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Portfoliocheck: Bill Ackman setzt fast nur noch auf Immobilien und Mobilität – aber es steckt mehr dahinter

Artikel, Portfoliocheck Michael C. Kissig 279 Leser

Bill Ackman gründete seinen Hedgefonds Pershing Square Capital Management 2004 mit 54 Mio. USD Startkapital, die größtenteils aus seiner eigenen Tasche stammten. Inzwischen ist der aktivistische Investor Multimilliardär und kauft Aktien börsennotierter Unternehmen, um anschließend das Management öffentlichkeitswirksam zu Veränderungen zu drängen. Ackmans aktivistische Attacken sind aber kein Selbstzweck, sondern sie sollen die versteckten Werte aufdecken und so die Kurse von seiner Ansicht nach unterbewerteten Aktien in die Höhe treiben.

Ackman erkennt aber durchaus die Schwäche dieses Ansatzes.

Wenn man eine Investitionsthese öffentlich vertritt, kann es schwieriger sein, seine Meinung zu ändern, da der menschliche Verstand dazu neigt, Daten zu ignorieren, die nicht mit einer fest verankerten Meinung übereinstimmen.“ (Bill Ackman)

Deshalb hat er seine Strategie weiterentwickelt. Ackman konzentriert sich inzwischen auf großartige Unternehmen, die über einen enormen ökonomischen Burggraben und solide Cashflows verfügen, um an deren Wertschöpfung zu profitieren. Dabei fokussiert er sich auf einige wenige Unternehmen und auf diese setzt er dann große Summen. Hierbei folgt er Investmentlegenden wie Warren Buffett und Charlie Munger.

Die meisten Anleger diversifizieren zu viel, weil sie zu faul sind und sich nicht ausreichend mit ihren Unternehmen beschäftigen. Wenn sie 200 Positionen haben, können sie kaum wissen, was in einem dieser Unternehmen im Moment vor sich geht.(Bill Ackman, 2023)

Und er folgt ihnen auch in einem weiteren Investmentprinzip: dem Buy & Hold. Er kauft Aktien als Unternehmensanteile in der Absicht, möglichst lange von ihrer Wertschöpfung zu profitieren. Dabei hält die Aktien auch über makroökonomisch basierte Wirtschaftsschwankungen hinweg und sichert sein Depot nötigenfalls lieber durch Derivate ab.

Kurzfristige Markt- und Wirtschaftsprognosen sind überwiegend unsinnig. Unsere Investitionsstrategie macht die Notwendigkeit, sich auf kurzfristige Markt- oder Wirtschaftseinschätzungen zu verlassen, weitgehend irrelevant.(Bill Ackman)

Doch Ackman hält nicht sklavisch an Aktienpositionen fest. Wenn er meint, sich geirrt zu haben, realisiert er seine Verluste schnellstmöglich und konsequent.

Der Blick in sein Depot und auf seine Transaktionen ist umso interessanter, als dass er viel Geld in wenige Positionen steckt und daher die Fehlertoleranz vergleichsweise gering ist. Anders formuliert: er ist von seinen Positionen felsenfest überzeugt und das verleiht ihnen ein ganz besonderes Gewicht.

Top-Käufe und -Verkäufe im 2. Quartal 2025


Schauen wir uns nun Bill Ackmans Transaktionen an. Seine Turnoverrate hat sich vom dem sehr hohen Level des Vorquartals wieder auf vergleichsweise moderate 11 % reduziert, während der Wert seines Aktiendepots deutlich von 11,9 auf 13,7 Mrd. USD zulegte.

250630 Ackman TOP Transaktionen

Beginnen wir mit seinem Verkauf seiner bevorzugten nordanmerikanischen Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Kansas City. Die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik und die anhaltend hohen Zinsen in den USA limitieren das Potenzial – und Ackman erklärte: „Dies ist eine der Positionen, bei denen wir mit Bedauern verkaufen, aber wir möchten ganz klar sagen, dass wir das Team von Canadian Pacific und CEO Keith Creel als Person und als Führungskraft sehr schätzen." Und Ryan Israel, Ackmans Chief Investment Officer, fügte hinzu, dass Canadian Pacific zwar ein "wunderbares Unternehmen" sei, aber im Vergleich zum Rest des Portfolios eines der wirtschaftlich und zolltechnisch empfindlicheren Unternehmen. Ergänzend dürfte ausschlaggebend gewesen sein, dass der starke Kurseinbruch an den Börsen Anfang April ganz neue Chancen ergeben hat, die Ackman nur mit dem nötigen Kleingeld wahrnehmen konnte.

