sein Portfolio nochmals fokussiert.

Am stärksten hat sich beinahe Verdreifachung der Position bei Alphabet auf Druckenmillers Portfolio ausgewirkt und die Google-Mutter damit in die TOP 10 katapultiert. Bei Amazon stockte er seinen Bestand um ein Viertel auf und bei Carvana um knapp 70 Prozent – dabei war Carvana im Vorquartal noch mit einer Verkleinerung von 55 Prozent aufgefallen. Nun also die Rolle rückwärts.

Neu im Depot ist Streaming-King Netflix, zu dem die Alphabet-Tochter YouTube gerade beim Umsatz aufgeschlossen hat – allerdings ist YouTube hoch profitabel, während Netflix dies bezüglich noch immer zu kämpfen hat. Ebenfalls ganz neu an Bord ist er bei Airbnb und mRNA- und Corona-Impfstoff-Experte Moderna.

Im Gegenzug reduzierte Stanley Druckenmiller seine größte Position, den Windows-Konzern Microsoft um knapp ein Drittel, nachdem er hier bereits im Vorquartal um rund 20 Prozent reduziert hatte. Bei SEA Limited verkaufte er gleich drei Viertel seiner Aktien. Komplett getrennt hat Druckenmiller von Barrick Gold und von MercadoLibre, quasi dem lateinamerikanischen Pendant von SEA.

Top Portfolio-Positionen Ende des 2. Quartals 2021


Der „digitale Fußabdruck“ in Druckenmillers Portfolio bleibt weiterhin hoch, trotz der teilweise gewichtigen Verkäufe. Der Anteil des Technologiesektors schrumpfte von 32 auf 26 Prozent und verlor damit seine Spitzenposition an die zyklischen Konsumwerte, deren Gewicht sich von 23 auf 28 Prozent erhöhte. Auf dem dritten Rang folgen die von 12 auf 22 Prozent deutlich ausgebauten Communication Services vor Basic Materials mit neun und Industrials mit sieben Prozent. Gewichtung.

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Größte Position bleibt Microsoft mit fast 12 Prozent Gewichtung. Das ist bemerkenswert, da Druckenmiller ja ein Drittel seiner Aktien verkauft hatte, die Gewichtung gegenüber dem Vorquartal jedoch nur um gut ein Prozent gesunken ist. Dabei hat Druckenmiller nicht etwa Kasse gemacht und seine Cashquote hochgefahren, das wäre an der Gewichtung der übrigen Spitzenwerte abzulesen, die relativ stabil geblieben sind. Die Erklärung ist einfach, dass der Kurs von Microsoft sich im zweiten Quartal um mehr als 15 Prozent erhöht hat und Druckenmiller hier Gewinne mitgenommen und die Position auf ihr ursprüngliches Gewicht getrimmt hat. Das tat er nicht zum ersten Mal bei Microsoft.

Auf Platz zwei folgt nun die verdreifachte Amazon-Position mit einem Gewicht von 9,3 Prozent, die mit Starbucks und ihren 7,4 Prozent den Platz getauscht hat. Alphabet ist auf dem vierten Rang in die Top 10 aufgestiegen, dahinter folgen in unveränderter Reihenfolge Freeport-McMoRan und T-Mobile US auf den Plätzen fünf und sechs.

Cybersecurity-Urgestein Palo Alto Networks schob sich auf den siebten Rang hoch und hat die wieder aufgestockte Carvana im Nacken, die nun vor Palantir, Facebook und Neueinsteiger Netflix rangiert.

Im Fokus: SEA, MercadoLibre, Coupang


Während die USA und vor allem Europa nur moderat wachsen werden, zählen Südostasien und Lateinamerika zu den Wachstumsregionen der Zukunft. Einerseits weil die Bevölkerung schneller wächst, aber auch aufgrund von Aufholeffekten in Sachen Wohlstand. Immer mehr Menschen steigen aus den ärmeren Bevölkerungsschichten in den Mittelstand auf und damit wächst auch ihre Nachfrage nach Konsumgütern.

