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Portfoliocheck: Warren Buffett Q4 2017 überrascht mit Einstieg bei Pharmariesen Teva - Das steckt dahinter!

Kommentare Leon Gasper 2.584 Leser

Tätigt der wohl größte Investor der Neuzeit, Warren Buffett, eine Transaktion an den Finanzmärkten, dann hat das Gewicht. Millionen von Investoren beobachten seine Aktionen. Er hat in der Vergangenheit zu Genüge bewiesen, dass er praktisch immer richtig liegt. Dabei ist sein Konzept simpel wie genial. Buffett kauft exzellente Burggrabenunternehmen und hält deren Anteile für viele Jahrzehnte. Dabei konzentrierte sich der Guru bis zuletzt vor allem auf den Banken sowie Konsumsektor. Sie machten über 95% seines Beteiligungsimperiums aus. Doch lässt sich mit zunehmender Zeit hier eine Trendwende erkennen. Der Technologiesektor gewinnt stetig an Bedeutung. Zuletzt machte dieser bereits 16% des Portfolios aus. Im vierten Quartal 2017 überraschte Berkshire zudem mit einem weiteren Zukauf, nämlich beim israelischen Pharmariesen Teva Pharmaceuticals. Ich möchte heute auf die Beweggründe dieser signifikanten Strategie- und Verhaltensänderungen blicken.

IBM fliegt gegen frühere Aussagen komplett raus – Spektakulärer Neueinstieg bei Pharmazeutika!

Betrachten wir zu aller erst die im vierten Quartal vollzogenen Transaktionen. Ich zähle hier 1 Neueinstieg sowie 4 Positionsaufstockungen. Dem gegenüber stehen 4 Teilverkäufe einiger Investments. Den größten davon macht zweifelsfrei der Ausstieg beim Technologieriesen IBM aus, bei dem gleich 94% aller verbliebenen Anteile aus dem Depot flogen. Der Ausstieg zeichnete sich bereits seit geraumer Zeit an. Bereits in den Vorquartalen stockte Buffett die Beteiligung stetig ab. Von den ursprünglich 81 Mio. Aktien, die der Guru im Frühjahr 2016 noch hielt, waren zuletzt nur noch 37 Mio. Aktien vorhanden. Das Verkaufsvolumen betrug ca. 5,3 Mrd. USD. Ziemlich genau dieselbe Geldmenge floss dafür in Buffetts neuen Technologiefavoriten namens Apple. Hier kaufte sich der Guru erstmals im Frühjahr 2016 für 1 Mrd. USD ein, mittlerweile hält er unglaubliche 165 Mio. Aktien des iPhone-Hersteller. Nun stockte Buffett seine Beteiligung um weitere 5,2 Mrd. USD auf. Der Gesamtwert von Buffetts gehaltenen Apple Aktien beläuft sich mittlerweile auf 28,6 Mrd. USD und machen somit nun die mit Abstand größte Einzelposition im 200 Mrd. USD schweren Berkshire Hathaway Portfolio aus.

Weitere interessante Transaktionen sind meines Erachtens noch die Aufstockung bei der Bank of New York Mellon für 560 Mio. USD sowie der Neueinstieg bei Teva Pharmazeutical für 285 Mio. USD. Vor allem letztere Aktion hat wohl die gesamte Wall-Street nicht kommen sehen. Das Geheimnis dahinter ist aber weniger ein radikales Umdenken beim Großmeister persönlich, sondern viel mehr die stetige Bedeutung seiner 2 Nachfolger im Konglomerat. So beförderte Buffett vor einigen Monaten Greg Abel und Ajit Jain zu den Vice Presidents von Berkshire Hathaway. Gleichbedeutend übernehmen die beiden langjährigen Manager von Warren Buffett immer mehr Verantwortung im Konzern. So nahmen sie bereits bei dem Einstieg von Apple eine bewegende Rolle ein, bei Teva ging man nochmals einen Schritt weiter. So verriet der Großmeister in einem kürzlichen Interview, dass er im Deal mit den Pharmazeutika überhaupt nicht involviert gewesen sei. Zudem betonte er, dass er vom Pharmageschäft nichts verstehen würde und daher auch nicht mitreden könne. Dieses Vertrauen auf seine 2 Nachfolger beruht jedoch nicht auf Naivität. Greg Abel und Ajit Jain sind 2 fähige Investoren, die seit mehreren Jahrzehnten für Buffett und Munger arbeiten. Dabei spricht Buffett in den aller höchsten Tönen von ihnen: “You and I are lucky to have Ajit and Greg working for us. Each has been with Berkshire for decades, and
Berkshire’s blood flows through their veins. The character of each man matches his talents. And that says it all." Zudem sagte er, dass Abel mehr Geld für Berkshire verdient hätte als Buffett in seiner gesamten Kariere. Ich glaube ein größeres Lob gibt es nicht auf dieser Welt! Somit gibt es Grund genug, dass wir uns im späteren Verlauf mit dem Unternehmen Teva Pharmaceuticals genauer auseinandersetzten!

