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Zwei der trendstabilsten Aktien aus der Global Trend Following-Liste Europa 500

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Das es für Investoren im DAX in diesem Jahr unter dem Strich nicht gut laufen würde (Stand 14.12.: -16,9 %), hatten wir schon thematisiert. Ein Blick auf andere Börsen des Kontinents spendet allerdings auch nicht viel Trost. Zwar ist das Minus im Eurostoxx 50 mit 13 %, in Spanien mit 12,7%, Frankreich mit 9,4 % oder Großbritannien mit 8,9 % um ein paar Pünktchen kleiner, aber sicher auch nicht zufriedenstellend. Besser sieht es hingegen in Luxemburg mit einem Plus von 13,8 %, Rumänien 11% oder Norwegen mit einem Zugewinn mit 6,8 % aus. Letztere haben vom Aufschwung der Öl- und Lachsaktien profitiert, während sich in dem Index der Skandinavier wenig krisengeplagte Auto- oder Chemieaktien befinden. Außerhalb Europas lässt immerhin Brasilien mit einem Plus von fast 14 % aufhorchen. Nach Jahren der politischen Unsicherheit und wirtschaftlichen Rezession hat die Wahl eines neuen Präsidenten dem südamerikanischen Land einen gehörigen Ruck gegeben. Bei einer Inflationsrate von 3,5 % bleibt somit noch ordentlich etwas übrig für den mutigen Investor. Da im nächsten Jahr auch einige politische Klärungstermine wie Wahlen in Europa anstehen, könnte dies zumindest ein Hoffnungsschimmer für 2019 sein. Aus der aktuellen Global Trend Following-Liste Europa 500 haben wir zwei Titel herausgesucht, die sich mit ihrer Trendstärke dem aktuellen Abwärtssog in den europäischen Indizes entgegenstellen.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Davide Campari (3-Jahres-Trendstabilität 14)


Markenidentität ist in der Bewerbung für ein Produkt ein schwerwiegender Vorteil gegenüber anderen Wettbewerbern. In Zeiten von „disruptiven“ Veränderungen in vielen Branchen ist das sicher ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Der italienische Getränkehersteller Davide Campari, gegründet 1860 in Mailand, tut das sicher nicht zu knapp, hat man sich doch früh im 20. Jahrhundert als Lifestyleprodukt positioniert. Bereits 1932 etablierte der Konzern mit der Campari-Soda-Flasche ein Markenzeichen mit Wiedererkennungswert, beschränkte aber die Expansion der Bittergetränks zunächst auf Europa. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam der internationale Expansionszug ins Rollen und das Unternehmen förderte seine Verbindungen zur Kunst, Sport und Kultur durch unterschiedliche Arten des Sponsorings. Einen zweiten Schwung bekam Campari mit der Generation Techno in den Neunziger Jahren, die zu ihrer ausschweifenden Partykultur auch die entsprechenden Lifestyle-Getränke benötigte. Neben der Eigenmarke Campari war (und ist) vor allem Wodka gefragt, weshalb die Italiener ihr eigenes Portfolio um einige Produkte wie z.B. Skyy Vodka, Aperol, Cinzano, Averna oder Grand Marnier erweiterten. Auf den Bereich der Premium-Alkoholika hat man sich auch mittlerweile fokussiert, denn aus dem Geschäft mit Weinen und Softdrinks hat sich Campari bis auf wenige Ausnahmen in den vergangenen zwei Jahren zurückgezogen. Die in 18 Produktionsstätten hergestellten 50 Marken werden von 4000 Mitarbeitern durch 20 Vertriebszentren in insgesamt 190 Länder weltweit verkauft und transportiert.