Anders an in den etablierten Gesellschaften (USA, Europa, Australien) haben in den aufstrebenden Regionen viele Menschen jedoch kein Konto und noch nicht einmal den Zugang zu Bankdienstleistungen. Hier sind Smartphone und/oder Internetzugang der „normale“ Zugang und die Entwicklungsstufe Bankkonto wird einfach übersprungen. Das bietet Chancen und Risiken.

Risiken für die Etablierten Spieler im Finanzdienstleistungsmarkt, wie Banken. Denn sie haben Schwierigkeiten, ihre Geschäftsmodelle in die Wachstumsregionen auszurollen, weil der Bedarf gar nicht im gewohnten Umfang gegeben ist. Chancen bieten sich wiederum für Fintechs und innovative Anbieter, die mit neuen Angeboten und Dienstleistungen über die mobilen Kanäle sofort eine große Zahl von Menschen adressieren. Und dabei nicht mit den über Jahrhunderte etablierten Ballast mitschleppen müssen, wie die westlichen Banken. Diese werden auch von Fintechs und neuen Geschäftsmodellen attackiert, während sie gleichzeitig über ausgedehnte und teure Filialnetze und hohe Personalstöcke verfügen. Die älteren Kunden sind an diese Strukturen gewöhnt, während junge Kunden hierin wenig Vorteile sehen – und lieber gleich auf die „hippen“ und agilen neuen Herausforderer setzen.

Sea Limited


Die in Indonesien beheimatete Sea Limited ist eines der aufstrebenden Online-Unternehmen Asiens und neben Indonesien auch in Malaysia, Singapur, Thailand, Taiwan, Vietnam und auf den Philippinen aktiv. Das SEA steht für SouthEastAsia.

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

Das Unternehmen ist in drei Segmenten aktiv. E-Commerce wird durch die Tochter Shopee bedient, Garena bietet Digital Entertainment, wie Onlinegaming und E-Sports, und SeaMoney unterhält die Digital Financial Services.

Shopee


Shopee hat sich nach seiner Markteinführung in 2015 schnell zur führenden Online-Handelsplattform in Südostasien und Taiwan entwickelt. Shopee ist eine Handels-Plattform mit einem ähnlichen Geschäftsmodell wie Amazon oder Alibaba. Es werden keine Gebühren für das Einstellen von Produkten verlangt, sondern das Geld wird mit interner Werbung verdient und dem Zahlungssystem. Ähnlich wie bei Amazon können Anbieter dafür bezahlen, dass ihre Produkte weiter oben in den Suchergebnissen stehen und als am stärksten frequentierte Anlaufstelle für Onlineshopping sind diese führenden Suchergebnisplätze bei den Händlern heiß begehrt. Und werden entsprechend teuer vermarktet.

Garena


Das Segment Digital Entertainment wiederum ähnelt den Aktivitäten von Tencent. Hier produziert und vertreibt Garena Onlinegames und hat inzwischen seine globale Präsenz auf mehr als 130 Märkte ausgedehnt. Garena setzt zum einen auf eigene Produktionen wie das beliebte „Free Fire“. Das 2017 auf den Markt gebrachte Spiel war im Jahr 2019 das am häufigsten heruntergeladene Handyspiel der Welt und die Erfolgsstory schwächt sich nicht ab. Mit mehr als 100 Millionen aktiven Nutzern pro Tag war Free Fire das am dritthäufigsten heruntergeladene Spiel im zweiten Quartal 2020 und auch im ersten Halbjahr 2021 wurde es weltweit mehr als 100 Millionen Mal heruntergeladen. Es erreicht inzwischen mehr als 500 Millionen registrierte Nutzer und wächst mit hohen zweistelligen Zuwachsraten.

