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Wichtiges Grundwissen für Aktien-Anleger: Die Gewinner in einem Jahrzehnt sind oft die Verlierer im nächsten

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Was uns die letzten 10 Jahre über die nächsten 10 Jahre sagen können - gemäß diesem Motto ist LPL Financial in einer aktuellen Publikation der Frage nachgegangen, wie sich die Branchen-Favoriten in einem Jahrzehnt typischerweise in den nachfolgenden zehn Jahren schlagen. Dem Ergebnis zufolge kam es in der Vergangenheit in der Regel zu einer Wachablösung bei den von den Anlegern bevorzugten Sektoren. TraderFox berichtet.

Anleger jagen gerne der Performance hinterher. Das berichtet Barry Gilbert, Vermögensallokationsstratege bei LPL Financial Holdings, basierend auf seinen Erfahrungen in einer aktuellen Publikation. Kurzfristig kann dies laut dem Mitarbeiter dieses US-Finanzdienstleisters eine erfolgreiche Strategie sein, was sich durchaus auch auf eine solide wissenschaftliche und industrielle Forschung stützt.

Aber Gilbert weiß aus Erfahrung auch, dass nichts ewig währt und sich speziell auch die Finanzmärkte in Zyklen bewegen. Ein Grund dafür ist, dass je mehr ein Segment des Aktienmarktes in Sachen Performance überdurchschnittlich gut abschneidet, desto größer ist die Gefahr, dass es deshalb falsch bewertet wird, weil die Stimmung den Fundamentaldaten vorauseilt.

Die Stimmung kann lange Zeit hochgehalten werden, und es gibt keine Regeln dafür, wie lange diese Zyklen dauern, so Gilbert. Aber irgendwann komme in der Regel der Punkt, an dem sich dieses Spiel rächt. Historisch gesehen war ein Jahrzehnt oft gerade lang genug, um anschließend einige bedeutende Kursumschwünge zu erleben.

Die Vergangenheits-Performance spricht für regelmäßige Wachablösungen bei den Favoriten-Branchen

Die grundsätzliche Schlussfolgerung von LPL Financial daraus lautet wie folgt: In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Outperformer der letzten 10 Jahre auf Branchenebene in der Regel die Underperformer der nächsten zehn Jahre waren. Und das gilt auch umgekehrt, das heißt, aus den Branchen, die zuvor schlecht gelaufen sind, wurden die neuen Gewinner.

„Wenn ein Marktsegment ein Jahrzehnt lang eine Underperformance erzielt hat, ist es oft so verhasst, dass viele Anleger es deswegen aktiv meiden“, erläutert dazu Gilbert. „Doch gerade das führt statistisch gesehen dazu, dass dieser Sektor anschließend oft eine Outperformance entwickelt.“

Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, wurden in jedem rollierenden Zeitraum seit 1990 - 1999 die Outperformer eines Jahrzehnts zu Underperformern des nächsten Jahrzehnts. Aus einer durchschnittlichen Outperformance von 6,0 % der Gewinner im ersten Jahrzehnt wurde nach Berechnungen von LPL Financial eine durchschnittliche Outperformance von 2,8 % der vorherigen Verlierer im nächsten Jahrzehnt.

Die Bilanz von Gewinner- und Verlierer-Branchen in Jahrzehnten gerechnet seit 1990

Energie, Grundstoffe, Basiskonsumgüter, Kommunikationsdienste und Versorger unter den potenziellen neuen Favoriten

Die Studie deutet laut Gilbert darauf hin, dass das Richtige bei der taktischen Positionierung nicht unbedingt dasselbe ist wie bei der strategischen Positionierung. Aber um diesen Unterschied zu nutzen, braucht man nach Einschätzung des LPL-Strategen Geduld.

Spannend ist vor dem Hintergrund der ermittelten Ergebnisse natürlich die Antwort auf die Frage, welche Branchen die Underperformer von 2012 bis 2021 waren und die angesichts der Resultate theoretisch das Zeug dazu haben, in den nächsten zehn Jahren zu Outperformern zu avancieren.

Nach Angaben von LPL Financial heißen diese Kandidaten Russell 1000 Value, Russell Mid-Cap Value, Russell 2000, Russell 2000 Value, MSCI EAFE (Industrieländer ex USA und Kanada), MSCI Emerging Markets und die S&P Dow Jones Select Sector-Indizes für Energie, Grundstoffe, Basiskonsumgüter, Kommunikationsdienste und Versorgungsunternehmen.

Gemessen an der Performance der vergangenen zehn Jahre sieht die Performance dieser Liste an Branchen zwar furchtbar aus - aber genau das ist ja der entscheidende Punkt, basierend auf den Studien-Ergebnissen. Will heißen: Für langfristig orientierte Anleger können diese Sektoren eine Überlegung wert sein, um die Chancen zu nutzen, die sich aus einer möglichen Performance-Umkehrung in Richtung Mittelwerte ergeben.


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