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Warum so viele Familien in Deutschland pleite sind

Kommentare Tim Schäfer 5.791 Leser




Liebe Leser,

schau Dich mal auf der Arbeit oder bei den Nachbarn um. Die typische Verhaltensweise in Deutschland ist, dass sich Leute leben, als wären sie reich. Dabei haben sie oft kein Geld am Monatsende übrig. Der Löwenanteil geht für den Konsum drauf. Neues Auto, teurer Urlaub, Möbel und Fast Fashion sowie die neueste Elektronik verschlingen Geld ohne Ende.

Konsum wird zur Sucht. Das übertriebene Kaufen neuer Sachen wird natürlich geleugnet, wenn es jemand kritisch anspricht. Das geht dann so lange nach außen hin gut, bis es knallt. Wenn die Überschuldung droht, kullern die Tränen die Wangen hinunter. Es werden Verwandte angepumpt - nach dem Motto: „Kannst Du mir in dieser schwierigen Situation helfen? Nur ein einziges Mal brauche ich Deine Hilfe. Ich bin am Ende.“ Rechnungen bleiben ewig liegen. Sie können nicht mehr bezahlt werden. Die Autoleasingrate ist schon überfällig. Die Scheidung folgt meist auf so ein Finanzchaos.

Es werden Fehler wie aus dem Schulbuch gemacht. Natürlich stehen nagelneue Autos vor der Tür, die finanziert sind. Als Sahnehäubchen obendrauf wird ein Eigenheim auf Pump erworben. Bett, Sofa, Küche, neue Fenster sind per Ratenkredit bestellt worden. Wer so etwas im Bekannten- oder Familienkreis erleben muss, für den ist das eine Qual.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat in ihrer aktuellen Studie herausgefunden, dass jeder achte Berliner überschuldet ist. Betroffen sind vor allem Berliner ab 40. In anderen Städten ist das ähnlich. In Köln ist jeder neunte, in Bonn jeder elfte Bürger pleite. Häufigste Ursache für Überschuldung sind Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung und „unwirtschaftliche Haushaltsführung“.

Wir Menschen neigen dazu, uns selbst zu überschätzen. Wir glauben, dass wir schlauer sind und besser aussehen als unser Umfeld. Lebemenschen denken, sie können sich alles leisten.

Wir sollten uns aus dem Grund kritisch mit unseren Gedanken beschäftigen. Selbstüberschätzung kann zu einem erheblichen Vermögensschaden führen. Konsumsüchtige meinen mit hohen Schulden zurecht zu kommen. Sie glauben, sie schaffen das locker. Kaum ein Wunsch wird aufgeschoben. Wohlgemerkt schützt ein hohes Einkommen nicht davor, Schulden für Konsumgüter aufzunehmen. Es kann sogar schneller gehen als bei kleinen Einkommensbezieher.

Selbst Bank-Profis überschätzen übrigens ihre eigenen Fähigkeiten. In einer Studie namens „Behaving Badly“ fand James Montier heraus, dass von den über 300 befragten Fondsmanagern 74% angaben, eine Performance zu erzielen, die über der Marktrendite liegt. Fast 100% glaubten, dass ihre Leistung im Job überdurchschnittlich ist. Logischerweise können nicht alle besser als der Durchschnitt sein. Das ist absurd.

Um Selbstüberschätzung bei den Investments einzudämmen, ist es ratsam, auf einen simplen ETF-Sparplan zu setzen. Das ist gebühren- und nervenschonend zugleich. Einfach einen monatlich festgelegen Betrag sparen. Das kann 100 oder 1.000 EUR sein. Der beste Weg, um ein Vermögen aufzubauen, ist es, nicht das gesamte Gehalt zu verpulvern. Vom Gehalt sollte jeden Monat etwas übrig sein. Achte auf eine ausreichende Sparquote. Mindestens 10% sind ratsam. Besser ist mehr. Investiere lieber Dein Geld, so kannst Du Dividenden kassieren. Zudem kannst Du Dich über Kurssteigerungen freuen. Das ist besser als Zinsen für Kredite zu bezahlen. Kauf Dein Auto lieber mit Bargeld. Nehme am besten keinen Kredit auf. Wenn Du das Geld nicht hast, kannst Du Dir das Konsumgut eben nicht leisten.

