23.06. 12:27

Lokführer-Gewerkschaft will am Donnerstag Streik-Termine nennen

Berlin (Reuters) - Mit Beginn der Sommerferien in einigen Bundesländern müssen sich Fahrgäste der Bahn auf Streiks einstellen.

Die Lokführergewerkschaft GDL will nach den gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn am Donnerstag konkrete Arbeitskampfmaßnahmen vorstellen. Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky werde über sie auf einer Pressekonferenz in Berlin informieren, teilte die GDL am Mittwoch mit. Die Gremien der Gewerkschaft hätten bereits Arbeitskampfmaßnahmen beschlossen. Eine GDL-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur Reuters, man werde dann auch konkrete Streik-Termine nennen.

Die Bahn kritisierte, Arbeitskämpfe seien immer nur das letzte Mittel. "Gerade jetzt, wo die Ferien vor der Tür stehen und sich viele nach harten Pandemie-Monaten wieder aufs Reisen freuen, will die GDL-Spitze die Aufbruchsstimmung zunichtemachen." Obwohl fundierte Angebote etwa für mehr Lohn oder zusätzlichen Kündigungsschutz auf dem Tisch lägen, "verweigert sich die GDL-Führung von Beginn an, seriös zu verhandeln", monierte eine DB-Konzernsprecherin. Die GDL-Spitze müsse sofort an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Die Lokführergewerkschaft GDL hatte bereits einen massiven Arbeitskampf für die nächsten Wochen angekündigt. "Die Streiks werden härter und länger als in der Vergangenheit", sagte Weselsky jüngst in einem Interview. "Ich kann Streiks in den Sommerferien nicht ausschließen. Das kann nur die Bahn." Sie müsse ein Angebot auf den Tisch legen, das es verdiene, verhandelt zu werden. "Statt eines verbesserten Angebots stellte die DB unannehmbare Vorbedingungen und Gegenforderungen - und dass, obwohl ihr die GDL stark entgegengekommen ist", erklärte die GDL nun.

Beide Seiten haben sich zuletzt gegenseitig für ein Scheitern der Tarifverhandlungen verantwortlich gemacht. Die GDL fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent. Nach Lesart der Bahn summieren sich die gesamten Forderungen der Lokführer aber auf etwa das Dreifache davon.

Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat der Konzern bereits eine Tariferhöhung von 1,5 Prozent für eine Laufzeit ab Anfang 2022 bis Ende Februar 2023 vereinbart. In diesem Jahr soll es kein Lohnplus geben. Weselsky lehnt eine solche Nullrunde ab. Die Bahn strebt mit der GDL einen vergleichbaren Abschluss zu diesem "Sanierungs-Tarifvertrag" an. Beide Gewerkschaften stehen in scharfer Konkurrenz zueinander.