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Portfoliocheck: Taiwan Semiconductor ist Ruane, Cunniff & Goldfarbs heißester Chip im Spiel

Artikel, Portfoliocheck Michael C. Kissig 1.851 Leser

Ruane, Cunniff & Goldfarb ist eine gefragte Adresse an der Wall Street. Das Flaggschiff der Firma ist der Sequoia Funds, der seit Jahrzehnten zur Weltspitze der Investmentfonds gehört.

1970 gründete William J. Ruane den Sequoia Fund auf Bitten seines guten Freundes Warren Buffett, den er aus der gemeinsamen Studienzeit bei Benjamin Graham an der Columbia University kannte. Dieser hatte im Vorjahr seine Buffett Partnership geschlossen und war für seine Investoren auf der Suche nach einem passenden Nachfolger. "Bill war die einzige Person, die ich meinen Investoren empfahl", meinte Buffet einmal. Ruanes Gründungspartner war Richard T. Cunniff und ein Jahr später stieß Robert Goldfarb hinzu.

Ruane, Cunniff verfolgt einen stark fokussierten Investmentansatz und beschränkt sich auf die aussichtsreichsten Werte. Qualität geht über Quantität, wie auch Buffett und Munger es vorziehen. Damit gehen deutlich größere Chancen einher, Fehlgriffe wirken sich jedoch auch stärker aus.

Nach vielen erfolgreichen Jahren wurde 2016 zum Schicksalsjahr für den Fonds. Zeitweilig hatte man rund 30 Prozent des Investorenkapitals in Valeant Pharmaceuticals investiert, die dann zusammenbrachen und mehr als 90 Prozent ihres Wertes einbüßten. 19 Prozent des Sequoia Funds steckten noch in Valeant, als dieser mit der Aktie in 2016 an einem einzigen Tag 1,26 Milliarden Dollar verlor.

Die noch aktiven Bill Ruane und Robert Goldfarb zogen daraufhin Konsequenzen und gaben die operative Führung des Sequoia Funds ab. Ruanes langjähriger Schüler David Poppe übernahm für zwei Jahre, bevor 2018 die Leitung an ein fünfköpfiges Gremium übertragen wurde. Nach dem Valeant-Debakel konnte der Fonds wieder an seine alten Erfolge anknüpfen und Warren Buffetts kongenialer Partner Charlie Munger ließ sich zu folgender Aussage hinreißen:

„Die bemerkenswerteste Investmentfirma in Amerika ist wahrscheinlich Sequoia. Diese Venture-Capital-Firma bleibt absolut fanatisch auf dem neuesten Stand der modernen Technologie. Sie haben mehr Geld verdient als jeder andere und sie haben die beste Investitionsbilanz von allen.“

(Charlie Munger)

Neben dem Sequoia Fund betreut Ruane, Cunniff & Goldfarb weitere Partnerships und Hedge Fonds, wie Acacia Partners und Wishbone Partners, sowie einige separate Kundenportfolios.

Top Transaktionen im 4. Quartal


Im 4. Quartal hatte Ruane, Cunniff & Goldfarb 38 Positionen im Gesamtwert von 9,4 Milliarden Dollar im Bestand, darunter vier Neuaufnahmen. Die Turnoverrate lag bei mageren fünf Prozent.

Die größte Auswirkung hatte die Halbierung bei Alphabet. Daneben verkaufte man knapp ein Viertel seiner Anteile am Online-Möbelportal Wayfair und reduzierte moderat bei Liberty Broadband, Jacobs Engineering, Mastercard, Berkshire Hathaway, Charles Schwab und Facebook.

Bei Netflix stieg man neu ein mit einer Depotgewichtung von vier Prozent und bei Credit Accenptance stockte man seine Position um knapp ein Viertel auf.

Top Positionen zum Ende des 4. Quartals


In Ruane, Cunniff & Goldfarbs fokussiertem Portfolio dominieren die Communication Services mit 34 Prozent Anteil vor Financial Services mit 26,6 und zyklischen Konsumwerten mit 10 Prozent.

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Die größte Position ist der Chipproduzent Taiwan Semiconductor Manufactoring mit 7,8 Prozent vor United Health und CarMax mit jeweils etwas weniger als sieben Prozent. Das führende Social Network Facebook und Netzwerkspezialist Arista Networks runden mit 6,6 und 6 Prozent Gewichtung die fünf Topwerte ab. Dahinter folgen Credit Acceptance, Walt Disney, Charles Schwab, Liberty Formular One sowie Jacobs Engineering mit Gewichtungen zwischen 5,9 und 4,6 Prozent. Wayfair ist nun aus der Top 10 gerutscht.

Im Fokus: Taiwan Semiconductor Manufactoring


Taiwan Semiconductor Manufactoring Co. wurde 1987 gegründet und notiert seit 1997 an der Börse. Die Kernkompetenz des heute weltgrößten Chip-Auftragsfertigungsunternehmens ist die Herstellung von Halbleiterscheiben im Kundenauftrag und darüber hinaus bietet es eine breite Produktpalette an Design, Mask-Making, Test- und Montage-Services.

