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Mega-Anlagetrend Verteidigungstechnologie: Alles zum Superzyklus und den Top-Aktien

Artikel, Strategien Jürgen Research 452 Leser

Rüstung wird zunehmend zur Hightech-Angelegenheit: KI, Drohnen und Cybersecurity prägen die Verteidigungsausgaben der Zukunft. Für Anleger entsteht damit ein struktureller Megatrend. TraderFox beleuchtet mit dem Global X Defense Tech ETF, welche Unternehmen im Zentrum der Verteidigungstechnologie stehen.

Die geopolitische Weltlage hat die Verteidigung in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten Wachstumsfelder gemacht. Während klassische Märkte stark konjunkturabhängig sind, folgt die Rüstungsindustrie anderen Gesetzen: Sie wird von staatlichen Prioritäten bestimmt – und die lauten derzeit Aufrüstung, Modernisierung und technologische Erneuerung.

Eine aktuelle Studie von GlobalX spricht deshalb von einem „Defense Tech Supercycle“, der die Branche über Jahre hinweg prägen wird. Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cybersecurity, Drohnen oder spezialisierte Software-Lösungen stehen dabei im Zentrum.

Globale Verteidigungsausgaben auf Rekordniveau


2024 beliefen sich die weltweiten Militärausgaben laut SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute - Stockholmer Institut für Internationale Friedensforschung) auf 2,7 Billionen USD. Das entspricht einem Anstieg von 9,4 % gegenüber 2023 – die stärkste Steigerung seit dem Ende des Kalten Krieges.

Bemerkenswert ist nicht nur das Niveau, sondern auch die Dynamik: Seit 2015 haben sich die Ausgaben in großen Schritten nach oben bewegt, mit besonders starkem Schub durch den russischen Angriff auf die Ukraine 2022 und den Krieg im Nahen Osten 2023. GlobalX prognostiziert, dass bis 2030 ein Volumen von 3,6 Billionen USD erreicht wird, was einem jährlichen Zuwachs von etwa 5 % entspricht.

Globale Verteidigungsausgaben im Zeitverlauf


Grafik zeigt Prognose von Global X ETFs

 Quellen: Prognose von Global X ETFs mit Informationen aus: SIPRI, April 2025.

Die regionalen Unterschiede sind markant: Allein die USA gaben 2023 knapp 1 Billion USD aus – mehr als die nächsten sechs Länder zusammen. China folgte mit 314 Mrd. USD, Russland mit 149 Mrd. USD und Indien mit 86,1 Mrd. USD. Deutschland, Großbritannien und Saudi-Arabien bewegen sich jeweils im Bereich von 80 bis 90 Mrd. USD. Zusammen entfallen auf die sieben größten Länder mehr als 1,6 Billionen USD, also rund 60 % der weltweiten Gesamtausgaben.

USA: Verteidigungsausgaben mit neuer Dynamik


Die USA sind nach wie vor der wichtigste Akteur. Das Haushaltsjahr 2024 sah 886 Mrd. USD an Verteidigungsausgaben vor, davon 842 Mrd. USD direkt für das Verteidigungsministerium. Die Prognosen reichen noch weiter: Unter einem Szenario, das höhere Budgets vorsieht, könnten die Ausgaben bereits 2025 die Marke von 1 Billion USD überschreiten. Damit wäre ein historischer Wendepunkt erreicht.

Zum Verständnis: Die Angabe für 2023 umfasst die gesamten militärischen Ausgaben der USA im damaligen Kalenderjahr nach SIPRI-/Statista-Definition. Dazu zählen nicht nur die direkten Pentagon-Ausgaben, sondern auch andere Posten wie Veteranenprogramme, Department of Energy (für Nuklearwaffen), Sicherheit im Ausland und weitere militärnahe Budgets. Die Angabe für 2024 ist die gesetzliche Obergrenze für den Verteidigungshaushalt im US-Fiskaljahr 2024 (Oktober 2023 bis September 2024), wie sie im National Defense Authorization Act festgelegt wurde. Diese Zahl bezieht sich also auf den Budgetansatz, nicht auf die tatsächlichen Gesamtausgaben nach internationaler Methodik.

Die Schwerpunkte der Ausgaben verschieben sich zunehmend: Während früher Beschaffung und Betrieb im Vordergrund standen, wächst heute der Anteil für Forschung, Entwicklung und IT. Besonders stark ist der Bereich Cybersecurity, dessen Budget seit 2021 von 4,6 Mrd. USD auf 7,5 Mrd. USD (2024) gestiegen ist – ein Zuwachs von mehr als 60 %.

