Aktiencrash: Wie Donald Trump innerhalb weniger Wochen aus dem begehrtesten Wirtschaftsstandort der Welt einen Unsicherheitsstandort machte!
Liebe Börsianer,
Donald Trump hat es geschafft, innerhalb nur weniger Wochen aus dem begehrtesten Investitionsstandort der Welt einen Unsicherheitsstandort zu machen.
Noch vor 6 Wochen blickte ich in meiner Funktion als Unternehmer etwas neidisch auf die USA. Trump startete ein ambitioniertes Programm zur Reduktion der Staatskosten und zum Abbau von Bürokratie und Regulierungen. Das könnten wir in Europa auch dringend gebrauchen.
Ein Firmenstandort in den USA versprach Investitionssicherheit, günstige Energiepreise und ein dereguliertes Umfeld. Viele europäische Firmen, auch aus dem Autosektor, planten neue Werke in den USA und verlagerten ihre Produktionsstandorte freiwillig in die Vereinigten Staaten. Was will man mehr?
Vollkommen ohne Not startete Donald Trump dann seinen Zollkrieg. Zuerst dachten wir noch, sein Hauptanliegen sei es, einen guten Deal zu verhandeln. Als Trump klar formulierte, dass es ihm um eine neue Handelsordnung gehe und er auch eine Rezession als Anpassungsprozess akzeptieren würde, reagierten die Aktienmärkte mit blankem Entsetzen. US-Aktien sind seitdem im freien Fall.
Trump glaubt, die USA sollten zukünftig auf Importe weitgehend verzichten und alle Güter selbst produzieren. Dumm nur, dass die Arbeitslosigkeit mit nur 4 % nahe an der Vollbeschäftigung liegt. Ein Hochfahren der Produktion für viele weitere Güter ist kaum möglich, ohne eine Lohnpreisspirale zu entfachen.
Für den amerikanischen Bürger, der ausländische Waren kaufen möchte, sind Zölle gleichbedeutend mit einer Nettolohnkürzung. Für die gleiche Arbeitsleistung erhalten die Bürger weniger Waren.
Amerikanische Firmen wie Amazon, Apple oder Microsoft nutzen wie selbstverständlich die europäischen Absatzmärkte, um ihre Produkte zu verkaufen. Es ist doch vollkommen offensichtlich, dass die Europäer hier mit ihren Gegenzöllen ansetzen würden. Hat Trump das wirklich bis zum Ende durchdacht?
Wenn Börsenkurse von politischen Rahmenbedingungen abhängig sind, ist das eine sehr unangenehme Situation, weil es uns fast unmöglich ist, eine vernünftige Einschätzung zu treffen. Ob die Kurse in einem halben Jahr höher oder niedriger stehen, hängt nun maßgeblich davon ab wie Trump mit seiner Zollpolitik weiter vorgeht.
Im Umfeld des amerikanischen Präsidenten befinden sich viele Tech-Unternehmer, die auch die Möglichkeit haben, ein Gespräch mit Donald Trump zu bekommen. Ich habe die Hoffnung, dass ihm die CEOs von Amazon oder Microsoft erklären, wie schädlich ein Zollkrieg für das Geschäft amerikanischer Firmen wäre.
Fazit: Zölle verschlechtern das Leben für alle Beteiligten. Die Börse erkannt das. Sie zeigt mit den Kurseinbrüchen eindeutig, dass die Zollpolitik von Trump eine Bedrohung für den wirtschaftlichen Wohlstand ist.
Viele Grüße
Simon Betschinger
In der neuen Ausgabe des aktien Magazins stellen wir Aktien vor, die auch während eines Zollkrieges gute Geschäfte machen können.