Darüber hinaus setzt Garena auf die Vermarktung bekannter Spiele anderer Anbieter. Hierzu unterhält Garena Partnerschaften mit Activision Blizzard und Tencent, um deren Blockbuster-Spiele in Südostasien zu vertreiben.

Neben dem Online-Gaming ist Garena im Bereich E-Sports aktiv, dessen weltweiter Marktumsatz laut Statista bis 2023 auf fast 1,6 Milliarden Dollar klettern könnte verglichen mit dem heutigen Umsatz von über einer Milliarde. Garena konzentriert sich hierbei vor allem auf aufstrebende Märkte in Südostasien und Lateinamerika.

SeaMoney


SeaMoney ist ein führender Anbieter digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen in Südostasien. Die Angebote umfassen insbesondere Zahlungsabwicklung, mobile Brieftaschendienste, Kredite und digitale Finanzdienstleistungen.

In dieser Sparte macht Sea Ltd. noch vergleichsweise kleine Umsätze. Sie hat aber großes Wachstumspotenzial und schreit geradezu danach, künftig mit Erfolg monetarisiert zu werden. Im Dezember 2020 hat Sea die Vollbanklizenz in Singapur erhalten und damit die erste dieser Art in dem asiatischen Stadtstaat. Das ist ein großer, vielleicht gewaltiger Schritt in Richtung Monetarisierung von SeaMoney. Sea kann nicht mehr nur die eigenen Services mit seiner Zahlungsoption bedienen, sondern nun auch losgelöst von Shopee und Garena Finanz- und Bankdienstleistungen offerieren.

Sea Money dürfte eine ähnliche Entwicklung nehmen, wie es MercadoLibre in Lateinamerika mit seinem Dienst MercadoPago vorgemacht hat. Und neuerdings ist SEA nun auch direkter Wettbewerber von MercadoLibre, denn man hat den Sprung über den Pazifik gewagt und ist mit Shopee in Brasilien online gegangen. Und das sehr erfolgreich.

Shopee ist bereits seit einigen Jahren in Brasilien am Start und hat Erfahrungen gesammelt. Vor einigen Monaten erfolgte dann der offizielle Start. Dabei setzte SEA bei der Kundengewinnung nicht alleine auf die üblichen Werbemaßnahmen, sondern auf seine Geheimwaffe: „Free Fire“.

Das Erfolgsspiel ist auch in Lateinamerika ein Renner und SEA hat kurzerhand seinen eigenen Onlineshop Shopee zum einzigen lizensierten Anbieter Brasiliens von käuflichen Add-ons für Free Fire gemacht. Wer immer seine Free Fire-Spiel aufpeppen will, muss dies über Shopee machen. Und das funktioniert, Shopee hat quasi aus dem Stand heraus einen Marktanteil von 8% erobert und fährt damit den übrigen Onlineanbietern, vor allem Marktführer MercadoLibre, brachial in die Seite.

MercadoLibre


Das argentinische Unternehmen MercadoLibre gehörte in den letzten Jahren zu den absoluten Highflyern an der NASDAQ. Der „Freie Markt“ agiert in Süd- und Mittelamerika, einem der am schnellsten wachsenden E-Commerce-Märkte der Welt, und hier gleich in einer ganzen Reihe von Zukunftsfeldern. Dabei kann er sich gegen die global agierenden Konkurrenten durchaus behaupten und zählt von den 644 Millionen Einwohnern Lateinamerikas bereits mehr als 300 Millionen als registrierte Benutzer zu seinen Kunden. Als führender Online-Marktplatz Lateinamerikas ist MercadoLibe in Mexiko sogar Marktführer vor Amazon.

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

Wie auch Vorbild und Wettbewerber Amazon erweitert MercadoLibre ständig sein Angebotsspektrum um neue Kategorien, um einerseits den vorhandenen Kunden mehr Angebote machen zu können und andererseits neue Kunden auf die Plattform zu locken, denen dann auch die bisherigen Angebote schmackhaft gemacht werden. Innerhalb des Online-Marktplatzes gibt es weitere stark wachsende Segmente. Unter Advertising findet sich die Werbung, mit der Einzelhändler und Marken ihre Produkte bewerben können, die sie auf dem Marktplatz anbieten. Und Classifieds sind Kleinanzeigen für Produkte und Dienstleistungen außerhalb der Plattform.

