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Was ist aus den „Highs“ der Cannabis-Branche geworden? Sehen wir den Turnaround bei Aurora Cannabis und der gesamten der Cannabis-Branche?

Strategien Marius Müllerhoff 1.163 Leser

Einleitende Worte

In der vergangenen 18 Monaten ist es ruhig geworden um die gesamte Cannabis-Branche. Nach Jahren der Kursexplosionen (2016-2018) geht es für Aurora Cannabis (Symbol: ACB; WKN: A12GS7) und de facto für die gesamte Cannabis-Branche seit Ende 2018 steil bergab. So brach Aurora´s Aktienkurs um über 90% ein.

Mitte Mai legte Aurora Quartalszahlen vor, die die Erwartungen übertrafen und den Markt in Ekstase versetzte (+75% Anstieg an einem Tag); andere Cannabis-Aktien profitierten ebenfalls von diesem Feuerwerk. Außerdem kündigte Aurora diese Woche (KW 21) die Übernahme eines kleineren US-Players an, was ebenfalls die Märkte befeuerte.

Könnte Aurora bzw. die gesamte Branche das Tal der Tränen nun passierten haben? Oder war es lediglich ein Strohfeuer und wir werden weitere Tiefstände sehen?

Rückblick

In den Jahren 2016, 2017 und 2018 hieß es für die gesamte kanadische Cannabis-Branche: „The sky was the limit“.
Jedoch ging es mit der Legalisierung des Cannabis für Freizeitzwecke (sog. „Recreational Cannabis“) im Oktober 2018 langsam aber sicher bergab. Getreu des Mottos „buy the rumor sell the news“, sollten die Aktien aller führenden Cannabis-Hersteller signifikant einbrechen.
Folgend die Performance der vergangenen 12 Monate einiger Key Players im Cannabis-Markt (zur Info: der umgekehrte Aktiensplit von Aurora Cannabis ist in der Tabelle noch nicht berücksichtigt):

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Quelle: TraderFox

Besonders hart hat es in den letzten 12 Monaten die Aktien von Aurora Cannabis getroffen. Sie sind um über 90% gefallen bis zu dem Feuerwerk am 15.05.2020 (siehe auch folgende Tabelle, die den kürzlich erfolgten Aktiensplit berücksichtigt):

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Quelle: TraderFox

Quartalszahlen von Aurora als Pivotal News Point!?

Am 14.05.2020 öffnete Aurora seine Bücher für das erste Quartal 2020. In Kürze:

• Umsatz: $75,5 CAD Mio. vs $66,7 CAD Mio. (Erwartung)
• Adjusted EBITDA: Management betonte, ein positives adjusted EBITDA in Q1 des Geschäftsjahres 2020/2021 (was dem Quartal Juli-Oktober 2020 entspricht) zu erwirtschaften
• Kosten: Es findet eine kontinuierliche Kostenreduktion statt: von 75 CAD Mio. im abgelaufenen Quartal, über die aktuelle Run Rate von 55 CAD Mio. bis letztlich hin zum selbst gesetzten Zielkorridor von 40-45 CAD Mio.
• Cash: Positive Aussagen des Managements zur aktuellen Cash-Situation und
• „Daily Special“: dies ist eine neue eigene Marke (Cannabis für weniger als $9/Gramm)

Die Zahlen pulverisierten die Märkte. Die Aktie schoss am nächsten Tag um sage und schreibe +75% nach oben. Die anderen Cannabis-Aktien profitierten ebenfalls von den besser als erwarteten Zahlen.

Trotz dieser positiven Quartalszahlen und der Reaktion des Marktes, bleiben jedoch einige Herausforderungen bestehen, u.a.:

• Aurora stellt 3x so viel Cannabis her wie es verkauft
• Es fehlt weiterhin ein CEO
• Die Nettoverschuldung in Höhe von 309 Mil. CAD muss wahrscheinlich durch die weitere Ausgabe an Aktien gedeckt werden (Verwässerung der aktuellen Shareholder)
• Der umgekehrter Aktiensplit vom 11.05.2020 sorgt nicht für Vertrauen, denn die Aktie war unter $1 USD gefallen, und das Unternehmen musste damit ein De-Listing an der US-Börse befürchten.

Katalysatoren für das weitere Wachstum

Was könnte Aurora sowie die gesamte Cannabis-Branche wieder auf die Erfolgsspur zurückführen?