Nachfolgend habe ich für Sie, liebe Leser, die größten Transaktionen nochmals chronologisch zusammengefasst:

buffett-transaktionen

Fällt bald die 200 Mrd. USD Marke? Ein Neuling unter den Top 10!

Das Berkshire Portfolio besteht derzeit aus 48 verschiedenen Positionen mit einem Marktwert in Höhe von unglaublichen 192 Mrd. USD. Dabei machen die Top 10 Beteiligungen einen Anteil von zuletzt 78% aus. Den Spitzenplatz im Depot von Buffett nimmt ab sofort die Aktie des Technologie-Riesen Apple ein. Wie bereits beschrieben haben die 165 Mio. Aktien einen Gesamtwert von mittlerweile 28,6 Mrd. USD und übertrumpfen somit die Wells Fargo Investition. Zudem haben wir einen Neuling unter den Top 10 Werten mit der Bank of New York Mellon zu verkünden, sie nimmt den Platz von IBM ein. Somit machen mittlerweile 5 Positionen der Top 10 Bank-Werte aus. In der Gesamtbetrachtung steuert der Finanzsektor stolze 42,6% des Portfolios bei und damit mehr als jede andere Branche:

buffett-portfolio

Position 15: Bekommt CEO Kare Schultz Teva in den Griff? Bei erfolgreicher Restrukturierung enormes Kurspotenzial!

Der Aufschrei war gigantisch als die Nachricht am 16.02. die Wall-Street erreichte. Warren Buffett hatte sich für 285 Mio. USD bei dem israelischen Pharmazeutika Teva eingekauft. In Folge dessen taxierte die Aktie am folgenden Handelstag um satte 9% höher. Hier sieht man die gewaltige Macht des Namens Warren Buffett. Es ist eine Marktwertsteigerung von 2 Mrd. USD!

Letzte Woche äußerte sich dann auch der Großmeister höchstpersönlich. Während eines Interviews verkündete er, dass er beim Deal rund um Teva in keinster Weise involviert gewesen sei. Vielmehr war dies auf Wunsch von Buffetts beiden Nachfolgern Greg Abel und Ajit Jain geschehen. Ich habe bereits im obigen Abschnitt ausführlich erklärt, warum wir uns trotz dessen das Unternehmen Teva genauestens anschauen sollten. Wenn Warren Buffett diese Männer in solch hohen Tönen lobt, hat dies Hand und Fuß. Ich vermute, dass wir die beiden Investoren in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch öfters betrachten dürfen. Doch richten wir nun unseren Fokus auf den Pharmazeutka Teva.

Mit Teva Pharmazeutika (TEVA) betrachten wir ein im Jahre 1901 gegründetes Pharmaunternehmen mit Sitz in Petach Tikwa, Isreal. Die Produktpalette umfasst dabei Originalmedikamente, jedoch liegt der klare Schwerpunkt auf die Entwicklung und Herstellung von Generika sowie von rezeptfreien Medikamenten. Bei Generika ist das israelische Unternehmen zudem Weltmarktführer. Sie machen zudem ca. 57% des Gesamtumsatzes aus. Dabei hat sich der Pharmazeutika vor allem auf die Fachbereiche Onkologie, Neurologie, Pneumologie und Frauenheilkunde spezialisiert.

Anfangs als ein einfacher Drogerieladen in Jerusalem, umfasst der Pharmariese Niederlassungen in über 70 Ländern mit ca. 57.000 Mitarbeitern. Auf diese Weise konnte der Konzern im Geschäftsjahr 2017 mit Umsätzen in Höhe von 22,4 Mrd. USD eine neue Bestmarke vermerken. Der Nettogewinn sank dabei auf 4,3 Mrd. USD oder 4 USD je Aktie. Wo liegt nun das große Problem bei Teva? Immerhin ist der Aktienkurs seit dem Hoch in 2016 von 80 USD auf zwischenzeitlich 10 USD abgerauscht.

Das Unternehmen wurde in den vergangenen Jahren einfach schlecht geführt! Beim Ziel des absoluten Marktführers bei Generika stemmten die Israelis Einige schwere Akquisitionen.  Den Höhenpunkt machte dabei die Übernahme des Generika-Geschäfts des Konkurrenten Allergan für 40 Mrd. USD. Teva hat sich zu viel zugemutet. Zudem hatte das Management die Kostenseite nicht im Griff. Während beispielsweise im Jahr 2017 die Umsätze um lediglich 2% stiegen, verzeichnete man bei COGS einen Zuwachs von 20%! Ein starkes Anzeichen eines schlechten Managements.

Das Unternehmen sitzt außerdem mittlerweile auf einem Schuldenberg von 32 Mrd. USD! Den Todesstoß versetzte Teva indes der zuletzt stark zunehmende Preisdruck bei Generika. Alleine im Q4 2017 musste man Wertbereinigungen in Höhe von 14 Mrd. USD in seinen Bilanzen vornehmen. Für das Gesamtjahr 2017 beliefen sich die Abschreibungen auf sogar unglaubliche 22 Mrd. USD. Die hohe Schuldenlast drückt das Zahlenwerk des Generika-Produzenten zusätzlich.