Darüber hinaus investiert das Unternehmen auch kräftig in seine Logistik-Kapazitäten, um seinen Fulfillment-Service für seine Händler immer weiter zu verbessern, und bietet seinen Kunden und Händlern inzwischen auch eine Reihe von Finanzdienstleistungen an, sowohl Konsumentenkredite als auch Warenkredite für die Händler. Auch hierin zeigen sich Parallelen zum deutlich größeren Rivalen Amazon, so dass MercadoLibre oft als „Amazon Lateinamerikas“ bezeichnet wird.

Mercado Envios ist eine Versandlösung für den Markt in Brasilien, Argentinien, Mexiko, Kolumbien, Chile und Uruguay. Es integriert Spediteure und Lagerservices in die proprietäre Technologie von MercadoLibre, senkt die Versandkosten und optimiert die Effizienz. 2020 wurden bereits mehr als 240 Millionen Artikel verschickt.

Credito, die Plattform für die äußerst lukrativen Kleinkredite, kommt mittlerweile auf ein Kreditvolumen von 479 Millionen Dollar, während der Vermögensverwalter MercadoFondo rund 700 Millionen Dollar an Mandantengeldern verwaltet.

Mit Mercado Pago können Benutzer Zahlungen online und offline senden und empfangen. Es bietet Händlern und Benutzern zusätzliche Lösungen, wie mPOS, QR-Zahlungen, digitale Geldbörse, Prepaid-Karte, Investitionen. Die Zahlungsplattform ist in Brasilien, Argentinien, Mexiko, Kolumbien, Chile, Peru und Uruguay erhältlich und hat sich zu einem lateinamerikanischen PayPal entwickelt. Es wird sogar bei diversen konkurrierenden Onlineplattformen als Zahlungsoption angeboten und der Anteil des plattformfremden Zahlungsvolumens liegt inzwischen bei fast 60 Prozent.

MercadoPago wächst in diesem Segment nicht nur über seine Shoppingplattform, sondern gewinnt auch ohne diese Marktanteile im Paymentsektor. Für dieses Jahr ist die Einführung einer Kreditkarte in Brasilien geplant und mit PayPal arbeitet man an einem Service zur Annahme von Überweisungen in Mexiko. PayPal hatte sich vor zweieinhalb Jahren mit 750 Millionen Dollar an MercadoLibre beteiligt und ist deren Partner bei Zahlungsdienstleistungen.

Coupang


Coupang ist in Südkorea aktiv ist, einem kleinen Staat mit rund 52 Millionen Einwohnern bei einer Fläche von nur 100.000 Quadratkilometern. Mit 500 Einwohnern je Quadratkilometer gehört Südkorea zu den weltweit am dichtesten besiedelten Staaten. Die Bevölkerung ist technikaffin; so nutzen mehr als 95 Prozent der Südkoreaner ein Smartphone.



Quelle: desk.traderfox.com

Das Unternehmen wurde erst vor zehn Jahren gegründet und zwar mit dem Ziel, eine End-to-End-E-Commerce-Plattform für den südkoreanischen Markt aufzubauen. Die wichtigsten Angebote sind der Rocket Delivery Service und die Rocket Wow-Mitgliedschaft (ähnlich Amazon Prime), die eine Lieferung am selben oder nächsten Tag für Millionen von Artikeln ermöglicht. Während dieses Angebot weitgehend dem von Amazon entspricht, geht Coupang noch einen Schritt weiter und bietet seinen Mitgliedern die sogenannte "Dawn Delivery", ein Programm, das jeden vor Mitternacht bestellen Artikel bis sieben Uhr am nächsten Tag ausliefert. Dabei kommen dem Unternehmen natürlich die hohe Bevölkerungsdichte und die vergleichsweise kurzen Wege entgegen. Aber auch sein sehr gut ausgebautes Logistiknetzwerk.

