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Winkt Starbucks aufgrund der Coronapandemie ein nachhaltiges Elysium?

Aktienanalysen Michael Seibold 952 Leser

Liebe Leser,

warum sind manche Unternehmen erfolgreicher als andere? Was zeichnet ein nachhaltiges Geschäftsmodell aus? Weshalb können manche Unternehmen eine Krise besser meistern als andere oder sogar gestärkt aus ihr hervor gehen. Die Antwort ist so trivial, also so gewöhnlich und alltäglich, dass es schon fast nichts mehr Besonderes ist. Erfolgreiche Unternehmen konzentrieren sich auf ein großes Bedürfnis beim Kunden. Sie kennen die Probleme und möchte diese beseitigen. Ebenso wissen sie ganz genau wie sie ihr Know-how am besten auf den Engpass ihrer Zielgruppe fokussieren. Oft ist es die Konzentration auf wenige Produkte oder Dienstleistungen, dafür können sie in diesem Bereich die komplette Problemlösung bis in die Tiefe entwickeln.

Wie sagte Henry Ford so schön zum Thema Erfolg: “Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“ Grundsätzlich sind es oft einfache Dinge gepaart mit einer wunderbaren Geschichte dahinter. Denn die Menschen kaufen nicht die allein die Produkte, sie kaufen persönliche Geschichten, was man heutzutage als Storytelling bezeichnet.

An Geschichten erinnern sich die Menschen und verankern diese, Produkte gibt es viele. Warum erzähle ich Ihnen all das – weil genau Starbucks das Geheimnis des Erfolges seit fast 50 Jahren praktiziert und auch jetzt gestärkt aus der Corona-Krise gehen wird. Wenn wir einen Blick auf den Aktienkurs von Starbucks werfen, sieht man, dass die Börse bereits die Zukunft spielt. Das Imperium Starbucks steigt trotz Gewinneinbruch in Q3 2020 auf ein neues Allzeithoch.

Durch die Maßnahmen, die in der Coronapandemie seitens der Politik getroffen wurden, wird es in Zukunft weniger Konkurrenz geben, da viele kleinere und mittlere Unternehmen nach der Krise oder teils auch noch währenddessen insolvent gehen werden, was langfristig dazu führen dürfte, dass Starbucks seine führende Rolle als Kaffeehauskette ausbauen werde.

 

 

Unternehmensgeschichte und Fakten

Die Mission hinter Starbucks lautet: “To inspire and nurture the human spirit – one person, one cup and one neighborhood at a time.“ Die Idee hinter Starbucks ist so einfach und genial zugleich – auf dem Weg zur Arbeit die Liebe für Kaffee mit Freunden teilen.

Kaffee ist nicht nur ein zeitloser Wachmacher, sondern wird in vielen Regionen auf dieser Welt als Kulturgut gesehen. Es ist der tägliche Wegbegleiter für viele Menschen, egal ob zuhause, in der Arbeit oder unterwegs. Weltweit werden täglich rund 2,6 Milliarden Tassen Kaffee getrunken.

Rund 30 Prozent des weltweiten Kaffeekonsums entfallen auf Europa. Kaffee ist nach Wasser die Nr. 2 unter den kalten und heißen Getränken. Der Kaffeekonsum steigt in allen Ländern der Welt an. 20 Prozent der regelmäßigen Verbraucher trinken sogar ca. 5 Tassen am Tag. Allein in China ist in den letzten 10 Jahren der Konsum um 16 Prozent p.a. angestiegen. Finnland ist mit ca. 12 kg pro Kopf und Jahr der größte Kaffeekonsument. Haben Sie gewusst, dass Kaffee nach Öl der am zweithäufigsten gehandelte Rohstoff der Welt ist? Starbucks wurde 1971 gegründet und bestand damals mit einem einzigen Geschäft im historischen Pike Place Market von Seattle. Der Name ging auf den Steuermann Starbuck aus dem Roman „Mobby Dick“ zurück. Mit diesem Namen möchte man an die Seefahrerromantik und – traditon der ersten Kaffeehändler erinnern.

Starbucks hat ein zeitloses Produkt mit einer globalen Marke, deren Geschäftsmodell aus eigenen Filialen, derzeit bei 32.660, lizenzierten Filialen und eigenen Produkten besteht. Im Mittelpunkt von Starbucks steht also der Kaffee als zentraler Kern, um das sich alles dreht. Der Marktanteil von Starbucks weltweit des außerhalb von Zuhause konsumierten Kaffees liegt bereits bei fast 50 Prozent. Mit dem sieben Milliarden US-Dollar Deal hat sich Nestlé 2018 Vermarktungsrechte für Konsum- und Gastronomieprodukte des US-Coffeeshops-Betreiber gesichert. Durch den Deal und Zusammenschluss mit Nestlé können auch abgepackte Starbucks-Produkte in Supermärkten, aber auch in Nespresso-Maschinen angeboten werden. Auch können die Produkte nach Hause geliefert werden.

Starbucks kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von rund 120 Mrd. USD. Im Jahr 2019 hat meinen einen Umsatz von 26,5 Mrd. USD erzielt bei einem Free Cashflow von 3,2 Mrd. USD. Das war beispielsweise mehr als die Fastfood-Kette McDonald’s. Pandemiebedingt liegt der Umsatz im Geschäftsjahr 2020, welches bei Starbucks bis September 2020 läuft, bei nur 23,5 Mrd. USD, soll aber nächstes Jahr schon wieder deutlich anziehen. Die Nettogewinnmarge hat letztes Jahr 14 Prozent betragen, das Gewinn – und Umsatzwachstum lag in den letzten drei Jahren bei ca. 8 Prozent.



