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Portfoliocheck: US-Banken verdienen sich ‘ne goldene Nase. Und Chris Davis gleich mit… JPMorgan Chase

Portfoliocheck Michael C. Kissig 1.267 Leser

Davis Advisors agiert als langfristiger Investor und orientiert sich bei der Aktienauswahl an den „Owner Earnings“. Das Unternehmen wird in dritter Generation von Chris Davis geführt und managt rund ein Dutzend Fonds und ETFs.

Christopher „Chris“ Cullom Davis wurde das Investieren bereits in die Wiege gelegt und so leitet er heute das Geschäft der unabhängigen im Besitz von Mitarbeitern befindlichen Investmentgesellschaft Davis Selected Advisers („Davis Advisors“).

Die Ursprünge des Unternehmens gehen auf den legendären Investor Shelby Cullom Davis zurück, einen führenden Finanzberater von Gouverneuren und Präsidenten. Dieser gründete das Unternehmen Shelby Cullom Davis & Company in den späten 1940er Jahren mit einer Anfangsinvestition von 100.000 US-Dollar. Bei Ende seiner Karriere Anfang der 1990er Jahre hatte er hieraus über 800 Millionen Dollar gemacht.

Sein Sohn Shelby Moore Cullom Davis gründete 1969 das heutige Unternehmen Davis Advisors, das inzwischen ein Vermögen von fast 30 Milliarden Dollar verwaltet. Die Davis-Familie, Mitarbeiter von Davis Advisors sowie Fondsdirektoren haben hiervon selbst mehr als zwei Milliarden Dollar investiert.

Seit seiner Gründung setzt Davis Advisors auf ein und dieselbe bewährte Anlagephilosophie und investiert langfristig in Unternehmen, die man zu günstigen Preisen eingesammelt hat. Man versteht Aktien als Eigentumsanteile an realen Unternehmen und nicht als Wettscheine auf Kursschwankungen. Daher investiert Davis Advisors viel Zeit und Ressourcen für eine gründliche fundamentale Analyse der Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf dem Konzept der „Owners Earnings“, das auch Warren Buffett bevorzugt.

Verkürzt dargestellt, errechnet sich diese „normalisierte Ertragskraft des Unternehmens“ aus dem Nettoergebnis zuzüglich Abschreibungen und Amortisation abzüglich der Kapitalkosten. Im Gegensatz zum Free Cashflow berücksichtigen die Owners Earnings also nur Positionen, die sich auf den Gewinnanteil der Eigentümer auswirken. Während der Free Cashflow auch alle nicht cash-wirksamen Effekte und sämtliche Kapitalkosten enthält, werden bei den Owners Earnings hier nur die Kosten angesetzt, die zur Unterhaltung des laufenden Geschäfts anfallen.

Mit diesem Ansatz ist Davis Advisors sehr erfolgreich und die heute in dritter Generation von Chris Davis geführte Gesellschaft managt ein gutes Dutzend Fonds und ETFs. Der älteste davon, der Davis New York Venture Fund, existiert bereits seit dem Jahr 1969. Er kommt auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von 11,7%, womit er alle großen Indizes um Längen schlägt.

Chris Davis top Käufe und Verkäufe im ersten Quartal

Im ersten Quartal hat Chris es ruhig angehen lassen und nur einige Aktienbestände verändert; seine Turnoverrate lag bei lediglich 3 Prozent.

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Auffällig ist, dass er in die starke Erholungsrallye hinein die großen Technologiewerte weiter leicht reduziert hat: Microsoft um 36 Prozent, Amazon um 4,4 Prozent und Alphabet um 3,9 Prozent.

Bei Generel Electric hat er seinen Bestand mehr als halbiert und auch bei Berkshire Hathaway ein paar Anteile abgegeben.

Hier zeigt sich ein Trend, denn General Electric, Amazon und Alphabet hatte schon im Schlussquartal 2018 moderat reduziert, nachdem er im dritten Quartal 2018 Alphabet und Amazon bereits um jeweils rund ein Viertel verkleinert hatte.

Zugekauft hat er Applied Materials um weitere 17,4 Prozent und Apache, die er um 5,6 Prozent aufstockte. Und er hat im Banksektor bei Capital One um 3,8 Prozent aufgestockt sowie eine Anfangsposition bei der Bank of America ins Portfolio aufgenommen.

Chris Davis top Positionen am Ende des ersten Quartals

Mit 39 Prozent liegt der Finanzsektor im Portfolio von Davis Advisors weiterhin mit deutlichem Abstand vor dem zweit platzierten Technologiesektor, der 21 Prozent auf die Waage bringt. Es folgen zyklische Konsumwerte mit 12,7 Prozent, Industrie mit 9,8 Prozent und Energie mit 6,4 Prozent.

