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Portfoliocheck: Wenn sie fallen, fallen sie tief. Und Mason Hawkins kauft… DowDuPont!

Portfoliocheck Michael C. Kissig 2.208 Leser

Mason Hawkins vertritt einen klassischen Value-Investing-Stil und setzt auf vernachlässigte Branchen, die gerade so gar nicht en vogue sind an der Wall Street. Daher finden sich in seinem Portfolio wenige Werte aus der Konsumgüterindustrie oder dem Hochtechnologiebereich, sondern eher Aktien aus den Branchen Telekommunikation und Industrie.

Hawkins ist Gründer und CEO von Southeastern Asset Management und leitet diese Investmentgesellschaft seit mehr als vier Jahrzehnten. Er konzentriert sich auf eine überschaubare Zahl von Werten und hält seine Positionen zumeist viele Jahre lang. Dabei machen seine TOP-10-Positionen oft bis zu 90 Prozent des Portfolios seines Longleaf Partners Funds aus.

Sein konträrer Ansatz zahlt sich aus und er kann über mehr als vierzig Jahre hinweg auf eine Outperformance gegenüber dem S&P 500 verweisen. Das dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb ihm seine Investoren inzwischen 35 Milliarden Dollar anvertraut haben, die Hawkins mit Bedacht investiert; den Großteil über individuelle Kundenkonten.

Mason Hawkins top Käufe und Verkäufe

Nachdem er seine Cash-Quote über mehrere Quartale immer weitern hochgefahren hatte, reduzierte er sie im vierten Quartal signifikant auf 2 Prozent. Das führte zu einer Turnover-Rate von immerhin 15,7 Prozent in seinem Depot und mit 32 Positionen hielt er zum Jahresende fünf mehr als im vorherigen Quartal.

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Im vierten Quartal 2018 hat Mason Hawkins keine Position komplett verkauft, jedoch bei Comcast seinen Bestand beinahe halbiert. Abgebaut hat er bei Park Hotels & Resorts um 16 Prozent und bei CenturyLink und knapp 6 Prozent.

Aufgestockt hat Hawkins seine Turnaround-Spekulation bei General Electric um weitere 40 Prozent; bei GE war er erstmals im ersten Quartal 2018 eingestiegen. Massiv zugekauft hat er auch bei GCI Liberty, Lazard und Yum China.

Ganz neu im Depot hat Hawkins den Casino-Betreiber Wynn Resorts, PotlatchDeltic und DowDuPont.

Mason Hawkins top Portfolio-Positionen

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Hawkins Portfoliowert sank im vierten Quartal um 16 Prozent von 8,33 Milliarden auf gut 7 Milliarden Dollar. Die drei größten Positionen machen knapp 29 Prozent aus, die fünf größten gut 41 Prozent; Hawkins bleibt damit seinem fokussierten Investmentstil treu.

Mit dem Google-Mutterkonzern Alphabet hat er nur einen reinrassigen Technologiewert im Depot und selbst der wird nach der neuen Sektorzuschneidung von Standard & Poors nicht mehr dem Bereich Technologie zugeordnet, sondern gehört nun zu den Communication Services (wie übrigens auch Facebook).

Die beiden Sektoren Communications Services und Industrials liegen mit jeweils knapp 20 Prozent Depotanteil an der Spitze, gefolgt von zyklischen Konsumwerten mit etwa 15 Prozent, wo es den stärksten Zuwachs gab. Technology, Real Estate und Energy folgen mit Werten zwischen 9,4 und 8 Prozent. Defensive Konsumwerte sind mit knapp 6 Prozent gewichtet und Financial Services mit 4,7 Prozent.

Aktie im Fokus: DowDuPont

Vor drei Jahren hatten die beiden US-Chemiegiganten Dow Chemical und DuPont beschlossen, sich zusammenzuschließen und die deutsche BASF vom Spitzenplatz zu verdrängen. Gleichzeitig mit den Fusionsplänen gaben die Unternehmen auch schon bekannt, dass sie sich im Anschluss in drei getrennte Unternehmen aufspalten wollen.

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Nach langwierigen Genehmigungsverfahren war es im Herbst 2017 soweit und DowDuPont erblickte als Gigant die Welt. Und dieser Koloss machte sich sofort an die Umsetzung seines Aufspaltungsplans. Doch im vierten Quartal 2018 geriet die Weltwirtschaft ins Stottern und es machten sich Rezessionsängste breit, von denen die frühzyklische Chemiebranche mit am schnellsten und heftigsten getroffen würde. Die abstürzenden Börsenkurse machten dem entsprechend auch nicht vor DowDuPont halt und es wäre schon sehr verwunderlich gewesen, wenn diese Gemengelage nicht dazu geführt hätte, dass Mason Hawkins sich hier einkauft. Denn genau dies ist sein Beuteschema…

Anfang 2018 hatte der Kurs von DowDuPont bei 75 Dollar neue Höchststände markiert und schloss dann das Jahr bei mageren 55 Dollar ab. Überkapazitäten und Margendruck setzten dem Unternehmen massiv zu und in Deutschland kam der trockene Sommer hinzu, der auch schon BASF das Ergebnis verhagelt hatte. Des Weiteren litt und leidet man unter den vielen Handelshemmnissen, die mit Strafzöllen und drohendem Handelskrieg zwischen den USA und China die Weltkonjunktur abzuwürgen drohen.

