Megatrends: Die 5Ds prägen die nächsten zehn Jahre – was Anleger zu Chancen und Risiken wissen sollten
Die 5Ds – Verschuldung (Debt), Deglobalisierung, Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung - werden im kommenden Jahrzehnt laut UBS bedeutende Kräfte sein, die Chancen und Risiken für Anleger mit sich bringen. TraderFox berichtet.
Die Welt befindet sich stets im Wandel. Das gilt auch für die Weltwirtschaft, die sich momentan wieder mitten in einem Umbruch befindet. Fünf mächtige Kräfte – Verschuldung, Deglobalisierung, demografischer Wandel, Dekarbonisierung und Digitalisierung – treiben Veränderungen voran. Aus Anlegersicht bringen diese Megatrends sowohl Chancen als auch Risiken mit sich.
Die UBS ist dabei der Meinung, dass sich die Veränderungen der «Five Ds» – Deglobalisierung, Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Verschuldung (Debt) – insgesamt positiv auf das weltweite Wachstum auswirken werden. Zeitweilig höhere Inflationszahlen und eine steigende Volatilität schließen die Experten bei der Schweizer Großbank jedoch nicht aus, was aus ihrer Sicht für eine Diversifikation spricht.
Die 5Ds sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig, heißt es weiter. Für Anleger ist es wichtig, diese Megatrends zu verstehen, um fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Eine diversifizierte Anlagestrategie, die sowohl auf kurzfristige Chancen als auch auf langfristige Trends abzielt, kann dabei helfen, die Risiken zu minimieren und das Potenzial für höhere Renditen zu erhöhen, so die UBS.
Untenstehend folgt eine Besprechung dazu, wie die UBS über die 5Ds derzeit im Einzelnen denkt:
Schulden (Debt): Ein wachsendes Problem
Aufgrund der außerordentlichen fiskalischen Anreize nach der COVID-19-Pandemie, der alternden Bevölkerung und der erhöhten Verteidigungsausgaben ist die Staatsverschuldung seit Beginn des Jahrzehnts erheblich gestiegen. Da die Verschuldung nun viel höher ist, sind die Regierungen weniger in der Lage, mit einer künftigen Rezession oder einem Inflationsschock umzugehen. Es besteht daher laut UBS ein größeres Risiko von Schwankungen der Renditen langfristiger Staatsanleihen, wenn die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen in regelmäßigen Abständen in Frage gestellt wird.
Höhere Steuern könnten eine Möglichkeit sein, dem höheren Schuldenstand Rechnung zu tragen. Da ein höheres Risiko besteht, dass sich die Regierungen zur Finanzierung der Defizite auf die Zentralbanken stützen, rät das zitierte Schweizer Kreditinstitut Anlegern dazu, das Engagement in realen Vermögenswerten (einschließlich Aktien, Immobilien, Infrastruktur und Gold) in den Portfolios zu erhöhen, da diese eine größere Chance haben, die Inflationsraten zu erreichen oder zu übertreffen als Barmittel oder festverzinsliche Wertpapiere.
Die globale Verschuldung dürfte weiter steigen, angetrieben von den USA und China
Staatsverschuldung in % des BIP, globaler Durchschnitt, USA und China, einschließlich IWF-Projektionen (schattierte Fläche)
Quellen: IMF, UBS, Stand: November 2024
Deglobalisierung: Paradigmenwechsel
In den letzten Jahren ist die Welt nach Angaben der UBS weniger global geworden, beeinflusst durch die Pandemie, den zunehmenden Nationalismus, geopolitische Spannungen und technologische Veränderungen. Diese Faktoren haben die Länder dazu veranlasst, ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen, was zu einer Zunahme von Handelsschranken und protektionistischen Maßnahmen geführt hat.
Die Wahl von Präsident Trump mit seinem „America First“-Ansatz könnte diese Veränderungen noch beschleunigen. Aktive Konflikte in Regionen wie Osteuropa und dem Nahen Osten verstärken diesen Trend, schaffen Instabilität und entmutigen die internationale Zusammenarbeit. Der technologische Fortschritt erleichtert zwar die globale Kommunikation, hat aber auch autarkere Wirtschaftsstrategien ermöglicht.
Jede Zunahme von Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen könnte zu höheren Kosten für Verbraucher und Unternehmen, einem langsameren globalen Wachstum und einer höheren Inflation führen. Die UBS erwartet auch, dass höhere Verteidigungsausgaben die Verschuldung und die Inflation ansteigen lassen.
Trotz dieser Herausforderungen bietet die Deglobalisierung in bestimmten Sektoren Wachstumschancen. Da sich die Länder auf Cyber- und nationale Sicherheit konzentrieren, könnten Investitionen und Innovationen in diesen Bereichen zunehmen und neue Wachstumsmöglichkeiten schaffen. Unternehmen, die in den Bereichen Reshoring, Automatisierung und nationale Sicherheit tätig sind, könnten von der gestiegenen Nachfrage profitieren, so das Urteil.
