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Portfoliocheck: Prem Watsa geht beim strauchelnden Immobilienprofi Kennedy-Wilson jetzt all in

Artikel, Portfoliocheck Michael C. Kissig 91 Leser

Prem Watsa ist den meisten Menschen kein Begriff, dabei ist er einer der erfolgreichsten Value Investoren der Welt. Watsa gilt der „kanadische Warren Buffett“ und kann auf spektakuläre Renditen verweisen, die beinahe an die Rekordwerte seines Vorbilds Warren Buffett herankommen: Auf Sicht von 35 Jahren erzielte Watsa durchschnittlich 15,2 %.

Auf den Spuren der besten Value Investoren


Der 1950 in Indien geborene Watsa siedelte am 11. September 1972 nach Kanada über. Er besuchte das MBA-Programm an der späteren Ivey Business School der University of Western Ontario und lernte 1985 Francis Chou kennen, der ihm von Warren Buffetts außerordentlichen Erfolgen durch Investitionen auf Basis des „Floats“ der Versicherungsunternehmen von Berkshire Hathaway berichtete. Diesem überzeugenden Konzept folgte Watsa und baute die Strategie von Fairfax Financial darauf auf. Neben einem disziplinierten „Underwriting“ in der Versicherungssparte legt er bei der Anlage von deren Vermögenswerten den Schwerpunkt auf einer konservativen Value-Investment-Philosophie; er investiert also auf einer Total-Return-Basis und auf lange Sicht.

Wenn man einen Float, also Bargeld aus Versicherungsprämien, das Berkshire Hathaway investieren kann, bevor Schäden bezahlt werden müssen, zu 3 % erwirtschaften und in Unternehmen investieren kann, die 13 % erwirtschaften, ist das ein ziemlich gutes Geschäft.(Charlie Munger)

Die jüngsten Geschäftszahlen wussten wieder einmal zu überzeugen. Fairfax Financial Holdings gab für das 3. Quartal 2025 einen im Vorjahresvergleich um 11,7 % erhöhten Nettogewinn von 1.151,7 Mio. USD bzw. 52,04 USD je verwässerter Aktie bekannt. Der Buchwert je Stammaktie notierte zum 30. September 2025 bei 1.203,65 USD und das sind, bereinigt um die im 1. Quartal 2025 gezahlte Dividende von 15 USD, starke 15,1 % mehr als zum Jahresende 2024.

Prem Watsa kommentierte die Zahlen so: „Im 3. Quartal 2025 verzeichneten wir einen Anstieg des Nettogewinns, der auf ein höheres bereinigtes Betriebsergebnis aus unserem Schaden- und Unfallversicherungs- sowie Rückversicherungsgeschäft in Höhe von 1.343,2 Mio. USD zurückzuführen ist, das wir unserer anhaltend starken Kernversicherungsleistung, höheren Zins- und Dividendenerträgen sowie günstigen Ergebnissen aus Beteiligungen verdanken. Unsere Schaden- und Unfallversicherungs- sowie Rückversicherungsgesellschaften verzeichneten eine konsolidierte Combined Ratio von 92,0 % und einen konsolidierten versicherungstechnischen Gewinn von 540,3 Mio. USD auf nicht diskontierter Basis“. Eine Schaden-Kosten-Quote von unter 100 % bedeutet, dass das Unternehmen seine Risikoprämien im Versicherungsbereich profitabel kalkuliert hat.

Wie Buffetts Berkshire Hathaway ist Fairfax Financial eine Holdinggesellschaft, die über ihre Tochtergesellschaften im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung und Rückversicherung sowie der damit verbundenen Anlageverwaltung tätig ist. Die vierteljährlich über das 13F-Formular an die US-Börsenaufsicht SEC zu meldenden US-Aktienpositionen geben dabei nur einen kleinen Teil der gesamten Vermögenswerte von Fairfax Financial wieder.

Der Gesamtwert belief sich Ende Juni 2025 auf 70,3 Mrd. USD, wovon gut 10 Mrd. auf Barmittel und kurzfristige Positionen entfielen. Das Aktienportfolio stand lediglich für 1,87 Mrd. USD.

Zu den bedeutenden Anlagen, die nicht im 13F-Bericht enthalten sind, gehören Investitionen in Griechenland und Indien, wobei die griechischen Investments hauptsächlich aus einer 32-prozentigen Beteiligung an der Eurobank bestehen. Weitere wichtige Beteiligungen sind ein 27-prozentiger Anteil an Thomas Cook India, 54 % an Bangalore International Airport Limited, 31 % an Quess Corp Limited, sowie den bestimmenden Anteil an Fairfax India.

Transaktionen im 2. Quartal 2025


Das Portfolio von Fairfax Financial legte von 1,84 auf 1,87 Mrd. USD nur leicht zu. Watsas Turnoverrate lag bei niedrigen 5 % und unter den nun 28 Positionen befinden sich zwei Neuzugänge.