Was logisch ist: Du sparst nur das, was Du nicht vorher ausgegeben hast. Übrigens war Milliardär Elon Musk als Jugendlicher ein extremer Sparer. In einem Interview sagte der Tesla-Gründer: „Ich denke, in Amerika ist es sehr einfach am Leben zu bleiben. Mein Haushalt, um existieren zu können, war minimal. Ich fand heraus, ich kann in einer günstigen Wohnung mit einem Computer sein und mir wird es OK gehen, ohne zu verhungern.“ Pro Monat gab Musk nur 30 USD aus. Er kaufte Orangen und Hot Dogs in großen Packungen. Er wechselte gelegentlich mit Pasta und Tomatensoße ab. „Ich wusste, mir ging es OK. Wenn ich von 1 USD am Tag leben kann - zumindest auf Basis der Lebensmittelkosten - ist es ziemlich einfach 30 USD im Monat zu verdienen. So wusste ich, dass ich vermutlich OK über die Runde kommen würde.“ Sparsamkeit ist eine Tugend. Natürlich sollte man auf eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Früchten achten.

Zurück zu den ETF-Sparplänen. Wer keine ETFs kaufen möchte, sondern lieber Aktien ins Depot mischt, ist bei den Blue Chips aus den USA in guten Händen. Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Facebook, Johnson & Johnson, JPMorgan, Exxon und Bank of America haben sich ansehnlich entwickelt. In Europa gibt es selbstverständig auch jede Menge solide Aktien. Ich denke an Nestlé, HSBC, Novartis, Roche, BP, Royal Dutch Shell, Total, Banco Santander. In Deutschland gehören Siemens, Bayer, Allianz, SAP und BASF zu den Schlachtschiffen. Eine breite Mischung ist wichtig, denn einzelne Aktien können bitter enttäuschen.

Ein Dauerliebling von mir ist Berkshire Hathaway. Die Beteiligungsfirma von Warren Buffett zählt mit einem Wert von 488 Mrd. USD zu den wertvollsten Konzernen in den USA. Seit über einem halben Jahrhundert ist das Eigenkapital der Holding um rund 20% gewachsen. Berkshire ist eine der besten Aktien weltweit. Aufgrund der beschlossenen Steuerreform in den USA profitiert das Konglomerat aus Omaha enorm. Die Besteuerung für Unternehmen sinkt auf 21%. Buffett hält große Aktienpakete an Bank of America, Wells Fargo und American Express. Sie zählen zu den glücklichen Profiteuren der Steuerreform. Auch die Berkshire-Dachgesellschaft kann sich freuen. Die Steuerquote lag hier bisher bei knapp 30%.

Seit 52 Jahren sitzt die Börsenlegende im Chefsessel. 1965 hatte er die strauchelnde Textilmühle übernommen. Damals wurde die Aktie um die 20 USD gehandelt. Seither ging es um den Faktor 15.000 nach oben. Nun knackte der Aktienkurs erstmals die 300.000-USD-Marke. Ich besitze die B-Aktie, die optisch deutlich günstiger ist. Sie kostet rund 198 USD. Buffett ist ein Genie. Ich fühle mich hier in guten Händen. Ich weiß, dass der 87-jährige längst für einen cleveren Nachfolger gesorgt hat, falls er die Führungsspitze aus Gesundheitsgründen verlassen muss.

Berkshire wird mit dem 1,58-fachen Buchwert taxiert. Das ist nicht teuer. Zumal etliche Perlen im Portfolio zu gering in den Büchern stehen. Etwa die kerngesunde Direktversicherung Geico. Insofern ist vielleicht der Buchwert kein guter Maßstab. Buffett hat gesagt, wenn das Buchwert-Verhältnis auf 1,2 sinken sollte, sehe er die Aktie als ein exzellentes Investment. Er wird dann Aktienrückkäufe vornehmen. Weil die Lücke zwischen 1,2 und 1,58 nicht sonderlich groß ist, bleibt Berkshire ein solides Investment weiterhin für mich, glaube ich zumindest.

Daneben habe ich die Bank of America und Citigroup auf meiner Kaufliste, weil sie nahe am Buchwert notierten. Sie werden mit dem 1,25- beziehungsweise 1-fachen Eigenkapital gehandelt. Buffett ist bei Synchrony Financial eingestiegen. Das Unternehmen hilft Einzelhändlern dabei, eigene Kreditkarten mit dem Firmenlogo herauszugeben. Die Synchrony-Aktie ist seit seinem Einstieg in Fahrt gekommen. Es spricht einiges dafür, dass Buffett weiterhin die Börse oiutperformen wird. Mich wundert, warum die Berkshire-Aktie nicht beliebter ist.

Viele Grüße
Ihr Tim Schäfer