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Berichtssaison: Was von den Tech-Giganten Alphabet, Apple, Microsoft und Meta Platforms sowie deren Aktien zu erwarten ist

Artikel, Strategien Jürgen Research 166 Leser

Die vier weltbeherrschenden US-Tech-Konzerne legen Ende Oktober neue Geschäftszahlen vor. Wegen der Bedeutung dieses Aktien-Quartetts für die allgemeine Börsenrichtung ist die Spannung im Vorfeld groß. CFRA analysiert in einer aktuellen Studie, auf was es bei der Berichterstattung ankommt. Per Klick erfahren Sie, worauf Anleger zu achten haben.

In den USA ist in der Vorwoche die nächste Berichtssaison angelaufen. Wie immer hängen die Anleger in dieser Zeit an den Lippen der Firmenlenker, mit der Hoffnung, aus der Berichterstattung darauf Rückschlüsse zu ziehen, wie es mit den Aktien ihrer Unternehmen weitergeht.

Angesichts der Bedeutung, die Techaktien durch ihre sehr hohen Marktkapitalisierungen mit Blick auf das Geschehen an den Aktienmärkten haben, finden die Ergebnisse der Branchen-Riesen stets sehr viel Aufmerksamkeit. Bis es von dieser Seite Neues gibt, müssen sich die Anleger nicht mehr lange gedulden. Denn die vier großen US-Technologiekonzerne Alphabet, Apple, Microsoft und Meta Platforms präsentieren ihre Quartalsergebnisse am 29. und 30. Oktober – und abhängig davon, wie die Zahlen ausfallen, dürften sie den in den nächsten Wochen vorherrschenden Ton an den Börsen entscheidend mitbestimmen.

Termine der Quartalsberichte und Konsensprognosen für Umsatz (in Mio. Dollar) sowie Gewinn je Aktie der vier großen US-Technologieunternehmen (englische Zahlenschreibweise beachten)


Termine der Quartalsberichte und Konsensprognosen für Umsatz


Die Analysten von CFRA Research haben sich im Vorfeld das genannte Quartett näher angesehen und analysiert, was von ihnen im Zuge des diesmaligen Berichtsreigens zu erwarten ist. Gemäß den Schlussfolgerungen rechnen sie mit einem weiterhin gesunden Umfeld für Cloud- und Digitalwerbung, da eine stärkere KI-Integration und die zunehmende Akzeptanz in Unternehmen weiterhin für Aufwärtspotenzial sorgen dürften.

Wie es allgemein heißt, bergen die Unsicherheiten rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China für jedes Big-Tech-Unternehmen ein individuelles Risiko, aber die Aussichten für KI und den Handel bleiben gut, so das Urteil. Zumal man weiterhin davon ausgeht, dass die USA und China sich an den Verhandlungstisch setzen müssen. Daher lautet die Empfehlung, bei etwaigen Kursrückgängen zu kaufen.

Was die Bewertungen angehe, so seien diese inzwischen zwar ambitioniert, doch die langfristigen Chancen rund um KI, Cloud-Dienste und digitale Werbung rechtfertigten sie weiterhin. Dennoch könnten manche Anleger die anspruchsvollen Bewertungen als Anlass für Gewinnmitnahmen nutzen.

Vergleich der Bewertungen der „Magnificent 7“ (basierend auf Konsensschätzungen)


Geschäftlich gesehen setzt man aber darauf, dass die großen Technologieunternehmen ein gesundes Gewinnwachstum melden. Viele Anleger dürften vor allem auch auf Kommentare zur KI-Monetarisierung von KI, Einblicken in die Investitionsausgaben für 2026 und Informationen zur allgemeinen Lage im Bereich Cloud/digitale Werbung/Konsumgüter warten. Der zitierte Finanzdienstleister gibt dazu seine Einschätzungen ab und kommentiert darüber hinaus die Wettbewerbsrisiken, die von OpenAI ausgehen.

Interessant dabei: CFRA stuft alle vier Titel als nach wie vor aussichtsreich ein. Apple, Alphabet und Meta Platforms sind mit dem Anlageurteil „Kaufen“ versehen, während Microsoft sogar mit „stark Kaufen“ eingestuft ist. Im Detail sehen die Analysten die Ausgangslage der "Big 4" vor deren Ergebnispräsentationen wie folgt:

Alphabet (ISIN: US02079K3059): Der 85-Mrd.-Dollar-Capex-Sprung und die Wette auf KI-Suche


 CFRA bleibt für Alphabet optimistisch und hebt hervor, dass der Konzern zu den aussichtsreichsten Profiteuren des KI-Booms zählt. Sowohl im Werbegeschäft als auch im Cloud-Bereich rechnet CFRA mit zweistelligem Wachstum. Das Unternehmen hat seine Investitionsausgaben 2025 auf 85 Mrd. USD erhöht – ein Plus von über 60 % gegenüber dem Vorjahr.