Coupgang ist aber inzwischen weit mehr als eine Online-Handelsplattform. Die 15.000 Vollzeit-Lieferfahrer, die Coupangs Last-Mile- Logistiknetzwerk betreiben, versorgen neben der traditionellen E-Commerce-Website auch andere Produkte des Konzerns. Wie Coupang Eats, eine Plattform für die Lieferung von Lebensmitteln, und Rocket Fresh, Lebensmittellieferdienst. Coupang bietet auch MyStore an, das es kleinen Unternehmen ermöglicht, auf Coupang Waren zu verkaufen und Zugang zu seinen 15 Millionen Kunden zu haben. Und schließlich gibt es Coupang Logistics, ein Angebot, das seinen Verkäufern auf der Handelsplattform, den sogenannten Third-Party-Sellern, das volle Fullfilment-Spektrum bietet. Also Lagerung, Bewirtschaftung, Versand von Warenbeständen und das Retourenmanagement.

In den nur zehn Jahren seines Bestehens hat sich Coupang zum Marktführer in Südkorea empor gearbeitet und strebt nun die Expansion in neue Märkte an. Einerseits bietet auch Coupang zusätzliche Services an, um die „User-Experience“ seiner Kunden noch zu vergrößern. Hierzu zählt insbesondere Coupang Pay. Darüber hinaus expandiert Coupang nun in andere asiatische Länder, wie Singapur und Japan. Beide weisen ähnliche Strukturen auf wie Südkorea: die sind dicht besiedelt und die Technikaffinität der Bevölkerung ist sehr hoch. Dennoch ist dieser Schritt Neuland für das Unternehmen, da man als Angreifer in einen etablierten Markt mit einer Reihe von lokalen und internationalen Wettbewerbern eintritt. In Singapur muss man es dabei mit der äußerst erfolgreichen Sea Limted aufnehmen.

So anders, so gleich

Alle drei Unternehmen weisen viele Parallelen auf, aber auch deutliche Unterschiede. Bisher haben sie sich alle in ihren Märkten gegen die Konkurrenz behaupten können und sind dabei schnell zu Marktführern aufgestiegen. Sea Limited weist dabei den Vorteil auf, dass die hochprofitable Gamingsparte die übrigen Aktivitäten querfinanzieren kann, während MercdoLibre und Coupang noch nicht profitabel sind. Coupang hat zur Finanzierung seiner Pläne ja erst vor einigen Monaten einen Börsengang durchgeführt.

Interessant wird die Konstellation nun, weil sich die drei aggressiv wachsenden Unternehmen künftig ins Gehege kommen werden. Coupang greift in Singapur Sea Limited an, die wiederum MercadoLibre in Brasilien attackieren, während die sich weiter auf Lateinamerika konzentrieren.

Die Wachstumsaussichten sind in den Regionen und Märkten ähnlich, die Voraussetzungen mit einer breiten Basis an Unterprivilegierten sowie eine aufstrebenden Mittelschicht ebenfalls. Allerdings ist Südostasien politisch und wirtschaftlich stabiler als Lateinamerika, wo Umstürze, Staatspleiten und hohe Inflation zum Tagesgeschäft gehören zu scheinen.

Stanley Druckenmiller hatte alle drei Werte im Portfolio. Von Sea Limited hat er im zweiten Quartal drei Viertel seiner Anteile verkauft, bei MercadoLibre gleich alle. Bei Coupang war er schon vor dem IPO eingestiegen und nach dem Börsengang Mitte März zum Ende des ersten Quartals knapp 715.000 Anteile, die 0,9 Prozent in seinem Depot ausmachten. Das zweite Quartal nutzte Druckenmiller nun, um auch bei Coupang seine Gewinne mitzunehmen und alle Aktien zu veräußern.

