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Siltronic muss sich auf eine Durststrecke einstellen

Gastbeiträge Deutsche Bank AG 217 Leser

Siltronic hat zwei sehr starke Jahre hinter sich gebracht. Doch nun scheinen sich die Marktaussichten für den Wafer-Spezialisten zu verdüstern. Der globale Handelsstreit und die erwartete Konjunkturabkühlung sorgen für schlechte Stimmung bei Siltronic-Kunden unter den Chipherstellern. Es stellt sich die Frage, wie groß die Delle ausfallen wird.

Seit dem Börsengang im Jahr 2015 bereitete das frühere Tochterunternehmen von Wacker Chemie Anlegern viel Freude. Auch Wacker Chemie selbst, da das MDAX-Unternehmen noch knapp 31 Prozent der Siltronic-Anteile hält. Seit Mitte 2018 litt der Kurs der Siltronic-Aktie jedoch unter den allgemeinen Börsenturbulenzen. Nun sorgen verschiedene Marktrisiken für weniger optimistische Geschäftsaussichten.

Siltronic ist einer der weltweit führenden Hersteller von Wafern aus Reinstsilizium. Diese liefert das TecDAX- und MDAX-Unternehmen an führende Chip-Hersteller. Siltronic ist heute etablierter Lieferant der zwanzig wichtigsten Wafer-Verbraucher weltweit. Diese verbauen auf den Siltronic-Wafern verschiedene elektronische Bauelemente wie integrierte Schaltkreise (Chips). Die Siltronic-Produkte kommen beispielsweise in Computern, Smartphones, Flachdisplays, Navigationssystemen, Steuer- und Kontrollsystemen für die Automobilbranche sowie in vielen anderen Bereichen zum Einsatz. Entsprechend hängt der Erfolg des Unternehmens zu einem großen Teil vom Befinden der Halbleiterindustrie ab. Diese bescherte Siltronic zuletzt laut Unternehmensdarstellung zwei herausragende Jahre. Doch nun geht das Management davon aus, dass sich das Geschäftsjahr 2019 insgesamt eher verhalten entwickeln wird.

Für das Jahr 2018 durfte das Management noch einmal einen sehr starken Geschäftsverlauf vermelden. Dabei wurden sogar die eigenen angehobenen Ziele übertroffen. Laut Unternehmensangaben vom 31. Januar lagen die Umsatzerlöse bei 1,46 Mrd. Euro und damit deutlich über dem Vorjahreswert von 1,18 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde um 67 Prozent auf 589 Mio. Euro gesteigert. Die EBITDA-Marge lag damit bei gut 40 Prozent, nach 30,0 Prozent in 2017. Das EBIT hat sich mit rund 498 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr sogar mehr als verdoppelt. Das positive Marktumfeld erlaubte es Siltronic, in 2018 die durchschnittlichen Verkaufspreise nochmals zu erhöhen.

In 2019 wird dies jedoch weitaus schwieriger. Bei der Marktprognose beruft sich Siltronic auf das Marktforschungsinstitut IHS Markit. Dieses würde für die Halbleiterindustrie 2019 einen Nachfrageanstieg nach Siliziumwafern um circa 4 Prozent vorhersagen. Der allgemein zugrundeliegende Wachstumstrend für Siliziumfläche ist aus Sicht von Siltronic intakt. Jedoch seien die Aussichten im Halbleiterbereich aufgrund makroökonomischer und politischer Unsicherheiten für 2019 derzeit verhalten. Daher geht das Management von einem vorsichtigen Jahresauftakt 2019 aus. Die Nachfrage nach Wafern liege im ersten Quartal 2019 leicht unter dem vierten Quartal 2018.

An der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Frühere Siltronic-Erfolge könnten weniger Beachtung finden als die eingetrübten Geschäftsaussichten. Zumal das Gesamtmarktumfeld mit dem globalen Handelsstreit und den verschlechterten Konjunkturaussichten derzeit nicht gerade dafür prädestiniert zu sein scheint, dass sich Unternehmen wie Siltronic oder die Halbleiterindustrie insgesamt besonders euphorisch zeigen.

Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Siltronic-Aktie erwarten, könnten mit einem WAVE XXL-Call der Deutschen Bank (WKN DC0WAN) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,38, die Barriere bei 71,65 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem WAVE XXL-Put der Deutschen Bank (WKN DS7621, aktueller Hebel 5,68, Barriere bei 98,00 Euro) auf fallende Kurse der Siltronic-Aktie setzen
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