  • Suche und YouTube überzeugen mit KI-Integration

Laut CFRA zeigt sich Google in der Lage, den Übergang zu KI-gestützten Suchergebnissen erfolgreich zu managen. Die Analysten erwarten im dritten Quartal ein Umsatzplus im Suchbereich von rund 12 % und im vierten Quartal von 10 % bis 11 %. Auch YouTube profitiert von KI-gestützten Empfehlungen, wodurch Werbetreibende höhere Conversion-Raten erzielen. CFRA schätzt, dass die neuen „AI Overviews“ und der erweiterte „AI Mode“ zu längeren Suchanfragen und damit höheren Anzeigenumsätzen führen. Das steigert die Monetarisierung und könnte YouTube langfristig zu einem der größten Wachstumstreiber machen.

  • Cloud wächst weiter im hohen Tempo

Die Cloud-Sparte bleibt laut CFRA das wichtigste Wachstumsfeld. Nach einem Plus von 30 % im zweiten Quartal 2025 rechnet man auch für Q3 und Q4 mit Zuwächsen zwischen 30 % und 32 %. Der operative Gewinn der Cloud-Sparte erreichte zuletzt 2,8 Mrd. USD bei einer Marge von 20,7 % – dem höchsten Wert bislang. Trotz steigender Abschreibungen durch KI-Investitionen erwartet CFRA mittelfristig eine Ausweitung der Marge auf über 30 %.

  • Massive KI-Investitionen als Schlüsselstrategie

Die Analysten betonen, dass Google beim Ausbau seiner KI-Infrastruktur zu den aggressivsten Investoren zählt. Die eigenen Tensor Processing Units (TPUs) der siebten Generation sollen künftig noch leistungsfähiger sein, und die Zahl der verarbeiteten Tokens hat im Sommer 2025 erstmals die Marke von einer Billiarde erreicht. CFRA sieht in dieser Expansion die Basis, um die Nachfrage nach komplexeren KI-Modellen bedienen zu können. 2026 könnte das Capex-Volumen erstmals über 100 Mrd. USD steigen.

Alphabet Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Meta Platforms (ISIN: US30303M1027): KI-Offensive, Margendruck und wachsende Konkurrenz


 CFRA bewertet Meta mit „Buy“, betont jedoch, dass der Konzern bei seinem Umbau zu einem KI-getriebenen Unternehmen erhebliche Herausforderungen zu meistern hat. Zwar bleibt das Anzeigengeschäft stark, doch die massiven Investitionen in Infrastruktur und Forschung werden die Margen in den kommenden Jahren spürbar belasten.

  • KI-Monetarisierung sichert Werbewachstum

Meta nutzt künstliche Intelligenz, um Anzeigenplatzierung und Nutzerinteraktion zu optimieren. CFRA geht davon aus, dass der Umsatz im dritten Quartal um rund 21 % bis 22 % steigt. Die KI-gesteuerten Empfehlungssysteme erhöhen die Verweildauer auf den Plattformen – im zweiten Quartal stieg die auf Facebook und Instagram verbrachte Zeit um jeweils mehr als 20 %. Auch die Conversion-Raten im Werbegeschäft verbesserten sich um 3 % bis 5 %.

  • Aggressive Investitionen begrenzen Margenpotenzial

CFRA erwartet für 2025 Investitionsausgaben zwischen 66 und 72 Mrd. USD, rund 30 Mrd. mehr als im Vorjahr. 2026 könnte der Betrag laut den Analysten auf nahezu 100 Mrd. USD steigen. Damit verfolgt Meta langfristige Ziele: den Aufbau eigener KI-Modelle der nächsten Generation und die Entwicklung von KI-Hardware. Kurzfristig jedoch führen diese Investitionen zu einer steigenden Kostenbasis und höherer Abschreibung, was das Bewertungsniveau belastet.

  • Zunehmender Wettbewerb durch neue Plattformen

CFRA verweist insbesondere auf die Herausforderung durch OpenAI. Deren neue App „Sora“, die KI-gestützte Videoerstellung und soziale Interaktion kombiniert, erreichte in kürzester Zeit Platz 1 im App Store. Diese Form von KI-getriebener Kreativkommunikation könnte das Nutzerverhalten dauerhaft verändern. CFRA warnt, dass Meta die junge Nutzergruppe an innovative Formate verlieren könnte, wenn es nicht gelingt, eigene KI-basierte Social-Features rasch zu etablieren.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Microsoft (ISIN: US5949181045): Copilot treibt Azure – der KI-Führer managt die Kosten perfekt


 Microsoft bleibt laut CFRA der stabilste und am besten geführte Vertreter unter den großen Techkonzernen. Das Cloud-Geschäft wächst stark, während das Kostenmanagement überzeugt. Die Einstufung lautet „Strong Buy“ mit einem Zwölfmonatspreisziel von 620 USD.