Segmente von Starbucks

Das Geschäft von Starbucks besteht aus drei Segmenten. Der größte Umsatzanteil mit ca. 83 Prozent bilden die Filialen, die Starbucks selbst betreibt (Company-operated stores). Im Segment Licensed stores (9 Prozent Umsatzanteil) geht es also um Filialen, an die Starbucks lediglich ihre Lizenz verkauft. Im Bereich Other (8 Prozent Umsatzanteil) werden eigene Marken wie Teavana, Starbucks, Princi, Seattle’s Best Coffee usw. über den Einzelhandel vertrieben.

 

Quelle: Q4 FY 2020 Earnings Release von Starbucks

Alles dreht sich bei Starbucks rund um das Kernprodukt Kaffee. Der Vorteil gegenüber Fastfood oder beispielsweise zuckerhaltigen Lebensmitteln besteht darin, dass Kaffee, solange es natürlich nicht überkonsumiert wird, keine nachweislichen schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit hat, im Gegenteil, mehrere Studien bescheinigen Kaffee positive Effekte. Starbucks hat aufgrund seiner Größe, v.a. sind die Shops meist größer als die vielen kleineren Cafés, Kostenvorteile aufgrund Skaleneffekte. Aufgrund seiner starken Marke können deutlich höhere Preise für die beliebten Kaffee-Produkte platziert werden, ohne dass sie eine Abwanderung ihrer Kunden befürchten müssten.

In den letzten Jahren geht der Trend hin zu lizensierten Filialen. Starbucks setzt seine Gastronomie-Konzepte ähnlich wie McDonald’s um. Indem man Lizenzverträge mit Betreibern der Filiale abschließt, erhält Starbucks einmalige Lizenzgebühren sowie eine dauerhafte prozentuale Beteiligung am Umsatz. Der große Vorteil liegt hier klar beim geringeren Kapitalaufwand, da das Risiko Partner abfedern und keine operativen Betriebskosten mehr anfallen.



Ehrgeizige Ziele

Starbucks bietet noch viel Wachstum. Bis 2030 hat sich das Unternehmen als Ziel gesetzt von 33.000 auf 55.000 Filialen zu wachsen. Besonders in Ländern wie China herrscht noch großes Potenzial.

Viele der neuen Filialen in Übersee sollen im Rahmen von Lizenzvereinbarungen eröffnet werden. Bis zum Geschäftsjahr 2024 soll das ein „10-20-30-Szenario“ eröffnen d.h. ein Gewinnwachstum von mindestens 10 Prozent, eine operative Marge nahe bei 20 Prozent sowie ein ROIC (Gesamtkapitalrendite) von ca. 30 Prozent. Während bereits im Geschäftsjahr 2021 eine deutliche Erholung bekräftigt wird, möchte man im Geschäftsjahr 2022 beim EPS um 20 Prozent wachsen, 2023 und 2024 um 10-12 Prozent.

Ab dem Geschäftsjahr 2022 sollen die Filialen jährlich um sechs Prozent wachsen. Zum Abschluss hat CEO Kevin Johnson auf der Investorenkonferenz positiv auf die Zukunft geblickt: „Wir sind gut positioniert, um in die richtigen Bereiche zu investieren, um unseren Wettbewerbsvorteil zu stärken und über Jahrzehnte hinweg ein beständiges, nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Wir werden dies tun und dabei der Mission und den Werten treu bleiben, die dieses großartige Unternehmen aufgebaut haben. Mit Starbucks-Partnern im Mittelpunkt glauben wir, dass unser Ziel weit über das Streben nach Profit hinausgeht, mit dem Bestreben, den Planeten, den wir alle teilen, und die Menschen, die mit Starbucks in Verbindung stehen, positiv zu beeinflussen. “

Ich denke Starbucks erfüllt alles, was einen Burggraben (Moat) auszeichnet. Dazu gehören eine starke Marke, Skaleneffekte sowie hohe Gewinnmargen. Kaffee ist ein zeitloser Wachmacher. Der Umsatz im Segment Kaffee beträgt 2020 ca. 321 Mrd. Euro. Laut Prognose wird im Jahr 2025 das Marktvolumen bei 531 Mrd. Euro liegen. Dies entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 10,6 Prozent (CAGR 2020-2025). Vor allem in Ländern wie China und Indien wird Kaffee immer populärer.

Im Jahr 2025 werden voraussichtlich 84 Prozent der gesamten Ausgaben im Segment Kaffee auf den Außer-Haus-Markt (Bars, Cafés, Restaurants usw.)

 

Quelle: Statista Außer-Haus-Umsatzanteil

Unter den Heißgetränken gehört Kaffee mit ca. 42,6 Litern jährlich pro Person zu den meistkonsumierten Getränken weltweit. Tee kann zwar eine größere Menge verbuchen (85 Liter jährlich pro Person), allerdings liegt der Wert von Kaffee vor Tee, da bei der Getränkezubereitung im Vergleich zu Tee mehr Kaffeepulver pro Liter verwendet wird. Der Trend geht hin zu einer neuen Wahrnehmung von Kaffee – von einem gewöhnlichen Mittel zur Koffeinzufuhr zu einem Genusserlebnis für die Sinne. Dadurch wird die Premiumisierung von Kaffee vorangetrieben. Diese Premiumisierung zeigt sich auch bei Starbucks bei der Bewertung. Das KGV für 2021 beträgt ca. 37, allerdings weist Starbucks einen nachhaltigen Burggraben auf, der diesen Aufschlag rechtfertigt. Die Dividendenrendite beträgt für das nächste Jahr ca. 1,9 Prozent. Das Dividendenwachstum in den letzten 10 Jahren betrug durchschnittlich 30 Prozent p.a.

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments!

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/dThk3tBIp4Q