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Bei der Rangliste seiner Depotpositionen machten sich die Veränderungen und die unterschiedliche Kursentwicklung deutlich bemerkbar. Die US-Großbank Wells Fargo kann ihren im letzten Quartal eroberten Spitzenplatz mit 6,5 Prozent behaupten, während Warren Buffetts Investment Holding Berkshire Hathaway vom zweiten auf den sechsten Platz abgerutscht ist un nur noch 5 Prozent auf die Waagschale bringt. Neu auf Platz ist nun Amazon mit 5,9 Prozent vor Alphabet mit 5,7 Prozent. Es folgen Capital One mit 5,5 Prozent und United Technologies mit 5,3 Prozent.

Die hohe Gewichtung des US-Bankensektors hat Chris Davis mit Warren Buffett gemein. Denn in dessen Depot schlummern ebenfalls Bank of New York Mellon und JPMorgan Chase.

Aktie im Fokus: JPMorgan Chase

Die Großbank JPMorgan Chase ist die größte Bank der USA und gilt auch als die am besten positionierte amerikanische Bank. Ihre Anfänge der Bank gehen auf das Jahr 1871 zurück, als John Pierpont Morgan und Anthony Joseph Drexel das Bankhaus Drexel, Morgan & Company gründeten, das ab 1895 als J. P. Morgan & Company firmierte. J.P. Morgan galt als größter Bankier seiner Zeit, der sogar im Alleingang Börsencrashs beenden konnte.

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Im Jahr 2000 fusionierte das Bankhaus mit der Chase Manhattan Bank und seitdem firmiert die inzwischen größte US-Bank als JPMorgan Chase & Co. 2004 kaufte JPM dann für 58 Milliarden Dollar die sechstgrößte Bankengruppe der USA, die Bank One. Anschließend fungierte man während der Finanzkrise als Retter, als man im März 2008 die strauchelnde Investmentbank Bear Stearns übernahm, die durch die Pleite zweier Hedge Fonds selbst in existenzbedrohende Schieflage geraten war. JPMorgan Chase garantierte für alle finanziellen Verpflichtungen von Bear Stearns und wurde dabei von der US-Notenbank Fed unterstützt, die wiederum eine Garantie über 30 Milliarden US-Dollar an JPMorgan Chase ausgegeben hat.

Als dann jedoch Lehman Brothers mit einem noch größeren Problem um die Ecke kam, wurde man im Finanzministerium schmallippig und entschied, dass man ein Exempel gegen die Gier der Wall Street Boys statuieren wollte. Lehman bekam keine Finanzhilfen und keine Staatsgarantien und musste daher am 15. September 2008 die Segel streichen. Was allerdings nicht das erhoffte Ende der Krise mit sich brachte, sondern sie vielmehr noch verschärfte. Denn weil die Finanzinstitute weltweit vernetzt waren und sich durch Ausfallabsicherungen (Credit Default Swaps, CDS) gegenseitig stützten, waren sie in einer Schicksalsgemeinschaft aneinander gekettet. Und die Kreditausfallabsicherungen hatten von Versicherungen Rückabsicherungen erfahren, so dass durch die Lehman- Insolvenz nicht nur Banken, sondern auch die AIG als damals größter Versicherungskonzern der Welt zusammen brachen. Diese Kernschmelze des Finanzsystems breitete sich rasend schnell um den ganzen Globus aus und die US-Regierung und die US-Notenbank bekamen den Geist kaum wieder zurück in die Flasche. Aber sie versuchten, das Vertrauen der Märkte in die Regierung und in das Finanzsystem wieder herzustellen und fragten… Warren Buffett und J.P. Morgan. Nun ja, seine Nachfolger, denn der große Bankier selbst war ja schon jahrzehntelang tot.

Nur zehn Tage nach der Lehman-Pleite drängte also die FED JPMorgan Chase, die von der Pleite bedrohte Washington Mutual, die größte US-Sparkasse, zu übernehmen. JPM übernahm. Und im November 2009 griff man auch noch in Großbritannien zu und verleibte sich Cazenove Investment ein, die später in J.P. Morgan Cazenove umbenannt wurde.

JPM als Gewinner der Finanzkrise

JPMorgan Chase stand damals sehr solide dar, anders als fast alle anderen Banken, auch wenn sie ebenfalls Staatsgarantien in Anspruch nahmen. Am Ende der Finanzkrise stand JPM als einer der größten Gewinner dar, da man zuvor weniger stark in strukturierte Finanzprodukte investiert hatte als die Wettbewerber und daher deutlich weniger einstecken musste. Der gute Ruf der Bank in Kombination mit einer vergleichsweisen soliden Bilanz machte JPM zum stärksten Rettungsanker und dem solidesten Fels in der Brandung während der Finanzkrise.