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Die Strategie des sechstgrößten Spirituosenherstellers der Welt verfolgt das Ziel, die eigne Kernmarke zu stärken. Hierzu will man je zur Hälfte aus eigner Kraft wachsen und durch gezielte Zukäufe das Portfolio erweitern. In den Jahren 2012 und 2014 haben die Italiener hierzu stark zugekauft, während man 2016/17 eher auf die Konsolidierung des Portfolios und stärkere Kostenkontrolle gesetzt hat. Durch die Zukäufe hat sich die Bedeutung des US-Marktes erhöht, der 43,7 % der Umsätze ausmacht, während Europa, Afrika und Nahost zusammen gut 50 % erreichen. Dem durchschnittlichen, jährlichen Umsatzwachstum hat das nicht geschadet, denn es betrug stabile 5,3 %, der Nettogewinn stieg im Durchschnitt um 8 %, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018 konnte Campari dieses Wachstumstempo noch erhöhen, denn der Konzernumsatz stieg um 6,6 % auf 1,2 Mrd. €, während der Nettogewinn um 8 % auf 299,8 Mio. € zulegte. Am deutlichsten war der Umsatzzuwachs mit fast 10 % in Nordeuropa. Bis 2021 rechnet der Durchschnitt der Analysten mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 6-8 % und einen Gewinnzuwachs von 9-11 %. Mit 2019/20er KGVs von 23,5 und 21 ist das Unternehmen noch nicht zu teuer bewertet.

Lonza Group (3-Jahres-Trendstabilität 13,64)


Das in Basel ansässige Chemieunternehmen wurde 1897 in Gampel im Kanton Wallis als Lonza Elektrizitätswerke gegründet. Mit der erzeugten Energie wurden zunächst Basischemikalien, vor allem Acetylen und Kunstdünger hergestellt. Später expandierte der Konzern in Visp und Ende der Sechziger Jahre unternahm man den Schritt auf den US-Markt. 1974 übernahm die Alusuisse den Konzern, spaltete ihn aber als eigenständige Chemiesparte Alusuisse-Lonza 1990 wieder ab. Im Zuge einer erneuten Umstrukturierung Ende der Neunziger Jahre erfolgte der Börsengang und die Umbenennung in die heutige Lonza Group. Kurz zuvor wagte das Unternehmen den Schritt nach China, 2002 wurde in Basel der Konzernsitz etablierte. Durch zahlreiche Zukäufe im letzten Jahrzehnt hat man die Sparte Bioscience ausgebaut, zuletzt durch die Übernahme des US-Medikamentenkapselherstellers Capsugel für 5,5 Mrd. USD im Dezember 2016. Darüber hinaus existieren mit Life Science Ingredients (Futter- und Nahrungsmittelzusätze), Microbial Control (Chemikalien zur Bekämpfung des Wachstums von Mikroorganismen) und Custom Manufacturing (Inhaltsstoffe für Medikamente wie z.B. Krebs oder Herz- und Kreislauferkrankungen) noch drei weitere Sparten im Konzern. Das Unternehmen beschäftigt weltweit insgesamt 14.500 Mitarbeiter an über 100 Standorten.

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Die relativ häufigen Wandel und Umstrukturierungen des Schweizer Konzerns, die neben dem harten Wettbewerb auch der Sondersituation eines harten Schweizer Franken geschuldet waren, führten auch noch in diesem Jahrzehnt zu einem Auf und Ab bei Umsatz und Gewinn. Erst seit 2013 hat die Wachstumsstory eine gewisse Kontinuität, wuchs der Umsatz jährlich mit Raten von 6 bis 8% und der Gewinn um 8 bis 10 %. Ähnlich wie bei Bayer zielt die Strategie des Konzerns darauf ab, den Bereich Biosciene und Pharma zu stärken und dafür nur noch spezielle und margenstarke Chemieprodukte zu erzeugen. Die Ergänzung des organischen Zuwachses durch gezielte Zukäufe gehört weiterhin zur Firmenpolitik. Im ersten Halbjahr 2018 profitierte Lonza von seinen bisherigen Zukäufen und der genannten Fokussierung, denn der Umsatz wuchs um 8,2 % auf 3,1 Mrd. CHF, der Nettogewinn stieg um 10,9 % auf 802 Mio. CHF. Für das Gesamtjahr 2018 geht das Management von einer Fortsetzung des Trends in der Größenordnung des Ergebnisses des ersten Halbjahres aus. Bis 2022 soll dieser Trend dann noch an Dynamik gewinnen. Die aktuellen durchschnittlichen Schätzungen der Analysten gehen von einem Umsatzzuwachs von 8-9 % aus, das Plus beim Nettoergebnis soll zwischen 11 und 13 % liegen. Mit KGVs für 2019/20 von 21,5 und 19,7 ist die Aktie allerdings schon ein höher bewertetes Investment.
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