  • Azure bleibt Wachstumsmotor

Die Analysten erwarten im September-Quartal ein Umsatzplus von 37 % für die Azure-Sparte. Bereits in den beiden vorangegangenen Quartalen waren die Zuwächse mit 39 % und 33 % über den Erwartungen gelegen. CFRA geht davon aus, dass KI-Services inzwischen einen Anteil im hohen Zehnerprozentbereich am Cloud-Umsatz erreichen. Der Ausbau der Kapazitäten auf Basis von NVIDIAs Blackwell-Chips stärkt die Wettbewerbsposition zusätzlich.

  • Investitionen auf Rekordniveau, Margen stabil

Microsoft erhöht die Kapitalausgaben deutlich – allein im September-Quartal auf rund 30 Mrd. USD. Trotzdem bleibt die operative Marge mit 45 % bis 46 % konstant. CFRA lobt den disziplinierten Umgang mit Ressourcen: Der Konzern hält seine Belegschaft seit drei Jahren nahezu konstant, obwohl der Umsatz um 40 % gestiegen ist. Auch die Integration von Activision mit rund 13.000 Mitarbeitern verlief ohne Anstieg der Gesamtkosten.

  • Produktivitätstools mit KI-Schub

Das Geschäft mit Office 365 und der neuen Copilot-Funktion wächst laut CFRA um 15 %. Besonders positiv fällt die Entwicklung bei „Microsoft Copilot Studio“ auf, das Unternehmen ermöglicht, eigene KI-Agenten zu entwickeln. Damit schafft Microsoft ein Ökosystem, das traditionelle SaaS-Modelle mit neuen, agentenbasierten Arbeitsformen verbindet – ein strategischer Vorteil gegenüber Wettbewerbern.

Microsoft Qualitätschek

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Apple (ISIN: US0378331005): iPhone 17-Zyklus, stabile Services und der Gemini-Faktor


 Für Apple erwartet CFRA ein solides Quartal mit anhaltend robustem iPhone-Absatz und einer Erholung im China-Geschäft. Nach schwierigen Monaten sei das Unternehmen wieder in einer komfortableren Position. CFRA stuft die Aktie mit „Kaufen“ und einem Kursziel von 280 USD ein.

  • iPhone 17 sorgt für starke Nachfrage

Der Start des iPhone 17 im September verlief laut CFRA besser als erwartet. Im dritten Quartal dürfte der Umsatz um rund 6 % steigen, gefolgt von weiteren 5 % im Dezemberquartal. Die Analysten verweisen darauf, dass vor allem die höherpreisigen Modelle gefragt sind, was den Durchschnittspreis nach oben treibt. Auch in China zeichne sich ein positives Jahr ab, unterstützt durch staatliche Stimuli.

  • Margen stabil und Ausblick positiv

Die Bruttomarge liegt laut CFRA bei rund 46,5 %. Die Analysten sehen Apple zunehmend weniger abhängig von Lieferkettenrisiken und betonen die Stärke des Servicegeschäfts, das eine Marge von über 75 % erreicht. Der Wegfall von Qualcomm-Modems in den kommenden Jahren könnte die Profitabilität weiter verbessern.

  • KI-Partnerschaften als nächste Wachstumsphase

Ein wichtiger Treiber bleibt die Integration künstlicher Intelligenz. Nach einem Gerichtsurteil darf Google weiterhin seine Suchmaschine auf Apple-Geräten vorinstallieren – ein entscheidender Vorteil für die margenstarke Servicesparte. CFRA rechnet zudem mit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Apple und Google in puncto KI, etwa durch die Einbindung der Gemini-Plattform. Für 2026 erwartet man, dass Apple Siri in ein vollwertiges KI-Assistenzsystem überführt.

Apple Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Zusammenfassung


CFRA kommt im Vorfeld der Quartalszahlen zu einer insgesamt konstruktiven Einschätzung. Gemäß der Analyse des US-Finanzdienstleisters ist die Fundamentallage der vier großen US-Technologiekonzerne trotz steigender Kosten und hoher Erwartungen stabil. Anleger sollten daher etwaige Rückschläge eher als Einstiegschance sehen.

Besonders Microsoft und Apple gelten als solide Anker im KI-Zeitalter, während Alphabet und Meta stärker von ihrer Fähigkeit abhängen, die enormen Investitionen in nachhaltiges Gewinnwachstum zu verwandeln. Allgemein betrachtet könnten die anstehenden Quartalsberichte nicht nur über die kurzfristige Marktstimmung mitentscheiden, sondern vielleicht auch Indizien dahingehend aussenden, wer die Richtung im nächsten Kapitel des KI-Zeitalters vorgibt.


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