Prem Watsa Transaktionen

Watsa größtes neues Engagement betraf den US-Gesamtmarkt, den er sich mit dem Vanguard S&P 500 ETF ins Portfolio legte. Zudem stieg er neu beim kriselnden Sportwettenanbieter Penn Entertainment ein.

Massiv aufgestockt hat er zudem bei The Kraft Heinz Co, wo Warren Buffett mit 27 % Anteil der größte Aktionär ist. Das Unternehmen entstand aus der Fusion von Heinz Ketchup mit Kraft Foods, den beiden führenden Ketchup-Unternehmen der USA. Doch die erhofften Synergieeffekte stellten sich nicht ein, statt Umsatzwachstum geriet man in die Defensive und die Gewinne schrumpften. Nun erfolgt die Rolle rückwärts und beide Unternehmen steuern auf eine Trennung zu – und Buffett is not amused über diesen Schritt, wie er öffentlich erklärte. Währenddessen wittert Prem Watsa hier eine Chance und stockte seine Position um fast die Hälfte weiter auf.

Bei Helmerich & Payne erhöhte Watsa seine Position um rund ein Viertel. Das Unternehmen bietet Bohrlösungen und -technologien für Öl- und Gasförderunternehmen an und konzentriert sich dabei auf den Bereich Bohrungen innerhalb der Wertschöpfungskette der Öl- und Gasförderung. Während der Ölpreis sinkt, steigt die Zahl der produzierenden Quellen in den USA auf immer neue Höchststände. Der Aktienkurs hat schwer gelitten und da griff Watsa zu.

Beim früheren Smartphone-Giganten und heutigen Security-Softwareanbieter BlackBerry ist Watsa schon viele Jahre an Bord und begleitete das Unternehmen durch Dick und Dünn. Nun reduzierte er seine Position erneut um etwa 13 %. Und beim Rauchmelderhersteller Gentex sowie beim Hotel- und Casinobetreiber MGM Resorts stieg Watsa komplett aus.

Portfolio zum Ende des 2. Quartals 2025


In Prem Watsas Aktiendepot dominieren Rohstoffwerte mit einem Anteil von 36,1 % vor Energiewerten mit 14,4 % und dem Gesundheitssektor mit 12,2 %. Knapp dahinter liegen Technologiewerte mit 11,1 % und defensive Konsumwerte mit 9,9 % Gewichtung.

Prem Watsa Positionen

Orla Mining ist mit einem Anteil von knapp 30 % Watsas mit Abstand größte Position und das kommt nicht von ungefähr. Watsa begann im 3. Quartal 2022 mit seinen Käufen, als die Aktie zwischen 2,40 und 3,70 USD notierte, und stockte bei steigenden Kursen mehrfach deutlich seine Position auf. Die erhöhte Aktienanzahl sowie der auf inzwischen über 10 USD gestiegene Kurs machen Orla Mining zum größten und einem sehr profitablen Investment von Prem Watsa in den letzten Jahren – und das liegt nicht alleine am deutlichen Anstieg des Goldpreises. Insgesamt gehören Watsa inzwischen rund 17,5 % an dem Minenunternehmen.

Der frühere Depotspitzenreiter Occidental Petroleum ist nur noch Watsa zweitgrößte Beteiligung und stellt rund 13,5 % des Portfolios. Hier sammelte er seit Mitte 2022 vier Quartale lang Aktien ein und damit in einer Phase, als auch Warren Buffett seine Position immer stärker ausbaute. Zuletzt hielt sich Wata mit Aufstockungen zurück, obwohl der Aktienkurs deutlich gesunken ist.

Drittplatzierter ist der strauchelnde Gesundheitsdienstleister CVS Health, wo Watsa im 2024er-Schlussquartal mit einem großen Schluck aus der Pulle eingestiegen ist, als der Aktienkurs massiv eingebrochen war. Nach einer Erholung hielt er sich in 2025 bis zur Jahresmitte relativ stabil, zieht seitdem aber deutlich an.

Die größten drei Positionen bringen es zusammen auf gut 54 % der Depotgewichtung und die ersten fünf Positionen bringen sogar gemeinsam 70 % auf die Waage. Dazu gehören neben dem ehemaligen Smartphone-Pionier BlackBerry nun auch die zuletzt kräftig aufgestockte Kraft Heinz Co. Der Ketchup-Gigant hat sich an Cleveland-Cliffs vorbeigeschoben, die nun die zweite Hälfte der Top 10 angeführt. Dahinter folgt der Immobilienwert Kennedy-Wilson Holdings vor ATS und Molson Coors, die ihre Plätze getauscht haben. Der neu erworbene S&P-500-ETF hat es noch nicht in die Top 10 geschafft, sitzt dem zehnplatzierten Under Armour dicht aber im Nacken.