Pershings Investmentansatz darin besteht, Hunderte von Unternehmen zu beobachten und dann zuzugreifen, wenn der Preis und die potenziellen Renditen attraktiv werden. Amazon fiel nach dem Ausverkauf im April in diese Kategorie. Ackman gefällt, dass Amazon mit der E-Commerce-Plattform für den Einzelhandel und den Amazon Web Services (AWS) zwei starke Geschäftsbereiche hat. AWS deckt den Cloud-Bedarf anderer Unternehmen auf effizientere Weise ab, als Unternehmen dies allein tun könnten.

Hierzu erklärte CIO Israel: „Amazon ist so etwas wie der 800-Pfund-Gorilla im Cloudgeschäft, in dem es nur drei Akteure gibt, die einen Marktanteil von über 40 % haben, und wir glauben, dass die Zukunft für dieses Geschäft unglaublich rosig ist... weniger als 20 % aller IT-Arbeitslasten befinden sich heute tatsächlich in der Cloud und wir denken, dass in Zukunft vielleicht sogar 80 % in solchen Umgebungen stattfinden werden.“

Zweitgrößter Cloudanbieter der Welt ist Microsoft mit Azure, doch dahinter folgt bereits Alphabet mit besonders starken Zuwachsraten bei seiner Google Cloud. Und auch hier hat Ackmann zugegriffen und seine Position um mehr als ein Fünftel aufgestockt.

Drei weitere, aber eher marginale Aufstockungen nahm er noch bei Brookfield, Hertz und Hilton Worldwide vor. Während er bei Brookfield und Hertz auch schon im Vorquartal auf der Käuferseite gewesen war, und zwar deutlich, hatte er seine Position bei Hilton annähernd halbiert.

Top-Positionen am Ende des 2. Quartals 2025


Am Ende des Quartals hielt er elf bzw. dreizehn Positionen, darunter eine Neuerwerbung. Bei Nike hatte er im 1. Quartal 2025 seinen Aktienbestand in Call-Optionen getauscht, um so mit weniger Kapitaleinsatz einen größeren Hebel zu erzeugen, und bei Alphabet hält Ackmann zwei unterschiedliche Aktiengattungen.

Mit einem Anteil von 35,1 % dominieren weiterhin die zyklischen Konsumwerte vor Technologiewerten mit 20,6 % und der Finanzbranche mit 18,5 %. Dahinter folgen Kommunikationsdienste mit 15,1 %, Immobilienwerte mit 10 % und Industrieunternehmen mit nur noch knapp 1 % Gewichtung.

250630 Ackman TOP Positionen

Ackmans größte Position mit rund 21 % Gewichtung ist die beim Ride-Sharing-Anbieter Uber, wo er erst im Vorquartal neu eingestiegen war. Ackman bezeichnete Uber als "eines der am besten geführten und hochwertigsten Unternehmen der Welt", und das Unternehmen habe großartige Arbeit geleistet, indem es sich zu einer profitablen und einen starken freien Cashflow generierenden Maschine entwickelt hat. Dabei verzeichnen beide Sparten, also das Mobilitäts- als auch Zustellungssegment (Heimat von UberEats) ein solides Wachstum. Das Unternehmen expandiert weiterhin in neue Märkte, vor allem in solche mit geringerer Bevölkerungsdichte, und plant, in diesem Jahr in Hunderten von neuen Städten zu starten. Das Unternehmen profitierte auch davon, dass sich der Anstieg der Kfz-Versicherungskosten in diesem Jahr abschwächte und wächst darüber hinaus trotz des intensiven Wettbewerbs im Zustellungsgeschäft in den Segmenten Lebensmittel und Einzelhandel.

