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Euro-STOXX-Index im Momentum-Check: Diese 3 Branchen bieten aktuell die besten Chancen

Artikel, Strategien Jürgen Research 134 Leser

Die DZ Bank hat den Euro STOXX-Index mit einer Momentum-Strategie analysiert und dabei Banken, Bau und Industrie als aussichtsreichste Sektoren identifiziert. Bei TraderFox erfahren Sie, warum diese drei Branchen jetzt besonders interessant sind.

n der Börse ist es oft wie im Sport: Wer einmal die Nase vorn hat, bleibt oft auch künftig gut im Rennen. Die sogenannte Momentum-Strategie macht sich genau dieses Phänomen zunutze. Sie setzt auf den „Gewinner bleiben Gewinner“-Effekt. Vereinfacht gesagt: Aktien und Branchen, die bereits gut gelaufen sind, haben oft auch weiterhin Rückenwind.

Ein Paradebeispiel dafür biete der Fußball: Bayern München dominiert die Bundesliga schon seit Langem und hat fast so etwas wie ein Abo auf die Meisterschaft, das der Verein auch in diesem Jahr gerade wieder eingelöst hat. Dieser Erfolg ist kein Zufall, sondern Ausdruck von Kontinuität und Stärke – Eigenschaften, die auch an der Börse zählen.

Infos zur verfolgten Momentum-Strategie

Die DZ Bank nutzt diese Strategie, um vielversprechende Sektoren im Euro Stoxx ausfindig zu machen. Der Kern der Momentum-Strategie ist die Analyse der relativen Stärke von Branchenindizes. Dabei werden kurz- und langfristige Trends identifiziert, indem gleitende Durchschnitte berechnet und miteinander verglichen werden. Ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt, der über einem langfristigen liegt, signalisiert einen positiven Trend und eine steigende relative Stärke. Die Branchen werden dann nach dieser Dynamik in einer Rangfolge sortiert.  

Entscheidend ist, dass die DZ Bank nicht blind jedem kurzfristigen Auf und Ab folgt. Die Analysten eliminieren Branchen, deren Aufstieg auf zufälligen Schwankungen beruhen könnte. Zudem wird das KGV des Gesamtmarktes als eine Art "Schalter" genutzt: Solange dieses nicht auf einen negativen Trend hindeutet, werden zyklische Branchen bevorzugt.

Die finale Auswahl der Top 5 Branchen erfolgt nach einer zusätzlichen Prüfung, die fundamentale Kennzahlen wie Gewinnwachstum (CAGR), KGV und Dividendenrendite sowie den "TIRS" (Trendindikator relative Stärke) berücksichtigt. Diese Methodik zielt darauf ab, stabile und langfristig orientierte Anlageentscheidungen zu treffen.  

 Banken, Industrieaktien und Bauwerte sind derzeit die drei Top-Branchen

In der zitierten Analyse der DZ Bank belegen Banken (Rang 1), der Bausektor (Rang 2) und die Industrie (Rang 3) die drei Podestplätze. Nachfolgend einige Details dazu, was diese Sektoren derzeit so aussichtsreich machen.

 

Platz 3: Industrie – Wachstumsthemen mit Zukunftspotenzial

 

Die Industriebranche ist das gewichtigste Mitglied im Universum der 20 Euro STOXX-Branchen und bietet laut der DZ Bank attraktive Wachstumsperspektiven. Dies ergibt sich unter anderem aus den Schnittstellen zur Technologiebranche, wobei eine klare Abgrenzung oft nicht möglich ist. So sind Themen wie die Vernetzung industrieller Anwendungen, intelligente Energiemanagementsysteme und Automatisierung (Internet der Dinge) wichtige Wachstumstreiber.

Chancen bieten sich durch das Infrastrukturprogramm der deutschen Regierung, dessen Gewinnsteigerungsphantasie sich in den letzten Wochen in rasant anziehenden Kursen widerspiegelte. Gleichzeitig trafen aber auch Zollankündigungen die Kurse der Branchenunternehmen überproportional. Langfristig sollten sich jedoch die guten Wachstumsperspektiven positiv auswirken.

Das KGV 2025e fällt mit etwa 20,87 eher neutral aus, da der Zehnjahresmedian bei 20 liegt. Für 2026e notiert diese Kennzahl aber unter dieser Durchschnittsmarke bei 18,37, und für 2027 ergibt sich aus den Konsensschätzungen ein Wert von 15,29. Angepasst auf Schätzungen für die Jahre 2025 bis 2027 ergibt sich eine attraktive durchschnittliche jährliche Gewinnwachstumsrate (CAGR - Compound Annual Growth Rate) von 13,17 %.