Seit November vergangenen Jahres hat der neue CEO Kare Schultz die Verantwortung inne. Das von ihm aufgelegte Restrukturierungsprogramm hat es in sich. So entlässt man 14.000 Mitarbeiter bis zum Ende des Jahres 2018, dazu werden 12 Fabriken des Unternehmens aufgegeben. Neben einer umfassenden Sortimentsverkleinerung stampfte der neue Chef gleich über 100 R&D Projekte ein. Ziel ist eine Kostenreduktion von mind. 3 Mrd. USD im Jahr. Bereits 2018 möchte Schultz dieses Ziel zu 50% umgesetzt haben. Er greift hart durch.

Zudem will man den Schuldenberg von 32 Mrd. USD schnell abbauen, bis zum Jahren 2020 soll dieser maximal das 4fache des EBITA betragen. Das wäre ein meines Erachtens ertragbares Ausmaß.

Für das laufende Jahr gibt der neue CEO ein Umsatz in Höhe von 18,3-18,8 Mrd. USD zur Aussicht, was einem Rückgang von 18% entspricht. Das EPS dürfte bereinigt bei 2,25-2,5 USD je Aktie liegen, Analysten gehen eher vom oberen Bereich aus. Sollte die Restrukturierung greifen, dürfte in 2019 ein EPS von 2,83 USD machbar sein. Das 19KGV würde in Folge dessen bei 6,6 liegen.

Betrachten wir die Guru-Seite. Hier finden wir neben Buffett/Berkshire auch bekannte Namen wie den Vanguard Health Care Funds, David Abrams oder auch die Investmentgesellschaft Jana Partners. Wenn es um den Healthcare-Sektor geht, schätze ich keine Meinung so sehr wie den Vanguard Funds. Die Investoren kennen die Branche wie kein Zweiter. Sie schaffen es seit Jahrzehnten die Märkte zu schlagen. Genannter Funds baut mit fallendem Aktienkurs sein Engagement bei Teva immer stärker aus. Mittlerweile halten die Amerikaner 31 Mio. Aktien mit einem Marktwert von 450 Mio. USD:

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Charttechnisch befindet sich die Aktie von Teva Pharmaceutical seit Anfang 2016 in einem zunehmend stärker werdenden Abwärtstrend, der Ende 2017 wohl seinen Höhepunkt erreichte. Zwischenzeitlich notierte die Aktie bei nur 10 USD. Von den Tiefstkursen konnte die Aktie sich mittlerweile wieder deutlich erholen. Es lässt sich langsam eine Besserung des Zahlenwerkes erkennen. Bei den kürzlich vorgestellten Q4/2017 Zahlen konnte man den Analystenkonsens deutlich überbieten.

Der GD 50 beginnt sich zunehmend an zu drehen, jedoch befindet sich die Aktie weiterhin im Abwärtstrend. Hier wäre ein nachhaltiges Überschreiten der 20 USD Marke ein wichtiges charttechnisches Signal.  Zudem würde ich gerne in den nächsten Quartalszahlen eine weitere Verbesserung der Kostenseite vorfinden. Mit den Medikamenten Austedo (Mittel gegen Huntington), Fremanezumab (Migräne-Mittel) sowie Fasinumab (Schmerzmittel) gibt es fürs laufende Geschäftsjahr zudem 3 aussichtsreiche Stars, die an den Start gehen! Hier sollte es keine bösen Überraschungen mehr geben.

Sollte der Pharmariese die angesprochenen Probleme in den Griff bekommen ist die Aktie klar unterbewertet. Es hängt meines Erachtens sehr viel am Erfolg von CEO Kare Schultz. Bekommt der Manager seinen Konzern in den Griff, dann dürften Kurse um die 20 USD schnell der Vergangenheit angehören. Für einen Einstieg würde ich jedoch vorerst die nächsten Quartalszahlen abwarten sowie weitere charttechnische Signale eines erfolgreichen Turnarounds. Dann könnte Teva ein exzellente Langfrist Investment in der Healthcare Branche sein und Berkshire für viele Jahre und Jahrzehnte einen stetigen Cashflow generieren. Im Traderfox-Guru-Chat werde ich alle Traderfox-Kunden über wichtige Nachrichten bzgl. Teva ad hoc informieren.

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Tipp: Leon Gasper verfolgt die Depots der erfolgreichsten Investoren und Fondsmanager der Welt. Über Kaufchancen berichtet er im TraderFox Chat-Room in den Premium-Gruppen. Zum Beispiel hat Leon Gasper rechtzeitig auf die Rallychancen bei Micron Technologys hingewiesen, die am Freitag der Wall Street erneut um +3 % zulegen konnten. Kunden der TraderFox Börsensoftware können darauf Zugriff nehmen.

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