US-Verteidigungsausgaben nach Kategorien


Grafik von Congressional Budget Office

Quellen: Congressional Budget Office, Mar 2025; Global X

Europa: Vom Nachzügler zum Aufrüster


Auch Europa rüstet massiv auf. 2021 erfüllten nur 6 NATO-Mitglieder das 2 %-Ziel der Allianz, bis Ende 2025 werden es voraussichtlich über 20 Staaten sein. Deutschland, Frankreich, Italien und andere große Volkswirtschaften investieren Milliarden in neue Programme. Die EU flankiert dies mit dem „Readiness 2030“-Plan, der insgesamt rund 800 Mrd. Euro an zusätzlichem Spielraum für Verteidigungsausgaben vorsieht, teils durch EU-Kredite, teils durch eine Lockerung der Defizitregeln.

Besonders sichtbar ist der Schub bei den großen europäischen Verteidigungskonzernen. Rheinmetall, Leonardo und Thales steigern ihre Umsätze deutlich und sind zugleich zentrale Bestandteile im Global X Defense Tech ETF.

Verteidigungsausgaben der drei führenden EU-Rüstungskonzerne


Grafik zeigt Verteidigungsausgaben der drei führenden EU-Rüstungskonzerne

Quellen: FactSet Research Systems. Accessed on July 23, 2025. Global X

Der technologische Wandel: Von Panzern zu Plattformen


Ein Kernpunkt der GlobalX-Studie ist der fundamentale Wandel innerhalb der Verteidigungsausgaben. Militärbudgets konzentrieren sich zunehmend auf digitale Lösungen: Sensorik, Kommunikationssysteme, Cyberabwehr, KI und autonome Systeme. Dabei geht es weniger um klassische Hardware als um die Fähigkeit, Daten in Echtzeit zu erfassen, zu analysieren und in Entscheidungen umzusetzen.

KI gilt als Schlüsseltechnologie. Prognosen zufolge soll der Markt für militärische KI-Anwendungen bis 2032 ein Volumen von über 22 Mrd. USD erreichen, getrieben durch jährliche Wachstumsraten von über 11 %. Erste praktische Anwendungen – etwa bei der Auswertung von Aufklärungsdaten – sind bereits im Einsatz.

Prognose für militärische KI-Investitionen


Quellen: Precedence Research, Jul 2023. Global X

Drohnen und autonome Systeme: Wachstumsmärkte


Ein besonders dynamischer Teilbereich sind Drohnen und unbemannte Systeme. Der weltweite Markt für militärische Drohnen wird bis 2030 auf fast 34 Mrd. USD geschätzt, mit einem durchschnittlichen Wachstum von 13 % pro Jahr. AeroVironment, einer der führenden Anbieter, konnte seinen Umsatz in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppeln – allein 2024 waren es 717 Mio. USD. Konflikte wie der Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten haben die Nachfrage nach diesen Technologien nochmals verstärkt.

Militärische Drohnenausgaben weltweit


Militärische Drohnenausgaben weltweit

Quellen: Prognose von Global X ETFs mit Informationen aus: Fortune Business Insights, Oktober 2024.

Software als unterschätztes Element


Noch weniger sichtbar, aber zunehmend relevant ist Software. Aktuell macht sie weniger als 1 % des US-Verteidigungsbudgets aus. Doch der Trend zeigt klar nach oben: Mit wachsender Bedeutung von Datenanalyse, Geoinformation und Simulationen werden Softwareplattformen unverzichtbar. Palantir hat sich mit seinen Lösungen für Datenintegration und KI-gestützte Analysen fest im US-Verteidigungsapparat etabliert und verzeichnet starkes Umsatzwachstum.

Der Global X Defense Tech ETF: Zugang zum Trend


Der Global X Defense Tech ETF (Ticker: SHLD) wurde 2023 aufgelegt und umfasst aktuell 422 Unternehmen. Er bildet den Global X Defense Tech Index ab, der gezielt Firmen auswählt, die mindestens 50 % ihres Umsatzes aus Verteidigungstechnologien erzielen. Besonders interessant ist die Mischung: Neben traditionellen Rüstungsriesen wie Lockheed Martin oder Rheinmetall finden sich auch Softwareanbieter wie Palantir oder Spezialisten für Drohnen und Sensoren.

Top-10-Holdings im Global X Defense Tech ETF


Top-10-Holdings im Global X Defense Tech ETF

Quelle: Global X

Fazit: Ein struktureller Megatrend mit Anlagepotenzial


Die Studie von GlobalX zeigt klar: Verteidigungstechnologie ist mehr als nur ein zyklischer Aufschwung. Es handelt sich um einen strukturellen Megatrend, getragen von geopolitischen Risiken, aber auch von technologischem Fortschritt. Für Anleger, die an dieser Entwicklung partizipieren wollen, gibt es diverse Optionen, die von traditionellen Rüstungskonzernen bis hin zu innovativen Tech-Unternehmen reichen.


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