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Zwei Top-Werte aus unserer Global Trend Following-Liste Europa 1000

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Totgesagte leben länger – diese nicht so neue Erkenntnis bestätigt sich gerade in der Performance gerade jener Sektoren, denen man im vergangenen Jahr nicht mehr über den Weg getraut hat. Während es der DAX seit Jahresanfang auf ein Plus von 13,6 % gebracht hatte, konnte die lange verpönten Autowerte mehr als 15 % Plus verzeichnen, die zyklische Chemiebranche brachte es im Angesicht schwacher Wachstumsdaten für 2018 auf einen Zuwachs von 18 % und die Basisgrundstoffe legten 15,8 % zu. Aufgrund der wieder offensiveren Notenbankpolitik ist das Thema Rezession schon lange eingepreist und die Börse bereitet sich auf den nächsten Wachstumsschub vor. Diese Party dürfte aufgrund des weiter unsicheren geopolitischen Umfelds noch andauern. Der verschobene Brexit und die ungelösten Handelskonflikte lassen noch keine Änderung der Zinspolitik zu. Die wieder zurückfließende Liquidität wird aber nicht nur in Aktienrückkäufe und Dividenden investiert werde, auch Übernahmen werden wohl bald wieder verstärkt auf die Tagesordnung gelangen. Auch wenn die Unternehmenspreise nicht wirklich günstig sind, wird aufgrund der günstigen Finanzierungsbedingungen trotzdem der eine oder andere Deal eingefädelt werden. In der aktuellen Global Trend Following-Liste Europa 1000 finden haben wir im vorderen Ranking zwei Titel gefunden, deren Branchen von dieser Entwicklung sehr wahrscheinlich betroffen sein dürften.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Warehouses de Pauw (3-Jahres-Trendstabilität 17,31)

Immobilienentwicklung und -handel ist seit dem Beginn der Niedrigzinsphase in Europa ein großes Thema. Keiner der in der Branche tätigen Akteure dürfte sich vor mehr als 10 Jahren vorgestellt haben, dass infolge der Finanzkrise und der Politik der EZB ein derartiger langer und intensiver Boom bei den Immobilienpreisen einsetzen würde. Der Mangel an bezahlbaren Wohnraum ist die eine Seite dieser Entwicklung, eine lange Zeit durchaus vorhandenes Überangebot an Gewerbe- und Büroraum die Andere. Von der technologischen Entwicklung mit dem starken Onlinehandel profitierte aber noch eine dritte Seite, nämlich die Eigentümer von Industrie- und Lagerimmobilien. Die stark steigende Paketflut erforderte nämlich unterschiedliche große Haupt- und Zwischenlager, die vor allem in der Nähe der großen Logistikdrehkreuze wie Schiffs- und Flughäfen gefragt sind. Von der steigenden Nachfrage danach profitiert der belgische Immobilien-Trust Warehouses de Pauw. Das 1971 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Wolvertem, Belgien und verfügt über 200 Objekte mit 4.500.000 m² Lagerfläche in Belgien und den Niederlanden. Die Belegungsquote liegt bei 97,5 %. Darüber hinaus ist die Gesellschaft mit Objekten in Frankreich und Rumänien vertreten, wo man sich weiteres, lukratives Wachstum verspricht. Die Belgier bieten vom Verkauf kompletten Lager- oder Gewerberaums bis zur Instandsetzung vorhandener Immobilien und dem Leasinggeschäft ihren Kunden ein komplettes Portfolio an Möglichkeiten bei gewerblichen Immobilien. Die Einnahmen aus Leasing und Vermietung sind auch die größte Einnahmequelle des Investment-Trusts.