Aus meiner Sicht weist Aurora die folgenden Katalysatoren auf:

• Eintritt in den US-Markt durch die Akquisition von Riliva in dieser Woche (KW 21), um von dem wachsenden Cannabinoid (CBD)-US-Markt zu profitieren. Denn in den USA legalisieren immer mehr Bundesstaaten CBD-Produkte, und zwar nicht nur für den medizinischen Gebrauch, sondern auch für Freizeitzwecke.
• Ein neuer CEO soll in 2020 kommen (aktuell wird Aurora von einem Interims-CEO geleitet, nachdem in 2019 der ehemalige CEO das Unternehmen verlassen musste).
• Die Kosten sollen kontinuierliche reduziert werden
• Das KUV (2021e) liegt mit 4,3 deutlich unter dem KUV von Wettbewerbern wie Canopy Growth in Höhe von 10 und Cronos Group in Höhe von 16,7 sowie
• Siehe folgende Katalysatoren für die gesamte Branche

Neben Aurora sehe ich für die gesamte Cannabis-Branche folgende Katalysatoren:

• Vergabe von weiteren Lizenzen an Retail-Geschäfte in Kanada, insbesondere in den wichtigen Provinzen Quebec und Ontario
• Reduzierung des Oversupplies durch diese weiteren Lizenzen an Retail-Geschäfte
• Ausbau des Portfolios von Produkten, z.B. Cremes, Getränke, Lebensmittel, Öle, Shampoo
• Finanzielle und strategische Unterstützung durch weitere großer Player (so hat sich Constellation Brand in 2017 an Canopy Growth beteiligt und diese Beteiligung in 2018 sowie im März 2020 weiter aufgestockt; Cronos hat sich mit Altria einen großen Player an Bord geholt; in 2019 kam das Gerücht auf, dass sich Coca Cola an Aurora beteiligen wolle, was letztlich jedoch nicht erfolgte.)
• Weitere Länder legalisieren den Gebrauch von Cannabis für medizinische Zwecke
• Die Legalisierung von „Recreational Cannabis“ wird ebenfalls in immer mehr Ländern stattfinden. Kanada (neben Uruguay) nimmt hier eine führende Rolle ein. Denn in beiden Ländern ist Cannabis sowohl für medizinische als auch für Freizeitzwecke legalisiert. Folglich sollten kanadischen Unternehmen einen First Mover Advantage haben.

Abschließende Worte

Der positive Earnings Call könnte ein Pivotal News Point für Aurora und für die gesamte Branche gewesen sein. Es liegt noch viel Potenzial vor in dieser 200 Mrd. USD Branche, wie z.B. der Ausbau des Produktportfolios, die weitere Legalisierung von Cannabis für medizinische und Freizeitzwecke etc.

Spannend bleibt zu sehen, wie die Quartalszahlen des größten Cannabis-Hersteller, Canopy Growth, ausfallen. Diese sollen Mitte Juni präsentiert werden. Sollten auch sie die Erwartungen übertreffen, sollte die gesamte Branche - nach über 12 Monaten Downtrend - eine neue Aufwärtswelle starten.

Aus meiner Sicht bietet es sich an, auf mehrere Unternehmen gleichzeitig zu setzen oder einen ETF (z.B. Horizons Marijuana Life Sciences Index ETF (HMMJ) zu kaufen, um den 200 Mrd. USD Cannabis-Sektor zu spielen. Es gilt, eine hohe Volatilität zu berücksichtigen.

Disclaimer: Der Autor hält Positionen in Aurora Cannabis und Canopy Growth.

Quellen:
https://seekingalpha.com/article/4348344-aurora-cuts-costs-significant-challenges-remain
https://seekingalpha.com/article/4348076-aurora-cannabis-transformational-quarter
https://seekingalpha.com/article/4348677-aurora-cannabis-whether-seen-bottom
https://seekingalpha.com/article/4348834-why-aurora-cannabis-dominate-canadian-market-over-time
https://www.marketwatch.com/story/aurora-cannabis-makes-its-long-awaited-push-into-the-us-with-reliva-cbd-acquisition-2020-05-20?mod=mw_quote_news
https://www.marketwatch.com/press-release/aurora-cannabis-to-strategically-enter-the-united-states-with-acquisition-of-reliva-llc-a-market-leading-mass-retail-cbd-platform-2020-05-20?mod=mw_quote_news
https://investor.auroramj.com/
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