23.08. 19:02

Trump beordert im China-Handelsstreit US-Firmen nach Hause

- von David Shepardson und Andrea Shalal

Washington/Peking (Reuters) - Im Handelsstreit mit China hat US-Präsident Donald Trump amerikanischen Konzernen die Rückkehr nach Hause befohlen.

"Wir brauchen China nicht und offen gesagt würde es uns ohne sie sehr viel bessergehen", schrieb er am Freitag auf Twitter https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1164914959131848705. "Unseren großartigen amerikanischen Unternehmen wird hiermit befohlen, sofort nach einer Alternative zu China zu suchen." An die US-Unternehmen gerichtet erklärte Trump, sie sollten "Ihre Firmen nach Hause holen und Ihre Produkte in den USA herstellen". Die Regierung in Peking hatte zuvor neue Zölle angekündigt. Trump kündigte an, darauf noch im Laufe des Tages zu antworten. Die Finanzmärkte reagierten mit Verlusten auf Trumps Äußerungen.

Dem Sender CNBC zufolge traf Trump sich nach den China-Tweets mit seinen Wirtschaftsberatern. Zunächst wurden keine Einzelheiten bekannt, wie Trump den Befehl zum Abzug aus China durchsetzen will. Der Präsident kann amerikanische Unternehmen nicht dazu zwingen, China zu verlassen. Experten nannten als mögliche Schritte Änderungen an den Steuervorschriften oder Sanktionen. Allerdings würde es Jahre dauern, die größten Volkswirtschaften zu entflechten. Zu vielen chinesischen Produkten gibt es in den USA kaum Alternativen. Eine Verlagerung der Fertigung wichtiger Erzeugnisse könnte Jahre dauern und würde teuer werden. Die US-Handelskammer erteilte Trumps Rückzugsforderung eine klare Absage.

"EIN MINI-KOLLER"

An der Wall Street drehte der S&P 500 ins Minus und lag im Verlauf 1,7 Prozent tiefer. Die Renditen der US-Staatsanleihen gaben ebenfalls nach, der Dollar büßte im Vergleich zu anderen Währungen an Wert. Auch der DAX rutschte ab. "Er scheint wütend zu sein, dass China auf das Vorgehen der USA reagiert hat, und hat im Prinzip einen Mini-Koller und ist auf alle wütend", erklärt David Katz, Investment-Manager bei Matrix Asset Advisors. "Es ist irrsinnig", erklärte Ken Polcari von Butcher Joseph Asset Management. "An einem Tag sagt er dir, alles läuft prima mit China, und heute sagt er, alle raus aus China."

"WER IST DER GRÖßERE FEIND?"

Trump hatte unmittelbar vor den China-Tweets erneut die Politik der US-Notenbank Fed angegriffen. Nach einer mit Spannung erwarteten Rede von Jerome Powell schrieb er unter Anspielung auf den Fed-Chef und Chinas Präsident Xi Jinping: "Meine einzige Frage lautet, wer ist unser größerer Feind, Jay Powel (sic) oder der Vorsitzende Xi?"

Das Handelsministerium in Peking hatte angekündigt, neue Zölle in Höhe von bis zu zehn Prozent auf US-Waren im Wert von etwa 75 Milliarden Dollar zu erheben. Einige sollen ab dem 1. September gelten, andere ab dem 15. Dezember. Betroffen sind gut 5000 US-Produkte wie Autos, Autoteile, Agrarprodukte, kleine Flugzeuge und Öl. Insbesondere sollen ab Anfang September neue Abgaben in Höhe von zehn Prozent auf Rind- und Schweinefleisch erhoben werden. Dann soll auch die Einfuhr von Sojabohnen um fünf Prozent teurer werden. US-Landwirte gehören zu Trumps wichtigsten Unterstützern. In den USA finden im kommenden Jahr Präsidentschafts- und Kongresswahlen statt.

Die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt überziehen sich seit Monaten mit Zöllen und Gegenzöllen. Zuletzt hatte Trump Anfang August den Konflikt trotz neuer Gespräche verschärft und angekündigt, auf Importe aus China im Volumen von 300 Milliarden Dollar Sonderzölle zu erheben. Die Einführung der neuen Abgaben verschob er allerdings. Sie sollten eigentlich ab September greifen.