Die Handelsspannungen zwischen den USA und China haben zu einem Anstieg der US-Einfuhren aus Mexiko geführt
US-Einfuhren aus China und Mexiko, in Millionen USD, gleitender 12-Monats-Durchschnitt
Quellen: IMF, UBS, Stand: November 2024
Demografische Entwicklung: Langlebigkeit im Fokus
Demografische Entwicklungen verlaufen langsam, aber seit der Jahrtausendwende haben sich die demografischen Muster bereits deutlich verändert. Nach Angaben der UNO ist die Weltbevölkerung über 65 Jahre in den letzten fünf Jahren um rund 100 Mio. Menschen gewachsen. Das Zusammentreffen der alternden Bevölkerung in den USA, Europa und Nordasien mit der jungen und schnell wachsenden Bevölkerung in Afrika und Südasien wird nach Einschätzung der UBS wahrscheinlich sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen.
Die Art und Weise, wie die Gesellschaften - individuell und kollektiv - mit der Migration umgehen, wird eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Inflation spielen. Für Investoren erwartet die UBS, dass die Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern dazu beitragen wird, dass sich im Bereich der menschlichen Langlebigkeit zunehmend eine Chance für transformative Innovationen ergibt.
Starke regionale Disparitäten beim Wachstum der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) in % der Gesamtbevölkerung, einschließlich UN-Projektionen
Quellen: Vereinte Nationen, Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten, Abteilung Bevölkerung (2024), UBS, Stand: November 2024
Dekarbonisierung: Energie und Ressourcen
Seit Beginn des Jahrzehnts hat der Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Energiemix zugenommen, während der Anteil der fossilen Brennstoffe abgenommen hat. Mit Blick auf die Zukunft geht die UBS davon aus, dass der regulatorische Druck zur Dekarbonisierung anhalten wird und dass mehrere Faktoren die Preise für knappe Ressourcen in die Höhe treiben könnten, darunter Ressourcenprotektionismus, Umweltsteuern, höhere Versicherungskosten und Beschränkungen für bestimmte Energiequellen.
Es bleibt nach Einschätzung der UBS ungewiss, ob die Gesellschaften bereit sind, höhere Energiekosten zu akzeptieren, insbesondere wenn die Energienachfrage aufgrund des verstärkten Einsatzes von künstlicher Intelligenz steigt. Trotz dieser Herausforderungen könnten die erheblichen Investitionen, die zur Deckung des steigenden Energiebedarfs und zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele erforderlich sind, auch das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Die zitierten Experten glauben, dass die größte Investitionsmöglichkeit in diesem Bereich in der Energie- und Ressourceninnovation liegt.
Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Strommix steigt
Aufschlüsselung des Energiebeitrags nach Quelle, TWh (linke Seite), und Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix insgesamt, % (rechte Seite)
Quelle: Ember, UBS, Stand: November 2024
Die Digitalisierung: Die KI-Revolution
Die Analysten bei der UBS glauben, dass sich die künstliche Intelligenz als eine der einflussreichsten Innovationen des Jahrhunderts erweisen könnte. Während sich die meiste Marktaufmerksamkeit bisher auf die Unternehmen konzentriert hat, die diese Technologie ermöglichen, gehen sie davon aus, dass KI letztlich Effizienz, Innovation und neue Geschäftsmodelle in allen Sektoren vorantreiben wird, von der Automatisierung von Routineaufgaben bis hin zu fortschrittlichen Datenanalysen.
Wenn das Potenzial der KI ausgeschöpft werden kann, könnte sie nach Meinung der Großbank eine Produktivitätsrevolution einläuten und zu niedrigeren Preisen für verschiedene Waren und Dienstleistungen sowie zu einem höheren Wirtschaftswachstum beitragen.
Historische Beispiele können den weiteren Angaben zufolge einen gewissen Kontext für das potenzielle Ausmaß liefern. Der PC steigerte die Arbeitsproduktivität zwischen 1986 und 2000 um 18 %, das Internet zwischen 2000 und heute um 20 %. Geht man von einer Produktivitätssteigerung von 15 % durch KI aus, so könnte sich die Wertschöpfung nach UBS-Schätzung auf 4,4 Billionen USD belaufen. Auf makroökonomischer Ebene glaubt man, dass die KI-Revolution dazu beitragen wird, die Inflation zu senken, das Wachstum anzukurbeln und somit in den kommenden Jahren zu höheren Realzinsen führen wird. Auf Unternehmensebene sehen die Analysten Potenziale auf den Ebenen der Grundlagen, der Intelligenz und der Anwendungen.
Die Zeitspanne von der Innovation bis zum Produktivitätswachstum ist kürzer geworden
Jahr von der Innovation bis zum Produktivitätswachstum, Schätzungen von JPMorgan für KI
Quellen: JPMorgan, Crafts (2021), NBER, BEA, Stand: Dezember 2023
Bildherkunft: AdobeStock_824492893