Der jüngste Rücksetzer der Branche wirkte sich zwar auch auf die relative Stärke aus, aber in den letzten Wochen zog der TIRS (Trendindikator relative Stärke) dann auch wieder deutlich an. Eine übergeordnete Wende der relativen Stärke ist somit nicht erkennbar. Der Anfang 2024 eingeschlagene Trend des Indikators bleibt hingegen intakt, und der jüngste Rücksetzer stellt bislang nur eine übliche zyklische Bewegung dar, so die DZ Bank.

 

Platz 2: Bau - Profiteur der Infrastruktur-Investitionen

Der Bausektor profitiert von den in Deutschland beschlossenen Investitionen in die Infrastruktur. Diese Unternehmen sind klassische Profiteure einer nachfrageorientierten Politik. Langfristig angelegte Projekte können dabei für stabile, positive Perspektiven in der Branche sorgen. Laut DZ Bank scheint die Talsohle der Sparte durchschritten zu sein, und die Kostenstrukturen wurden angepasst.  

Das KGV der Branche ist in den letzten Monaten zwar leicht angestiegen, liegt mit etwa 14,9, aber immer noch leicht unter dem historischen Durchschnitt von 15,5. Mit Blick auf die Gewinne für die Jahre 2026 und 2027 notiert diese Kennzahl bei 13,65 bzw. 11,79. In Kombination mit der jährlich erwarteten Wachstumsrate von 9 % sieht die DZ Bank hier attraktive Chancen.  

Historisch betrachtet zeigt der Bausektor eine nahezu marktkonforme Entwicklung. Erstmals im Jahr 2023 war eine Outperformance zu erkennen. Anfang des aktuellen Kalenderjahres dürfte sich nach einer eher durchmischten Phase der Startschuss für einen neuen positiven Trend der relativen Stärke ergeben haben. Besonders im letzten Monat konnte der Sektor deutlich überdurchschnittlich abschneiden.  

 

Platz 1: Banken - Zurück in der Erfolgsspur

Die Zinswende hat den Banken neuen Schwung verliehen. Die gestiegenen Zinsen haben die Margen verbessert und auch die Risikovorsorge ist gesunken, was sich positiv auf die Aktienqualität auswirkt. Laut DZ Bank überzeugt die Branche zudem mit einer attraktiven Dividendenrendite und einem KGV, das unter dem langjährigen Median liegt. Auch der Trend der relativen Stärke spricht für die Banken: Sie übertreffen den Gesamtmarkt seit Herbst 2022 kontinuierlich.  

Die DZ Bank hebt in ihrer Analyse hervor, dass sich die Rentabilität der Banken in den letzten Jahren teils deutlich verbessert hat. Das Zinsergebnis, ein wichtiger Faktor für die Marge, konnte durch das gestiegene Zinsniveau erhöht werden. Während deutsche Banken ihre Ertragskraft bisher nicht vollständig wiederhergestellt haben, erwarten Marktteilnehmer nach den Wahlen höhere Investitionen in der Wirtschaft, was zusätzliche Chancen bietet.  

Allerdings bestehen auch Risiken, wie etwa eine deutliche Eintrübung der Konjunkturaussichten. Positiv wird von der DZ Bank die im Konsens erwartete Dividendenrendite hervorgehoben, die bei nachgebenden Gesamtmarktnotierungen stabilisierend wirken könnte. Die Kennzahl CAGR weist mit knapp 5,4 % zwar einen vergleichsweise geringen Wert auf, zeigt aber eine ansteigende Tendenz – von 0,9 % zu Beginn des Kalenderjahres. Das KGV für 2025 liegt aktuell 8,35 und notiert damit weiterhin deutlich unter dem langjährigen Median von 12.2.  

Fazit

Die Momentum-Strategie kann Anlegern helfen, sich im oft etwas unübersichtlichen Branchen-Dschungel zurechtzufinden. Die Analyse der DZ Bank zeigt, dass Banken, Bau und Industrie derzeit besonders aussichtsreich erscheinen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Börse niemals eine Einbahnstraße ist und vergangene Erfolge keine Garantie für zukünftige Gewinne sind.


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