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Die enorme Expansion des Logistikgeschäfts hat Warehouses de Paw seit Anfang dieses Jahrzehnts ohne Frage in die Hände gespielt. Insbesondere der Onlinehändler Amazon und der Fahrdienst Uber nutzen einige der Standorte der Belgier für ihre Logistik, so dass sich deren starkes Wachstum auch in der Bilanz des Trusts bemerkbar macht. Das durchschnittliche, jährliches Umsatzwachstum betrug seit 2012 rund 13,5 %, das Gewinnplus betrug im selben Zeitraum 16,8 %. Im Geschäftsjahr 2018 nahm die Dynamik des Wachstums noch etwas zu. Der Konzernumsatz stieg um 18,9 % auf 202,9 Mio. €, der Nettogewinn legte um 17,4 % auf 148,1 Mio. €. Die operative Marge lag dabei im Schnitt bei 91,8 %. Seit 2012 wurde die Dividende kontinuierlich angehoben. Für 2019 rechnet das Management mit einem Gewinnplus von 8 %. In den nächsten vier Jahren soll zudem der aktuelle Portfoliowert von 3,5 Mrd. € auf 5 Mrd. € gesteigert werden. Bis 2022 rechnet der Durchschnitt der Analysten mit einem jährlichen Umsatzwachstum von rund 12 % und einen Gewinnzuwachs von 7 %. Die 2019/20er KGVs von 21,7 und 20 bedeuten eine faire, noch nicht überzogene Bewertung.

Barco NV (3-Jahres-Trendstabilität 16,30)

Wenn man an Bildschirme und Displays denkt, kommt einem unweigerlich der Name Samsung in den Sinn. Selbst auf dem europäischen Markt sind die Koreaner omnipräsent. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht auch erfolgreiche Player aus Europa gibt. Die Augen würden sich aber dann kaum auf das kleine Belgien, sondern eher nach Deutschland und Frankreich richten. In der Tat kommt der Weltmarktführer von visualisierten Lösungen und Displays aus Belgien und heißt Barco. Die Abkürzung Barco steht für Belgian American Radio Cooperation, denn die Ursprünge des 1934 gegründeten Unternehmens liegen in der Produktion von Radiogeräten. Ab Ende der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts dominierte die Produktion von Fernsehgeräten die Produktion bei Barco, in den Siebziger Jahren kamen Computerbildschirme dazu. Videoprojektoren für Flugzeuge ergänzten das Produktportfolio in den Achtziger Jahren. Letztere Sparte gewann aufgrund der zunehmenden Anwendung bei Videokonferenzen an Bedeutung. Ab den Neunziger Jahren benötigte vor allem die Medizintechnik für ihre Mikrokameragesteuerten Eingriffe immer ausgereiftere Displays, so dass Barco auch in diesem Bereich starkes Wachstum verzeichnete. Aktuell sind die angebotenen Produkte wie Projektoren und Displays in den drei Geschäftsbereichen Unternehmen (Umsatzanteil 28 %), Unterhaltung (50 %) und Gesundheit (22 %) untergebracht. Die Belgier beschäftigen mehr als 3500 Mitarbeiter und sich in rund 90 Ländern vertreten, wobei die USA mit 36 % der wichtigste Markt vor Asien und Europa mit jeweils 32 % Anteil am Umsatz sind.

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Das Wachstum bei Umsätzen und Gewinnen verlief bei den Belgiern in den vergangenen 10 Jahren recht wechselhaft. Allerdings haben sich die Schwerpunkte im Produkt-Portfolio auch im selben Zeitraum stark verändert, dafür allerdings die Gewinnmargen der neuen Produkte deutlich erhöht. Während der Umsatz zwischen 2013 bis 2018 in einer engeren Spanne zwischen 0,9 und 1,1 Mrd. € pendelte, kam es in der einer Umstrukturierungsphase zwischen 2012 und 2015 zu drastischen Verlusten. Seitdem ging es allerdings steil aufwärts. Im Geschäftsjahr 2018 verringerte sich der Umsatz um 5,2 % auf 1 Mrd. €, der Nettogewinn legte hingegen von 25 auf 75 Mio. € zu. Die EBITDA-Marge stieg um 2,2 auf 12,1 %. Für 2019 geht das Management von einem leichten Umsatzplus aus und rechnet mit einem EBITDA auf Vorjahresniveau. Zudem erhofft man sich auf dem zuletzt etwas schwächeren chinesischen Markt eine stärkere Belebung. Die aktuellen durchschnittlichen Schätzungen der Analysten erwarten daher auch eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bis 2023 unter Schwankungen. Der Umsatzzuwachs soll bei 4,5 bis 5 % liegen, das Plus beim Nettoergebnis zwischen 12 bis 13 %. Mit KGVs für 2019/20 von 20,4 und 17,4 ist die Aktie noch kein teures Investment.
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