Im Fokus: Kennedy-Wilson Holdings


Am Immobilienkonzern Kennedy-Wilson Holdings hält Watsa 9,66 % der Anteile. Erstmals eingestiegen war er hier bereits 2010 und Ende 2016 stockte er seinen Bestand um 40 % auf und Anfang 2018 nochmals um fast 10 %. Neben seinen Aktien hält Watsa auch Optionsscheine, die er im Rahmen von Vorzugsaktieninvestitionen in den Jahren 2021 und 2022 erworben hat. Der Gesamtanteil von Fairfax Financial an Kennedy-Wilson liegt somit bei etwa 20 % - und zusammen mit deren CEO William McMorrow kontrolliert bei rund 31 % des Immobilienkonzerns.

Das ist insofern von Bedeutung, weil Fairfax Financial und der Vorstandsvorsitzende McMorrow und kürzlich ein Übernahmeangebot unterbreitet haben, um alle ausstehenden Stammaktien von Kennedy-Wilson für 10,25 USD je Aktie in bar zu erwerben. McMorrow und Watsa erklärten hierzu: „Durch die Privatisierung kann sich das Unternehmen auf die weitere Umsetzung seines Geschäftsplans konzentrieren, ohne laufende öffentliche Berichterstattung (und die damit verbundenen Kosten und Verwaltungsaufwand) leisten zu müssen, und seine Ressourcen auf seine langfristige Strategie ausrichten“.

Der Verwaltungsrat von Kennedy-Wilson hat bereits einen Sonderausschuss gebildet, um die Bedingungen des Vorschlags zu prüfen. Aber es dürfte kaum ernsthaften Widerstand gegen die Großaktionäre geben, denn auf dem Konzern lastet eine hohe Verschuldung und das anhaltend hohe Zinsniveau in den USA und die daraus resultierende Immobilienkrise bedrohen inzwischen viele Existenzen in der Branche. Das „Going Private“ durch einen finanzkräftigen Investor wie Fairfax Financial könnte genau der richtige Schritt für das Unternehmen sein, um sich ohne den stetigen und kritischen Blick der Öffentlichkeit die Krisenzeit hinter sich zu bringen. Und Watsa würde wohl nicht zu viel bezahlen. Zwar machte der Kurs nach der Ankündigung einen Freudensprung von 25 %, aber selbst danach notiert er verglichen mit dem Jahresstart noch immer im Minus.

Frische Zahlen zum 3. Quartal gab es auch noch: Kennedy-Wilson meldete einen Verlust je Aktie von -0,15 USD, was allerdings eine Verbesserung gegenüber dem Verlust von -0,56 USD je Aktie im 3. Quartal 2024 darstellt. Das bereinigte EBITDA belief sich auf 125 Mio. USD verglichen mit 66 Mio. im Vorjahresquartal.

Die Anlageverwaltungsgebühren stiegen im 3. Quartal um 8 % und seit Jahresbeginn um 23 %. Der jährliche operative Nettoergebnis (NOI) des Portfolios belief sich auf 434 Mio. und das NOI der Mietwohnungen in den USA stieg um 2,4 %, bei einer Auslastung von 94 %. Die Region Mountain West verzeichnete in Idaho ein NOI-Wachstum von 6,8 %, während der Pazifische Nordwesten ein NOI-Wachstum von 3 % meldete. Das Portfolio an erschwinglichen Wohnungen umfasste mehr als 11.000 Einheiten, wobei der NOI im 3. Quartal unverändert blieb.

Das verwaltete Vermögen (AuM) ist um 11 % auf 31 Mrd. USD gestiegen ist und das gebührenpflichtige Kapital um 10 % auf 9,7 Mrd. CEO McMorrow erklärte ergänzend: „Im September haben wir die bevorstehende Übernahme der Plattform Toll Brothers Apartment Living einschließlich ihres internen Entwicklungsteams angekündigt. Die Übernahme wird das verwaltete Vermögen sofort um 5 Mrd. USD erhöhen und umfasst ein Portfolio von 21.000 bestehenden und geplanten Einheiten.“ Auf Pro-forma-Basis werden die AuM damit voraussichtlich 36 Mrd. USD erreichen, wovon über 70 % auf Mietwohnungen entfallen.

Kennedy-Wilson macht also Fortschritte und bietet Potenzial. Herausfordernd stellen sich die Finanzierungs- bzw. Schuldenseite dar sowie die Einnahmen, die unter Druck stehen. Das spiegelt sich auch in dem zuletzt gedrückten Aktienkurs wider. Doch auf Sicht von fünf Jahren können sich die Anleger bei einem Kursplus von über 400 % kaum beschweren. Und ein bisschen Dividende gabs noch oben drauf. Kein Wunder, dass Prem Watsa hier engagiert ist und sich nun sogar den ganzen Kuchen einverleiben will.

Ob dies gelingt, werden wir in den nächsten Wochen erfahren. Vielleicht schon, wenn wir uns nächstes Mal Prem Watsas Aktivitäten im 3. Quartal anschauen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Kennedy-Wilson Holdings Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox


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