Anders als viele andere Aktien hat sich der Kurs von DowDuPont bisher nicht deutlich von seinen Tiefstständen erholt. Die Erholungsrallye im S&P 500 hat die Aktie jedenfalls kaum mitgemacht und wer auf den Kursverlauf der letzten Tage schaut, sieht einen heftigen Absturz auf knapp 37 Dollar. Doch der hat andere Gründe als schleppend laufende Geschäfte…

Das war der (erste) Spin-off: Dow

Denn DowDuPont hat ernst gemacht mit seinen Aufspaltungsplänen und den ersten Schritt vollzogen, an deren Ende drei Unternehmen stehen werden, die den bisherigen drei Sparten „Speciality Products“ (DuPont), „Materials Science“ (Dow) und „Agriculture“ (Corteva Agriscience) entsprechen. Und die Sparte „Materials Science“ firmiert seit einigen Tagen als „Dow“ separat an der Börse – wodurch sich auch der Kurssturz in der DowDuPont-Aktie erklärt, denn das verbliebene Unternehmen ist ja nun weniger wert. Im Gegenzug bekommen die DowDuPont-Aktionäre die Aktien von Dow zusätzlich in ihr Depot eingebucht und verfügen dann über die Aktien von zwei selbstständigen Unternehmen.

Das wird der (zweite) Spin-off: Corteva Agriscience

Und wer das mitgemacht hat, weiß in etwa auch schon, was ihn in einigen Monaten erwartet. Dann wird nämlich auch noch die „Agriculture-Sparte“ abgespalten als Corteva Agriscience und die Aktionäre werden auch diese Aktien ins Depot eingebucht bekommen; wo dann ebenfalls die verbliebene DuPont liegt.

Diese Sondersituation birgt einiges an Potenzial für findige Investoren. Denn Spin-offs führen oft zu Sondersituationen, bei denen man Unternehmensanteile unter Wert einsammeln kann, wie uns bereits Benjamin Graham lehrte, der Urvater des Value Investings und Lehrmeister von Warren Buffett. Konkret liegt das daran, dass ein Spin-off kein normaler Börsengang ist, bei dem sich Anleger aktiv um die neuen Aktien bemühen, sondern bei einem Spin-off bekommen Aktionäre des abgebenden Konzerns die Aktien der abgespaltenen Unternehmenseinheit einfach in ihre Depots eingebucht. Und haben nun also Anteile an einem Unternehmen, das sie vielleicht gar nicht haben wollen. Da diese Situation bei allen Anlegern zur gleichen Zeit auftritt, handeln auch vielleicht entsprechend gleichzeitig und verkaufen ihre neuen Aktien umgehend. Es kommt also kurzfristig zu einem Angebotsüberhang an Aktien und das drückt auf den Kurs.

Doch auch in der Folgezeit hat es das neue Unternehmen zunächst schwer, sich die nötige und vielleicht verdiente Beachtung zu sichern. Denn es ist am Markt unbekannt, der neue Name ist nicht geläufig und es gibt vergleichsweise wenig Informationen zu dem Unternehmen, da die Historie seiner Unternehmenszahlen noch kurz ist und es nur wenige Analysten gibt, die sich bereits mit dem Unternehmen befassen. Doch nach dieser vorübergehenden Schnäppchenkurs-Phase beruhigt sich die Lage und es rücken zunehmend die fundamentalen Daten in den Vordergrund. Dabei können die aufgespaltenen Unternehmenseinheiten meistens kräftig punkten, weil sie agiler und schneller sind und nicht mehr in so starre Konzernstrukturen eingebunden sind.

Diese neue Freiheit schlägt sich nicht nur in den Unternehmensergebnissen nieder, sondern auch im Aktienkurs. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass sowohl die Spin-offs als auch die Mutterkonzerne ein Jahr nach der Abspaltung deutlich überdurchschnittliche Kurszuwächse aufweisen. Besonders gut haben sich dabei die Spin-offs entwickelt, die ihre Benchmark um durchschnittlich 21 Prozent schlagen konnten.

Hier winken also überdurchschnittliche Renditen und darauf setzt Mason Hawkins. Aber auch darauf, dass sich eine Entspannung im Handelsstreit zwischen China und den USA andeutet und dass die amerikanische Notenbank von ihrem Zinserhöhungskurs abgewichen ist und nun bereits eher Zinssenkungen zur Stimulierung der sich abkühlenden US-Konjunktur in Erwägung zieht. Beides wäre Wasser auf die Mühlen der konjunktursensiblen zyklischen Unternehmen, so dass der Spin-off-Effekt noch durch eine sich aufhellende konjunkturelle Lage flankiert werden könnte, was den drei aufgespaltenen Unternehmen kräftigen Rückenwind geben würde. Und damit einhergehend auch dem Aktienkurs zusätzliche Kraft verleihen dürfte.

Für Mason Hawkins scheint dies eine gute Wette wert und die könnte sich am Ende richtig auszahlen…

Tipp: Im Kundenbereich des aktien Magazins kommentieren wir die Portfolios und Transaktionen der erfolgreichsten Portfolio-Manager der Wall Street.
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