Dahinter folgt unverändert der kanadische Finanzinvestor Brookfield Corp. der seinen Schwerpunkt auf Infrastruktur- und Immobilieninvestments legt. Beide Bereiche standen in den letzten beiden Jahren vor erheblichen Herausforderungen und werden auch durch das deutlich erhöhte Zinsniveau belastet. Zudem hat der von Donald Trump ab April ausgelöste weltweite Zollkrieg den Markt für Fusionen und Übernahmen einfrieren lassen und auch Börsengänge wurden aufgeschoben. Die Lage hat sich in den letzten Monaten aber wieder deutlich entspannt und dementsprechend dürften auch die Geschäftszahlen wieder positiver ausfallen. Brookfield kauft aber auch Wettbewerber auf und übernahm soeben für rund 3 Mrd. USD die restlichen verbleibenden 26 % der Anteile an Oaktree Capital Management, die von Starinvestor Howard Stanley Marks geführt wird.

Auf dem dritten Rang liegt weiterhin der Franchisespezialist Restaurant Brands, der insbesondere für seine Marken Burger King und Tim Horton‘s bekannt ist, bevor Neueinsteiger Amazon sich auf den vierten Platz und damit knapp vor Howard Hughes Holdings etabliert hat.

Hierzu erklärte Bill Ackman seinen Investoren: „HHH ist eine langfristige Beteiligung, die ihr Potenzial nicht voll ausgeschöpft hat. Vor fast 15 Jahren haben wir zusammen mit Blackstone, Brookfield und Fairholme eine Bezugsrechtsemission für HHH zu 50 USD je Aktie abgesichert, und die Aktie hat in diesem Zeitraum nur etwa 50 % an Wert gewonnen. Ursprünglich haben wir HHH gegründet, um die nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerte von General Growth Properties (GGP) zu halten, als das Unternehmen den Konkurs hinter sich hatte. GGP war die erfolgreichste Investition von Pershing Square in ein Portfoliounternehmen, da die Aktien und Abspaltungen des Unternehmens insgesamt von 0,34 USD je Aktie zu Beginn unserer Käufe auf etwa 35 USD bei unserem Ausstieg aus GGP stiegen, womit die Pershing Square-Fonds 2,8 Mrd. USD Gewinn erzielten. Annähernd 15 Jahre später sind wir der Meinung, dass HHH gut positioniert ist, um im Bereich des Besitzes und der Entwicklung von Master Planned Communities (MPCs) einen erheblichen langfristigen Wert zu schaffen, da das Unternehmen nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte verkauft oder ausgegliedert hat und nun ein fokussiertes und hochprofitables Portfolio einiger der begehrtesten Immobiliengemeinschaften in den USA besitzt. Trotz der hochwertigen Vermögenswerte, des ausgezeichneten Managements und der optimierten Form von HHH werden die Aktien nicht zu einem Preis gehandelt, der den inneren Wert und die äußerst attraktiven Zukunftsaussichten widerspiegelt“.

Aus diesem Grund hat sich Ackman für weitere 900 Mio. USD die bestimmende Mehrheit an HHH gesichert und er selbst sowie sein CIO Israel besetzen nun die operativen Führungsposten. Ackmann will HHH in eine „moderne Berkshire“ umwandeln, indem das Kerngeschäft unbeirrt seinen Erfolgspfad verfolgt, aber die hieraus erzielten Cashflows nicht mehr ins Immobiliengeschäft zurückfließen, sondern an die Holding-Mutter gehen, wo Ackman sie künftig in Unternehmensbeteiligungen und börsennotierte Aktien investieren will. Parallel dazu strebt er die Gründung einer Versicherungsgesellschaft an, um deren Float an Versicherungsprämien ebenfalls investieren zu können. Wie Warren Buffett es bei Berkshire vorgemacht hat, bietet den Float quasi unverzinste Darlehen und damit einen erheblichen Hebeleffekt für das Ergebnis.

Die Börse zeigte sich anfangs von Ackmans Plänen nicht überzeugt, aber inzwischen scheint ein Umdenken stattzufinden. In den letzten sechs Monaten konnte der Kurs von Howard Hughes Holdings um stattliche 22 % zulegen – mit 80 USD liegt er allerdings noch immer deutlich unterhalb der 100 USD, die Ackman bei der jüngsten Kapitalerhöhung gezahlt hat.

Es schließt sich Chipotle Mexian Grill an vor den beiden Aktiengattungen von Alphabet. Zählt man diese Positionen allerdings zusammen, würden die kombinierten 15 % Depotgewichtung locker zum dritten Platz in Ackmans Portfolio reichen. Und zusammen mit Amazon käme sein Cloud-Engagement damit auf knapp ein Viertel seiner Investments.

Die Depotschlusslichter stellen weiterhin Hilton, Hertz und Seaport Entertainment Group.

