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Zwei trendstabile Aktien aus dem Global Trend Following-Liste Deutschland Prime

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Im Januar machte der deutsche Aktienmarkt den Eindruck, als das ihn das Thema Brexit nicht mehr so sehr berühre. Ebenso schien der Handelsstreit zwischen den USA und China auf eine gütliche Einigung zuzusteuern, weshalb die ärgsten Ängste des Börsenjahres 2018 wie weggeblasen erschienen. Doch scheint der starke Januar nicht das zu versprechen, was eine alte Börsenregel besagt, nämlich das dann auch das Börsenjahr entsprechend positiv verlaufen wird. Zumindest hat der DAX die Hälfte seiner Gewinne nach nicht mal der Hälfte des Handelsmonats Februar wieder abgegeben. Die belastenden Faktoren, des Jahres 2018, eingangs genannt, sind wieder auf der Tagesordnung der Investoren. Insbesondere der „Chaos-Brexit“ rückt nun näher, und auch wenn es zu einer Verschiebung kommt dürfte das kaum zur einem richtigen Freudensprung im DAX reichen, denn das Problem ist ja dann immer noch nicht gelöst. Insofern verwundert es nicht, dass Anleger am deutschen Aktienmarkt eher wieder konservative Branchen wie Versorger, die Immobilienbranche und ausgewählte Onlinedienstleister bevorzugen. Denn anders als bei den britischen Nachbarn erfreuen sich insbesondere die deutschen Immobilienbesitzer einer intakten Aufwärtskurve bei den Immobilienpreisen. In der Global Trend Following-Liste Deutschland Prime TF fanden wir ein paar spannende Werte in der Spitzengruppe, deren Aktienkurs im mittel- bis langfristigen Trend weiter nach oben zeigt, da sie vom Brexit, in welcher Form auch immer, nicht negativ beeinflusst werden.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Hypoport AG (3-Jahres-Trendstabilität 12,58)

Deutsche Finanzdienstleister werden bei Investoren besonders kritisch betrachtet, denn seit der Finanzkrise 2008/09 haben sich nicht nur die Geschäftsgrundlagen für die Unternehmen beträchtlich verändert, sondern auch die ohnehin mäßige Wahrnehmung in der Öffentlichkeit weiter verschlechtert. Das liegt allerdings auch an den klassischen deutschen Banken selbst, die auf die technologischen Herausforderungen zunächst gar keine und dann später nur unzureichende Antworten hatten. So konnten sich neue Wettbewerber leicht am Markt etablieren, wie die Erfolgsstory Wirecard bis zum letzten Jahr zumindest, zeigte. Eine weitere Erfolgsgeschichte schreibt der Berliner Finanzdienstleister Hypoport, der 1999 in Berlin gegründet wurde und sich zunächst mit Schwerpunkt Immobiliengeschäft für Privatkunden am Markt engagierte. 2008/09 machte man sich die technologische (und strukturelle) Schwäche der Sparkassen und Volksbanken zu Nutze und gründete mit den jeweiligen Verbänden Online-Finanzmarktplätze. Für die Sparkassen wurde die elektronische Plattform Finmas genannt, bei den Volksbanken heißt sie Genopace. Beide sind für den internen Gebrauch entwickelt, bei den Sparkassen geht es dabei eher um Hilfe bei der Erschließung von Marktpotential, bei den Volksbanken um die interne Abwicklung von Immobilienkrediten und Versicherungen. Darüber hinaus bietet der Konzern mit 1400 Mitarbeitern allen Banken und Finanzdienstleistern mit Europace einen elektronischen Marktplatz für Immobilienfinanzierungen, Ratenkrediten und Bausparverträgen an. Insgesamt zählt Hypoport mehr als 500 Banken und Finanzdienstleister zu seinen Kunden und führt rund 35.000 Transaktionen täglich durch. Privatkunden bietet man über die Dr. Klein &Co. Kg bundesweit in rund 200 Filialen entsprechende Finanzdienstleistungen an.