Quelle: Qualitätscheck TraderFox

TSMC fertigt unter anderem die Chips von Apple, AMD, Nvidia und Qualcomm, womit man einen Weltmarktanteil von 57 Prozent bei der Chipfertigung erreicht. Die Taiwanesen bieten derzeit mit nur noch fünf Nanometern Strukturbreite die Möglichkeit zur Fertigung höchst moderner Chips, während Intel gerade erst dabei ist, seine 10-Nanometer-Fertigung auszubauen. Deshalb zeigt sich TSMC auch ziemlich unbeeindruckt von Intels neustem Versuch, wieder verspieltes Vertrauen und Kunden zurückzugewinnen, in dem man sich selbst als Auftragsfertiger ins Gespräch bringt – ausgerechnet bei Apple. die sich nach jahrelanger Partnerschaft erst kürzlich komplett von Intel verabschiedet hatten.

Die Spitzenposition ist Taiwan Semiconductor allerdings nicht in den Schoß gefallen und man investiert kräftig, um diese auch künftig halten und ausbauen zu können. So wurde gerade ein Investitionsprogramm von 100 Milliarden Dollar angekündigt, mit dem man in den nächsten drei Jahren seine Fertigungskapazitäten deutlich ausweiten will.

Und das ist auch nötig, denn weltweit sind Chips zur Mangelware geworden. Im Zuge von Corona hatten viele Fertiger ihre Produktion gedrosselt und unrentable Werke stillgelegt, doch die anziehende Konjunktur und vor allem der Boom bei Computerhardware und Gaming-Equipment ließ die Nachfrage hochschnellen. Inzwischen ist auch die Automobilindustrie von den Lieferengpässen betroffen und einige Hersteller mussten bereits die Produktion drosseln oder gar komplett aussetzen aufgrund des Chipmangels. Insbesondere Daimler und Volkswagen sind betroffen und gerade Volkswagen geht mit seiner Elektro-Offensive in die vollen und will Platzhirsch Tesla frontal angreifen.

TSMC hat angekündigt, der Automobilindustrie eine höhere Priorität bei der Chipfertigung einzuräumen. Allerdings machen diese speziellen Chips bisher gerade mal 3 Prozent des Absatzes von TSMC aus, so dass sich der reale Effekt wohl in Grenzen halten dürfte.

Doch auch andere Branchen sind zunehmend betroffen. So haben auch Microsoft und Apple Probleme, die Nachfrage nach ihren High-End-Geräten zu bedienen und die neusten Gerätegenerationen sind öfter ausverkauft in den Onlinestores.

Die Chipproduktion erweist sich nun als Flaschenhals in der Lieferkette und für die globale Wirtschaftserholung. Für TSMC sind dies andererseits paradiesische Zustände. Man kann die Preise anheben und die Investitionen sind durch steigende Auftragszahlen weitgehend abgesichert. Und da man schnell agiert, sichert man sich Vorteile. Denn der als „Schweinezyklus“ bekannte Effekt wird irgendwann unweigerlich auch die Chipfertiger wieder einholen, wenn zu viel an neuer Produktionskapazität zugebaut wurde, die dann aufgrund nachlassender Nachfrage nicht ausgelastet werden können. Aber bis zu Überkapazitäten ist es noch ein weiter Weg.

In den letzten fünf Jahren wuchsen der Umsatz von TSMC durchschnittlich um 9,7 Prozent und der Gewinn je Aktie sogar um 11,3 Prozent. Auf Zweijahressicht sind die Wachstumsraten sogar noch beeindruckender mit 21,2 Prozent beim Umsatz und 50 Prozent beim Gewinn je Aktie. Der Kurs kennt daher auch fast nur eine Richtung und markierte im Februar bei rund 140 Dollar ein neues Allzeithoch.

Wachsende Konkurrenz?


Mittelfristiger Wettbewerbsdruck könnte aufkommen, wenn die USA und die EU ihre Ankündigungen ernst machen und mit Kraft eine einheimische Chipproduktion forcieren. Bisher werden hier weniger als zehn Prozent der weltweiten Chipfertigung abgewickelt und der EU-Anteil liegt dabei noch einmal deutlich niedriger als der US-Anteil.

Wie das Beispiel von Intel zeigt, die vom dominierenden und technologisch führenden Chiphersteller zum abgeschlagenen Sanierungsfall geworden sind, gibt es große Hürden zwischen Wille und Wirklichkeit. Es kommt vor allem auf die Qualität und Leistungsfähigkeit der Chips an und hier dürfte es sehr schwer werden, den enormen Abstand zur Weltspitze einzuholen. In Deutschland sind die Milliardensubventionen nach der Wiedervereinigung, die an AMD für seine neu errichteten Werke in Ostdeutschland flossen noch in bitterer Erinnerung. Denn diese zahlten sich nicht aus und mussten bald wieder geschlossen werden. Gegen Intel war kein Kraut gewachsen. Damals nicht. Heute hat auch AMD sich längt in Sachen Qualität und Leistung an Intel vorbeigeschoben.

Die wachsende Nachfrage bei akuter Angebotsschwäche sind Gewinntreiber für die Chipbranche. Taiwan Semiconductor Manufactoring tut alles dafür, seine Spitzenposition auszubauen. Der starke Cashflow und die Solide Bilanz bieten genug Spielraum, selbst für eine 100 Milliarden Dollar-Investitionsinitiative. Mit TSMC setzt der Sequoia Fund aus gutem Grund auf den erfolgsverwöhnten Primus der Branche.


Bildherkunft: Taiwan Semiconductor Manufacturing Co., Ltd.