Was Ackmans 13F nicht zeigt


Das 13F-Fomular müssen Investoren quartalsweise bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht einreichen, wenn sie mehr als 100 Mio. USD in US-Aktien angelegt haben. Darin sind alle Positionen an börsennotierten US-Aktien aufzuführen, die zum Ende des Quartals im Depot liegen. Und somit tauchen nicht-börsennotierte Aktien und Beteiligungen ebenso wenig auf wie ausländische Werte, sofern es sich nicht um die an US-Börsen gehandelten ADRs handelt.

Das betrifft zum Beispiel Ackmans Anteil von etwa 6,2 % an Universal Music Group, die nicht in den USA an der Börse notieren. Bis vor Kurzem wäre sie mit einer Gewichtung von 27 % die mit Abstand größte Position in seinem Portfolio gewesen, doch nun hat Ackman einen erheblichen Teil seiner Gewinne realisiert, nachdem der Wert fast alle anderen kursmäßig überflügelt hat. Anstelle von 27 % Gewichtung stellt UMG nun noch rund 17 % des Portfolios.

Noch besser lief es bei den beiden „Finanzkrisenopfern“ Fannie Mae und Freddie Mac, die seit ihrer Gründung durch den US-Kongress im Jahr 1938 eine wichtige Rolle im nationalen Wohnungsfinanzierungssystem spielen. Sie sorgen für Liquidität, Stabilität und Erschwinglichkeit auf dem Hypothekenmarkt, indem sie Tausenden von Banken, Sparkassen und Hypothekengesellschaften, die Kredite zur Finanzierung von Wohnimmobilien vergeben, Liquidität zur Verfügung stellen. Sie kaufen also Hypotheken von Kreditgebern und halten diese Hypotheken entweder in ihren Portfolios oder verpacken die Kredite in hypothekarisch gesicherte Wertpapiere (MBS), die verkauft werden können. Die Kreditgeber verwenden das Geld, das sie durch den Verkauf von Hypotheken an die Unternehmen erhalten, für weitere Kredite. Während der Globalen Finanzkrise gerieten beide dementsprechend in Schieflage und mussten vom Staat gerettet werden. Im Zuge der Rettungsaktion wurden sie von der Börse genommen.

Am 15. November 2013 offenbarte Bill Ackman, die beiden Unternehmen als weitere Long-Positionen seiner Partnerschaft; da sie nicht mehr an der Börse notieren, tauchen sie im 13F auch nicht auf. Ackman hielt seinerzeit knapp 10 % der ausstehenden Aktien an beiden Unternehmen. Im März 2018 teilte Pershing Square mit, dass sie inzwischen rund 21 % an den beiden Unternehmen halten würden. Nachdem Donald Trump am 27. Mai über „Truth Social“ erklärte, er arbeite am „Going Public“ der beiden Unternehmen, wird der enorme Wert, der hier in Ackmans Keller schlummert, immer sichtbarer.

Auf den ersten Blick ist Ackman also in viele Unternehmen investiert, die im Bereich Mobilität, Autovermittlung, Mobilitätsplattformen oder Logistik aktiv sind. Darüber hinaus liegt ein weiterer Schwerpunkt auf Unternehmen, die ein erhebliches Engagement im Immobiliensektor aufweisen. Doch bei den meisten seiner Engagements scheinen diese Kerngeschäfte eher Mittel zum Zweck zu sein, um neue und wachstumsstärkere Aktivitäten zu finanzieren. Eine solche Innenfinanzierung ist einer der größten Treiber für überdurchschnittliches Wachstum und in dessen Folge starker Wert- und Kurszuwächse. Amazon ist das Paradebeispiel für eine gelungene Innenfinanzierung, denn der Cashflow aus dem E-Commerce-Bereich hat nicht nur den Aufbau der Cloudsparte „intern“ finanziert, sondern dieser anschließend den Aufbau der Logistiksparte. Und Amazon Logistik steht in den USA kurz davor der größte Paketdienst zu werden und nach FedEx und UPS auch den bisherigen Platzhirsch United States Postal Service zu überflügeln.

Bill Ackman glaubt, einige Unternehmen zu besitzen, die ähnliche Qualitäten wie Amazon aufweisen und vielleicht zu ebensolchen Erfolgen fähig sind. Und möglicherweise liegt er damit gar nicht so falsch…


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