An der Spitze von JPMorgan Chase steht seit Anfang 2006 Jamie Dimon. Er war als Chef der übernommenen Bank One an Bord gekommen und führte dann die Großbank erfolgreich durch die Finanzkrise. Für die Bank erwies sich die Übernahme der Bank One somit gleich als doppelter Glückgriff. Mit Warren Buffett ist er seit Langem befreundet und dieser hält ihn für einen der besten Banker der Welt. Buffett meinte einmal, er betrachte Dimons Briefe an die Aktionäre von JP Morgan als „beste Informationsquelle über den gesamten Bankensektor“.

Neue Zinssenkungsrunde bringt neue Herausforderungen

Die US-Banken stehen wieder voll im Saft und haben die Finanzkrise längst abgehakt. Im Gegensatz zu den europäischen Instituten, die noch immer vor sich hinvegetieren. Die US-Banken haben von der starken US-Konjunktur profitiert und ihren soliden Bilanzen. Insbesondere im Investmentbanking verdienen sie viel Geld und erfreuen ihre Aktionäre mit steigenden Dividenden und üppigen Aktienrückkäufen. Dabei genossen und genießen sie gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern drei entscheidende Vorteile: sie haben keine großen Massen an wackeligen Staatsanleihen „ihrer“ Länder und Unternehmen im Bestand und sie müssen keine Strafzinsen bei ihrer Notenbank bezahlen für Pflichtreserven. Und sie konnten vom höheren Zinsniveau in den USA profitieren, das ihnen auskömmlichere Margen einbrachte, während die europäischen Banken unter den Negativzinsen der EZB leiden.

Doch nun dreht sich auch der Wind in den USA und die US-Notenbank wird wohl damit beginnen, ihrerseits die Zinssätze wieder zu senken. Das trifft dann auch die US-Banken und macht ihnen die Geschäfte nicht gerade leichter. Zwar werden Kredite dann attraktiver für Kunden, aber da sich sie US-Wirtschaft abkühlt werden auch die Kreditausfälle zunehmen und damit die Risikovorsorge. Was auf die Gewinne der Banken drückt.

Dies sind jedoch keine vergleichbaren Probleme, vor denen die europäischen Banken stehen, denn auch die EZB deutet ihrerseits Zinssenkungen an, so dass nun sogar erste Sparkassen von Negativzinsen für private Sparer nicht mehr zurückschrecken. Die Ertragslage der europäischen Banken wird sich damit noch weiter verschärfen, während sie weiterhin große Altlasten in ihren Bilanzen haben, vor allem die italienischen Banken. Da sie, wie auch die Sparkassen in Deutschland, oft von Lokalpolitikern mitgesteuert werden, können sie mit wackeligen Krediten nicht so rigoros umgehen, wie sie es eigentlich tun müssten. Im Privatsektor mag man dies für eine sozial angemessene Tat halten, im Unternehmensbereich hingegen führt das zu immer mehr „Zombie-Unternehmen“, die eigentlich kaum mehr wettbewerbsfähig sind, aber durch die Banken künstlich am Leben erhalten werden. Auf den ersten Blick ist es positiv, dass so Arbeitsplätze erhalten werden. Auf den zweiten Blick verhindern diese unterlassenen Strukturanpassungen jedoch, dass die wettbewerbsfähigen Konkurrenten sich durchsetzen und damit die Besseren und Erfolgreicheren belohnt, während die Erfolglosen mit durchgefüttert werden. Die Folge ist, dass Wettbewerb und Innovation auf der Strecke bleiben und damit die Europäer immer stärker ins Hintertreffen geraten gegenüber den US-Amerikanern. Und auch anderen, wie den Chinesen.

Für die US-Banken stehen die Zeichen also nicht auf Sturm, trotz der sich abzeichnenden Zinssenkungen. Sie fahren ihre Gewinne ein und liefern solide Cashflows und Renditen ab. Als Rückgrat eines Portfolios mit starken Cash-Zuflüssen sind sie allemal geeignet und das ist der Grund, weshalb Chris Davis so stark auf die US-Banken setzt als Ergänzung zu seinen ebenfalls hoch gewichteten Technologiewerten. Und JPMorgan Chase als Vorzeigeunternehmen der Branche genießt bei ihm einen entsprechend hohen Stellenwert. Wie auch (bei) Warren Buffett…

Tipp: Im Kundenbereich des aktien Magazins kommentieren wir die Portfolios und Transaktionen der erfolgreichsten Portfolio-Manager der Wall Street.

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