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Beeindruckende Bilanzen weist das Unternehmen über die vergangenen fünf Jahre nach. Der Umsatz stieg im Durchschnitt jährlich um 17,5 %, der Gewinn um 15,5 %. Auch die Zahlen die ersten neun Monate 2018 aus dem November können beeindrucken. Der Umsatz legte um 33 % auf 192. Mio. € zu, der Nettogewinn stieg um 35 % auf 102 Mio. €. Einen nachhaltigen Anteil am Zuwachs hat vor allem die Kreditplattform Eurospace, die etwas mehr als 25 % des Gesamtumsatzes generiert und bei Umsatz und Gewinn jeweils um 33 und 31 % zulegen konnte. Im Immobiliensektor stieg der Umsatz um 53 % dank des Zukaufs der kleineren Wettbewerber FIO und Value AG. Punktuelle Zukäufe gehören neben dem organischen Wachstum zur Strategie des Konzerns. Auch für 2019 geht das Management, trotz eines schwierigeren Umfelds, von einem starken Wachstumsschub aus. Die Schätzungen der Analysten bescheinigen dem Konzern starkes Wachstumspotential. Umsatz und Gewinn sollen bis 2021 jeweils im jährlichen Durchschnitt um 17,5 % und 26 % zulegen. Die 2019/2020er KGVs von 35,7 und 28,7 zeigen allerdings auch schon eine ziemlich anspruchsvolle Bewertung an.

Vonovia (3-Jahres-Trendstabilität 12,23)

Wie bereits erwähnt, haben es Finanzdienstleister ob auch des mangelnden Wissens eines Großteils der Bevölkerung in Deutschland über dieses Thema sehr schwer. Ganz anders sieht dies allerdings bei Thema Immobilien aus, das qua realer Objekte für eine Mehrheit der Bevölkerung nachvollziehbarer erscheint. Als klassische Immobilienmakler erscheinen dabei viele in Deutschland beheimatet Unternehmen nicht. Eher sind es z.B. private Genossenschaften, die vor allem über den Zukauf aus staatlichen Immobilienbestand gewachsen sind. Die Bochumer Vonovia, die bis 2015 Deutsche Annington hieß, gewann genau nach diesem Muster an Größe. Die Deutsche Annington war eine Tochter des britischen Unternehmens Annington Homes und kaufte 2014 den Wettbewerber Gagfah, im September 2015 erfolgte dann die Umbenennung des Unternehmens im Zuge des Börsengangs in Vonovia. Seitdem sind die Bochumer die Nr. 1 unter den deutschen Wohnungsunternehmen, die versuchen ihre starke Marktstellung vor allem auch durch Übernahmen auszubauen. Beim Wettbewerber Deutsche Wohnen scheiterte dieses Ansinnen an der Ablehnung deren Aktionäre. Mehr Erfolg hatte man 2018 bei der österreichischen BUWOG, die mit ihren 48.000 Wohnungen für rund 5 Mrd. Euro erworben wurde und bei der schwedischen Victoria Park mit 14.000 Wohnungen. In Deutschland verwaltet der Konzern 400.000 Wohnungen, strebt allerdings weiter ein qualitatives Wachstum dieses Bestandes an. Ende 2018 wurde Vonovia dann noch in Frankreich mit dem Zukauf eines 10prozentigen Anteils an einem Wohnportfolio der SNCF Group von 4000 Wohnungen aktiv.

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Schon vor den Jahren des Zusammenschlusses mit dem Wettbewerber Gagfah 2014 wuchs der Konzern mit Umsatzsteigerungen von 3 bis 5 % und Gewinnzuwächsen von 70 bis 80 % mehr als ordentlich. Mit den Zukäufen seit 2015 hat sich der Aufschwung nochmals verstärkt, was bei der Wohnungsknappheit in Deutschland, dem Hauptmarkt von Vonovia, nicht verwundert. Doch auch dem Management ist klar, das eine Fortsetzung des dynamischen Wachstums nur mit einer Expansion über die deutschen Grenzen hinaus machbar ist. Die jüngsten Zukäufe zeigen dies auch eindrucksvoll. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018 konnte der Umsatz auch dank der Zukäufe um 26 % auf 1 Mrd. € gesteigert werden, der Gewinn legte um 13 % auf 778 Mio. € zu. Die Investitionen für Modernisierungen und Instandsetzungen sollen von 650 Mio. Euro 2018 in diesem ja auf 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro steigen. Dies ermöglicht wiederum die Mieteinnahmen zu erhöhen. Darüber hinaus plant Vonovia weitere Zukäufe im europäischen Ausland. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand ein Plus bei den Mieteinnahmen von 4,4 bis 4,6 %. Analystenschätzungen sehen bis 2022 im Schnitt ein jährliches Plus beim den Umsätzen von 7 bis 8 % und beim Nettogewinn zwischen 22 und 25 %. Die KGVs für 2019/2020 liegen bei fairen 15,7 und 16,2.
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