Starke Zahlen

Dabei liefen die Geschäfte bei den dreien weiter auf Volldampf. Für das zweite Quartal meldet Sea Limited ein Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr von 159 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Das Online-Handelsgeschäft wuchs um 161 Prozent auf einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar und mit Spielen setzte das Unternehmen 1,1 Milliarden Dollar – ein Plus von 167 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Wermutstropfen ist das Ergebnis, das einen Verlust von 61 Cent pro Aktie auswies.

MercadoLibre verzeichnete im zweiten Quartal 2021 einen Umsatz von 1,7 Milliarden und einen Gewinn je Aktie von 1,37 Dollar. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 102 Prozent (ohne Berücksichtigung von Wechselkursen). Der Gesamtwert der auf dem Marktplatz verkauften Artikel stieg im Vorjahresvergleich um 46 Prozent und bei MercadoPago wuchs das gesamte Zahlungsvolumen um 72 Prozent.

Coupang erwirtschaftete im zweiten Quartal 2021 einen Umsatz von knapp 4,48 Milliarden Dollar und damit im Vorjahresvergleich 71 Prozent mehr. Damit schwächste sich die Wachstumsrate gegenüber dem ersten Quartal kaum ab, wo sie noch bei 74 Prozent gelegen hatte.

Der operative Verlust der südkoreanischen E-Commerce Plattform stieg allerdings deutlich auf 518,5 Millionen Dollar nach minus 101,97 Millionen im Vorjahresquartal. Rund 296 Millionen hiervon sind allerdings auf verlorene Bestände, Ausrüstung und andere Kosten im Zusammenhang mit dem Brand in der Anlage in Icheon zurückzuführen. Das relativiert die Verluststeigerung erheblich und lässt das hohe Wachstum angesichts der Einschränkungen noch imposanter erscheinen. Übrig blieb im zweiten Quartal ein Nettoergebnis von minus 518,6 Millionen Dollar bzw. minus 0,30 Dollar je Aktie.

Die liquiden Mittel lagen zum Quartalsende bei 4,28 Milliarden Dollar und damit deutlich über dem Vorjahreswerte von 1,25 Milliarden. Maßgeblich war hier natürlich der Börsengang, der ordentlich Geld in die Kasse gespült hat. Die Zahl der aktiven Kunden von Coupang wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent auf 17,022 Millionen und der Umsatz pro aktiven Kunden erhöhte sich um 36 Prozent auf 263 Dollar.

Der rote Faden

Alle drei Aktien weisen hohe Bewertungen auf und alle drei Unternehmen setzen in den nächsten Jahren weiterhin auf ein hohes Expansions- und Investitionstempo. Stanley Druckenmiller hatte sich zuletzt mehrfach kritisch zur Wirtschafts- und vor allem der Börsenlage geäußert und hat daher sein Engagement in aggressiven Wachstumsunternehmen reduziert. Eine generelle Abkehr vom Businessmodell E-Commerce ist damit jedoch nicht verbunden. Denn im Gegenzug hat er seine Beteiligung an Amazon um ein Viertel aufgestockt und die führende Onlinehandelsplattform damit zu seiner zweitgrößten Depotposition mit einem Gewicht von 9,3 Prozent ausgebaut.

Amazon wächst auch stark, ist aber seit einigen Jahren nachhaltig und zunehmend profitabel. Was vor allem an seiner Cloudsparte AWS liegt, mit der Amazon Weltmarktführer vor Microsoft und Alphabet ist. Die Druckenmiller ebenfalls hoch gewichtet hat in seinem Portfolio. Und hier zeigt sich der rote Faden seiner Handlungen: er setzt auf skalierbare, profitable Wachstumsbranchen, die auch bei einer wirtschaftlichen Schwäche, steigenden Zinsen oder einem Börseneinbruch am besten durch die raue See kommen dürften.


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